Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zu Leistungsberechnung


von stefan (Gast)


Lesenswert?

Ich simuliere gerade eine Schaltung in LTSpice und bin gerade dabei für 
den richtigen Aufbau den jeweiligen Widerständen anhand der Leistung, 
die an ihnen verbraten wird die jeweilige Bauform zuzuordnen. In diesem 
Zusammenhang hat sich mir vorher eine Frage aufgeworfen, welche ich hier 
kurz stellen möchte.

LTSpice berechnet ja aus den Momentanwerten von Spannung und Strom die 
Momentanleistung an einem Bauteil? Wenn der Strom durch einen Widerstand 
nun getaktet ist, dann ist die rechteckförmige Leistung beispielsweise 
10ms 1W und 10ms 0W. Ist der Leistungswert für den der Widerstand 
ausgelegt dann der arithmetische Mittelwert (Gleichanteil) , also 0.5W 
oder der Effektivwert der Momentanleistung?

von Kirl (Gast)


Lesenswert?

Es geht um die thermische Belastbarkeit also in deinem beispielsweise 
0,5W sind ok

von Werner (Gast)


Lesenswert?

stefan schrieb:
> Ist der Leistungswert für den der Widerstand
> ausgelegt dann der arithmetische Mittelwert (Gleichanteil) , also 0.5W
> oder der Effektivwert der Momentanleistung?

Überleg mal selbst. Die Leistungsangabe bei einem Widerstand basiert auf 
seiner max. Betriebstemperatur und seinem Vermögen zur Wärmeabgabe.

von stefan (Gast)


Lesenswert?

Kirl schrieb:
> Es geht um die thermische Belastbarkeit also in deinem beispielsweise
> 0,5W sind ok

OK. Anderes Beispiel: Ich habe einen rechteckförmigen Strom durch einen 
Widerstand. Der Strom sei 10ms 1A und 10ms 0A.
Wenn ich jetzt die im Widerstand umgesetzte Leistung mit P=I²*R 
berechne.

Warum ist I dann nun der Effektivwert und nicht mehr der arithmetische 
Mittelwert wie im vorherigen Beispiel?

von Reinhard #. (gruebler)


Lesenswert?

stefan schrieb:
> OK. Anderse Beispiel:

OK. Alle Beispiel:

Du musst die Momentanleistungen
berechnen und davon den Mittelwert
bilden.
Das gilt natürlich nur für schnelle
Änderungen der Leistung. Der Widerstand
muss die gleiche Temperatur halten können.

von stefan (Gast)


Lesenswert?

Meine Frage ist jetzt: Wenn man einen rechteckförmigen Strom gegeben 
hat. Warum man dann zuerst dessen Effektivwert berechnet, diesen dann 
quadriert und anschließend das Quadrat mit dem Widerstandswert 
multipliziert um die Leistung zu erhalten.

Warum berechnet man nicht zuerst den Mittelwert des Stromes, quadriert 
diesen dann und multipliziert dann das Quadrat mit dem Widerstandswert 
um die Leistung zu erhalten?

Gruß

von al3ko (Gast)


Lesenswert?

stefan schrieb:
> Meine Frage ist jetzt: Wenn man einen rechteckförmigen Strom gegeben
> hat. Warum man dann zuerst dessen Effektivwert berechnet, diesen dann
> quadriert und anschließend das Quadrat mit dem Widerstandswert
> multipliziert um die Leistung zu erhalten.
>
> Warum berechnet man nicht zuerst den Mittelwert des Stromes, quadriert
> diesen dann und multipliziert dann das Quadrat mit dem Widerstandswert
> um die Leistung zu erhalten?
>
> Gruß

Na komm schon, stefan. Grundlagen der Elektrotechnik. Was genau sagt der 
Effektivwert aus?

von stefan (Gast)


Lesenswert?

al3ko schrieb:
> Na komm schon, stefan. Grundlagen der Elektrotechnik. Was genau sagt der
> Effektivwert aus?

Ich studiere im 8. Semester Elektrotechnik. Und du kannst auch davon 
ausgehen, dass ich weiß, dass der Effektivwert derjenige Wert einer 
Wechselspannung ist, der in einem Widerstand die selbe Wärmewirkung 
erzeugt wie eine Gleichspannung des selben Wertes.

Ich kenne auch die Formeln für Gleichanteil und Effektivwert.

Aber ich tue mir grad schwer die Brücke zwischen beiden Fällen zu 
finden. Darum wärs nett wenn mir mal jemand eine Erklärung liefert, 
anstatt so zu tun als ob man den Grund wüsste.

von Klaus Dettlef (Gast)


Lesenswert?

al3ko schrieb:
> Na komm schon, stefan. Grundlagen der Elektrotechnik. Was genau sagt der
> Effektivwert aus?

Beitrag "Hilfe beim Platinenlayout benötigt"
Du kannst dir so einen Ton echt nicht erlauben...

von al3ko (Gast)


Lesenswert?

stefan schrieb:
> al3ko schrieb:
>> Na komm schon, stefan. Grundlagen der Elektrotechnik. Was genau sagt der
>> Effektivwert aus?
>
> Ich studiere im 8. Semester Elektrotechnik. Und du kannst auch davon
> ausgehen, dass ich weiß, dass der Effektivwert derjenige Wert einer
> Wechselspannung ist, der in einem Widerstand die selbe Wärmewirkung
> erzeugt wie eine Gleichspannung des selben Wertes.
>
> Ich kenne auch die Formeln für Gleichanteil und Effektivwert.
Na also, wo ist dann das Problem?
Daraus folgt:

von Helmut S. (helmuts)


Lesenswert?

Beispiel:

10V, 10A, Tastverhältnis 0,1

Leistung:
P1=10V*10A=100W aber nur für 10%
Mittlere Leistung: 0,1*100W=10W

Das wolltest du rechnen:
Mittlere Spannung: 10V*0,1=1V
Mittlerer Strom: 10A*0,1=1A
Falsche Leistung: 1V*1A=1W


LTspice kann dir direkt die mittlere Leistung anzeigen.
1. Alt-Taste halten und auf Bauteil klicken. -> plottet Formel
2. Ctrl-mouseclick auf Plot-Label(Formel) im Waveform-window. -> 
Ergebnis in kleinem Zusatzfenster

von stefan (Gast)


Lesenswert?

al3ko schrieb:
> Na also, wo ist dann das Problem?
> Daraus folgt:

Jetzt hast du mir die Formeln für die Leistung schön zusammengefasst.
Was mir jetzt aber immer noch niemand erklären konnte ist, warum man die 
im Mittel umgesetzte Leistung mit P=Ieff² * R und nicht mit P=Imittel * 
R berechnet. Das ist ja meine eigentliche Frage.

von Martin (Gast)


Lesenswert?

Überleg mal, welche Leistung bei Wechselspannung bei deinen Formeln 
rauskommen würde. Imittel ist dort nämlich 0. Der Effektivwert ist != 0.

von stefan (Gast)


Lesenswert?

Martin schrieb:
> Überleg mal, welche Leistung bei Wechselspannung bei deinen Formeln
> rauskommen würde. Imittel ist dort nämlich 0. Der Effektivwert ist != 0.

Dieser Zusammenhang ist mir bekannt. Gilt aber nur bei reinen 
Wechselgrößen. In meinem Fall habe ich aber eine Mischgröße mit Gleich- 
und Wechselanteil.

von stefan (Gast)


Lesenswert?

stefan schrieb:
>> Überleg mal, welche Leistung bei Wechselspannung bei deinen Formeln
>> rauskommen würde. Imittel ist dort nämlich 0. Der Effektivwert ist != 0.

