Forum: Platinen Umstieg auf SMD


von Jan S. (spongebob)


Lesenswert?

Moin!
Ich habe mir ein Bluetooth Modul (BTM-222) bestellt. Das liegt jetzt 
neben mir und möchte endlich zum Einsatz kommen.
Da ich mal wieder eine neue Herausforderung brauche, möchte ich gerne 
mal auf SMD umsteigen.
Leider habe ich da gar keine Ahnung und hab noch nie was damit gemacht.
Ich will ungern einfach alles an Bauteilen bestellen und nachher is das 
dann doch alles Murks...
Deswegen hoffe ich das Ihr mir mal ein paar Tipps geben könnt. Es geht 
mir nicht ums Löten sondern ums Platinendesign.
Also. Ich könnte nun einen AVR controller bestellen und die nötigen 
Widerstände, Kondensatoren u.s.w. und einfach alles zusammenbasteln. Der 
Spannungsregler (Ich will einen LF33 nehmen) geht ja nicht in SMD, weil 
der ja am besten ein bisschen Strom abkönnen soll. Also müsste ich den 
einbauen und die Kondensatoren am Ein- und Ausgang könnten dann SMD oder 
normale Folienkondensatoren sein. Also weiß ich schon mal nicht wo da 
die Vor- und Nachteile sind, oder ob man das einfach alles in der 
anderen Bauform nutzen kann.
Dann habe ich mir überlegt, vielleicht erstmal nur eine Platine zu 
bauen, wo die nötigen Bauteile für das BTM-222 integriert werden, also 
ohne uC und so, welche ich dann über Pinheader mit einer weiteren 
Platine verbinden kann.
So wäre auch die Möglichkeit gegeben, alles zuerst über ein Steckbrett 
zu testen.
Wie würdet ihr das lösen?
Gibts sonst noch irgendwas zu beachten?

Grüße Jan

von Tobias (Gast)


Lesenswert?

Hier sind paar standart smd Bauteile aufgelistet:
http://www.mikrocontroller.net/articles/Standardbauelemente


Viele Bauteile gibs in normal und smd, dann könnte man beide bestellen 
und vorher testen oder man baut sich smd adapter fürs Steckbrett.

von Tüte Deutsch (Gast)


Lesenswert?

Tobias schrieb:
> standart

Aua.

von Tobias (Gast)


Lesenswert?

Tüte Deutsch schrieb:
> Tobias schrieb:
>> standart
>
> Aua.

stimmt, ist ja auch ein rechtschreibforum hier

von Jan S. (spongebob)


Lesenswert?

Oh man, das wäre mir gar nicht aufgefallen... Womit sich manche Leute 
hier die Zeit vertreiben :-)

Tobias schrieb:
> Hier sind paar standart smd Bauteile aufgelistet:

Danke für den Tipp. Werde gleich mal nachsehen.

Frohe Ostertage noch.
Grüße Jan

von Walter S. (avatar)


Lesenswert?

Jan S. schrieb:
> Dann habe ich mir überlegt, vielleicht erstmal nur eine Platine zu
> bauen, wo die nötigen Bauteile für das BTM-222 integriert werden, also
> ohne uC und so, welche ich dann über Pinheader mit einer weiteren
> Platine verbinden kann.

genau so eine habe ich noch übrig, würde ich für 4 Euro incl Versand 
abgeben wenn Du Interesse hast

von Frank M. (frank_m35)


Lesenswert?

Den Spannungsregler gibt es auch in SMD, warum auch nicht? SMD bedeutet 
ja nicht weniger Leistung.

Also ich würde versuchen möglichst alles in THT oder möglichst alles in 
SMD zu machen.

Falls du aber auf einem Steckbrett alles aufbauen willst, wozu dann SMD?

Es gibt auch Prototyping Boards für SMD, die Widerstände in 0603 Bauform 
passen da. Also kannst du dir mal anschauen ob dir das zu kleine ist zum 
Löten oder noch geht.

