Forum: Offtopic Sind Rezepte wirklich "so" geheim?


von Mike M. (mikeii)


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Ihr kennt doch sicher alle das Coca Cola Geheimnis. Egal ob es gelüftet 
wurde oder nicht, aber es ist ewig ein Rätzel gewesen.
So gibt es aber auch angebliche Geheimrezepte in Restaurants, egal ob es 
jetzt eine Gewürzmischung oder eine spezielle Soße ist.
Ist es nicht so, dass man sowas mit Leichtigkeit raus finden kann?
Beispiel Soße:

Ich packe ein paar Proben in eine Zentrifuge, trenne es, und habe somit 
unterscheidbare Schichten, die ich weiter analysieren kann.
PH Wert, Dichte, Siedepunkt, Löslichkeit, etc. Evtl auch unter einem 
Mikroskop ansehen.

Oder Gewürzmischungen kann man auch unter einem Mikroskop betrachten, 
und die einzelnen Bestandteile identifizieren.

Ist das wirklich so schwer, dass es keiner macht, oder will einfach 
keiner?

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Also was in einer Coca Cola drin ist, ist bekannt. Das Geheimnis ist 
einfach die Menge von der jeweiligen Zutat. Ob man sowas so leicht 
rausfindet, weis ich nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, ist wie bei 
einem Synthesizer-Ausangs-Signal. Erkenne daraus mal richtig, welche 
Einstellungen der Typ nun wirklich gemacht hat. Eine gewissen Wellenform 
wirst du sicher erkennen, aber die anderen Detaileinstellungen, die es 
evtl bei einem Synthi noch so gibt die wirst du nicht rausfinden.

MfG Dennis

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo,

Mike Mike schrieb:

> Ich packe ein paar Proben in eine Zentrifuge, trenne es, und habe somit
> unterscheidbare Schichten, die ich weiter analysieren kann.
> PH Wert, Dichte, Siedepunkt, Löslichkeit, etc. Evtl auch unter einem
> Mikroskop ansehen.
>
> Oder Gewürzmischungen kann man auch unter einem Mikroskop betrachten,
> und die einzelnen Bestandteile identifizieren.
>
> Ist das wirklich so schwer, dass es keiner macht, oder will einfach
> keiner?

Gerade bei Speisen entsteht ein nennenswerter Teil der Wirkung durch die 
Zubereitung.
Natürlich kannst Du das Rezept in groben Zügen durch Analysen ermitteln, 
allerdings sind die Rezepte in groben Zügen auch nicht so spannend. Was 
ungefähr ein einer Cola drin ist ist natürlich hinlänglich bekannt und 
jeder Koch wird Dir sofort erzählen können wie eine bestimmte Sauce 
ungefähr hergestellt ist.

Sobald es an Details und Nuancen geht, ist der Ofen aus. Gerade Aromen 
sind in so geringen Mengen und so vielen chemischen Variationen 
relevant, dass es da praktisch keine Chance gibt.

Dazu kommt, dass eine solche Analyse gar nicht Not tut. Selbst zwei 
Flaschen Cola können untereinander so unterschiedlich schmecken, dass Du 
gar keine Analyse brauchen würdest, um den Geschmack genau genug 
nachzumachen, aber wozu? Es geht nie nur um den Geschmack, sondern immer 
auch um Image.

Erst recht gilt das für die ganze billige Industrieplempe die so in den 
Regalen steht, welches Rezept sollte man da nachahmen wollen? Einfach 
was neues anmixen und die gesparte Million in ein paar Promo- oder 
Promi-Miezen investieren.

Beispiel gefällig? Schau Dir mal Wasabi an (zum Beispiel hier ein 
kleiner Beitrag zum Thema:
http://drsvanhay.de/?p=529
).

Was in aller Welt sollte dafür sprechen, die Zubereitung einer 
bestimmten Wasabi-Paste zu analysieren, wenn der Großteil der 
japanischen und außer-japanischen Welt nichtmal Meerrettich von Wasabi 
unterscheiden kann? Dann doch lieber das Geld in einen richtig guten 
Designer oder Kampagnero investieren.

