Forum: PC Hard- und Software Programmierung Siemens Hicom Telefonanlage


von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Ich stehe hier vor einer kleinen Siemens Hicom Telefonanlage, an der 
sind ca 6 Optiset E Systemtelefone angeschlossen. Genause Modell kann 
ich grad nicht ermitteln, es ist eine Kiste ca. 50 x 50 x 15 cm groß die 
in einem Schaltraum montiert ist.

Es sollen nun einige Nebenstellen umziehen

Womit kann ICH das konfigurieren, bzw. wer könnte da mal vorbeikommen 
mit passendem Equipment und was konfigurieren?

von Christian B. (casandro)


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http://joern.thedosts.de/kram/hicom-faq.pdf

Anscheinend geht das über eines der Systemtelefone (die sind relativ 
wichtig, ich hätte aber eines bei meinen Eltern rum liegen, evtl kann 
man da was machen, oder schau mal auf eBay oder Flohmärkten) oder über 
eine (vermutlich unglaublich schrottige) Siemenssoftware und einer 
ISDN-Karte.

von Reinhard S. (rezz)


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Könnte eine Hicom 100E sein.

Edit: Argh, da hat schon wer meinen PDF-Link gepostet :)

von Wilhelm F. (Gast)


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Die Anleitung sollte man schon haben. Sonst wird das eher wenig bis 
nichts.

von Icke ®. (49636b65)


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> Genause Modell kann ich grad nicht ermitteln

Das wäre aber gut zu wissen. Die älteren Hicom 100 unterscheiden sich 
wesentlich von den neueren Modellen (Hicom 150, HiPath). Sowohl was die 
Programmierung angeht, als auch im dafür erforderlichen Equipment. Für 
die alte Hicom benötigst du ein spezielles V24-Kabel mit integriertem 
Optokoppler und die Software "Assistant L" bzw. "FBZAdmin". Für die 
HiPath genügt ein normales serielles Kabel mit female Steckern an beiden 
Enden, als Software brauchst du dafür den "Manager E" oder mindestens 
"Manager C" (eingeschränkte Möglichkeiten). Alternativ lassen sich beide 
Anlagen auch über ISDN ansprechen (Rufnummer per default 77 oder 879). 
Mittels Systemtelefon geht es ebenfalls, aber nur über berechtigte 
Telefone, z.B. den Vermittlungsplatz (i.d.R. Nr. 11), außerdem nur sehr 
umständlich.
Generell ist es ohne Vorkenntnisse bzw. tieferes Befassen mit den 
Eigenheiten alles andere als einfach, die Siemensanlagen zu 
konfigurieren. Mit ein paar Häkchen setzen ist es nicht getan. Wenn du 
nicht vorhast, öfter da dran rumzudrehen, lohnt sich der 
Einarbeitungsaufwand nicht.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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ich werde vermutich eh die "Hardware-Konfiguration" für die anstehende 
Umverkabelung wählen,  d.h. derzeitige Leitungen ausklingeln und 
umverkabeln auf die neue Nebenstellen.

Warum hat denn da Siemens so ein Gewese um ihre Anlagen gemacht?

Bei meiner Euracom 208 ging das doch auch recht einfach (wenn man aml 
davon absieht, daß irgendwann die neue Version 5 der Software nach 
Eigentumsübergang kostenpflichig kommerzialisiert wurde, seitdem keiner 
mehr die 5er Version nutzt)

PS: ich schau mal kurzfristig daß ich das genauem Profukt heraus bekomme

von Icke ®. (49636b65)


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> Warum hat denn da Siemens so ein Gewese um ihre Anlagen gemacht?

Das sind halt ausgesprochene Profianlagen für das betriebliche Umfeld 
mit äußerst flexiblen Konfigurations- und Ausbaumöglichkeiten. 
Entsprechend aufwendig ist natürlich die Einarbeitung. Aber wenn du erst 
dahinter gestiegen ist, willst du nix anderes mehr.

Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> ich werde vermutich eh die "Hardware-Konfiguration" für die anstehende
> Umverkabelung wählen

Ja, würde ich in diesem Fall auch empfehlen.

von Christian B. (casandro)


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Icke ®. schrieb:
>> Warum hat denn da Siemens so ein Gewese um ihre Anlagen gemacht?
>
> Das sind halt ausgesprochene Profianlagen für das betriebliche Umfeld
> mit äußerst flexiblen Konfigurations- und Ausbaumöglichkeiten.