Hast du einen geeigneten Lötkolben und Wekrzeug für so kleine Bauteile?
Entlöten von SMD Bauteilen geht ganz einfach mit einer SMD Lötzange oder 
zwei Lötkolben oder Heißluft.

von someone (Gast)


Lesenswert?

Ich mache mittlerweile möglichst alles in SMT. THT ist einfach nervig 
und braucht ewig. Die meisten SMT-Löt-Tips fand ich eher hinderlich, da 
oft suggeriert wird, SMT wäre irgendwie schwierig. Ist es aber nicht.

Ein paar Dinge sind allerdings wichtig:
1) Man braucht einen Lötkolben mit einer geeigneten Spitze, der nicht zu 
heiß wird. Bei den Spitzen streiten sich die Geister, aber es ist 
hilfreich, eine Spitze zu haben, die Pad und gegebenenfalls das Bauteil 
gut kontaktieren kann. Ich verwende hierfür z.B. eine Meißelspitze mit 
rund 2 mm Breite.
2) Dünnes Lötzinn muß man nicht haben, vereinfacht es aber. 0.7 mm ist 
okay, 0.5 mm sind besser. Mit 1 mm Lötzinn kann man sicher auch SMD 
löten, gerade bei Chip-Komponenten (Widerstände, Kondensatoren, ...) 
dürfte das aber unendlich lästig werden.
3) Flussmittel! Extrem wichtig. Falls nicht vorhanden, unbedingt kaufen. 
Mit den Flussmittel auch nicht zu sparsam umgehen, Flussmittel 
verbessert die Löteigenschaften immens. Ich verwende das FL-22 von Edsyn 
und kann es nur empfehlen. Die 10 bis 15 Euro sollte man unbedingt 
ausgeben. Wahrscheinlich tut's auch ein anderes Gel-Flussmittel. 
Flüssige Flussmittel fand ich nicht so berauschend.
4) Eine Pinzette. Muss nichts Ultraspezielles sein, sollte aber 
einigermaßen okay sein. Antimagnetisch ist Pflicht, gerade oder gebogen 
ist Geschmackssache. Ich verwende beides, je nach Bauteil.
5) Ahnung. Da hilft leider nichts, aber bevor man mit dem SMT-Löten 
anfängt, sollte man wissen, wie gute Ergebnisse aussehen. SMT-Löten ist 
einfach, man kann aber viel übersehen, wenn man nicht weiß, was richtig 
ist.


Und nun zu konkreteren Hinweisen:
Je nachdem, ob du fest vorhast, auf SMT umzusteigen oder nur mal 
ausprobieren willst, wie das so ist, solltest du anders vorgehen. 
SMT-Bauteile kaufe ich bei digikey, da man dort 500 Widerstände oder 
Kondensatoren für einen angemessenen Preis bekommt. Dort gibt's auch 
günstige ordentliche Pinzetten (z.B. 243-1055-ND, 243-1053-ND) und 
natürlich alles, was man an Chips so haben will. Wenn du allerdings 
nicht gleich recht viel kaufen willst (Unter 65 Euro Bestellwert 18 Euro 
Versandkosten!, Mehrwertsteuer kommt natürlich auch noch mit drauf), 
sondern erst ausprobieren willst, wie das mit der SMT so funktioniert, 
ist es sicher sinnvoller, Bauteile lokal zu kaufen.

