Forum: Offtopic GPS-Genauigkeit und Fahrradcomputergenauigkeit


von J. A. (gajk)


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Habe ein Fahrradnavi, welches die gefahrene Strecke anzeigen kann. 
Ebenso hängt ein Fahrradcomputer (Billigversion für 8 Euro) am Rad.

Diesen km-Zähler habe ich damals geeicht, in dem ich eine genau 2,000 
lange Strecke abgefahren bin (die Olympia-Ruder-Regattastrecke in 
München) und den Radumfang so feinjustiert habe, dass der km-Zähler auch 
die 2,000 km angezeigt hat.

Heute hab ich ne Tour mit beiden Geräten am Lenker gemacht. Das 
GPS-Gerät hat 8,9 km angezeigt, der Fahrrad-Computer 9,505 km.

Gehe ich mal davon aus, dass das GPS Gerät nicht rundet, sondern erst 
"umspringt", wenn die 9,0 km wirklich voll sind, dann habe ich ne 
Abweichung von mehr als 5%.

Dies würde bedeuten, dass ich mich beim Eichen um 100 m vertan habe - 
oder die Regattastrecke in Wirklichkeit 100 m kürzer ist....

Welche Genauigkeit hat aber die km-Angabe auf dem GPS-Gerät? Die 
30m-Ortsungenauigkeit bei der GPS-Ortung dürfte ja bei der Gesamtstrecke 
keine Rolle spielen.

von Uhu U. (uhu)


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J. Ad. schrieb:
> Welche Genauigkeit hat aber die km-Angabe auf dem GPS-Gerät? Die
> 30m-Ortsungenauigkeit bei der GPS-Ortung dürfte ja bei der Gesamtstrecke
> keine Rolle spielen.

Wenn du dir GPS-Tracks in hoher Auflösung ansiehst, wirst du sehen, daß 
die Fehlergrenze für jeden einzelnen Trackpunkt gilt und je nach 
Umgebung und Satellitenkonfiguration auch kräftig überschritten werden 
kann. Wer Weg, den ein GPS-Gerät aufintegriert, ist der Abstand zwischen 
den einzelnen Trackpunkte - der ist auf Grund der Fehler fast immer 
größer, als der mit einem geeichten Streckenmesser gemessene Weg.

Laut meinem Garmin Geko 201 habe ich mit dem Fahrrad sogar schonmal die 
Schallmauer durchbochen ;-)

von J. A. (gajk)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> J. Ad. schrieb:
>> Welche Genauigkeit hat aber die km-Angabe auf dem GPS-Gerät? Die
>> 30m-Ortsungenauigkeit bei der GPS-Ortung dürfte ja bei der Gesamtstrecke
>> keine Rolle spielen.
>
> Wenn du dir GPS-Tracks in hoher Auflösung ansiehst, wirst du sehen, daß
> die Fehlergrenze für jeden einzelnen Trackpunkt gilt und je nach
> Umgebung und Satellitenkonfiguration auch kräftig überschritten werden
> kann. Wer Weg, den ein GPS-Gerät aufintegriert, ist der Abstand zwischen
> den einzelnen Trackpunkte - der ist auf Grund der Fehler fast immer
> größer, als der mit einem geeichten Streckenmesser gemessene Weg.

Danke, das leuchtet ein.
Kurzum: die GPS-Angaben sind wohl mit Vorsicht  zu genießen und ich 
sollte jetzt nicht hergehen und am Fahrrad-Computer rumjustieren.


> Laut meinem Garmin Geko 201 habe ich mit dem Fahrrad sogar schonmal die
> Schallmauer durchbochen ;-)

Der persönliche Radlstil ist natürlich individuell verschieden.
Für Nebenwirkungen mit dem Radstall oder dem Apotheker reden... :-)

von Gerd E. (robberknight)


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Wenn die Strecke nicht über ebenes Land ging, sondern bergig war, kommt 
noch ein anderer Fehler hinzu:

GPS hat eine deutlich bessere Auflösung für die Position auf der 
Erdoberfläche (Geoid) als für die Höhe. Die Strecke die Du am Berg 
tatsächlich zurücklegst um von (Oberflächen-)Position a nach b zu 
kommen, ist je nach Steigung ja deutlich größer als wenn die beiden 
Punkte mit selbem Oberflächen-Abstand auf einer Höhe liegen. Hoffe ich 
hab das gut genug erklärt...

Manche GPS-Teile sind da schlecht, die ignorieren die Höhe komplett. 
Andere rechnen die Höhe mit rein. Aber da die GPS-Höhenauflösung eben 
nicht gut ist, machen auch die Fehler.

Wenn man also wirklich gute Daten möchte, braucht man nen GPS mit 
Barometischem Höhensensor und lässt den Track mit Höhendaten 
aufzeichnen. Ich erinnere mich dann mal nen Programm getestet zu haben, 
was daraus dann saubere Entfernungsdaten, Steigungsdaten etc. berechnet 
hat. Man konnte alle möglichen Höhenglättungen etc. konfigurieren. Weiß 
aber gerade nicht mehr wie es heißt, war mir für den Alltag letztendlich 
zu kompliziert.

Nen regulärer Fahrradtacho ist nach guter Kalibrierung gar nicht so 
schlecht.

von J.-u. G. (juwe)


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J. Ad. schrieb:
> Dies würde bedeuten, dass ich mich beim Eichen um 100 m vertan habe -

Vieleicht hattest Du bei Deiner Eichung ja auch einen höheren Luftdruck 
im Reifen. Und/Oder Du hast danach etwas zugenommen.

> oder die Regattastrecke in Wirklichkeit 100 m kürzer ist....
Ein paar Prozent Abweichung sind sicher auch bei der Regattastrecke 
denkbar.

von J. A. (gajk)


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J.-u. G. schrieb:
> J. Ad. schrieb:
>> Dies würde bedeuten, dass ich mich beim Eichen um 100 m vertan habe -
>
> Vieleicht hattest Du bei Deiner Eichung ja auch einen höheren Luftdruck
> im Reifen. Und/Oder Du hast danach etwas zugenommen.

Die Reifen sind extrem schmal und extrem prall: 7 Bar. Das Einbeulen 
aufgrund geringem Luftdruck und eines höheren Gewichts würde ich als 
sehr gering bezeichnen.

Gemessen wird ja der Umfang (2pi r), so dass der Radius linear eingeht. 
Bei 30 cm Radius wären 5% dann 1,5 cm Einbeulung(sunterschied) - 
eindeutig zu viel für meine schmalen Reifen. Da kommt dann schon die 
Felge.

>> oder die Regattastrecke in Wirklichkeit 100 m kürzer ist....
> