Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Thyristor-Zündung modifizieren


von Pinguin (Gast)


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Hallo zusammen,

ich bin dabei, die Thyristorzündung (auch CDI genannt) meines 30 Jahre 
alten Motorrads durch eine µC Steuerung des Zündzeitpunkts aufzurüsten.
Wer es nicht kennt: es wird ein Kondensator auf 300V aufgeladen und über 
einen Thyristor zu entsprechender Zeit die Ladung durch die Zündspule 
gejagt (nach Masse).
Erstmal kann ich die bestehende CDI modifizieren, Schaltplan hab ich, 
muss nur den Sensor abklemmen und nach Verarbeitung das Signal an den 
Thyristor geben.
Da der Zündzeitpunkt nach früh verlegt werden muss, ist mir auch klar, 
dass der Controller mindestens eine Umdrehung "vorausdenken" muss.

Aber für eine spätere Version stellt sich mir die Frage, Thyristor oder 
n-FET um den Kondensator zu entladen,
d.h. ich will ev. die ganze Schaltung vor der Zündspule ersetzen.
Fällt jemandem von euch ein Argument ein, das eine oder andere zu 
benutzen ?

Mir fällt nichts ein, also Fazit "ist eigentlich egal".

Danke schonmal und schönen Abend noch.

von Harald W. (wilhelms)


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Pinguin schrieb:

> Fällt jemandem von euch ein Argument ein, das eine oder andere zu
> benutzen ?

Dont touch a running system. Was spricht Deiner Ansicht nach
gegen den Thyristor?
Gruss
Harald

von Graf von Monmiraille (Gast)


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Pinguin schrieb:
> Fällt jemandem von euch ein Argument ein, das eine oder andere zu
> benutzen ?
>
> Mir fällt nichts ein, also Fazit "ist eigentlich egal".

Ich will meine Klospülung durch die Niagarafälle ersetzen ...

von Pinguin (Gast)


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@Harald: genau das ist aus Erfahrung auch mein Ansatz und ich werde es 
auch erstmal so machen und Erfahrungen sammeln. Schritt 2 werde ich 
vielleicht in diesem Leben nicht mehr realisieren. Das einzige was für 
mich für den FET spricht, ist z.B. mehrere Zündfunken zu erzeugen. 
Bessere Verbrennung, bringt wahrscheinlich nicht viel, aber man hat mal 
ein Projekt, was nicht "Digitaluhr" oder "ich möchte einen Servo 
ansteuern" ist.
Trotzdem interessiert mich, ob etwas für oder gegen das eine oder andere 
spricht.

@Graf: Nimm bloß nen Thyristor (richtig gepolt) und keinen Triac, der 
lässt beide Richtungen durch !

von Thomas (Gast)


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Interessantes Projekt! Sowas Ähnliches habe ich vor Ewigkeiten auch mal 
angefangen zu bauen... aber bis jetzt leider nicht zuende gebracht.

Die Schaltung zur Ansteuerung der Zündspule funktioniert bereits, das 
ganze Drumherum (Hochspannungserzeugung, Zündimpulserkennung... 
Programmierung) befindet sich allerdings sozusagen noch in der 
Planungsphase ;)

Die Zündspule habe ich per N-Fet (IRFP460) mit vorgeschaltetem Treiber 
angesteuert.

Pinguin schrieb:
> Da der Zündzeitpunkt nach früh verlegt werden muss, ist mir auch klar,
> dass der Controller mindestens eine Umdrehung "vorausdenken" muss.

Zwischen dem Zündimpuls und der Ansteuerung der Zündspule braucht der 
Controller ja einfach nur eine bestimmte Zeit (Abhängig von der 
Drehzahl) zu warten. Hatte mir gedacht dass man einfach wenn der 
Zündimpuls "reinkommt" den Timer im CTC-Mode loslaufen lassen könnte. 
Das Compare Register wurde da dann bereits mit der entsprechenden Anzahl 
an Warte-Takten aus der Zündzeitpunkt-Tabelle geladen... und der 
Compare-Interrupt feuert dann die Zündspule ab und schaltet den Timer 
wieder aus. Parallel müsste man natürlich noch irgendwie die momentane 
Drehzahl messen...am besten jede Umdrehung.


Bin mal gespannt...

Gruß,
Thomas

von Klaus D. (kolisson)


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Pinguin schrieb:
> Da der Zündzeitpunkt nach früh verlegt werden muss, ist mir auch klar,
> dass der Controller mindestens eine Umdrehung "vorausdenken" muss.

Na ... ob das dem Moped auf Dauer gut tut? Es gibt da ja so einen Faktor 
über den man wohl nicht so direkt nachdenkt.
Es ist die Drehungleichförmigkeit.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hubkolbenmotor#Drehungleichf.C3.B6rmigkeit

Da diese ja auch von der derzeitigen Last und Drehzahl abhängig ist,
wird das mit dem Vorausplanen wohl nicht so dolle.

.. und dieser Effekt ist wahrlich nicht unherheblich.

Gruss Klaus

von Ben _. (burning_silicon)


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Naja das Vorausdenken ist nicht sooo schwer weil der Controller ja die 
Drehzahl messen kann, finde ich aber nicht so toll.

Ich wäre dafür, den Geber an den frühest möglichen Zündzeitpunkt zu 
legen (Vollgasstellung bei hoher Drehzahl) und dann entsprechend der 
Drehzahl zu verzögern.