Als Bauform empfehle ich für den Einstieg 0805 (1206 ist absolut riesig, 
benutzt auch niemand mehr und macht bei Kondensatoren aufgrund erhöhter 
Rissgefahr eher Probleme), 0603 ist aber auch möglich (je nachdem, 
wieviel du dir zutraust. Ich verwende standardmäßig 0603, 0805 ist aber 
etwas gemütlicher). SMD-Bauteile gehen oft verloren oder bleiben an der 
Lötspitze hängen, falls man sie nicht richtig festhält, also beim 
Bestellen lieber ein paar mehr mitkaufen (falls du richtig einsteigen 
willst, spricht beispielsweise nichts gegen 1000 Stück 
100nF-Kondensatoren oder Pullup-Widerstände, die kosten ja fast nichts).
Für ICs finde ich SOIC nervig, da zu großer Pitch. Man ist fast 
gezwungen, da jeden Pin einzeln anzulöten. Alles <=0.8 mm Pitch geht 
allerdings gut und schnell, wobei sich dann empfiehlt, entsprechende 
Vergrößerungshilfen zur Kontrolle der Ausrichtung zu haben.


Nun geht es dir ja vorwiegend ums Platinendesign. Dazu kann ich nur 
sagen, dass sich das ergibt, wenn man ein paar Platinen gelötet hat. Je 
nachdem, wie du lötest, müssen die Platinen designt werden. Als einzigen 
allgemeinen Tip kann ich da anbringen, sich genau zu überlegen, wie man 
welche Bauteile in welcher Reihenfolge lötet und das gegebenenfalls mit 
einem Ausdruck der Platine durchzuspielen. Gerade Chip-Komponenten 
bestückt man versehentlich so dicht, dass man von Hand nicht mehr 
rankommt.
Außerdem: MLCC-Kondensatoren sind sehr empfindlich. Ich habe es noch 
nicht geschafft, die so von Hand zu löten, wie die Hersteller empfehlen.

von Scans (Gast)


Lesenswert?

someone schrieb:
> Außerdem: MLCC-Kondensatoren sind sehr empfindlich. Ich habe es noch
> nicht geschafft, die so von Hand zu löten, wie die Hersteller empfehlen.

keine sorge, du hast nur das datenblatt nicht verstanden.

von Jan S. (spongebob)


Lesenswert?

someone schrieb:
> Man braucht einen Lötkolben mit einer geeigneten Spitze, der nicht zu
> heiß wird.
Als Lötspitze habe ich eine 1,6mm Spitze. Der Lötkolben ist von Weller. 
Leider habe ich noch keine Lötstation, wo ich die Temperatur regeln 
kann. Denke die werde ich mir dann wohl mal zulegen müssen.

someone schrieb:
> Dünnes Lötzinn muß man nicht haben, vereinfacht es aber. 0.7 mm ist
> okay,
Hab mal nachgesehen. Ich hab 0,7mm Lötzinn. Das scheint dann ja auch ok 
zu sein.

someone schrieb:
> Flussmittel! Extrem wichtig. Falls nicht vorhanden, unbedingt kaufen.
> Mit den Flussmittel auch nicht zu sparsam umgehen, Flussmittel
> verbessert die Löteigenschaften immens.
Flussmittel hab ich noch keins. Kommt also auf den Einkaufzettel ;-)

someone schrieb:
> Eine Pinzette.
Is schon auf meinem Einkaufzettel

someone schrieb:
> Ahnung.
Muss ich auch noch organisieren ;-)

someone schrieb:
> SMT-Bauteile kaufe ich bei digikey
Der Tipp is denke ich besonders wichtig für mich. Hab bis jetzt alles 
versucht bei R. zusammenzusuchen. Hab aber in diese Richtung viele 
Sachen nicht gefunden. Wenn ich alles bei Digikey kaufe, sollte ich 
denke ich über dem Betrag liegen.

Ich werde mich da auf jeden Fall mal umsehen. Danke für die Tipps.

Grüße und frohe Ostertage.
Jan

von someone (Gast)


Lesenswert?

Scans schrieb:
> someone schrieb:
>> Außerdem: MLCC-Kondensatoren sind sehr empfindlich. Ich habe es noch
>> nicht geschafft, die so von Hand zu löten, wie die Hersteller empfehlen.
>
> keine sorge, du hast nur das datenblatt nicht verstanden.

