Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Geophon Bauweise


von Backrohr (Gast)


Lesenswert?

Hallo, mal ne kurze Frage: Bei der Geoseismik verwendet man ja Geophone. 
Diese funktionieren mithilfe von Spule und Magnet, die sich bei 
Erdbewegungen gegeneinander bewegen. Sowas wollte ich nachbauen, bin 
aber ziehmlich schnell auf einen Zweckentfremdeten Pizeolautsprecher 
umgestiegen: Empfindlicher, billiger und einfacher.
Warum wird dieses Prinzip nicht auch bei Geophonen angewandt? Das bei 
Pizeos nicht die Geschwindigkeit sondern eher der Weg gemessen wird ist 
schon klar, aber das ist doch egal. Also was ist dann der Grund???

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Als die Jungs hier den halben Bezirk ( in Berlin) verkabelt hatten, um 
einen neuen Gasspeicher-Dom zu finden, hatten sie hunderte von Metern 
symmetrischer Messleitungen an die verschiedensten Punkte geführt. Da 
Piezos recht hochohmig sind, würde das bei so langen Leitungen zu 
Brummeinstreuungen führen, die das Messergebnis verfälschen würden.
Ich bin kein Fachmann für Geophonie, aber ich könnte mir auch 
vorstellen, das die Magnet/Spulen Kombi besser zu kalibrieren ist.
Interessanterweise war in der gesamten Verkabelung kein einziger 
Zwischenverstärker oder anderer aktiver Block zu finden. Erst am 
Messwagen wurden die Kabel zusammengeführt.

von Buthead (Gast)


Lesenswert?

Ich bin auch kein Profi und im Internet hab ich auch nix besonders 
aufschlussreiches dazu gefunden, aber ich dachte halt, dass in den 
geophonen selber schon verstärkt wird, bzw. eine Digitalik drinsteckt um 
das ganze auf einen Datenbus zu hängen!?

von Holm T. (Gast)


Lesenswert?

Nö, Geophone sind relativ primitive magnetische Körperschallmikrofone.

Gruß,

Holm (9 Jahre in der Geophysik gearbeitet)

von dolf (Gast)


Lesenswert?

zum abhören von körperschall geht es mit nem voll geschirmten piezo 
sensor ganz gut.;-))
den sensor findet man als piezolautsprecher in grüßkarten und 
spielzeugen.
gehäuse aus nem passendem kupferrohr 50 mm lang z.b. das man innen auf 
den sensordurchmesser ausdreht.
die ausdrehriefe 15 ... 20mm.
an die sensor grundplatte schnell nen dünnen draht anlöten der mit dem 
kupferrohr nach dem verkleben des sensors verlötet wird ( masse/schirm)
sensor in das rohr einführen und mit epoxy verkleben.
der andere sensokontakt ( auf dem kristall) bekommt am rand ebenfalls 
nen dünnen draht.
nur kurz löten !!!
oben da wo wir 15 mm ausgedreht haben kommt n loch für das koaxialkabel 
rein.
der zweite dünne draht wird nun mit dem innenleiter vom koaxialkabel 
verlötet.
der schirm vom koaxialkabel kommt ans gehäuse/rohr.
oben und unten deckel drauf löten.
äh nicht ganz so schnell...
die seismische masse fehlt noch.
ne kleine mutter o.ä. direkt auf den sensor kristall kleben.
die masse lenkt durch ihre trägheit den sensor aus.
wie groß die masse sein darf-->>pröbeln....
dann aber deckel zu.
wer will baut gleich noch nen vorverstärker / filter mit in das rohr 
rein.
ne agc im abhörverstärker hat sich bewährt ...........

von Viktor N. (Gast)


Lesenswert?

Thema Ueberlastfaehigkeit. Und wieviel Amplitude und Beschleunigung 
haelt so ein Piezo denn aus ? Wenn er nach der ersten Welle schon defekt 
ist hat er's nicht gebracht.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Backrohr schrieb:
> Das bei
> Pizeos nicht die Geschwindigkeit sondern eher der Weg gemessen wird ist
> schon klar, aber das ist doch egal. Also was ist dann der Grund???

Leider nicht. Piezoelektrische Sensoren geben ein 
beschleunigungsproportionales Messsignal aus, Geophone ein 
wegproportionales Signal. Beide Frequenzgänge und Empfindlichkeiten 
unterscheiden sich erheblich.

von dolf (Gast)


Lesenswert?

