Forum: Platinen Leiterbahn Spannungsversorgung (offener) Kreis?


von M. D. (wpmd)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo.

Ich bin gerade dabei das Layout für eine Platine zu erstellen.
Die Platine hat in der Mitte ein Cu-t Out. Um diesen Ausschnitt herum 
liegen einige Bauteile dir mit einer Spannung versorgt werden wollen. 
Mir stellt sich dabei nun die Frage welcher der bessere Weg ist: Einen 
geschlossenen Kreis um den Ausschnitt herum oder den Kreis auf einer 
Seite offen lassen?
Im Anhang sind dazu zwei Skizzen die das ganze etwas verdeutlichen 
sollen. Unten links ist die Spannungsversorgung, die vier roten Pads 
rund um den Ausschnitt sollen die zu versorgenden Bauteile darstellen 
und in blau sind die Leiterbahnen dargestellt.
Welche Variante ist zu bevorzugen?

Vielen Dank!

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

Ich würde Variante 1 nehmen.

von Dennis (Gast)


Lesenswert?

Eine Leitetrschleife ist natürlich immer ungern gesehen. Variante 2!

von M. D. (wpmd)


Lesenswert?

Ok, zwei User zwei Meinungen ;-)
Wobei der Einwand der Leiterschleife einleuchtend klingt...

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

>Wobei der Einwand der Leiterschleife einleuchtend klingt...

Und wo ist das einleuchtend? Es geht doch um Spannungsversorgung. Und 
solche Ringstrukturen werden auch im Stadtnetz gemacht.

von M. D. (wpmd)


Lesenswert?

Danke schonmal!
Welchen Vorteil hat denn die Ausführung als Ring?

von Johannes W. (jooo)


Lesenswert?

Ich würde dir auch Variante 2 empfehlen...

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

>Welchen Vorteil hat denn die Ausführung als Ring?

zB kleinerer SPannungsfall bei gleicher Leiterbahnbreite.

von Uwe .. (uwegw)


Lesenswert?

Die wichtigste Frage ist, wo die Rückströme fließen. Wo sind die 
GND-Pins angeschlossen?

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Eine Leiterschleife ist eine Spule mit einer Windung.
Jedes magnetische Feld induziert in diese Spule Ströme, die zu einem 
Spannunganfall entlang der Leitung führen. Umgekehrt führt jeder Strom 
in der Leiterschleife zu einem abngesendeten elektromagnetischen Feld.

Aus EMV-Gründen ist eine Leiterschleife also schlecht.

Bei offener Schleife entstehen auch Spannungsabfälle, due zu einer 
Leichten Potentialdifferenz zuwischen beiden Enden führen, aber zu 
keinem Kreisstrom.

Wenn diese Versorgungsleitungen nun Bauteile versorgen, die ihrerseits 
untereinander Signale austaischen, solte man diese Signalleitung nicht 
über die Lücke führen

   +-------------VCC IC1
   |                  |I/O
   |                  |
---+                  |  schlecht
   |                  |
   |                  |I/O
   +-------------VCC IC2

sondern den Kreis lang

   +-------------VCC IC1
   | +-----------------I/O
   | |
---+ |
   | |
   | +-----------------I/O
   +-------------VCC IC2

von M. D. (wpmd)


Lesenswert?

GND- Pins sind diret über Vias mit einer GND- Plane verbunden.

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

>Eine Leiterschleife ist eine Spule mit einer Windung.

Wieso ist das denn eine Leiterschleife im klassischen Sinn?

Der Strom fliesst doch nicht in diesem Kreis.

von Simon H. (simi)


Lesenswert?

Matthias Lipinsky schrieb:
> Der Strom fliesst doch nicht in diesem Kreis.

Warum sollte er das nicht? Es geht nicht um die Versorgungsströme!

von Selbsternannter Weltverbesserer (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

MaWin schrieb:
> Eine Leiterschleife ist eine Spule mit einer Windung.

Eine Leiterschleife ist eine kurzgeschlossene Spule mit einer Windung.

Es grüßt Euer
Selbsternannter Weltverbesserer

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

>Warum sollte er das nicht? Es geht nicht um die Versorgungsströme!

Doch. Um die geht es.

von 12345 (Gast)


Lesenswert?

Das ist mal wieder typisch Theoretiker. Natürlich gehört der Kreis 
geschlossen. Es sei denn, die Platine liegt später auf einem 
Induktions-Kochfeld o.ä.
Dieses ganze theoretische Wissen behindert wirklich kleine, feine 
Entwicklungen. Vorsicht steht meilenweit vor jedem Nutzen. Kein Wunder, 
daß uns die Gelbe Gefahr überrollt, die lachen uns alle nur schallend 
aus!

von nihil (Gast)


Lesenswert?

12345 schrieb:
> Dieses ganze theoretische Wissen behindert wirklich kleine, feine
> Entwicklungen. Vorsicht steht meilenweit vor jedem Nutzen. Kein Wunder,
> daß uns die Gelbe Gefahr überrollt, die lachen uns alle nur schallend
> aus!

Genau. Der Chinese würde den Kreis offen lassen um Kupfer zu sparen!

von 6789 (Gast)


Lesenswert?

12345 schrieb:
> Das ist mal wieder typisch Theoretiker.

Wieviel Schaltungen hast Du denn schon durch die EMV-Prüfungen gebracht?

von M. D. (wpmd)


Lesenswert?