Ich bemühe mich, nicht rumzupfuschen. Daher halte ich mich an die 
Empfehlungen der Hersteller, so gut es geht. Eine davon ist 
beispielsweise hier: 
http://www.kemet.com/kemet/web/homepage/kfbk3.nsf/vaFeedbackFAQ/8483059E4E7EB8288525748D004C9396/$file/F9207%20KEMET%20Hand%20Soldering%20Procedures.pdf

Diese besagt: 270°C, Bauteil nicht berühren, maximal 3 Sekunden. Das 
finde ich ziemlich schwierig und es klappt auch  nicht immer.
Gerade die großen MLCC-Baugrößen sind sehr empfindlich, alle MLCC mit 
Baugröße über 1210 sollen beispielsweise gar nicht mehr von Hand gelötet 
werden.

von someone (Gast)


Lesenswert?

Jan S. schrieb:
> someone schrieb:
>> Man braucht einen Lötkolben mit einer geeigneten Spitze, der nicht zu
>> heiß wird.
> Als Lötspitze habe ich eine 1,6mm Spitze. Der Lötkolben ist von Weller.
> Leider habe ich noch keine Lötstation, wo ich die Temperatur regeln
> kann. Denke die werde ich mir dann wohl mal zulegen müssen.

Das kommt auf dein Equipment an. Falls der Lötkolben ungeregelt ist, 
kann es sein, dass du keinen Spaß mit SMT haben wirst (ich habe das 
glücklicherweise noch nicht ausprobieren müssen.) Eine verstellbare 
Temperatur an der Station ist praktisch, aber nicht essentiell. Solltest 
du also einen Magnastat haben, dann geht das gut. Ich verwende 
mittlerweile meist um die 310°C, bei Magnastat sind das die Spitzen mit 
Temperatur "6". Das ist praktisch, weil bei diesen Temperaturen das 
Flussmittel noch nicht so schnell verbrennt. Und für SMT ist es meiner 
Erfahrung nach sehr, sehr hilfreich, immer schön viel Flussmittel zu 
haben. Temperatur "7" (370°C) geht zur Not auch noch, ich bin aber nicht 
so zufrieden damit, weil man die Lötspitze wirklich die ganze Zeit 
reinigen muss.

Falls du eine Magnastat hast, gibt es Spitzenadapter, mit denen sich 
auch die LT-Spitzen nutzen lassen. Ich finde die Magnastat- und 
LT-Spitzen zwar etwas gewöhnungsbedürftig groß, das ist aber reine 
Gewohnheit. Es gibt auch eine ganze Menge spezialisierter Spitzen, wie 
die LT-GW und die LT-KN, mit denen man einige alternative 
SMD-Löt-Techniken ausprobieren kann. Eine Meißelspitze tut's aber für 
den Anfang allemal und ist recht universell. 1.6mm sind glaube ich gut.

> someone schrieb:
>> Dünnes Lötzinn muß man nicht haben, vereinfacht es aber. 0.7 mm ist
>> okay,
> Hab mal nachgesehen. Ich hab 0,7mm Lötzinn. Das scheint dann ja auch ok
> zu sein.

Wichtig ist eben, dass du eine genaue Menge Lötzinn "abmessen" kannst. 
Gerade bei Chip-Bauelementen (Widerstände, ...) hat sich bei mir 
bewährt, etwa eine halbe Padbreite Lötzinn zu verwenden. Und nicht 
verzweifeln, SMD-Löten ist wirklich nur Technik, aber üben muss man 
trotzdem.