Joe G. schrieb:
> Piezoelektrische Sensoren geben ein
> beschleunigungsproportionales Messsignal aus

daher braucht man wohl auch die seismische masse.
oder irre ich mich da?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

dolf schrieb:
> daher braucht man wohl auch die seismische masse.
> oder irre ich mich da?

Eine (seismische) Masse ist für ein schwingungsfähiges System immer 
notwendig. Dabei kommt es auch das Verhältnis Masse / Federsteifigkeit 
an. Da Piezomaterialien eine hohe Steifigkeit haben, hat die Kombination 
Feder / Masse eine relativ hohe Resonanzfrequenz. Geophone haben eine 
relativ geringe mechanische Steifigkeit und in Kombination mit einer 
großen Masse eine sehr niedrige untere Grenzfrequenz.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Joe G. schrieb:

> Geophone haben eine
> relativ geringe mechanische Steifigkeit und in Kombination mit einer
> großen Masse eine sehr niedrige untere Grenzfrequenz.

...und brauchen die auch, da typisch von 1...100Hz gemessen wird.
Gruss
Harald
PS: Wer sich für das Thema interessiert, kann sich ja mal das
Erdölmuseum in Wietze ansehen.

von juergen (Gast)


Lesenswert?

Piezos sind sehr hochohmig,
da kommt bei mehreren Metern Kabelkapazitaet am Ende nicht viel an.

J.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Deshalb verwendet man auch Ladungsverstärker ;-)

von juergen (Gast)


Lesenswert?

> Deshalb verwendet man auch Ladungsverstärker

Korrekt : Impedanzwandler

J.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

juergen schrieb:
> Korrekt : Impedanzwandler

Wenn wir beide schon im Klugscheißmodus sind, dann richtig.

Ein Ladungsverstärker wandelt eine elektrische Ladung in einen 
proportionalen Spannungswert (Ladungen und Spannungen sind aktiv). Ein 
Impedanzwandler übersetzt einen Impedanzwert in einen zweiten 
Impedanzwert (Impedanzen sind passiv). Beim piezoelektrischen Effekt 
wird eine mechanische Spannung in eine elektrische Ladung gewandelt. 
Deshalb benötigt man einen Ladungsverstärker ;-)

von juergen (Gast)


Lesenswert?

Also wenn schon :

Der Piezo gibt eine Ladung Q ab,
die an Piezo- und Kabelkapazitaet C
eine Spannung U = Q/C ergibt,
die von einer hochohmigen Schaltung gemessen
und mit einem niedrigen Innenwiderstand ausgegeben wird.

In meinen Augen ist das eine Impedanzwandlung.

Ja, verstaerken tut man dabei normalerweise auch,
aber heraus kommt keine Ladung (wegen der Niederohmigkeit),
sondern nur eine Spannung.
Also kann das kein Ladungsverstaerker sein!

Und wir sollten jetzt die Klugscheisserei sein lassen.

J.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Schon mal Brooke's Sensor page gesehen? Eine große Linkliste zu allen 
möglichen Sensor-Seiten, auch Geophone/Seismische Sensoren, Infraschall:
http://www.prc68.com/I/Sensors.shtml#Seismometer

von Henrik V. (henrik_v)


Lesenswert?

juergen schrieb:
> Der Piezo gibt eine Ladung Q ab,
> die an Piezo- und Kabelkapazitaet C
> eine Spannung U = Q/C ergibt,
> die von einer hochohmigen Schaltung gemessen
> und mit einem niedrigen Innenwiderstand ausgegeben wird.
>
> In meinen Augen ist das eine Impedanzwandlung.

Das ist richtig für einen Spannungsverstärker :)

Ein (idealer) Ladungsverstärker hat eine Eingangsimpedanz von Null und 
'saugt alle Ladung ab', integriert diese in Rückkopplungskondensator und 
gibt eine der Ladung proportionale Spannung aus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ladungsverst%C3%A4rker

hier ein Link zum Patent des ersten Ladungsverstärkers von 1950
http://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/biblio?FT=D&date=19500331&DB=worldwide.espacenet.com&locale=en_EP&CC=CH&NR=267431A&KC=A&ND=5

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

juergen schrieb:
> Und wir sollten jetzt die Klugscheisserei sein lassen.

Wir wollen doch bitte Jürgens Wunsch akzeptieren ;-)

von Backrohr (Gast)


Lesenswert?

Vielen Dank für die vielen Antworten!
Konnte leider nicht eher kucken, wegen 75Gb-Begrenzung ;-)
Nee schmarn, I-ging nicht xD

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.