Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik AntiAliasing Filter == Verzweiflung!


von Skittler B. (skittler)



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Hallo,

ich bin mittlerweile am Verzweifeln.
Ich benötige für eine Audioschaltung einen AntiAliasing Filter.
Daraufhin habe ich schon mit LTSpice, AktiveFilter und diversen anderen 
Programmen versucht einen zu entwerfen.
Eigentlich müsste der recht Steilflankig sein. Grenzfrequenz 3.5kHz. 
Jedoch bin ich mittlerweile schon zufrieden wenn alles über 8kHz unter 
40db kommt.
Leider muss es ein MFB-Filter sein mit maximal 4. Ordnung.

Egal, mein Hauptproblem ist das die Simulationen immer ganz ordentlich 
aussehen. Baue ich die Schaltung dann auf meiner Prototypplatine nach, 
so hören die sich bisher meist bescheiden an.

Die Angehängte schaltung hat bisher noch die besten ergebnisse 
geliefert. Jedoch klingt auch diese Blechern Verzerrt.
Es ist schwer zu beschreiben, aber wenn ich mit einem Signalverfolger 
den Eingang abhör, ist das Audiosignal klar und deutlich.
Höre ich mir dann den Ausgang an, dann klingt da irgendwas mit. Als wenn 
irgendwas mit rasselt.

Ich habe alle Bauteile schon mehrfach überprüft und ausgetauscht. Es 
kommt immer zu gleichen Ergebniss.

Leider kenne ich mich nicht gut genug mit Gruppenlaufzeiten und 
Phasendrehung aus um das beurteilen zu können.

Ich bin für jeden rat dankbar.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Skittler Bruce schrieb:
> Die Angehängte schaltung hat bisher noch die besten ergebnisse
> geliefert. Jedoch klingt auch diese Blechern Verzerrt.
Ein Dreieck- und Sinusgenerator zusammen mit einem Oszilloskop wären da 
jetzt die geeigneten Werkzeuge...

> Höre ich mir dann den Ausgang an, dann klingt da irgendwas mit. Als wenn
> irgendwas mit rasselt.
Bei welcher Lautstärke/Amplitude?

von Skittler B. (skittler)


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Lothar Miller schrieb:
> Skittler Bruce schrieb:
>> Die Angehängte schaltung hat bisher noch die besten ergebnisse
>> geliefert. Jedoch klingt auch diese Blechern Verzerrt.
> Ein Dreieck- und Sinusgenerator zusammen mit einem Oszilloskop wären da
> jetzt die geeigneten Werkzeuge...

Beides hätte ich da, aber wie meinst du das damit?

>
>> Höre ich mir dann den Ausgang an, dann klingt da irgendwas mit. Als wenn
>> irgendwas mit rasselt.
> Bei welcher Lautstärke/Amplitude?

Die Amplitude beträgt gerade mal 400mV Spitze Spitze.

Also eigentlich auch kein Klippen.

von Falk B. (falk)


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@Skittler Bruce (skittler)

>> Ein Dreieck- und Sinusgenerator zusammen mit einem Oszilloskop wären da
>> jetzt die geeigneten Werkzeuge...

>Beides hätte ich da, aber wie meinst du das damit?

Man speist ein Testsignal in die Schaltung und schaut sich das 
Ausgangssignal auf dem Oszi an. Wahrlweise auch ein Rechtecksignal, da 
sieht man die Bandbreite des Filters ( ~ 0,35 / tr, tr = Anstiegszeit) 
sowie Resonanzen (Überschwingen).

>Also eigentlich auch kein Klippen.

Klippen sind Felsen im Wasser. Clipping ist ein englisches Wort für das 
deutsche Wort Übersteuerung oder Abschneiden.

von Uwe (Gast)


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LM358 für Audio ??? Nimm mal einen OP-Amp für Audio !

von Falk B. (falk)


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Hmm, die Filter sehen komisch aus. Klassische Sallen Key Filter sehen 
anders aus.

von Skittler B. (skittler)


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Falk Brunner schrieb:
> Hmm, die Filter sehen komisch aus. Klassische Sallen Key Filter sehen
> anders aus.