> someone schrieb:
>> Flussmittel! Extrem wichtig. Falls nicht vorhanden, unbedingt kaufen.
>> Mit den Flussmittel auch nicht zu sparsam umgehen, Flussmittel
>> verbessert die Löteigenschaften immens.
> Flussmittel hab ich noch keins. Kommt also auf den Einkaufzettel ;-)

Ich kann das FL-22 von Edsyn nur empfehlen. Wenn du sowieso Flussmittel 
kaufst, kauf dir Gel-Flussmittel. Das Zeug ist teuer, aber man braucht 
nicht so viel davon. Das ChipQuick-Zeug soll auch brauchbar sein. Von 
ultrabilligen China-Angeboten ist nicht allzu viel zu halten.

> someone schrieb:
>> Eine Pinzette.
> Is schon auf meinem Einkaufzettel

Wenn du richtig einsteigen willst, kauf dir eine gerade und eine 
gebogene Pinzette. Du wirst wahrscheinlich schnell herausfinden, welche 
du lieber benutzt, aber die andere kann ab und an sehr praktisch sein.

> someone schrieb:
>> Ahnung.
> Muss ich auch noch organisieren ;-)

Ich hatte gestern leider nicht so viel Zeit, dir ein paar Links 
zusammenzustellen. Es hilft im Prinzip, möglichst viel zu SMT-Löten zu 
lesen und zu schauen, was davon irgendwie sinnvoll ist. Über viele 
vermeintliche Tips kann ich nur den Kopf schütteln, da diese 
suggerieren, SMT-Löten wäre schwierig.

Chip-Komponenten: 
http://store.curiousinventor.com/guides/Surface_Mount_Soldering/Resistor
ICs einlöten: Bauteile mit großem Pitch muss man leider Pin für Pin 
machen. Bauteile mit vernünftig kleinem Pitch werden per "drag 
soldering" erschlagen. Bei Hakko gibt's ein paar Videos, die das 
illustrieren:
http://www.hakko.com/english/tip_selection/work_drag.html
Du musst natürlich ausprobieren, was dir liegt. Ich verwende eine 
Meißelspitze, gebe aber vor dem Löten ordentlich Lötzinn auf die 
Unterseite der Spitze und ziehe diese dann einfach (wie im Video 
dargestellt) an den Pins entlang, ohne jedoch noch extra Lötzinn 
zuzugeben. Wichtig bei drag soldering ist, dass wirklich genug 
Flussmittel aufgetragen ist! Mit Gel-Flussmittel geht das gut, da kann 
man eine Flussmittelwurst auf die Pads legen und den IC dann einfach 
sanft reindrücken. Das Verfahren ist sehr schnell und sehr gut, da man 
den Chip nicht überhitzt oder kompliziert mit Entlötlitze rumspielen 
muss.
Außerdem nochmal erklärt: 
http://store.curiousinventor.com/guides/Surface_Mount_Soldering/QFP

Ich kann jetzt leider auch nicht mehr so viel raussuchen, aber es gibt 
beispielsweise auf youtube auch jede Menge Videos mehr oder weniger 
erfolgreicher Versuche, SMT-Löten zu erklären. Das musst du dann eben 
bewerten, wie sinnvoll die Tips sind. Ich bin darin auch nicht 
ausgebildet, aber es ist offensichtlich, dass einige Leute wissen, was 
sie tun, während andere irgendwie das Ziel erreichen.

> someone schrieb:
>> SMT-Bauteile kaufe ich bei digikey
> Der Tipp is denke ich besonders wichtig für mich. Hab bis jetzt alles
> versucht bei R. zusammenzusuchen. Hab aber in diese Richtung viele
> Sachen nicht gefunden. Wenn ich alles bei Digikey kaufe, sollte ich
> denke ich über dem Betrag liegen.

Digikey hat eine große Auswahl, ist aber bei vielen Bauteilen nicht so 
günstig wie andere. Bitte beachte, dass die Preise ohne Mehrwertsteuer 
angezeigt werden, die kommt also noch dazu. Die Bauelemente, die man 
sowieso die ganze Zeit braucht, bekommt man dort aber wirklich günstig.

von Scans (Gast)


Lesenswert?

someone schrieb:
> Diese besagt: 270°C, Bauteil nicht berühren, maximal 3 Sekunden. Das
> finde ich ziemlich schwierig und es klappt auch  nicht immer.