Naja, es ist die Kombination aus "Flexibilität" und "Inkompetenz" die 
solche Anlagen ausmacht. Somit bekommt man eine Anlage die zwar relativ 
viel kann, aber auch höchst komplex in der Konfiguration ist. (Aber 
damals in den 1990gern wusste man das zum Teil noch nicht besser)

Das Gegenbeispiel ist Asterisk, eine Softwartelefonanlage. (dafür gibts 
auch entsprechende Hardwaremodule) Das Teil hat eine relativ kleine 
Anzahl an Funktionen die man einfach kombinieren kann.
Anstelle von unterschiedlichen Amtsberechtigungen gibt es zum Beispiel 
einfach Kontexte. Ein Anruf kommt in einem bestimmten Kontext an, und 
kann da bestimmte Nummern wählen. Was bei einer Nummer passiert kann man 
selbst bestimmen, man kann da zum Beispiel auf die Wartemusik schalten 
oder den Anruf auf eine andere Nummer (natürlich auch extern) geben.

Damit schafft man Flexibilität und Eleganz. Selbst mit einer winzigen 
Minimalmenge an Features kann man schon Dinge machen, von denen Siemens 
nie zu träumen wagte.
Dazu kommen noch fertige Teile wie ein Voicemailsystem das die Voicemail 
per E-Mail weiterschicken kann, oder die Möglichkeit auf Datenbanken 
zuzugreifen. So was können normale Telefonanlagenhersteller halt nicht. 
Es ist auch kein Problem mal ein GSM-Modul reinzustecken und schon hat 
man 4 GSM Kanäle zur Verfügung. Das ist ein PCI-Karte die es für ein 
paar hundert Euro gibt. Und ich kann dann problemlos Dinge machen wie 
"Teilnehmer X ist gerade im VPN angemeldet, also leite ich den Anruf per 
VoIP an ihn weiter anstelle vom Mobiltelefon".

Ja, es ist geil so eine Anlage zu haben, aber neu würde man sich so was 
nicht mehr kaufen wollen. Das stammt halt alles aus den 1980ger Jahren 
als Siemens noch eine Elektronikfirma war und es sonst nichts anderes 
gab. Im Prinzip gilt auch das Gleiche für alle anderen Hersteller in dem 
Bereich die ich bislang gesehen habe. Das ist, leider, inzwischen nicht 
mehr zeitgemäß.

von Reinhard Kern (Gast)


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> Warum hat denn da Siemens so ein Gewese um ihre Anlagen gemacht?

Das stammt aus einer Zeit, die man sich heute sowenig vorstellen kann 
wie eine Mauer durch Berlin. Die Anlagen wurden nur vermietet, so ab 
500...1000 DM - pro Monat! Musste ein neues Telefon angeschlossen 
werden, so reiste bei uns ein Techniker aus Stuttgart an, der der Anlage 
den neuen Anschluss einprogrammierte und im Büro das Telefon anschloss, 
wobei er den Frauen dort erklärte, wie ungeheuer schwierig und 
verantwortungsvoll der Anschluss eines Zweidraht (A/B) Telefons ist und 
dass er auch nie weitererzählen dürfte wie das genau geht, weil die 
Details von Siemens geheimgehalten würden. In der Regel musste kurz 
darauf ein weiterer Techniker höherer Klasse anreisen, weil beim 
Anschluss oder Programmieren des Telefons irgendeine bis dahin 
vorhandene Funktion verschwunden war. Alles natürlich kostenpflichtig.

Zu verstehen ist das nur im Rahmen der Existenz der Post als Behörde, 
der Nichtzulassung anderer Firmen als Siemens und SEL im Telefonnetz und 
des faktischen Beamtenstatus aller die mit Telekommunikation zu tun 
hatten.

Gruss Reinhard

von Christian B. (casandro)


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Ja, das war damals auch so. Früher, wenn man sich ein Faxgerät kaufte, 
war da ein Gutschein dabei für den Techniker der es anschloss und 
einstellte, weil man durfte ja die Faxkennung nicht selber einstellen 
durfte.

Es gab damals sogar eine Forderung des Chaos Computer Clubs, "Kabel frei 
für Telefonamateure". Die Idee anscheinend, dass man ähnlich wie bei 
Funkamateuren es ausgebildeten Personen ermöglicht unter bestimmten 
Bedingungen mit dem Telefonnetz zu experimentieren. Gemacht wurde das 
übrigens trotzdem, trotz Strafandrohung von bis zu 5 Jahren Haft.

von Icke ®. (49636b65)


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Christian Berger schrieb:
> Das Gegenbeispiel ist Asterisk, eine Softwartelefonanlage.

Apfel-Birne-Vergleich.

> dafür gibts auch entsprechende Hardwaremodule

Ja, zu Schweinepreisen. Cleverer Schachzug von Digium, kostenlose 
Software anbieten, um sich dann an der Hardware die goldene Nase zu 
verdienen.

> Das Teil hat eine relativ kleine
> Anzahl an Funktionen die man einfach kombinieren kann.

Ich habe auch bereits mit Asterisk gearbeitet. Die Möglichkeiten sind 
natürlich gigantisch. Aber ohne Vorkenntnisse eine Asterisk-PBX auch nur 
mit den nötigsten Grundfunktionen zum Laufen zu bekommen, ist wirklich 
alles andere als einfach. Bei herkömmlichen TK-Anlagen muß man sich 
wenigstens nicht erst um das Zusammenspiel der Hardwarekomponenten 
kümmern.

