Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Sinn von Starterkits


von Gerald M. (gerald_m17)


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Hallo,

ich bin neu in der Mikrocontrollerwelt und versuche gerade den Einstieg 
zu meistern. In meinem Studium (Physik, Nebenfächer alle Richtung 
Elektronik) habe ich bereits das Grundkonzept von C++ und AHDL/VHDL 
erlernt und verstanden.
Nun möchte ich gerne Mikrocontroller programmieren, da ich einige Ideen 
habe. Die ersten paar beruhen meistens auf "Knöpfe drücken". Der Rest 
ist optional und es würde mir sicher gefallen das zu meistern.
1
/*
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U.a.:
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Sau-Handy (Wenn das Handy umgestoßen wird (darunter ist Futter) ruft es
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 eine Nummer an. Im Moment ist das so gelöst, dass das Handy an ist, und
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 am grünen Höhrerknopf ein Bewegungssensor ist, der beim umfallen einen 
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Kontakt mehrmals schließt. Dadurch wird der grüne Knopf mehrmals gedrückt, 
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wodurch die letzte angerufene Nummer angerufen wird. Schlecht ist dass das 
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Handy alle 5-6 Tage leer ist und aufgeladen werden muss. Hier möchte ich 
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einen µC einbauen, der beim umfallen das Handy anschaltet, dann die Nummer 
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auf Kurzwahltaste 1 drückt. Bei kritischen Akkustand könnten z.b. zwei 
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anrufe kurz hintereinander folgen)
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Dashcam (Ich habe mir eine Keycam gekauft, die sehr gute Videos macht. 
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Diese möchte ich fest in das Auto hinter meinen Spiegel bauen. Das Problem 
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ist, dass hinterm Spiegel nur geschaltenes Plus anliegt. Auch hier soll 
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ein µC mein einschalten des Autos erst die Powertaste, dann die recording 
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Taste drücken)
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Toilettenfester ( Das Toiletenfenster soll sich automatisch nach 15Minuten 
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schließen, oder wenn es anfängt zu regnen. Außer draußen ist es warm, dann 
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nicht)
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Grillcontroller (Die Kohle unten im Grill bekommt nur durch einen 
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Ventillator Frischluft. Hierdurch soll die Garraumtemperatur recht 
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konstant gehalten werden (zu kalt --> mehr Luft, und umgekehrt). Dies kann 
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noch erweirtert werden, praktisch bis ins unendliche. Man könnte noch ein 
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Display einbauen, einen Fleischthermometer, die Grilltemp könnte gegen 
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Ende hin (Fleisch nahe anvisierter Kerntemp) nach unten faden, Alarmton 
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wenn Kohle leer (trotz viel Luft kein Anstieg der Temp), einen Kohleasche-
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Rüttler etc.)
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CAN-BUS beim Auto auslesen, um beim Navi die Rückfahrkamera zu aktivieren 
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(ist eine Funkkamera), wobe ich mir das schwer vorstelle, aber egal. 
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/*

Was ich fragen wollte:

Was macht dieses Starterkit? Ich verstehe ja, dass ich einen Programmer 
brauche, um Das Hex-file auf den µC zu bekommen, aber wofür gibt es 
diese Starterkits, wo teilweise noch nur eine LED und ein Taster mit 
drauf sitzt? Wirklich nur, damit ich zum testen die LED blinken lassen 
kann? Da spricht doch nichts dagegen, dass ich die direkt (mit 
Widerstand natürlich) an den µC brutzle, oder?
Weil dann würde ich mir einfach einen USB-Programmer (oftmals nur 
Laptop) kaufen, n paar ATMega8 und ein paar ATTiny13 + je Sockel und ein 
Steckbrett mit ein paar Steckkabeln kaufen. (Widerstände, LEDs, Lötzeug, 
Taster und das Zeug hab ich eh alles hier). Vielleicht noch n paar 
Lochplatinen dazu.
Gibt es da dann etwas zu beachten? Zum Programmieren würde ich gerne 
Assembler lernen (Win 7). Kostenlose Software gibt es ja genug. Oder 
habe ich einen Denkfehler?

von Martin B. (gonative)


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Hallo,

ich bin selbst nach Anfänger und habe nur eine Lehre gemacht. Für mich 
machen Starterkits in zweifachen Hinsicht einen Sinn:

1. Man muss nur dieses Kit haben, um erste Programme schreiben und 
testen zu können, also man muss nix berechnen, stecken oder löten und 
kann das Thema Elektronik erst einmal langsam angehen lassen.