Die Drehzahl zu messen sehe ich nicht als Problem. Einfach einen Zähler 
(Timer) durchlaufen lassen, und diesen jeweils beim Geber-Impuls ablesen 
und zurücksetzen. Umso geringer der Zählwert, desto höher die Drehzahl. 
Etwas unschön: Der Messwert ist nicht linear und bei hoher Drehzahl 
sinkt die Auflösung unter Umständen massiv.

von Klaus D. (kolisson)


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Hi Ben,
schön von dir zu lesen, auch wenn du dich manchmal so aufregst.

Im Prinzip triffst du ja den Nagel auf den Kopf indem du vorschlägst den 
geber mechanisch auf Superfrüh zu stellen. Dann kann man die kurze Zeit 
bestimmt mit nem Timer/Counter abmessen. Im Ausgangsbeitrag des TO 
Autor: Pinguin (Gast) liest es sich für aber so, als wolle er den Geber 
lassen wie er ist und bei Zündung A auf den in Zukunft liegenden 
Zeitpunkt B der Zündung zu schliessen.
Bei diesem Vorgehen sehe ich halt schon Löcher im Kolben entstehen.

.. und was du da sagst: "Drehzalmessen ist einfach" stimmt aber 
garnicht.
Er hat ha ohne extra Sensorik nur einen Messwert je Umdrehung. Das nutzt 
ihm hier nix.

Gruss Klaus

von Ben _. (burning_silicon)


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Löcher im Kolben glaube ich gar nicht mal.

Zu früh gezündet bedeutet das Gemisch ist verbrannt bevor der Kolben den 
oberen Totpunkt erreicht hat, das geht massiv auf den Kurbeltrieb und 
wird dort recht schnell zu Lagerschäden führen. Zu spät gezündet bewirkt 
Minderleistung durch schlechte Ausnutzung des Kraftstoffs, vor allem bei 
hohen Drehzahlen. Die meiste Wärme dürfte dabei aber direkt in den 
Auspuff gehen.

Drehzahl messen... Er kann natürlich einen zweiten Geber ähnlich eines 
ABS-Sensors verbauen, dann bekommt er viele Messwerte innerhalb einer 
Umdrehung zustande und kann andere Messverfahren nutzen. Aber brauchts 
das? Meine, bei einer Zündanlage (für einen Zylinder) interessiert mich 
die Drehzahl pro Umdrehung genau ein einziges Mal - nämlich dann wenn's 
zünden soll. Er muß halt nur den Zähler mit dem er misst schnell genug 
laufen lassen, damit er nicht in den stark nichtlinearen Bereich kommt 
und ggf. die Nichtlinearität kompensieren. Das ist doch beides für einen 
AVR kein Problem.

Das passt dann auch alles schön zusammen weil ich den Messwert genau 
dann ermittle, wenn ich ihn brauche. Das Messergebnis sollte also auch 
beim Beschleunigen des Motors recht nahe an der Wahrheit liegen.

Und was das Aufregen angeht: Ich stehe halt dazu, daß ich nicht jeden 
Kack in mich reinfresse, den sich manche User hier erlauben. Wenn ich 
was doof finde, dann sag ich das auch. Daß das nicht alle mögen ist 
logisch - und mir völlig egal.

von Harald W. (wilhelms)


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Ben _ schrieb:

> Drehzahl messen... Er kann natürlich einen zweiten Geber ähnlich eines
> ABS-Sensors verbauen, dann bekommt er viele Messwerte innerhalb einer
> Umdrehung zustande

Je nach dem derzeitigen mechanischen Aufbau der Zündung würde ich
einfach einen zweiten Geber neben dem jetzigen, ähnlich wie oben
beschrieben, am frühstsinnvollen Zündzeitpunkt montieren und von
dortaus verzögern. So könnte man ganz einfach per Schalter den
Originalzustand wieder herstellen und nimmt den neuen Geber nur
für die neue Steuerelektronik.
Gruss
Harald

von Klaus D. (kolisson)


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Harald Wilhelms schrieb:
> So könnte man ganz einfach per Schalter den
> Originalzustand wieder herstellen

Ja.. das ist doch ein schöner Vorschlag nach dem Motto:
"trotz Bastelei Mobil bleiben damit Ersatzteile einkaufen fahren kann."

k.

von Pinguin (Gast)


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Erstmal danke für die Anregungen. Ich hatte gestern ein Bret vor dem 
Kopf. Es gibt schon einen 2 induktiven Zündpulsgeber, der bei hohen 
Drehzahlen aktiv wird und für eine frühere Zündung zuständig ist. Das 
ist für meine Bedürfnisse der "frühestmögliche" Zündzeitpunkt. Ab da 
kann ich dann mit kurzen Verögerungen den Bereich überdecken, den ich 
brauche. So hatte ich das auch vor, war mir gestern entfallen.
Leider finde ich den Schaltplan nicht mehr. Ich muss mal ans lebende 
Objekt ran und sehen was da wirklich passiert und noch ein wenig 
googlen.

Noch mal danke für die Denkanstöße

von Ben _. (burning_silicon)


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> Ich muss mal ans lebende Objekt ran und sehen was da wirklich passiert
Ganz einfach, ~30kV direkt von der Zündkerze werden Dich prima 
aufwecken.

> und noch ein wenig googlen.
Das halte ich auch für eine gute Idee.

von mahwe (Gast)


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