> Ja, es ist geil so eine Anlage zu haben, aber neu würde man sich so was
> nicht mehr kaufen wollen.

Neu würde ich auch keine HiPath mehr kaufen. Aber zur Zeit bekommt man 
die zu Spottpreisen gebraucht, ebenso wie Systemtelefone und Zubehör, 
und hat für wenig Geld eine sehr leistungsfähige TK.

von Wegstabenverbuchsler (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Neu würde ich auch keine HiPath mehr kaufen. Aber zur Zeit bekommt man
> die zu Spottpreisen gebraucht, ebenso wie Systemtelefone und Zubehör,
> und hat für wenig Geld eine sehr leistungsfähige TK.

... aber man muß sie auch konfigurieren können (im Sinne von: Verfügbare 
Werkzeugen, verfügbare Beschreibung der Konfiguration)

Ich habe doch als "Normalnutzer" gar kein Interesse dran, irgendwelche 
kniffeligen Übertragungsparameter zu befummeln. Gewähnliche 
Rufverteilung / Rufweiterleitung etc. ist doch wahrscheinlich eh 
dasjenige, was an solcher Anlage noch "am häufigsten" nach einer 
kompletten Initial-Konfiguration noch mal angepackt werden wird.

Die "Consumer" TK-Anlagen (z.B. Fritzboxen) zeigen doch, daß man 
durchaus durch den Anwender konfigurierbare Menues hin bekommt. Ok, bei 
den alten Siemens Kisten hätte ich keine GUI erwartet, da tuts 
vermutlich noch ein angestöpselter Fernschreiber als Ausgabegerät ;-)

von Icke ®. (49636b65)


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Wegstabenverbuchsler schrieb:
> Ich habe doch als "Normalnutzer" gar kein Interesse dran, irgendwelche
> kniffeligen Übertragungsparameter zu befummeln.

Das ist schon richtig. Für ein kleines Büro ist so eine Siemens-Anlage 
auch Overkill. Da genügt i.d.R. eine kleine, einfach zu konfigurierende 
mit überschaubarem Funktionsumfang.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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so, jetzt kenne ich auch das Modell. Auf der Netzteil-Abschirmung steht 
"SPS021W"

googeln liefert den vollständigen Namen:

"Siemens office Point Rel. HiPath 1.2 SPS021W"


Wo bekomme ich denn die Anlagen-Konfig-Software, um mir dei 
Rufverteilung etc. zu konfigurieren? Oder muß da ein "amtlich 
beglaubigter Postbeamter" kommen, der dazu berechtigt und befähigt ist?

Die Kiste sieht von innen übrigens ähnlich aus wie meine alte Euracom 
208.

DIe Hipath hat 8 digitale Nebenstellen, 4 analoge Nebenstellen

Da ist ja von der Anzahl der Anschlüsse selbst meine alte Euracom 
"leistungsfähiger": dort hab ich 8 digitale (ISDN) und 8 analoge 
Nebenstellen. Schalteingänge, Türsprechanlage, Pausenmusik und co 
können/haben beide Anlagentypen ebenfalls. Vermutlich hätte man von den 
Leasing- und Wartungskosten der HiPath 10 x EURACOM die Anlage kaufen 
können ...

und ob ich nun up0 oder s0 oder 1 oder 2 Doppeladern nutze, ist mir bei 
verlegten CAT5 Kabel sowas von schnurz ....

von Icke ®. (49636b65)


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> Wo bekomme ich denn die Anlagen-Konfig-Software, um mir dei
> Rufverteilung etc. zu konfigurieren?

Die benötigte Software heißt "Manager E". Die gibts legal nur bei 
Siemens bzw. diversen Vertragshändlern und kostet einige 100€. 
Alternativ den eingeschränkten "Manager C", der evtl. mit der Anlage 
erworben wurde. Spitzfindige TK-Programmierer laden sich den 
"Kundenmanager" runter, der für die Octopus-Anlagen der T-Com vorgesehen 
ist, welche baugleich mit den HiPath sind. Der Funktionsumfang 
entspricht dem "Manager C".

http://hilfe.telekom.de/hsp/cms/content/HSP/de/3388/FAQ/theme-2001020/Telefonanlagen/theme-2000563/Octopus-Serie/theme-2000819/Octopus-F100650-F470670UC/theme-75195840/Kundenmanager;jsessionid=6C8BC5107D0365A66571E59640AF1B1F

Irgendwo hatte ich mal gelesen, man könne den "C" durch kleine 
Änderungen in "E" verwandeln. Ich weiß aber nicht mehr, wo. Illegal wäre 
das außerdem =8P

Ein Problem könnte noch das Paßwort sein, wenn es vom Standard 
abweichend vergeben wurde.

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