Guter Einwand. Jetzt hab ich es verstanden. Ein Strom setzt sowohl der 
Gleich- als auch der Wechselanteil Wärme in einem Widerstand um, da der 
Wechselanteil immer Wärme erzeugt, da dem Widerstand egal ist ob der 
Strom gleich lang in positive und negative Richtung fließt.

Bei der Leistung ist der Wechselanteil immer gleich 0, da sich positive 
Leistung(Abgabe) und negative Leistung(Aufnahme) gegenseitig aufheben.

OK. Das habe ich jetzt verstanden.

Jetzt habe ich aber noch eine Frage zu dem Thema (der eigentliche 
Auslöser meiner Frage).

Bei Dioden(z.B. BAV21W) wird immer der rectified average current im 
Datenblatt angegeben:
http://www.datasheetcatalog.org/datasheet/vishay/85750.pdf

Eine Diode besitzt in Vorwärtsrichtung ja einen differentiellen 
Widerstand und einen Bahnwiderstand. Warum ist dann hier für die 
maximale Wärmeentwicklung der Mittelwert des Stromes (average rectified 
current) und nicht der Effektivwert des Stromes maßgebend.

von Martin (Gast)


Lesenswert?

Weil bei der Diode die Spannung ziemlich konstant gehalten wird, wenn 
sich der Strom verändert. Damit ändert sich die Leistung an der Diode 
nicht quadratisch, wie beim Widerstand, sondern nur linear. Damit ist 
der Mittelwert entscheidend.

von stefan (Gast)


Lesenswert?

Martin schrieb:
> Weil bei der Diode die Spannung ziemlich konstant gehalten wird, wenn
> sich der Strom verändert. Damit ändert sich die Leistung an der Diode
> nicht quadratisch, wie beim Widerstand, sondern nur linear. Damit ist
> der Mittelwert entscheidend.

Gute Erklärung. Ist gar nicht so einfach da immer den Überblick zu 
behalten. Das mit der Spannung hab ich jetzt ganz übersehen.

von stefan (Gast)


Lesenswert?

stefan schrieb:
>> Weil bei der Diode die Spannung ziemlich konstant gehalten wird, wenn
>> sich der Strom verändert. Damit ändert sich die Leistung an der Diode
>> nicht quadratisch, wie beim Widerstand, sondern nur linear. Damit ist
>> der Mittelwert entscheidend.

Jetzt habe ich mir deine Erklärung mal nochmal genauer angeschaut. Aber 
so hundertprozentig verstehe ich sie noch nicht. Sie leuchtet zwar ein 
und zeigt schön den Unterschied zwischen Widerstand und Diode. Ich 
verstehe aber trotzdem noch nicht, warum man immer wenn eine Größe 
quadriert in das Endergebnis miteinfließt den Effektivwert und wenn die 
Größe unquadriert in die Leistungsberechnung miteingeht den Mittelwert 
nimmt. Kann mir das jemand näher erklären?

von U. B. (Gast)


Lesenswert?

stefan schrieb am 03.03.2013 um 13:32:

> Ich studiere im 8. Semester Elektrotechnik. Und du kannst auch davon
> ausgehen, dass ich weiß, dass der Effektivwert derjenige Wert einer
> Wechselspannung ist, der in einem Widerstand die selbe Wärmewirkung
> erzeugt wie eine Gleichspannung des selben Wertes.

Dann besteht ja noch Hoffnung ...

von Alex (Gast)


Lesenswert?

Eine Diode kann in einem Arbeitspunkt in guter Näherung als eine 
Reihenschaltung aus Spannungsquelle Uo und Widerstand rd modelliert 
werden. Für die Verluste an einer Spannungsquelle ist der Mittelwert des 
Stroms entscheidend, für den Widerstand der Effektivwert.
Für die Verluste der Diode bedeutet das dann:
P = Uo*I_avg + rd*I_rms^2
Ist die Steigung der Diodenkennlinie ziemlich groß bedeutet das einen 
sehr kleinen differentiellen Widerstand rd. Dieser Anteil kann dann 
vernachlässigt werden.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.