2. Man kann auf sogenannte Shields setzten für Funk, Display, Tastatur, 
SD-Karten, Motorentreiber etc. und muss sich hier auch nicht um die 
Elektronik groß kümmern, das haben andere schon getan und es 
funktioniert von der Hardwareseite schon alles. Auch gibt es für diese 
Shields in der Regel schon Libs, so dass auch von der Softwareseite viel 
Zeit eingespart werden kann.

Ich selbst habe ein Starterkid/Entwicklungsboard mit einem ARM Cortex 
M4, unter anderem auch, weil schon viel auf dem Board drauf ist wie 
Bewegungssensor, Mikrofon etc. und es diesen Mikrocontroller nur in SMD 
gibt, was ich noch nicht beherrsche. Und ein Programmer fehlt mir auch 
für den ARM. Da habe ich dann mit 20,- EUR ne Menge schon mit bei 
gehabt, um nur erst einmal diese Technologie testen zu können.

Dann habe ich aber noch eine AVR-Schiene, wo ich alles komplett selbst 
mache. Also vom Quarz bis zur ISP-Schnittstelle wird alles selbst 
angeschlossen und über ein USB/ISP-Programmer geflasht.

Programmieren kannst du immer in der Sprache und auf dem OS dass dir am 
besten liegt. Assembler halt um wirklich alles selbst in der Hand zu 
haben und um Ressourcen zu sparen und C wenn es portabler sein soll und 
du schneller zum Ziel kommen möchtest, da du auch auch viele Libs 
zurückgreifen kannst.

Ich bevorzuge es alles selbst zu machen, aber für mich ist das auch 
alles nur Spielerei und ein Hobby.

von marco (Gast)


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Gerald m. schrieb:
> Widerstand natürlich) an den µC brutzle, oder?
> Weil dann würde ich mir einfach einen USB-Programmer (oftmals nur
> Laptop) kaufen, n paar ATMega8 und ein paar ATTiny13 + je Sockel und ein
> Steckbrett mit ein paar Steckkabeln kaufen. (Widerstände, LEDs, Lötzeug,
> Taster und das Zeug hab ich eh alles hier). Vielleicht noch n paar
> Lochplatinen dazu.
> Gibt es da dann etwas zu beachten? Zum Programmieren würde ich gerne
> Assembler lernen (Win 7). Kostenlose Software gibt es ja genug. Oder
> habe ich einen Denkfehler?

Kein Denkfehler. Meiner Meinung nach die beste Art anzufangen. 
Vermittelt von Anfang an mehr Gefühl für die Wirkung von Spannungen und 
Strömen, die das Programm im µC ja steuern und regeln soll.

von Martin B. (gonative)


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Zur Erweiterung meines Wissens aus der Lehre nutze ich noch die 
Vorlesungen hier, mit der empfohlenen Literatur:

http://video.tu-clausthal.de/vorlesung/142.html

Das ist alles gut erklärt und gewährt einen guten Einblick in die 
Thematik der Elektrotechnik. Für mich als Hobbyelektroniker reicht das 
dann auch für ein paar Basteleien aus.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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> Was macht dieses Starterkit?

Ein Starterkit schließt eine Menge Fehlerquellen (wackelkontakt, 
Beschaltungsfehler, falsche Powersupply (Power-On-Ramping) aus und lässt 
dich gleich mit dem Programmieren durchstarten.

Wenn dann nichts geht, dann liegt es an deinem programm und der Fehler 
ist leicht einzukreisen. Starterkits lassen sich auch leichter 
transportieren, beispielsweise zum Computerclub/Bastlerzirkel/etc.. Und 
es gibt vorgefertigte Config/Header-files für Starterkits 
(GPIO-konfiguration) funktionsfähige Beispielprogramme etc.. Alles prima 
für den Einstieg.

Interessant finde ich Starterkits di sich auf ein Steckbrett montieren 
lassen, damit hast du ein Wunschsystem an Einfachheit und 
Erweiterbarkeit. Bsp dieses FPGA-Modul 
http://www.youtube.com/watch?v=1LC0c8vdT10

MfG

von Garden (Gast)


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Oder macht im ersten Schritt einen Crash-Kurs zunächst ganz ohne 
Hardware,
z.B. http://ET-Tutorials.de/Mikrocontroller

Darauf aufbauend dann einen Aufbau mit einem Starterkit, das man dann 
nach und nach erweitert.

von Gregor B. (Gast)


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Naja, in den meisten heute angebotenen Starterkits ist neben dem 
eigentlichen Controller, den du testen willst, auch noch zusätzlich der 
Debugger verbaut, mit dem Du dann auch die Chips auf deinen 
selbstgebauten Platinen programmieren und debuggen kannst.
Außerdem sind viele davon so billig, dass sich ein Selbstbau gar nicht 
mehr lohnt.