Und hältst du dich auch an die Temperaturrampen, die vorgeschrieben 
sind? Ich hoffe sehr, du fährst das komplette Reflow-Profil mit dem 
Lötkolben für jedes Bauteil!
Gerade die großen MLCC-Bauteile sind da sehr pekierlich und laufen 
schnell zu ihren Eltern...


Also entschuldige bitte, aber das is einfach nur grober Unsinn! Dass du 
bei 270° mit einem Lot, das keineswegs für diese Temperatur ausgelegt 
ist, keine sauberen Lötstellen hinkriegst, wundert mich kein bisschen.
Aber bring doch einem Anfänger nicht auch noch deinen verkehrten Mumpitz 
bei!

von Jasch (Gast)


Lesenswert?

Noch ein Hinweis:

Es macht die Sache viel einfacher wenn man für handgelötete SMD-Teile 
die Pads etwas größer macht, nicht in der Breite, sondern in der Länge. 
Achtung: nicht die Lücke zwischen den Pads verkleinern!

Ich habe erstmal 1 mm mehr probiert, das war aber übertrieben. Jetzt 
nehme ich 0.5 mm mehr in Längsrichtung z.B. bei Widerständen, 
Kondensatoren und sinngemäss so weiter - macht das Hand-Löten viel 
einfacher finde ich.

Natürlich muss man sich dann in der Software der Wahl für alles was man 
benutzen will erstmal "Manual"-Footprints basteln... :-(

von someone (Gast)


Lesenswert?

Herrlich, wieder das wundervolle Diskussionsklima hier.

Scans schrieb:
> Und hältst du dich auch an die Temperaturrampen, die vorgeschrieben
> sind? Ich hoffe sehr, du fährst das komplette Reflow-Profil mit dem
> Lötkolben für jedes Bauteil!

Beim Handlöten muss kein Temperaturprofil gefahren werden.

> Also entschuldige bitte, aber das is einfach nur grober Unsinn!

Es ist natürlich kein grober Unsinn: Es steht schließlich in einem 
Dokument eines Bauteilherstellers, das beschreibt, wie diese Bauteile 
von Hand zu löten sind.

> Dass du
> bei 270° mit einem Lot, das keineswegs für diese Temperatur ausgelegt
> ist, keine sauberen Lötstellen hinkriegst, wundert mich kein bisschen.

Mich auch nicht. Ich schrieb ja, dass ich es sehr schwierig finde, MLCCs 
so zu verlöten, wie dies vom Hersteller gefordert wird. Üblicherweise 
nehme ich einfach eine höhere Temperatur und hoffe, dass die Bauteile 
das überleben werden.

> Aber bring doch einem Anfänger nicht auch noch deinen verkehrten Mumpitz
> bei!

Ich weiß leider nicht, warum du denkst, dass das (insbesondere mein) 
verkehrter Mumpitz ist. In meinem Beitrag verweise ich auf ein Dokument 
eines Kondensatorherstellers, in dem beschrieben ist, wie bei Handlötung 
vorzugehen ist. Was dort steht, ist für mich erstmal richtig: Der 
Hersteller wird kein Interesse daran haben, dass seine Kunden Bauteile 
kaputtlöten, das senkt nämlich die Zuverlässigkeit. Ich wollte übrigens 
vor allem darauf hinweisen, dass MLCCs empfindlich sind und man beim 
Löten Vorsicht walten lassen sollte.
Von deiner Seite aus kam bisher allerdings leider noch keine Anregung, 
wie stattdessen zu verfahren ist, sondern lediglich Rauschen. Du 
scheinst kompetenter, wenn du deine Aussagen mit Argumenten untermauern 
kannst; fehlen diese, so werden erfahrungsgemäß nur wenige 
Diskussionsteilnehmer über deine Einwürfe nachdenken.

von Michael H. (michael_h45)


Lesenswert?

someone schrieb:
> Es ist natürlich kein grober Unsinn: Es steht schließlich in einem
> Dokument eines Bauteilherstellers, das beschreibt, wie diese Bauteile
> von Hand zu löten sind.

nö, das beschreibt, wie sie bei reflow zu löten sind.

von Frank M. (frank_m35)


Lesenswert?

