Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wer fertigt aus einem vorhandene Wafer reale Bauteile?


von Butz (Gast)


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Hallo, mal eine etwas kuriose Frage...

Bin im Besitz eines (fertigen, originaleingeschweißten, geschnittenen) 
Wafers mit hunderten Chips (eher hochwertige Mosfets). Gibt es eine 
reelle Chance, daraus bedrahtete Mosfets fertigen zu lassen? Falls ja, 
wer macht sowas?

In welchem ungefähren Verhältnis könnten die Kosten zwischen Chip und 
fertigem Bauteil liegen? Würde sich nämlich allenfalls lohnen, wenn 
bereits die Chipherstellung den Löwenanteil der Kosten verursacht...

von Joe S. (bubblejoe)


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Wird viel zu teuer werden. Backend ist wesentlich teurer wie Frontend, 
weil jeder Chip einzeln prozessiert werden muss, anders wie im Frontend.

von M. K. (sylaina)


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Joe B. schrieb:
> Wird viel zu teuer werden. Backend ist wesentlich teurer wie Frontend,
> weil jeder Chip einzeln prozessiert werden muss, anders wie im Frontend.

Und es ist offenbar nur 1 Wafer, das lohnt sich wahrscheinlich überhaupt 
nicht (welchen Yield hat der Wafer denn und wieviele Bauteile sind 
drauf?). Selbst wenn es eine Charge wäre (25 Wafer) wäre es eher 
kritisch anzusehen nehme ich an.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Butz schrieb:
> Gibt es eine
> reelle Chance, daraus bedrahtete Mosfets fertigen zu lassen?

Wenn überhaupt, dann irgendeine Uni, die noch einen Handbonder
herumstehen hat und sowas als Praktikum für die Studenten macht.

Wir haben seinerzeit A277 im Praktikum gebondet. ;-)  Gewissermaßen
haben wir dabei A277C gefertigt (statt der offiziellen A277D also
Bauteile im Keramikgehäuse), allerdings gab es nur Leadframes und
Gehäuseschalen für 16 Pins statt der notwendigen 18, sodass man
sich für eine von zwei Bondvarianten entscheiden musste.

von Kai K. (klaas)


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>Falls ja, wer macht sowas?

Wenn du einen guten Draht hast, ein Frauenhofer Institut.

>Wir haben seinerzeit A277 im Praktikum gebondet. ;-)

Ich habe für meine Diplomarbeit Microstrip-Teilchendetektoren aus GaAs 
auf eine Meßelektronikplatine gebondet. Der Bonder ist ziemlich groß, 
und arbeitet mit einer mechanischen Übersetzung, die die Wege 
vergrößert. Man muß dann mit den Händen riesige Bewegungen machen, wobei 
sich die Bonderspitze aber nur im Sub-Millimeterbereich bewegt. Macht 
eine Riesenlaune, wenn alle Parameter richtig eingestellt sind und man 
den richtigen Draht auf der Rolle hat. Ich habe dann mehrere Bonddrähte 
pro Kontakt bebondet, weil die Drähte schnell abreißen oder sich vom Pad 
lösen. Das Arbeiten verlangt höchste Konzentration und die Zeit vergeht 
wie im Flug.

Im Frauenhofer Institut haben wir auch spezielle Dioden aus teurem 
Rein-GaAs prozessiert. Das ist wie in einem Science-Fiction, gelbes 
Licht, Schutzanzüge, Sputter, Belichter, Ätz- und Entwicklungsbäder... 
Toll.

von Butz (Gast)


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Vielen Dank für die netten Antworten.

Mit dem Bonden allein wäre es ja leider nicht mal getan. Der Chip muss 
ja noch irgendwie auf eine Kühlfahne gebracht werden (wie auch immer 
sowas gemacht wird). Also es müsste schon ein richtiger Hersteller sein, 
der auch sonst Transistoren fertigt. Wage mich gar nicht, da wen auch 
immer anzuschreiben, die lachen mich mit meinem einzelnen Wafer aus...

Also das Teil dann wohl doch lieber an die Wand hängen?

von Kan a. (Firma: Basta) (kanasta)


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Butz schrieb:

> Also das Teil dann wohl doch lieber an die Wand hängen?