Die Discovery-Kits von ST für den Cortex-M liegen bei deutlich unter 
20€,
die Launchpads von TI liegen bei 10$,
die LPCExpresso für NXP-Controller kosten auch so um die 20€,

alle mit jeweils einer auf diese Prozessorfamilien limitierten Version 
von Seggers J-Link.

von Gerald M. (gerald_m17)


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Alles klar, dann werde ich mich wahrscheinlich gegen ein Starterkit 
entscheiden. Fehlersuche muss ja auch gelernt sein (Geräte sind ja da), 
und es wäre ja sowieso komisch, wenn es beim ersten mal klappt :P

Dann wird es ein USB-Programmer, Chips und ein Steckbrett :)
Danke euch

von Osche R. (Gast)


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Gerald m. schrieb:

> Was macht dieses Starterkit?

Starterkits haben eigentlich nur einen Sinn: dem Kunden zu zeigen, dass 
die neu gelieferten Controller funktionieren, und eine 
Erstinbetriebnahme zu ermöglichen. Wenn Du bei Null startest, hast Du 
eine Million Fehlerquellen: Compiler läuft nicht, Flasher tut nicht, 
Controller defekt, falsche Kondensatoren, falscher Takt, 
Programmierschnittstelle falsch belegt, ...

Das Starterkit dient nur dazu, den ganzen Kram einmal ans Laufen zu 
bekommen, bevor man dann auf seiner eigenen Platine weiterarbeitet. Das 
entlastet die Hotline, daher verschenken die Hersteller diese Dinger und 
sparen trotzdem Geld. Die Boards werden meist 2-3 Tage benutzt, dann 
wandern sie in den Schrank.


> Weil dann würde ich mir einfach einen USB-Programmer (oftmals nur
> Laptop) kaufen, n paar ATMega8 und ein paar ATTiny13 + je Sockel und ein
> Steckbrett mit ein paar Steckkabeln kaufen.

Ja. Aber wenn's nicht klappt weisst Du nicht warum. Du solltest Dir 
daher anstelle des Starterkits eine beliebige Leiterplatte mit Atmel 
drauf besorgen, von der Du weisst, dass sie funktioniert. Oder Deine 
selbstgeätzte erstmal bei einem Kumpel in Betrieb nehmen. So reduziert 
man die Menge der Unbekannten etwas.

von Peter D. (peda)


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Kommt drauf an.

Die AVRs im DIP kann man im Prinzip nackt verwenden, 5V rangepappt und 
sie laufen.

Die 32Bitter ARM sind da deutlich verpimpert, die wollen schon etwas 
umfangreichere Außenbeschaltung, Stromversorgung, ehe sie laufen.
Daher sind die auch kaum als DIP verfügbar, ein kleines SMD-Platinchen 
muß schon sein. Ohne Starterkit sind die für den Anfänger quasi 
unbrauchbar.

von Peter D. (peda)


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Gerald m. schrieb:
> n paar ATMega8 und ein paar ATTiny13

Nimm besser gleich ATmega328p und ATtiny85.

von Karl H. (kbuchegg)


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Und noch was.
Deine Sammlung von 'Problemstellungen' da oben in allen Ehren. Aber die 
Realität sieht anders aus.
Dein erstes Programm ist: eine LED einschalten
Dein zweites Programm ist: die LED soll nur brennen, wenn der Taster
                           gedrückt ist
Dein drittes Programm ist: besagte LED blinken lassen
Dein vierstes Programm ist: Die LED soll nur blinken, wenn der Taster
                            gedrückt ist
Dein fünftes Programm ist: mit mehreren LED ein Lauflicht realisieren
Dein sechstes Programm ist: Lauflicht, welches links rum läuft wenn der
                            Taster nicht gedrückt ist
Dein siebtes Programm (und das ist schon ganz schön schwer): Mit jedem
                            Tastendruck, soll das Lauflicht die Richtung
                            wechseln
usw. usw.