Das ist ja auch kein Sallen Key sondern ein Multi Feedback Filter.

von B e r n d W. (smiley46)


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Nimm wenigstens einen NE5532 mit 10 MHz GBW. Die Bauteile sind für mein 
Empfinden zu hochohmig und sind daher brummempfindlich und erzeugen 
Rauschen. D.h. alle Widerstände um ca. Faktor 100 reduzieren und die 
Kondensatoren wieder anpassen. Folienkondensatoren verwenden.

Dann kann aus dem Filter 4. Ordnung eins mit 5. oder 6. Ordnung gemacht 
werden, indem jeweils noch ein passiver TP dazugeschaltet wird. 
Anscheinend ist da bei Dir die Phasendrehung nicht erwünscht.

Wie wäre es mit einem Cauer-Filter?
http://sound.westhost.com/articles/active-filters.htm#s73

von Martin (Gast)


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Das zweite Filter ist gleichspannungsmäßig angekoppelt. Vielleicht hilft 
es ja, noch einen Kondensator vor R40 zu schalten.

von B e r n d W. (smiley46)


Angehängte Dateien:

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Oder so ähnlich wie im Anhang. Trotzdem einen OPV suchen mit 10 MHz GBW 
und Rail to Rail, dann gehts auch mit 5Volt Betriebsspannung. Falls das 
Signal auch deutlich kleiner als 400mV werden kann, dann einen sollte 
der OPV nicht zu stark Rauschen.

von Kai K. (klaas)


Angehängte Dateien:

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Schalte mal zu R37 einen Cap von 10µF parallel. Das gleiche über die 
Versorgungsspannungsanschlüsse des LM358.

Dann solltest du besser keinen LM358 nehmen, da dieser OPamp starke 
Übernahmeverzerrungen zeigt.

Außerdem kann die bloße Bandbreitenbegrenzung bereits blechern klingen.

von Skittler B. (skittler)


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Ja die Kondensatoren sind in der Simulation nicht enthalten. In der 
realen Schaltung sind natürlich bei der Referenzspannung 10uf und zwei 
100nf sowie bei der Versorgungsspannung ein 25uf sowie ein 100nf 
Kondensator. Aufgebaut ist die Schaltung übrigends in SMD.
Naja, ich habe heute mal direkt den NE5532 bestellt. Sobald der ankommt 
werde ich den LM358 mal austauschen.

Messungen mit einem Dreieck als Eingangssignal haben ergeben das das 
Ausgangssignal bei 500Hz Zeitlich gesehen über dem Eingangssignal liegt. 
Umso höher ich die Frequenz dann regel schiebt sich das Dreieck am 
Ausgang nach hinten. Bei 2,2kHz ist es schon um 90° verzögert.
Denke das dies den komischen Klang hervorruft. Meint ihr das liegt nur 
am LM358?

von Skittler B. (skittler)


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Ja die Kondensatoren sind in der Simulation nicht enthalten. In der 
realen Schaltung sind natürlich bei der Referenzspannung 10uf und zwei 
100nf sowie bei der Versorgungsspannung ein 25uf sowie ein 100nf 
Kondensator. Aufgebaut ist die Schaltung übrigends in SMD.
Naja, ich habe heute mal direkt den NE5532 bestellt. Sobald der ankommt 
werde ich den LM358 mal austauschen.

Messungen mit einem Dreieck als Eingangssignal haben ergeben das das 
Ausgangssignal bei 500Hz Zeitlich gesehen über dem Eingangssignal liegt. 
Umso höher ich die Frequenz dann regel schiebt sich das Dreieck am 
Ausgang nach hinten. Bei 2,2kHz ist es schon um 90° verzögert.
Denke das dies den komischen Klang hervorruft. Meint ihr das liegt nur 
am LM358?

von Kai K. (klaas)


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>Messungen mit einem Dreieck als Eingangssignal haben ergeben das das
>Ausgangssignal bei 500Hz Zeitlich gesehen über dem Eingangssignal liegt.

Hast du ein Bild?

von Alex (Gast)


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Wieso müssen es unbedingt MFB-Filter sein?
Wieso hast du einen Bandpass verwendet?
Sallen Key Filter sind robuster gegen Bauteiltoleranzen! Bei vier Polen 
ist das kritisch! Da hat deine reelle Schaltung einen anderen 
Frequenzgang, als der berechnete.

Wie hast du die Filter berechnet? Butterworth oder Bessel oder was?
Alle steilflankigeren Filter liefern heftige Phasenverschiebungen und 
Überschwinger.
Es gibt im Netz ein gutes, kostenloses Berechnungsprogramm da kann man 
die Verstärkung und die Eingangsimpedanz usw. eingeben - muss mal morgen 
in der Arbeit nachschauen wie es heißt.

