Forum: HF, Funk und Felder Verkettungsfluss


von Samuel (Gast)


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Hallo, lese gerade das Buch Vorlesungen über die Grundlagen der 
Elektrotechnik, und hänge bei dem Verkettungsfluss. In der Skizze und im 
Text ist davon die Rede, dass der gesamte Fluss im Leiter sich 
verdoppelt.
Ich verstehe nicht wieso der Fluss seinen Wert ändert, nur weil ich 
einen Draht zweimal um den Leiter wickel.
Fließt überhaupt ein Strom durch die Schleien? wird dieser Fluss, der da 
fließt von einer anderen Quelle erzeugt?
Es sticht einfach nicht heraus was da in der Skizze genau passiert.
Könnte mir einer erklären, wieso der Fluss sich verdoppelt?
Wieso hängt das mit den Schleifen zusammen?

von Udo S. (urschmitt)


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Mit Fluß ist hier der magnetische Fluß gemeint.
Und der verdoppelt sich halt wenn man statt einer zwei 
stromdurchflossene Leiterscheifen hat die die Fläche umschließen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Samuel schrieb:
> Ich verstehe nicht wieso der Fluss seinen Wert ändert, nur weil ich
> einen Draht zweimal um den Leiter wickel.

Du wickelst den Draht nicht zweimal um den Leiter, sondern zweimal
um das Gebiet, in dem du den magnetischen Fluss betrachtest
(gewissermaßen der "Spulenkern", auch, wenn er vielleicht gerade nur
aus Luft besteht ;-).

Der Fluss darin verdoppelt sich, weil sich die Magnetfelder beider
Windungen einander überlagern.  Wenn der Abstand der Windungen klein
im Vergleich zum Durchmesser ist, tritt praktisch eine Verdopplung
ein.  Je weiter man sie auseinander zieht, um so geringer wird der
Faktor, der dann nicht mehr 2 ist.

von Samuel (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Und der verdoppelt sich halt wenn man statt einer zwei
> stromdurchflossene Leiterscheifen

Das war mir wichtig. Das stand nirgends im Text. Daher die Verwirrung, 
wieso da auf einmal phi1 zu 2phi1 wird.
Ist auch ziemnlich blöd dargestellt.

Danke!

von mse2 (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Mit Fluß ist hier der magnetische Fluß gemeint.
> Und der verdoppelt sich halt wenn man statt einer zwei
> stromdurchflossene Leiterscheifen hat die die Fläche umschließen.
Darum geht es hier nicht.

Jörg Wunsch schrieb:
> Du wickelst den Draht nicht zweimal um den Leiter, sondern zweimal
> um das Gebiet, in dem du den magnetischen Fluss betrachtest
> (gewissermaßen der "Spulenkern", auch, wenn er vielleicht gerade nur
> aus Luft besteht ;-).
So ist es.


> Der Fluss darin verdoppelt sich, weil sich die Magnetfelder beider
> Windungen einander überlagern.
Darum geht es hier nicht.

Es geht hier um einen Fluss, der nicht von den Windungen erzeugt wird, 
sondern der Fluss, der unabhängig von der Windung vorhanden ist.
Der verkettete Fluss ist derjenige, der in der Wicklung eine Spannung 
induzieren kann. Diese ist um den Faktor n (anzahl der Windungen um das 
Gebiet herum) größer als es der Fall bei genau einer Windung wäre.


> Wenn der Abstand der Windungen klein
> im Vergleich zum Durchmesser ist, tritt praktisch eine Verdopplung
> ein.  Je weiter man sie auseinander zieht, um so geringer wird der
> Faktor, der dann nicht mehr 2 ist.
Der Faktor ist hier genau n (im Falle von 2 Windungen eben 2, Begründung 
siehe oben).

von Samuel (Gast)


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mse2 schrieb:
> Es geht hier um einen Fluss, der nicht von den Windungen erzeugt wird,
> sondern der Fluss, der unabhängig von der Windung vorhanden ist.
> Der verkettete Fluss ist derjenige, der in der Wicklung eine Spannung
> induzieren kann. Diese ist um den Faktor n (anzahl der Windungen um das
> Gebiet herum) größer als es der Fall bei genau einer Windung wäre.