Bis du dich an deine Aufgabenstellungen heranwagen kannst, ist
* der Sommer längst vorbei
* hast du schon vieles programmiert
* du schon den einen oder anderen µC gehimmelt
* eventuell selber (mindestens) ein Board aufgebaut und in
  Betrieb genommen


Wenn du also auf Starterkits schielst, mit dem Hintergedanken wie gut 
sie sich für deine konkreten Problemstellungen eignen - vergiss es. Nur 
weil du in 10 Jahren in die Karibik fahren willst, kaufst du dir heute 
keine salzwasserfeste Armbanduhr.

von Gerald M. (gerald_m17)


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Ja, so in etwa hatte ich mir das auch vorgestellt. Chip an vvc und gnd, 
led mit widerstand an ein Beinchen und das auf gnd. Vllt noch n Taster 
an n Beinchen, dann Programm schreiben mit ein und Ausgang, wenn Knopf 
gehalten wird soll led blinken, ansonsten nicht. Fertig.
Das kann man dann mit LEDs erweitern wenn man mag, Lauflicht, 
Schieberegister usw.
Sehr viel Fehler kann man da ja nicht machen, also anschlusstechnisch.
Und das Programm auf den chip zu schreiben, funktioniert oder nicht. 
Oder einfach mal alle Ausgänge auf high schalten, und mit dem MM dran. 
Wenn da nix is, ist das Programm nicht drauf. Sind ja keine tausend 
Sachen dran

von Gerald M. (gerald_m17)


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Huch, haben gerade gleichzeitig geschrieben.
Ja, genau das meine ich ja. Dafür brauche ich doch kein board? Das löte 
ich mir im Notfall direkt an die Beinchen ohne Platine.

Deshalb will ich ja wissen was ich mit solch einem board machen soll. 
Dass es mir später nichts für die aufgaben bringt ist mir sehr klar.

von Karl H. (kbuchegg)


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Gerald m. schrieb:

> Sehr viel Fehler kann man da ja nicht machen, also anschlusstechnisch.


:-)
Dein Wort in Gottes Ohr.

Erst gestern hatten wir hier einen, der ein LCD an einen Arduino 
rankabeln will. An und für sich kein Problem. Es hat sich dann von 13:00 
bis kurz vor 22:00 hingezogen, bis er nach wiederholter Aufforderung 
dann endlich mal seine Kabel durchgemessen hat und bei 2-en davon einen 
Kabelbruch festgestellt hat. (*)

Aber cool. Ein Mitstreiter mehr, der sich fehlenden Blockkondensatoren, 
Verbindungen von AREF zu AVcc, RC-Glied an Taster ja/nein, wie rum 
werden LED angeschlossen .... annimmt!

(*) und natürlich hat er vorher stundenlang auf der Aussage beharrt, die 
Verkabelung wäre in Ordnung und die hätte er schon zig-mal geprüft :-)

von Dietrich L. (dietrichl)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Gerald m. schrieb:
>
>> Sehr viel Fehler kann man da ja nicht machen, also anschlusstechnisch.
...
> Aber cool. Ein Mitstreiter mehr, der sich fehlenden Blockkondensatoren,
> Verbindungen von AREF zu AVcc, RC-Glied an Taster ja/nein, wie rum
> werden LED angeschlossen .... annimmt!

... und der Programmer-Anschluss fehlt auch noch ...

Und man sollte eine steckbare Version nicht verachten: wenn was nicht 
geht, kann man immer mal schnell ein vielleicht defektes Bauteil 
austauschen. Das reduziert bei der Fehlersuche die Anzahl der möglichen 
Ursachen erheblich.

Gruß Dietrich

von Gerald M. (gerald_m17)


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Ich denke es wird dann so was:
http://item.mobileweb.ebay.de/viewitem?itemId=370695458840&index=1&nav=SEARCH&nid=34764889549
Ein steckkabelset, n paar atmega328p und attiny85, und ein avr dragon.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Gerald m. schrieb:
> Ich denke es wird dann so was:
> http://item.mobileweb.ebay.de/viewitem?itemId=3706...
> Ein steckkabelset, n paar atmega328p und attiny85, und ein avr dragon.
Und schon wieder keine Blockkondensatoren in der Liste...  :-/

von Gerald M. (gerald_m17)


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Habe doch geschrieben, Elektronikzeug wie Widerstände, Kondensatoren und 
LEDs sind vorhanden

von Dietrich L. (dietrichl)


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Gerald m. schrieb:
> Habe doch geschrieben, Elektronikzeug wie Widerstände, Kondensatoren und
> LEDs sind vorhanden

... und Stromversorgung? Stecker für Programmer?

von Gerald M. (gerald_m17)


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Stromquelle hätte ich diverse USB Adapter, oder schaltbare Netzteile. 
Aber die kabel, da muss ich noch schauen. Danke dafür!

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