>Michael H. schrieb:
>> someone schrieb:
>> Es ist natürlich kein grober Unsinn: Es steht schließlich in einem
>> Dokument eines Bauteilherstellers, das beschreibt, wie diese Bauteile
>> von Hand zu löten sind.
>
> nö, das beschreibt, wie sie bei reflow zu löten sind.

Seit wann kann man mit einem Lötkolben Reflow löten? Sie sagen nur, dass 
der Kondenator vorgeheizt werden soll.

>Zitat Kemet Paper:
>3. The temperature of the solder iron tip should not exceed 300°C.
>4. The required amount of solder shall be melted in advance on the >soldering tip


Wie dem auch sei, ich denke auch, dass das totaler Blödsinn ist. Vor 
allem ohne Vorheizen soll man nach denen nur 270 Grad verwenden dürfen. 
Das ist knapp über dem Schmelzpunkt von bleifreiem Lot. (230 Grad).
Ich denke das ist einfach ein Schwachsinnsdatenblatt, mit dem sich Kemet 
aus der Haftung nehmen will, falls was kaputt geht das von Hand verlötet 
wurde, da man so nicht Handlöten kann, also gezwungen ist von dem Paper 
abzuweichen.

Wirft man einen Blick auf die Temperaturen die Lötkolbenhersteller 
empfehlen, so liegen die unter 370 Grad (Flussmittel verbrennt, 
Lötspitzenlebensdauer verkürzt) und über 300 Grad, bei meist so 330-350 
Grad.

someone schrieb:
> Beim Handlöten muss kein Temperaturprofil gefahren werden.
Laut deinem Paper schon!

someone schrieb:
> Mich auch nicht. Ich schrieb ja, dass ich es sehr schwierig finde, MLCCs
> so zu verlöten, wie dies vom Hersteller gefordert wird. Üblicherweise
> nehme ich einfach eine höhere Temperatur und hoffe, dass die Bauteile
> das überleben werden.
Und warum hast du dann das überhaupt erwähnt, wenn du selber dich daran 
nicht halten kannst, warum empfielst du dann einem 'Anfänger' etwas das 
nichteinmal du hinbekommst?

von someone (Gast)


Lesenswert?

Michael H. schrieb:
> someone schrieb:
>> Es ist natürlich kein grober Unsinn: Es steht schließlich in einem
>> Dokument eines Bauteilherstellers, das beschreibt, wie diese Bauteile
>> von Hand zu löten sind.
>
> nö, das beschreibt, wie sie bei reflow zu löten sind.

Klar, deshalb heißt das Dokument auch "KEMET Hand Soldering Procedures"

Das, was da wie ein Reflow-Profil aussieht, beschreibt nur den Prozess 
beim Handlöten mit Preheating. Die Verfahrensweise ohne Preheating steht 
ganz unten auf der Seite.


Zum Topic: Der Hinweis mit den größeren Pads ist sehr gut! Ich kann das 
ebenfalls nur empfehlen, ein halber Millimeter reicht meist ganz gut 
aus. Es ist immer gut, die Komponenten zu kennen, mit denen man zu tun 
hat, manche benötigen ein wenig Überredung, bis sie sich löten lassen, 
insbesondere solche, die eine große Kontaktfläche unten und nur eine 
sehr kleine an der Seite haben (z.B. Spulen). Da wünscht man sich dann 
ein etwas größeres Pad, damit man bei der Ausrichtung nicht so genau 
sein muss und auch mehr von der Lötspitze auf das (zweite) Pad bringen 
kann, um es schneller zu erwärmen.

von someone (Gast)


Lesenswert?