Ist das die Definition des Verkettungsflusses?
Kann ich das auch umgekehrt so sehen wie Jörg Wunsch es gesagt hat?
Also ich schicke einen Strom durch die Schleifen, und der Fluss der 
entsteht nennt man dann Verkettungsfluss und ist dann Integral(B * dA) 
wobei mir bei der Luftspule nicht ganz klar ist wie B und I 
zusammenhängen, aber ich denke das kommt noch....

UND der Phi1 ist dann der Fluss, der bei dem selben Strom nur durch eine 
Schleife fließen würde?

Danke bisher!

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Wenn man von Fluss spricht, muss man zwischen zwei Definitionen 
unterscheiden:

1. Der "physikalische" Fluss wird aus dem Flächenintegral über die 
Flussdichte berechnet. Das ist also komplett unabhängig von 
Windungszahlen und Strömen; eine Windung mit 1A erzeugt den gleichen 
Fluss wie 10 Windungen mit 0,1 A.

Beispiel: Wenn man in einem Ferritkern mit der Fläche 100 mm² eine 
Flussdichte (homogen) von 100 mT hat, dann ist der Fluss 10 µVs.

2. Der "verkettete" Fluss wird aus dem Integral über die Klemmenspannung 
berechnet. Das ist eine eher theoretische Größe, mit der man bestimmte 
Sachen bequem rechnen kann und hat nicht direkt etwas mit der 
pyhsikalischen Flussdichte zu tun.

Beispiel: An eine Spule wird für eine Zeit von 10 µs eine Spannung von 
10 V angelegt. Der verkettete Fluss beträgt dann 100 µVs und ist 
unabhängig von der Windungszahl und der Kern-Querschnittsfläche.

Wenn die Windungszahl der Spule (z.B. 10 Windungen) bekannt ist, kann 
man daraus den physikalischen Fluss berechnen (in diesem Beispiel sind 
das 10 µVs).

von Samuel (Gast)


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Johannes E. schrieb:
> Das ist also komplett unabhängig von
> Windungszahlen und Strömen; eine Windung mit 1A erzeugt den gleichen
> Fluss wie 10 Windungen mit 0,1 A.

Das widerspricht sich aber irgendwie. Er ist also doch abhängig von 
Windungszahlen.

Johannes E. schrieb:
> Beispiel: Wenn man in einem Ferritkern mit der Fläche 100 mm² eine
> Flussdichte (homogen) von 100 mT hat, dann ist der Fluss 10 µVs.

Und diese Flussdichte habe ich mit Strömen und Windungen erzeugt, also 
wieso ist dann der Fluss unabhängig?

Johannes E. schrieb:
> An eine Spule wird für eine Zeit von 10 µs eine Spannung von
> 10 V angelegt. Der verkettete Fluss beträgt dann 100 µVs und ist
> unabhängig von der Windungszahl und der Kern-Querschnittsfläche.

Aber was genau sagt mir denn jetzt eigentlich diese Einheit oder die 
Größe??

Johannes E. schrieb:
> Wenn die Windungszahl der Spule (z.B. 10 Windungen) bekannt ist, kann
> man daraus den physikalischen Fluss berechnen (in diesem Beispiel sind
> das 10 µVs).

Ich hab da noch keine so richtige Vorstellung vom magnetischen Fluss, 
beim E-Feld waren es die Ladungen, die den imaginären elektrischen FLuss 
erzeugen, jedoch beim Magnetfeld scheint mir die Sache einwenig 
abstrakter geworden zu sein.

Johannes E. schrieb:
> Der verkettete Fluss beträgt dann 100 µVs
Wieso hängt eigentlich zufälligerweise der verkettete Fluss mit der 
direkt angelegten Spannung zusammen?
Gilt das auch für die angehängte Sizze??

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Samuel schrieb:
> Johannes E. schrieb:
>> Das ist also komplett unabhängig von
>> Windungszahlen und Strömen; eine Windung mit 1A erzeugt den gleichen
>> Fluss wie 10 Windungen mit 0,1 A.
>
> Das widerspricht sich aber irgendwie. Er ist also doch abhängig von
> Windungszahlen.

Ich hab das so gemeint, dass der pyhsikalische Fluss nur davon abhängt, 
viewiel Strom insgesamt fließt. Wenn in 10 Windungen jeweils ein Strom 
von 0,1 A fließt hat man den gleichen magnetischen Fluss wie wenn in 
einer einzigen Windung ein Strom von 1A fließt. Es ist dabei egal, ob 
diese 10 Windungen in Reihe geschaltet sind (wie bei einer Spule mit 10 
Windungen) oder ob sie parallelgeschaltet sind (wie z.B. in einer 
HF-Litze).

> Johannes E. schrieb:
>> Beispiel: Wenn man in einem Ferritkern mit der Fläche 100 mm² eine
>> Flussdichte (homogen) von 100 mT hat, dann ist der Fluss 10 µVs.
>
> Und diese Flussdichte habe ich mit Strömen und Windungen erzeugt, also
> wieso ist dann der Fluss unabhängig?

Der Fluss ist unabhängig davon, wie er erzeugt worden ist. Sobald man 
eine bekannte Flussdichte hat, kann man auch den Fluss bestimmen. Der 
Fluss kann sogar mit einem Permanentmagneten erzeugt werden, also 
komplett ohne Spule.

> Johannes E. schrieb:
>> An eine Spule wird für eine Zeit von 10 µs eine Spannung von
>> 10 V angelegt. Der verkettete Fluss beträgt dann 100 µVs und ist
>> unabhängig von der Windungszahl und der Kern-Querschnittsfläche.
>
> Aber was genau sagt mir denn jetzt eigentlich diese Einheit oder die
> Größe??

Das ist, wie gesagt, eine Rechengröße, also ein Hilfsmittel, um andere 
Sachen damit zu berechnen. Man kann z.B. aus dem verketteten Fluss 
direkt den Strom in einer Spule berechnen, wenn die Induktivität bekannt 
ist (I = Psi/L).

> Johannes E. schrieb:
>> Wenn die Windungszahl der Spule (z.B. 10 Windungen) bekannt ist, kann
>> man daraus den physikalischen Fluss berechnen (in diesem Beispiel sind
>> das 10 µVs).
>
> Ich hab da noch keine so richtige Vorstellung vom magnetischen Fluss,
> beim E-Feld waren es die Ladungen, die den imaginären elektrischen FLuss
> erzeugen, jedoch beim Magnetfeld scheint mir die Sache einwenig
> abstrakter geworden zu sein.

Ist nicht wirklich abstrakter, nur etwas unterschiedlich.
Die Ladung in einem Kondensator ist das zeitliche Integral über den 
Strom, mit dem der Kondensator geladen wird. Genau so kann man den Fluss 
betrachten; der ist das zeitliche Integral über die Spannung, die an 
eine Spule angelegt wird.

> Johannes E. schrieb:
>> Der verkettete Fluss beträgt dann 100 µVs
> Wieso hängt eigentlich zufälligerweise der verkettete Fluss mit der
> direkt angelegten Spannung zusammen?

Das ist ganz einfach die Definition für den verketteten Fluss und kein 
Zufall.

> Gilt das auch für die angehängte Sizze??
Das gilt immer, wenn an eine Induktivität eine Spannung algelegt wird.

von Samuel (Gast)


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Johannes E. schrieb:
> Das ist, wie gesagt, eine Rechengröße, also ein Hilfsmittel, um andere
> Sachen damit zu berechnen. Man kann z.B. aus dem verketteten Fluss
> direkt den Strom in einer Spule berechnen, wenn die Induktivität bekannt
> ist (I = Psi/L).

Komisch ist, dass wenn ich eine SPannung an einer Induktivität lege, 
dann fließt ja ein Strom. Dieser Strom erzeigt ein Magnetfeld und einen 
Fluss Phi1. Und die Induktivität lässt sich nur durch den 
Verkettungsfluss berechnen welcher
 ist.

Dank den Symmetrien haben wir nämlich die schöne Formel:

Meine Frage dazu: Wieso definiere ich die Induktivität über den 
Verkettungsfluss? Wäre es nicht möglich ihn über den magnetischen Fluss 
zu definieren? Dann würde zwar das N² wegfallen, aber ich hätte eine 
direkte Herleitung aus den magnetischen Grundgrößen ohne irgendwelche 
Zwischengrößen...

von Plasmon (Gast)


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Samuel schrieb:
> Meine Frage dazu: Wieso definiere ich die Induktivität über den
> Verkettungsfluss? Wäre es nicht möglich ihn über den magnetischen Fluss
> zu definieren? Dann würde zwar das N² wegfallen, aber ich hätte eine
> direkte Herleitung aus den magnetischen Grundgrößen ohne irgendwelche
> Zwischengrößen...

Der Ausdruck "Verkettungsfluss" in deinem Buch ist etwas unsauber. Es 
heißt eigentlich "Flussverkettung". Dabei handelt es sich nicht um einen 
besonderen "Fluss" (sowie der Ausdruck Verkettungsfluss suggeriert), 
sondern es handelt sich bei dem Effekt der Flussverkettung einfach um 
die Tatsache, dass der Fluss im Querschnitt einer helikalen Wicklung die 
Stromschleife pro Wicklung einmal durchsetzt. Das ist keine 
"Rechengröße", auch nichts Unwirkliches oder Theoretisches, sondern 
einfach eine topologische Tatsache. Die Wicklungskurve berandet eine 
Fläche, durch die der Spulenfluss N mal hindurchtritt. Man sieht dass, 
wenn man die Spule stetig zu einer ebenen Kurve verformt, dabei aber im 
Gedanken den Fluss mitnimmt (quasi mitverbiegt), sodass die Topologie 
erhalten bleibt. In dem Bild habe ich mal versucht, das am Beispiel von 
2 Windungen zu zeigen. Es beginnt mit einer Spule aus 2 Windungen, deren 
Klemmen kurzgeschlossen sind, sodass sie eine geschlossene Kurve bilden. 
Nun wird sie in 5 Schritten zur ebenen Kurve verbogen und der Fluss 
dabei mitegnommen. Am Schluss sieht man, dass der Fluss 2 mal durch die 
Kurve tritt.

Die Induktivität ist nicht "über den Verkettungsfluss" definiert. Sie 
ist auch hier definiert als das Verhältnis von Schleifenfluss (Fluss 
durch die Schleifenfläche) zu Schleifenstrom. Nur ist es eben bei 
Wicklungen so, dass der Wicklungsfluss einfach aufgrund der Anordnung 
nicht identisch ist mit dem Schleifenfluss sondern der Schleifenfluss 
ist wegen der durch die Anordnung bedingten Flussverkettung N mal so 
groß, wie der Wicklungsfluss.

Keine Zauberei sondern nur eine etwas verzwickte räumliche Geometrie.

von Samuel (Gast)


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Plasmon schrieb:
> Es beginnt mit einer Spule aus 2 Windungen, deren
> Klemmen kurzgeschlossen sind, sodass sie eine geschlossene Kurve bilden.
> Nun wird sie in 5 Schritten zur ebenen Kurve verbogen und der Fluss
> dabei mitegnommen.

Ich verstehe die Skizze nicht ganz. Wieso macht man diese 5 Schritte?

Plasmon schrieb:
> Am Schluss sieht man, dass der Fluss 2 mal durch die
> Kurve tritt.

Ist das die Zielaussage der Skizze?

Plasmon schrieb:
> der Schleifenfluss

Wäre das dann laut meines Buches Definition der Verkettungsfluss?

Plasmon schrieb:
> bedingten Flussverkettung N mal so
> groß, wie der Wicklungsfluss.

genau und dieser Schleifenfluss wird jetzt dazu verwendet um die 
Induktivität zu definieren (siehe meine Herleitung).

MEIN SPRINGENDER PUNKT IST:
Es wundert mich, dass der Wicklungsfluss sich aufgeund der Durchflutung 
ausrechnet und er genau deswegen schon mit der Windungszahl 
zusammenhängt. Der Schritt "Verkettungsfluss" leuchtet mir irgendwie 
nicht ein weil:
Ich habe eine Spule. Durch diese Spule schicke ich einen Strom I. Die 
Spule hat N Windungen. Also ergibt sich der Wicklungsfluss zu Phi = B* A 
= mü  H  A = mü  I  A/l. Soweit so gut! Ich könnte jezt Phi/I 
ausrechnen und ich hätte einen Konstanten Faktor C:

Wieso definiert man jetzt den "Verkettungsfluss" oder nennen wir ihn 
"Schleifenfluss" .. ??
Ob ich einen Faktor N dazurechne oder nicht spielt doch für meine 
Induktivität keine Rolle, denn mein Wicklungsfluss ist ja eindeutig im 
Magnetkreis.

Blöd ist halt das meine definierte Induktivität nicht mehr quadratisch 
mit N geht. Aber das dürfte doch keine Probleme machen wenn ich 
konsequent mit dem Wicklungsfluss rechne oder?

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Samuel schrieb:
> Wieso definiere ich die Induktivität über den
> Verkettungsfluss? Wäre es nicht möglich ihn über den magnetischen Fluss
> zu definieren? Dann würde zwar das N² wegfallen, aber ich hätte eine
> direkte Herleitung aus den magnetischen Grundgrößen ohne irgendwelche
> Zwischengrößen...

Die Induktivität ist definiert als L = U / (di/dt), sie beschreibt also 
den Zusammenhang zwischen der angelegten Spannung und der zeitlichen 
Ableitung des Stroms.

Wenn man diese Gleichung nach U auflöst erhält man: U = L * di/dt.
Durch integrieren bekommt man die Gleichung für den Fluss:

von Samuel (Gast)


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Johannes E. schrieb:
> Wenn man diese Gleichung nach U auflöst erhält man: U = L * di/dt.
> Durch integrieren bekommt man die Gleichung für den Fluss:

AHHH ok, verstehe. Deshalb also. Und dann ist man draufgekommen durch 
Messungen etc..., das Psi = N * Phi ?

Das würde sogar Sinn machen

von Plasmon (Gast)


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Samuel schrieb:
> Ich verstehe die Skizze nicht ganz. Wieso macht man diese 5 Schritte?

Um dir zu veranschaulichen, wo der Faktor N herkommt, den du nicht 
verstehst.

> Plasmon schrieb:
>> Am Schluss sieht man, dass der Fluss 2 mal durch die
>> Kurve tritt.
>
> Ist das die Zielaussage der Skizze?

Ja.

> Plasmon schrieb:
>> der Schleifenfluss
>
> Wäre das dann laut meines Buches Definition der Verkettungsfluss?

Ja.

> genau und dieser Schleifenfluss wird jetzt dazu verwendet um die
> Induktivität zu definieren (siehe meine Herleitung).

Ja, natürlich. Das ist einfach die Aussage des Induktionsgesetzes. In 
dem Gesetz steht nicht irgendein Fluss, sondern der gesamte von der 
Randkurve umschlossene Fluss. Und der ist bei einer Spule nunmal N mal 
so groß, wie der Fluss durch den Spulenquerschnitt.

> Es wundert mich, dass der Wicklungsfluss sich aufgeund der Durchflutung
> ausrechnet und er genau deswegen schon mit der Windungszahl
> zusammenhängt.

Warum wundert dich das? Das Durchflutungsgesetz ist ein Weg um den Fluss 
im Spulnequerschnitt auszurechnen. Und da kommt halt raus, dass der 
Fluss im Querschnitt proportional zu NI ist. Und bedingt durch die 
Geometrie der Spule ist es jetzt so, dass dieser Fluss, der schon 
proportional zu NI ist, auch noch N mal durch die Leiterschleife 
durchgeht. Daher ist die Induktivität von Spulen proportional zu N^2.

von F. F. (foldi)


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Wenn ich solche scheiß Bücher sehe, dann muss ich wieder mal laut rufen:

"Karl-Heinz (Buchegger), schreib doch bitte mal ein Buch!"

Es gibt wohl immer wieder Autoren die das geil finden alles so 
kompliziert auszudrücken.
Da gibt es Leute wie Josef Raddy (der ganz toll in mehreren Videos die 
Operationsverstärker auf YouTube erklärt- besser als jedes Buch) oder 
den hochgeschätzten Karl-Heinz, die erklären alles in wenigen und klaren 
Worten, dass der Sachverhalt sofort klar ist und bei anderen Büchern 
zerbricht man sich tagelang den Kopf, wie das wohl gemeint ist.

Ein gutes Beispiel lieferte mir mal ein damaliger Physiklehrer. Er 
beschrieb das Gehen und lies verschiedene Schüler nach seiner Anweisung 
laufen. Keiner konnte das und er machte es am Ende vor - wie einfach.

Es ist nicht leicht die richtigen Bücher zu finden und bis man die 
Fragen beantwortet bekommen hat, hat man schnell mal einige Bücher zum 
selben Thema zu Hause stehen.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Frank Frank schrieb:
> Es gibt wohl immer wieder Autoren die das geil finden alles so
> kompliziert auszudrücken.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es auch Vorteile hat, wenn ein Buch 
etwas komplizierter geschreben ist. Dadurch braucht man zwar etwas 
länger, bis man es verstanden hat, muss sich dabei aber zwangsläufig 
auch mehr dabei überlegen bzw. mit jemandem darüber sprechen.

Je länger und intensiver man sich mit einem bestimmten Problem 
beschäftigt, desto besser bleibt es dann auch im Gehirn hängen.

Bei Büchern, in den alles so einfach erklärt wird, liest man relativ 
schnell drüber und denkt, dass man alles verstanden hat; wenn man das 
gelernte dann ein paar Wochen später anwenden möchte, muss man das Buch 
dann nochmal lesen, weil es doch etwas komplizierter ist als man das 
beim ersten Lesen erkannt hat.

Frank Frank schrieb:
> Ein gutes Beispiel lieferte mir mal ein damaliger Physiklehrer. Er
> beschrieb das Gehen und lies verschiedene Schüler nach seiner Anweisung
> laufen. Keiner konnte das und er machte es am Ende vor - wie einfach.

Das ist ein gutes Beispiel; du kannst dich heute noch genau daran 
erinnern, weil er euch damals dazu gebracht hat, etwas länger daruber 
nachzudenken und darüber zu sprechen.

So sollte es in einem guten Buch auch sein.

von F. F. (foldi)


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Johannes E. schrieb:
> Je länger und intensiver man sich mit einem bestimmten Problem
> beschäftigt, desto besser bleibt es dann auch im Gehirn hängen.

Das ist auch wiederum wahr. Aber vielleicht liegt meine Ungeduld am 
fortschreitenden Alter und die vielen Randbelastungen?!

Gerade weil ich ja die Elektronik anwenden will, ist mir das kurz und 
knapp viel lieber. So kann ich starten und wenn ich ein tieferes 
Verständnis brauch, kann ich ja immer noch lesen.

Aber mal ehrlich, dieser Ausschnitt aus dem o.a. Buch ist doch grausam 
und das bei einem relativ einfachen Sachverhalt.
Ich müsste erstmal die griechischen Buchstaben nachschauen, damit ich 
die überhaupt lesen kann.

Aber bei uns ist es ja grundsätzlich so, selbst unsere eigene Sprache 
muss man mit komplizierten Wörtern lernen.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Frank Frank schrieb:
> Aber mal ehrlich, dieser Ausschnitt aus dem o.a. Buch ist doch grausam
> und das bei einem relativ einfachen Sachverhalt.

Da es nur ein sehr kleiner Ausschnitt ist, möchte ich das nicht 
beurteilen; dazu muss man sich schon das ganze Buch bzw. das Kapitel 
anschauen.

> Ich müsste erstmal die griechischen Buchstaben nachschauen, damit ich
> die überhaupt lesen kann.

Das wiederum ist eine Frage, für welche Zielgruppe so ein Buch 
geschrieben worden ist. Die Verwendung griechischer Buchstaben für den 
Fluss ist eigentlich üblich, für einen Ingenieur bzw. Studenten sollte 
das keine Hürde darstellen. Ich geh mal davon aus, dass Samuel Student 
ist.

> Gerade weil ich ja die Elektronik anwenden will, ist mir das kurz und
> knapp viel lieber.

Genau das ist der Punkt. Als Student lernt man in der Uni irgendwelche 
Dinge, die man dann mehrere Jahre später im Berufsleben benötigt. Da 
finde ich es schon wichtig, dass man nicht versucht, in möglichst kurzer 
Zeit etwas zu lernen, das man dann kurz nach der Prüfung wieder 
vergessen hat. Viel wichtiger ist, dass man es wirklich verstanden hat, 
nur dann bleibt es auch im Gedächtnis.

von F. F. (foldi)


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Ja und nein. Sicher, fürs Studium muss er alles genau wissen. Das ist 
gut und wichtig!
Das mit den Buchstaben war mehr eine Anspielung und natürlich gehören 
sie einfach zu den Formeln und den Verhältnissen.

Wie viel man im Beruf später so braucht, das steht auf einem anderen 
Blatt. Das analytische Lernen, das in jedem Fall.

Trotzdem! Man kann es unnötig kompliziert machen oder einfach. Schau dir 
einfach mal die Videos von Josef Raddy an. Er erklärt einfach, aber sehr 
umfassend die Operationsverstärker.

Fragst du einen Karl-Heinz Buchegger nach was auch immer, dann bekommst 
du auch eine umfassende Antwort, aber so, dass selbst letzte Depp (also 
ich:-)) das verstehen kann.
Entweder diese Autoren sind schon so vergeistigt, dass sie gar nicht 
mehr anders können oder sie wollen auch ein bisschen ihre Eitelkeiten 
ausleben.
Das ist meine Meinung dazu.

Nach längerem Nachdenken, muss ich doch noch widersprechen und meine 
Zustimmung von oben zurück ziehen. Es gilt nur für mich!!!
Wenn ich einen Sachverhalt schnell verstehe, ihn dann im Versuch 
überprüfen kann und ihn dann vollends verstehe, erst dann verstehe ich 
auch die komplizierten Beschreibungen, physikalische Bedingungen viel 
besser.
Für mich gilt, ich muss es "anfassen" können.
Wie sagt man? Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Frank Frank schrieb:
> Entweder diese Autoren sind schon so vergeistigt, dass sie gar nicht
> mehr anders können oder sie wollen auch ein bisschen ihre Eitelkeiten
> ausleben.

Das ist bestimmt was dran. Es ist einfach für jemanden, der sich sehr 
intensiv mit einem bestimmten Thema beschäftigt hat, relativ schwierig, 
sich in die Lage eines "Anfängers" zu versetzen und es so zu 
beschreiben, dass es jeder versteht.

> Man kann es unnötig kompliziert machen oder einfach. Schau dir
> einfach mal die Videos von Josef Raddy an. Er erklärt einfach, aber sehr
> umfassend die Operationsverstärker.

Ich hab mir die Videos jetzt nicht komplett angeschaut, eher mal 
überflogen. In den Videos werden, so wie ich das gesehen habe, die 
Anwendungen von OPVs beschrieben; es gibt aber keine Erklärung, wie so 
ein Bauteil intern aufgebaut ist bzw. über die interne Funktionsweise.

Um einen OPV aber richtig verstehen zu können, ist das essenziell. Nur 
wenn man den internen Aufbau kennt, versteht man z.B., warum die 
Bandbreite mit der Verstärkung zusammenhängt oder warum bei manchen OPV 
der Offset-Fehler von der Common-Mode Spannung abhängt und bei anderen 
nicht.

Viele betrachten z.B. den Tietze+Schenk als zu kompliziert, weil dort 
genau solche Grundlagen erklärt werden. Das sehe ich nicht so.

Aber das ist eine persöhnliche Einschätzung von mir, jeder muss für sich 
selber entscheiden, wie tief er in ein Thema einsteigen möchte bzw. ob 
einem die eher einfachen/oberflächlichen Erklärungen ausreichen oder 
nicht.

von Samuel (Gast)


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Plasmon schrieb:
> Warum wundert dich das? Das Durchflutungsgesetz ist ein Weg um den Fluss
> im Spulnequerschnitt auszurechnen. Und da kommt halt raus, dass der
> Fluss im Querschnitt proportional zu NI ist. Und bedingt durch die
> Geometrie der Spule ist es jetzt so, dass dieser Fluss, der schon
> proportional zu NI ist, auch noch N mal durch die Leiterschleife
> durchgeht. Daher ist die Induktivität von Spulen proportional zu N^2.

Ich denke so langsam aber doch klingelts bei mir.
Denn:

und dieser Fluss ist eben wie du schon sagst pro einer Windungsfläche!!!
Und das B hängt nun mal auch mit der Windungszahl zusammen. Und der 
Schleifenfluss, oder Verkettungsfluss ist dann der gesamte Fluss also N* 
phi.

Johannes E. schrieb:
> Ich geh mal davon aus, dass Samuel Student
> ist.

Das bin ich im 2. Semester.

Johannes E. schrieb:
> dass man nicht versucht, in möglichst kurzer
> Zeit etwas zu lernen, das man dann kurz nach der Prüfung wieder
> vergessen hat.

Das ist eben das Problem. Wir in der TU Wien haben keine Zeit, denn der 
Stoff wird immer mehr und mehr. Ich habe in den Osterferien erst richtig 
begonnen zu lernen, aufgrund anderer Sachen die mir zu Beginn neu waren. 
Wir sind in 2,5 Wochen bei 3 VOs pro Woche schon auf Seite 100 bei 
dieser komplexität des Stoffes.

Der Stoff wird im Buch durchgehend trocken behandelt. Keine Farben, 
keine einfachen Erklärungen, nichts! Nur trockener Text, schwarz weiße 
Skizzen und Integrale und Logarithmen..
Habe ein paar beispielseiten hochgeladen...

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Samuel schrieb:
> Der Stoff wird im Buch durchgehend trocken behandelt. Keine Farben,
> keine einfachen Erklärungen, nichts! Nur trockener Text, schwarz weiße
> Skizzen und Integrale und Logarithmen..

Ja, so ist das eben, daran musst du dich gewöhnen.

Man muss natürlich auch ein Gefühl dafür entwickeln, was man wirklich 
verstehen bzw. was man sich langfristig merken sollte und was man 
tatsächlich nur so lernt, dass es für die Prüfung reicht.

Die Grundlagen sind das, was man sich langfristig merken sollte.

Die Formeln, um bei einer speziellen Geometrie die Flussdichte in einem 
speziellen Punkt berechnet, kann man getrost nach der Prüfung wieder 
vergessen.

von Samuel (Gast)


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Johannes E. schrieb:
> Ja, so ist das eben, daran musst du dich gewöhnen.
>
> Man muss natürlich auch ein Gefühl dafür entwickeln, was man wirklich
> verstehen bzw. was man sich langfristig merken sollte und was man
> tatsächlich nur so lernt, dass es für die Prüfung reicht.
>
> Die Grundlagen sind das, was man sich langfristig merken sollte.

Ja, ich frag mich halt, wie lange das Forum noch mit mir Geduld hat und 
es sich meine Fragen anschaut.

von Plasmon (Gast)


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Samuel schrieb:
> und dieser Fluss ist eben wie du schon sagst pro einer Windungsfläche!!!
> Und das B hängt nun mal auch mit der Windungszahl zusammen. Und der
> Schleifenfluss, oder Verkettungsfluss ist dann der gesamte Fluss also N*
> phi.

Ja, so in etwa. Du kannst es auf zwei verschiedene Weisen sehen: Ob du 
sagst

- die Spule besteht aus N Windungen, durch jede geht der Fluss Phi, und 
die sind alle in Serie geschaltet, ergeben also als Gesamtinduktivität N 
mal die Induktivität einer Einzelwindung

oder ob du

- die ganze Spule als eine einzige Kurve betrachtest, die den Fluss Phi 
N mal umfasst (durch deren Fläche der Fluss Phi N mal hindurchtritt)

ist exakt das Gleiche. N Schleifen mit den Fluss Phi, alle in serie 
geschaltet, ergeben eine große Schleife mit dem Fluss N*Phi.

von Samuel (Gast)


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Ok, danke nochmal an alle!

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