6789 schrieb:
>> Das ist mal wieder typisch Theoretiker.
>
> Wieviel Schaltungen hast Du denn schon durch die EMV-Prüfungen gebracht?


Also sollte aus EMV- Sicht der Kreis offen sein?!?
Scheint ja nicht ganz eindeutig zu sein wie man in so einem Fall 
vorgeht...zumindest wenn ich nach den Meinungen und der Diskussion hier 
gehe.
So richtig überzeugt bin ich allerdings noch von keiner der beiden 
Varianten. Die Erläuterung von MaWin fand ich bisher ganz verständlich 
und nachvollziehbar, aber es scheint ja auch einige verfechter der 
geschlossenen Variante zu geben...

von Böswilliger (Gast)


Lesenswert?

Ja, und man sollte auch geschlossene Flächen vermeiden, denn das sind, 
topologisch gesehen, geschlossene Leiterschleifen mit dem 
Innendurchmesser Null.
Kindsköpfe.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@  M. D. (wpmd)

>Also sollte aus EMV- Sicht der Kreis offen sein?!?

Ja.

>Scheint ja nicht ganz eindeutig zu sein wie man in so einem Fall
>vorgeht...

Das ist EMV ;-)

>So richtig überzeugt bin ich allerdings noch von keiner der beiden
>Varianten. Die Erläuterung von MaWin fand ich bisher ganz verständlich
>und nachvollziehbar, aber es scheint ja auch einige verfechter der
>geschlossenen Variante zu geben...

Was soll denn die Leiterbahn in erster Linie für Strom führen? 
Gleichstrom. Nämlich den die Schaltung benötigt. HF-Ströme sollten 
möglichst nur lokal am IC aus den gut platzierten Entkoppelkondensatoren 
gespeist werden. Klar, ein bisschen HF muss auch die Zuleitung liefern, 
aber eher wenig.

http://www.mikrocontroller.net/articles/Kondensator#Entkoppelkondensator

D.h. der geschlossene Ring bringt hier keinen nennenswerten Vorteil. 
Denn Ob der Strom nun nur über ein Hälfte des Rings oder beide Seiten 
zum Verbrauchter auf der rechten Seite fließt, ist bei ausreichendem 
Querschnitt/breite egal.

Anders herum kann, wenn der Ring geschlossen ist, über ein externes, 
veränderliches Magnetfeld ein Spannung induziert werden, welche in dem 
niederohmigen Ring recht große Ströme hervorruft. Diese Ströme führen zu 
Spannungsabfällen längs der VCC Leitung. Das ist eher negativ. Aber auch 
hier muss man die Relationen wahren. Welche magnetischen Feldstärken 
sind real zu erwarten? Welche Spannungen und damit Ströme treten dadurch 
auf? Das kann auch alles im Rauschen untergegen.

Drittens kann der Ring als (magnetische) Sendeantenne wirken. Aber auch 
hier gilt es, die Größenordnung abzuschätzen.

Ach ja, deine Massefläche ist auch eine Kurzschlusswindung, in die auch 
ein Magnetfeld reinspucken kann. Allerdings ist sie sehr niederohmig. Um 
da hohe Ströme fließen zu lassen und dementsprechend Spannungsabfall zu 
erzeugen, braucht es schon recht viel Energie.

von 12345 (Gast)


Lesenswert?

Jede Massefläche wäre EMV-technisch ebenso "kritisch" wie diese 
Ringleitung. Nämlich so kritisch, daß sie bei geschlossenem Ring das 
EMV-Verhalten sogar verbessert, weil eventuell auftretende Energie in 
Wärme umgewandelt wird.
Aber immer munter weiter mit der Theorie. Wenn es nach dieser geht, ist 
die Leiterschleife nur noch am glühen...

von Frank B. (f-baer)


Lesenswert?

12345 schrieb:
> Jede Massefläche wäre EMV-technisch ebenso "kritisch" wie diese
> Ringleitung. Nämlich so kritisch, daß sie bei geschlossenem Ring das
> EMV-Verhalten sogar verbessert, weil eventuell auftretende Energie in
> Wärme umgewandelt wird.
> Aber immer munter weiter mit der Theorie. Wenn es nach dieser geht, ist
> die Leiterschleife nur noch am glühen...

Du hast noch nie mit einem deiner Designs im EMV-Labor gestanden, oder?
Eine Massefläche als Ringleitung zu betrachten, ist Unsinn, weil, wie 
schon festgestellt wurde, der Innenradius 0 ist. Es gibt dementsprechend 
keine aufgespannte Fläche im Inneren der Ringleitung, ergo können auch 
keine Störungen auftreten. Eingekoppelte Störsignale werden 
niederimpedant kurzgeschlossen.
Bei einem Ringleiter werden Störungen über den gesamten Ring 
kurzgeschlossen. Das führt zu Spannungsabfällen über der Leitung. Diese 
Spannungsabfälle sind bei Masseflächen in aller Regel zu 
vernachlässigen. .

Masseflächen verbessern aber in erster Linie das Abstrahlungsverhalten 
im Nahbereich, da das Feld um die Massefläche rotieren muss. Ergo ist 
der Potentialunterschied pro Längeneinheit geringer. Das lässt sich auch 
durch Messung mit Nahfeldsonden nachweisen.

Ein EMV-Experte hat das mal in einem treffenden Satz zusammengefasst: 
Die ideale Leiterplatte ist unendlich groß und besteht nur aus 
Massefläche.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.