Wenn du - wie für Audio üblich - Sigma-Delta-Wandler verwendest, reicht 
ein einfacher Antialiasfilter aus.

von Kai K. (klaas)


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>Sallen Key Filter sind robuster gegen Bauteiltoleranzen! Bei vier Polen
>ist das kritisch! Da hat deine reelle Schaltung einen anderen
>Frequenzgang, als der berechnete.

Ich glaube nicht, daß es daran liegt. Dazu hat das Filter einen zu 
gutmütigen Verlauf. Ich denke eher, daß die massiven 
Übernahmeverzerrungen des LM358 der Grund für den blechernen Klang sind. 
Wäre nicht das erste Mal...

von B e r n d W. (smiley46)


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R36 und R37 bewirken bei 5 Volt Betriebsspannung, dass der Arbeitspunkt 
bei 1,25 Volt liegt. Besser wäre hier ca. 2 Volt

von Philipp L. (philipp_l89)


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Ich kann zum schnellen berechnen und vergleichen die Software FilterPro 
(Freeware, http://www.ti.com/tool/filterpro) von Texas Instruments 
empfehlen. Optimieren kann man die Bauteilwerte dann immernoch in Spice, 
PSpice, LTSpice und wie sie nicht alle heißen!

von Kai K. (klaas)


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>R36 und R37 bewirken bei 5 Volt Betriebsspannung, dass der Arbeitspunkt
>bei 1,25 Volt liegt. Besser wäre hier ca. 2 Volt

Wenn seine Signalamplitude größer als 0,2V ist, dann ist 1,25V 
vielleicht ein bißchen wenig. Ich würde rund (5V-1,5V)/2 = 1,75V wählen.

Aber wenn man sich mein Bildchen mit den Übernahmverzerrungen des LM358 
mal genau anschaut, dann sollte die Wiedergabe schon erheblich verzerrt 
klingen...

von Skittler B. (skittler)


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Das ist es ja gerade, ich habe das Filter mal mit AktivFilter 
durchgerechnet, mal mit dem Programm von TI. Mal mit einem 
Filterprogramm von Microchip und alle dann auch mit LTSpice direkt mit 
dem LM358 nochmal simuliert. Ich habe sogar am Rechner wave dateien 
durch den Filter gejagt um mir diese am Ausgang anzuhören. Alles war 
vielversprechend.

Am Oszilloskop kann ich die Übernahmeverzerrungen nicht direkt 
nachstellen. Jedoch sehe ich wie gesagt das niedrige Frequenzen 
Unverzögert durch kommen jedoch hohe Frequenzen (also ca. 2kHz) schon um 
eine Halbwelle hinterher hängen. Ich hoffe das hängt eventuell auch nur 
am LM358 und nicht an der Schaltung generell.

Heute kommen vermutlich die NE5532. Die werde ich dann mal testen. Ich 
drück mir selbst die Daumen ;)

PS: Hat jemand eine gute Buch Empfehlung für Analoge Aktiv Filter? 
Dieses Try and Error Prinzip hält mich jetzt schon zu lange auf. Ich 
würde gerne mehr über den Phasengang und die Gruppenlaufzeit wissen.

von Helmut S. (helmuts)


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> jedoch hohe Frequenzen (also ca. 2kHz) schon um eine Halbwelle hinterher hängen.

Das kommt bestimmt größtenteils vom Filter und nicht vom Opamp. Das 
kannst du auch schon mal vorab simulieren.

Auf den Musikeindruck hat die Phasenverschiebung aber keinen Einfluß.

Hab mal mit UniversalOpamp2(GBW=10MHz) simuliert. Das gab 86° 
Phasenverschiebung bei 2kHz. Bei 100Hz hast du -5dB. Da solltest du 
einen größeren C am Eingan nehmen um die Bässe sind abzuschwächen. 
Überhaupt sind deine Widerstandswerte um mindestens 1 Dekade zu hoch.
330k -> 33k

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Helmut S. schrieb:
> Auf den Musikeindruck hat die Phasenverschiebung aber keinen Einfluß.
Lass diesen Satz mal nicht die High-Ender hören...  ;-)

Skittler Bruce schrieb:
> Am Oszilloskop kann ich die Übernahmeverzerrungen nicht direkt
> nachstellen.
Zeig doch einfach mal so ein Oszibild...

von Kai K. (klaas)


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>Das kommt bestimmt größtenteils vom Filter und nicht vom Opamp. Das
>kannst du auch schon mal vorab simulieren.

Eben. Sieht man ja schon am Phasengang. Da ist doch schon direkt 
ablesbar, wie ein Sinus am Ausgang in der Phase verschoben wird.

>Alles war vielversprechend.

Simulatoren zeigen dir nie alles an. Ohne Erfahrung kommst du letztlich 
nicht weit. Und die mußt du dir selbst erarbeiten, mit viel Praxis. Nimm 
doch mal einen neuen, frischen LM358 und teste wieder. Dann nimm das 
Filter heraus und teste wieder. Klingt es dann immer noch blechern? 
Verändere die Zeitkonstanten vom Filter. Klingt es dann immer noch 
blechern?

Du mußt dich viel mehr bewegen. Ersetze die Komponenten durch andere, 
bis du den Sündenbock eingegrenzt hast. Bist du überhaupt sicher, daß 
dein Quellsignal in Ordnung ist? Divide and conquer!

>Lass diesen Satz mal nicht die High-Ender hören...  ;-)

Als ich mit Kollegen noch Aktivboxen gebaut habe und dabei 
Likwitz-Riley-Filter 4.Ordnung verwendet habe, haben wir den Einfluß des 
Phasengangs auf das Hören intensiv untersucht. Dazu haben wir das Signal 
wahlweise durch ein Allpaßfilter geschickt, das also zwar keine 
Signaldämpfung erzeugt, dafür aber jede Menge extreme 
Phasenverschiebungen. Solange die Filter für linkes und rechtes Ohr 
identisch waren, haben wir keinerlei Signalverfälschung gehört. Wenn 
aber die Filter unterschiedlich waren, konnte man deutlich Fehler im 
Stereobild wahrnehmen. Und wenn man nur dem einen Ohr das 
phasenverschobene Signal angeboten hat und dem anderen Ohr das 
unverfälschte, war der Klang völlig katastrophal!

Also, ja, man kann Phasenverschiebungen von Linkwitz-Riley-Filtern 4. 
Ordnung hören, aber nur, wenn es Phasengangsabweichungen zwischen den 
beiden Stereokanälen gibt. Der Effekt ist ähnlich dem, den man hört, 
wenn die Boxen unsymmetrisch zu Wänden des Abhörraums stehen oder wenn 
man eine unsymmetrische Abhörposition vor den Boxen einnimmt.

von Ralph B. (rberres)


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Skittler Bruce schrieb:
> Jedoch sehe ich wie gesagt das niedrige Frequenzen
>
> Unverzögert durch kommen jedoch hohe Frequenzen (also ca. 2kHz) schon um
>
> eine Halbwelle hinterher hängen.

Das liegt in der Natur eines Tiefpassfilters.



Skittler Bruce schrieb:
> PS: Hat jemand eine gute Buch Empfehlung für Analoge Aktiv Filter?

Das Aktiv Filter Kochbuch von Don Lancaster . Das gibt es sogar in 
Deutsch.

Ralph Berres

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Kai Klaas schrieb:
> Also, ja, man kann Phasenverschiebungen von Linkwitz-Riley-Filtern 4.
> Ordnung hören, aber nur, wenn es Phasengangsabweichungen zwischen den
> beiden Stereokanälen gibt. Der Effekt ist ähnlich dem, den man hört,
> wenn die Boxen unsymmetrisch zu Wänden des Abhörraums stehen oder wenn
> man eine unsymmetrische Abhörposition vor den Boxen einnimmt.

Ist ja auch logisch, denn das menschliche Ohr ist auf Ortsauflösung 
getrimmt. Und wenn die Phase eine ausreichende Zeitverzögerung erzeugt, 
hört man das dann!
Was das Ohr weniger interessiert, ist die Phasenverteilung der 
Oberwellen oder gar Nichtharmonischen. Da ist sehr viel Spielraum.

Mit analogen Mitteln ist die Steilheit des Filters an der Eckfrequenz 
doch sehr begrenzt, weil der Bauelement-Mengenaufwand, die 
Grundgenauigkeit und Toleranz der Bauelemente schnell utopisch werden.

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