Frank M. schrieb:
>>Zitat Kemet Paper:
>>3. The temperature of the solder iron tip should not exceed 300°C.
>>4. The required amount of solder shall be melted in advance on the >soldering 
tip
>
> Wie dem auch sei, ich denke auch, dass das totaler Blödsinn ist. Vor
> allem ohne Vorheizen soll man nach denen nur 270 Grad verwenden dürfen.
> Das ist knapp über dem Schmelzpunkt von bleifreiem Lot. (230 Grad).
> Ich denke das ist einfach ein Schwachsinnsdatenblatt, mit dem sich Kemet
> aus der Haftung nehmen will, falls was kaputt geht das von Hand verlötet
> wurde, da man so nicht Handlöten kann, also gezwungen ist von dem Paper
> abzuweichen.
>
> Wirft man einen Blick auf die Temperaturen die Lötkolbenhersteller
> empfehlen, so liegen die unter 370 Grad (Flussmittel verbrennt,
> Lötspitzenlebensdauer verkürzt) und über 300 Grad, bei meist so 330-350
> Grad.

Ich will nicht bewerten, wie sinnvoll oder sinnlos diese Vorschläge zum 
Handlöten sind. Für mich zählt da nur, dass es sie gibt und dass sie von 
einem Hersteller kommen. Wenn man sich mal ein wenig im Internet 
umschaut, dann stellt man schnell fest, dass MLCCs notorisch anfällig 
und problematisch sind. Zugegeben, man findet leider nur sehr viele 
Dinge aus dem Bereich high-reliability, da diese meist frei verfügbar 
sind und nicht hunderte Euro kosten wie die Industriestandards.

> someone schrieb:
>> Beim Handlöten muss kein Temperaturprofil gefahren werden.
> Laut deinem Paper schon!

Nun gut, ich habe mich ungünstig ausgedrückt. Das Dokument von Kemet 
beschreibt eine Möglichkeit, MLCCs von Hand zu löten, die Preheating 
beinhaltet. Da fährt man dann natürlich ein Temperaturprofil.

> someone schrieb:
>> Mich auch nicht. Ich schrieb ja, dass ich es sehr schwierig finde, MLCCs
>> so zu verlöten, wie dies vom Hersteller gefordert wird. Üblicherweise
>> nehme ich einfach eine höhere Temperatur und hoffe, dass die Bauteile
>> das überleben werden.
> Und warum hast du dann das überhaupt erwähnt, wenn du selber dich daran
> nicht halten kannst, warum empfielst du dann einem 'Anfänger' etwas das
> nichteinmal du hinbekommst?

Ich empfehle es nicht. Ich erwähnte nur, dass MLCCs empfindlich sind und 
man beim Löten aufpassen muss. Da mir das nicht geglaubt wurde, 
untermauerte ich dies mit dem Dokument von Kemet. Ich halte übrigens 
nichts davon, Anfängern Informationen vorzuenthalten, auch wenn diese 
nicht besonders motivierend sind. Ich hatte mit meinen gelöteten MLCCs 
noch keine Probleme, kann diese aber auch nicht fachgerecht 
diagnostizieren.

Ich wollte da jetzt keine extreme Diskussion vom Zaun brechen, aber ich 
halte es nicht für sinnlos, über die Probleme von Bauteilen informiert 
zu sein. Das hilft dann auch einem Anfänger, weil er sich dann 
beispielsweise dafür entscheiden kann, MLCCs kleinerer Bauform (nicht so 
anfällig) zu kaufen oder nach besonders langem Rumbraten lieber einen 
neuen Chip-Kondensator nimmt.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.