Vlg
Timm

von Mike M. (mikeii)


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Hi,

stimmt, das mit dem Image ist wohl eine sehr große Sache.
Zubereitung und die damit verbundene "Geschmacksentfaltung" ist wohl 
auch noch ein grober Punkt.

Danke, das hat meine Frage sehr gut beantwortet.

Gruß Mike

von P. M. (o-o)


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Du weisst dann zwar, was drin ist - du weisst aber trotzdem noch nicht, 
wie man es macht. Einen Lebensmittel-Chemiekasten, wo man nur noch das 
passende Mischverhältnis nachbauen kann, gibt es meines Wissens nicht. 
Sondern es ist immer noch die Kochkunst, Ingredienzien so zu behandeln, 
dass am Schluss die richtige Mischung entsteht.

Zudem funktioniert die menschliche Wahrnehmung anders als ein Gerät zur 
chemischen Trennung und Analyse von Stoffen. Also wird es umgekehrt 
nicht reichen, die selbe Stoffzusammensetzung zu erzeugen, um die selbe 
Wahrnehmung zu erzeugen.

von Michael B. (laberkopp)


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> Also was in einer Coca Cola drin ist, ist bekannt.

Nein. Der Block "Aroma" enthält unter anderem natürlichliche Aromen mit 
über 1000 Stoffen, die nicht einzeln analysierbar sind, aber den 
Geschmak deutlich erkennbar beeinflussen.

> PH Wert, Dichte, Siedepunkt, Löslichkeit

Das interessiert heute keinen mehr, man macht die Analyse mit einem AAS.
Aber auch der wirft nicht raus, welches die exakten Zutaten waren.
Eine danach reproduzierte Cola schmeckt nicht wie Cola, sondern eben wie 
ein Replikat. Dazu gab's sogar einen Fernsehbericht eines Unilabors.

Im Restaurant hast du schlicht ein AAS und nicht mal ein Mikroskop für 
die längst verkochten Gewürze. Du (oder ein fremder Koch der es 
nachmachen will) bekommt es eben nicht heraus, so lange man ihn nicht in 
die Küche gucken lässt (und das macht man eben beim "Geheimrezept" 
nicht, sonst hiesse es nur "Rezept". Er kann nur "was ähnliches" 
produzieren.

Natürlich gehe ich davon aus, daß auch Pepsi inzwischen weiss, aus was 
Cola besteht, aber es nicht verwenden darf. Insofern ist 'geheim' 
natürlich relativ. Im Internet kann man es nicht nachlesen, die dortigen 
Rezepte sind nur "was ähnliches".

Und ebenso wird Gourmerestuarant Lukull sein Steak nach Geheimrezept 
irgendwie so zubereiten, daß Profikoch Laffer gleich errät, wie man es 
macht. Aber es steht eben in keinem Rezeptbuch, und auch Laffer darf 
nicht in die Küche gucken (es sei denn, er kennt den Chef, weil der mal 
bei ihm gelernt hat, oder so).

Ein Geheimrezept welches aus Omas Kochbuch Seite 220 stammt gibt es 
sicher auch und ist somit nicht geheim. Geheim ist an dem nur, daß es 
dieses Rezept war. Hauptsache, du weisst es nicht und kannst es in 
deiner Küche nicht nachmachen und kommst deswegen immer wieder ins 
Restaurant.

von (prx) A. K. (prx)


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Marketing-Effekt nicht vergessen. "Geheimrezept" klingt doch super, ganz 
egal obs stimmt oder nicht.

von Stefan N. (stefan_n32)


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Naja, zumindest der Ingenieur, der die Anlage zu Herstellung von dem 
Zeug entwickelt und in Betrieb genommen hat, kennt das Rezept auch.

Richtig ist, dass es nicht nur auf die Chemische Zusammensetzung 
ankommt. geschlagene Sahne schmeckt anders als flüssige, obwohl Luft 
geschmacklos ist. Mayo schmeckt ganz anders als ein Haufen Öl mit 
Eigelb. Die Art der Verteilung und die Größe der einzelnen Phasen Spielt 
auch eine Rolle. Das bekommt man mit einer Zentrifuge nicht analysiert.