Das müssen ja sehr spezielle Mosfets sein, damit sich das Packaging im 
Vergleich zum Einkauf neurer/kompletter Mosfets rechnet!? Also ich würde 
den Wafer an die Wand hängen.


Kai Klaas schrieb:

> Im Frauenhofer Institut haben wir auch spezielle Dioden aus teurem
> Rein-GaAs prozessiert. Das ist wie in einem Science-Fiction, gelbes
> Licht, Schutzanzüge, Sputter, Belichter, Ätz- und Entwicklungsbäder...
> Toll.

Also an der Uni sagt man dass im Fraunhofer Institut hauptsächlich 
Stümper sitzen. Besonders der zweite Satz sorgt dafür, dass ich soetwas 
glaube.

von Paul Baumann (Gast)


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Kai schrob:
>Wenn du einen guten Draht hast, ein Frauenhofer Institut.

Einen guten Draht sollte man beim Bonden schon nehmen...
;-)

Jörg schrob:
>Wir haben seinerzeit A277 im Praktikum gebondet. ;-)

Wie sagte der englische Lord zu seinem Butler:
"James -bond!"

MfG Paul

von Klaus Könner (Gast)


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Butz schrieb:
> Gibt es eine
> reelle Chance, daraus bedrahtete Mosfets fertigen zu lassen? Falls ja,
> wer macht sowas?

google nach bonden dienstleistung findet:

http://www.enas.fraunhofer.de/de/Abteilungen/SP/dienstleistungen.html
http://www.jenoptik.com/de-mikrooptik-foundry-dienstleistungen
http://www.wlw.de/treffer/bonden-von-chips.html

Bei sensorfertigern (Piezo) könnte man auch fündig werden.

MfG

von Kai K. (klaas)


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>Also an der Uni sagt man dass im Fraunhofer Institut hauptsächlich
>Stümper sitzen.

Ist doch Blödsinn. Fakt war, daß wir sehr neidisch auf die Ausstattung 
vom Fraunhofer Institut waren. Und Stümper saßen da ganz sicher nicht.

>Mit dem Bonden allein wäre es ja leider nicht mal getan. Der Chip muss
>ja noch irgendwie auf eine Kühlfahne gebracht werden (wie auch immer
>sowas gemacht wird). Also es müsste schon ein richtiger Hersteller sein,
>der auch sonst Transistoren fertigt.

Es gibt kleine Firmen, die auf Kundenwunsch Hybridschaltungen 
herstellen, also Dies und Kleinkram auf Substrate packen, bonden und 
vergießen. Vielleicht können die so etwas? Wir wollten mal aus Gründen 
der Geheimhaltung eine kleine OPamp-Schaltung als Hybrid aufbauen. Der 
Preis und die Abnahmemenge waren erstaunlich gering. Die Firma saß 
damals in Berlin. Mehr weiß ich nicht mehr.

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Aber solche Firmen haben meistens doch auch einen Musterbau. Die ich 
kenne, sind aus Dresden. Mein Onkel arbeitet da im Musterbau, mir fällt 
nur einfach nicht der Name der firma ein. Für eine Mail würde ich mich 
diesbezüglich nicht schämen, es besteht schließlich immer noch die 
Chance, das sie ja sagen und vielleicht sogar zu einem Preis, der dir 
zusagt.

MfG Dennis

von Klaus Könner (Gast)


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Butz schrieb:
> Bin im Besitz eines (fertigen, originaleingeschweißten, geschnittenen)
> Wafers mit hunderten Chips (eher hochwertige Mosfets). Gibt es eine
> reelle Chance, daraus bedrahtete Mosfets fertigen zu lassen? Falls ja,
> wer macht sowas?

Schau doch in den Ausstellerkatalog der Hybrid-packing-Fachmesse, da 
findet sich ciher der richtige:

http://www.mesago.de/de/SMT/Fuer_Besucher/Willkommen/index.htm

von MaWin (Gast)


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Mpd.de und factronix

von Assembler (Gast)


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Versuchs mal bei:
Microelectronic Assembly Frankfurt(Oder) GmbH
oder
Unisem Group in Wales.

Viel Glück

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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MaWin schrieb:
> Mpd.de

Genau diese Firma fiel mit nicht ein.. :-)


MfG Dennis

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