Forum: HF, Funk und Felder Frage zu Messung Antennenimpedanz mit VNA / Einstellung Offset / Smith-Chart


von elec (Gast)


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Hallo,
ich habe hier eine Antenne für 868 MHz, die auf 50 Ohm angepasst werden 
muss (und derzeit noch um einiges davon entfernt liegt). Dazu möchte ich 
die Impedanz der Antenne bestimmen.

An der Antenne habe ich direkt keine Buchse, sondern es wird ein 
Koaxkabel (50 Ohm) angelötet, an dessen Ende sich dann eine Buchse 
befindet. Das Kabel transformiert die Impedanz natürlich wieder woanders 
hin - ich möchte aber, um die Anpassschaltung entwerfen zu können, die 
Impedanz direkt an der Antenne wissen.

Meine Idee dazu:
1. VNA (Vektor Network Analyzer) kalibrieren
2. Kabel daran anschließen, dass später an Antenne gelötet wird
3. Dieses Kabel am offenen Ende kurzschließen
4. Offsets (Länge + Amplitude) am VNA so einstellen, dass Real- und 
Imaginärteil im Smith-Chart etwa 0 Ohm ergeben
5. Dann Kurzschluss am Kabelende entfernen und Kabel stattdessen an 
Antenne anlöten
6. Impedanz messen, fertig

Wäre das Vorgehen so richtig?
Mich irritiert eine Sache: Wenn ich in Schritt 5 den Kurzschluss 
entferne (also am Ende eine offene Leitung habe), messe ich einen 
Blindwiderstand von ca. +200 Ohm. Nach meinem Verständnis sollte ich 
mich doch eigentlich weiterhin auf der reellen Achse befinden? [idealer 
Kurzschluss: Z=(0+j*0) Ohm, idealer Leerlauf: Z=(unendlich+j*0) Ohm].

Kann eventuell jemand meine Verwirrung auflösen?

von HF-Werkler (Gast)


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von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ein Leerlauf am Ende transformiert sich in alles mögliche, jedenfalls 
auf dem Außenkreis des Smith-Diagramms, nicht entlang der reellen Achse. 
Nach Lambda/2 wird er zum Beispiel zum Kurzschluß.
Kabel bewirken immer eine Wanderung auf einer Kreisbahn, bei 50 Ohm um 
den Mittelpunkt, andere Kabelimpedanzen haben einen anderen Mittelpunkt 
auf der reellen Achse.

von Robert (Gast)


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> Ein Leerlauf am Ende transformiert sich in alles mögliche, jedenfalls auf dem 
Außenkreis des Smith-Diagramms
nö, das ist halbwegs genau vorhersagbar

> Wäre das Vorgehen so richtig?
prinzipiell schon richtig angesetzt

HF-Werkler schrieb:
> Stichwort OSL - Open Short Load Kablibration

Nennt sich ua. auch full one-port calibration. Damit wäre der 
"Ereignishorizont" der Messung mittels Korrekturwerte ans Kabelende (da 
wo die Antenne hingehört) verschoben. Deine Hauptarbeit besteht nun 
darin möglichst gute Kalibriernormale herzustellen, welche ans Lötende 
gehören. Warscheinlich ists besser hier ein gleich langes 
konfektioniertes Kabel zu nehmen und irgendwo ein Calkit auszuleihen. 
Sowas selbst herzustellen ist in Richtung 1 Gig zumindest keine 
Trivialaufgabe bzw. Bastelei mehr.

> Kann eventuell jemand meine Verwirrung auflösen?
Das einfachste wäre nochmal das Smith-Chart zu studieren. Leerlauf und 
Kurzschluss sind frequenzabhängige Reaktanzen und nicht einfach nur 
null.

von elec (Gast)


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Danke für die Antworten!
Ich habe mich wohl etwas unverständlich oder Unvollständig ausgedrückt: 
das mein 50 Ohm Kabel meine gemessenen Impedanzen um den Mittelpunkt 
dreht, ist mir klar. Mein Verständnisproblem ist ein anderes.

Ich habe hier:
1) VNA mit 50 Ohm Messkabel, auf dessen Ende ich bereits per OSL 
kalibriert habe. Messebene liegt also in der Buchse vom Messkabel.
2) Das spätere Antennenkabel (ebenfalls 50 Ohm). Am einen Ende des 
Kabels habe ich die passende Buchse zum Anschluss an das Messkabel des 
VNA, am anderen Ende ist das Kabel offen (Innenleiter steht zum Anlöten 
an die Antenne 4-5 mm heraus)

Ich habe dann das offene Ende des Antennenkabels kurzgeschlossen -> ich 
lande irgendwo auf dem äußeren Kreis des Smith-Charts. Den Kurzschluss 
am Ende des Antennenkabels hatte ich erzeugt, in dem ich die Spitze des 
Innenleiters mit der Spitze der Schirmung verbunden hatte.

Die Offsetkorrektur des VNA (elektrische Länge) habe ich nun so 
eingestellt, dass ich für die gemessenen Frequenzen möglichst nahe am 
Kurzschlusspunkt (links auf der reellen Achse, 0+j*0) lande.

Wenn ich jetzt - weiterhin mit dem gleichen eingestellten Offset - den 
Kurzschluss entferne, erwarte ich, dass sich mein Messwert um Lambda /2 
verschiebt, also in etwa beim Leerlaufpunkt liegt (rechts auf der 
reellen Achse, ideal also unendlich+j*0).

Stattdessen lande ich aber mehr als 20° oberhalb, was (Lambda/18) einer 
Länge von etwa 2 cm entsprechen würde. Natürlich ist mein Verfahren 
nicht hochgenau, aber wo kommt dieser hohe Längenunterschied her? Sollte 
er bei dieser Messmethode nicht bedeutend kleiner sein?

Robert schrieb:
> Warscheinlich ists besser hier ein gleich langes
> konfektioniertes Kabel zu nehmen und irgendwo ein Calkit auszuleihen.

Dabei stünde ich aber dann wieder vor dem gleichen Problem: Wie lang ist 
mein Antennenkabel wirklich? Da kommen dann ja wieder die bestimmten ~2 
cm Längenunterschied zwischen Messung per LL und KS ins Spiel.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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2 cm klingt ziemlich viel, ich würde es sonst auf den nicht-idealen 
Leerlauf schieben. Die Kalibriernormale für Leerlauf sind soweit ich 
weiß etwas länger oder kürzer als die tatsächliche Abbruchstelle, um das 
auszugleichen.

von Gelegenheitsbastler (Gast)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> Nach Lambda/2 wird er zum Beispiel zum Kurzschluß.

... und wenn das Kabel Lamda/1 lang ist, sollte doch alles wieder im Lot 
sein.

von Robert (Gast)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> 2 cm klingt ziemlich viel, ich würde es sonst auf den nicht-idealen
> Leerlauf schieben

Würde ich auch sagen. Am offenen Ende hat man immer ein paar Prozent 
Strahlungsverluste und dazu Streukapazitäten gegen den Schirm oder 
anderes in der Nähe. Du wirst sicherlich bemerkt haben dass deine Hand 
am Kabelende wunderbar zur Abstimmung geeignet ist. Nicht umsonst sind 
Kalibriernormale verschlossen - auch das Open. Die nichtidealen 
Eigenschaften der Normale werden mittels Koeffizienten geradegerückt. 
Diese muss dein VNA für das jeweilige Calkit natürlich kennen.
Was passiert denn, wenn du die Offsetkorrektur im Leerlauf machst? Kabel 
in irgend eine nichtmetallische Halterung, nicht in der Hand und nicht 
gegen leitenden Grund.

Und was ist, wenn du die 20° Unsicherheit erstmal so hinnimmst und 
schaust wie weit du kommst? Die wirklichen Fehler kann man auch noch 
ganz woanders machen.

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