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


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Mike Mike schrieb:
> So gibt es aber auch angebliche Geheimrezepte in Restaurants

"Es gibt keine geheime Zutat..."
http://de.wikipedia.org/wiki/Kung_Fu_Panda ;-)

von Vn N. (wefwef_s)


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Stefan N. schrieb:
> Naja, zumindest der Ingenieur, der die Anlage zu Herstellung von dem
> Zeug entwickelt und in Betrieb genommen hat, kennt das Rezept auch.

Würde ich eher weniger davon ausgehen.

von Baldrian D. (baldrian)


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vn nn schrieb:
> Stefan N. schrieb:
>> Naja, zumindest der Ingenieur, der die Anlage zu Herstellung von dem
>> Zeug entwickelt und in Betrieb genommen hat, kennt das Rezept auch.
>
> Würde ich eher weniger davon ausgehen.

Zustimm. Der hat wahrscheinlich nur eine Mischanlage mit einstellbaren 
Dosiereinheiten geliefert. Die Dosiereinstellung wird dann von jemand 
Internem gemacht.

von Paul B. (paul_baumann)


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Es ist bei manchen Lebensmitteln wahrscheinlich besser, die Rezeptur
nicht zu kennen, sonst würde man sehen, daß die Zutaten aus dem
"VEB Leuna-Werke" kommen und wenn man das Falsche dazu trinkt,
im Wanst unter Abspaltung von Schwefelwasserstoff spontan polymerisiert.
;-)


MfG Paul

von A. S. (telekatz)


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Michael Bertrandt schrieb:
> Natürlich gehe ich davon aus, daß auch Pepsi inzwischen weiss, aus was
> Cola besteht, aber es nicht verwenden darf. Insofern ist 'geheim'
> natürlich relativ. Im Internet kann man es nicht nachlesen, die dortigen
> Rezepte sind nur "was ähnliches".

Wer oder was sollte Pepsi denn daran hindern, das Rezept zu verwenden? 
Sofern sie es denn wüssten.

von Der M. (mhh)


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A. S. schrieb:
> Wer oder was sollte Pepsi denn daran hindern, das Rezept zu verwenden?
> Sofern sie es denn wüssten.

Warum sollten sie? Das wäre ja gleichbedeutend mit: Pepsi schmeckt blöd, 
Coca Cola ist besser.

oder bist Du so drauf?

Hallo Du verdammt hübsches Mädel, nimm den Typ dort drüben. Der ist 
besser als ich.  :)

von U. B. (Gast)


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Die 2 ungelösten Rätsel bei der Cola bleiben:

1) Wieso trinken soviele Leute braune Limo mit über 440 kcal/Liter ?
2) Wie kann man die dazu nötigen 105 g Zucker überhaupt in 1 Liter
   Wasser auflösen ?

von Der M. (mhh)


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U. B. schrieb:
> 1) Wieso trinken soviele Leute braune Limo mit über 440 kcal/Liter ?

Weil es ja nur 440 kcal/ Liter sind.

> 2) Wie kann man die dazu nötigen 105 g Zucker überhaupt in 1 Liter
>    Wasser auflösen ?

Da geht immer noch was mehr:

http://www.amazon.de/Minipom-Coca-Cola-Sirup-Konzentrat/dp/B006GBPLCE/ref=sr_1_1?s=kitchen&ie=UTF8&qid=1366133380&sr=1-1&keywords=Minipom+Coca+Cola+Sirup+Konzentrat+1l


  :)

von Paul B. (paul_baumann)


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Pasewalker schrob:
>1) Wieso trinken soviele Leute braune Limo mit über 440 kcal/Liter ?

Ein Cola vor dem Tanz
hebt die Stimmung und das Wohlbefinden...

;-)
MfG Paul

von Bernd T. (bastelmensch)


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U. B. schrieb:
> Die 2 ungelösten Rätsel bei der Cola bleiben:
>
> 1) Wieso trinken soviele Leute braune Limo mit über 440 kcal/Liter ?
> 2) Wie kann man die dazu nötigen 105 g Zucker überhaupt in 1 Liter
>    Wasser auflösen ?

Und warum trinken soviele Leute Fruchtsäfte die oft noch mehr Kalorien 
haben als Cola und dabei denken das sie viel weniger Zucker in sich 
hineinschütten?

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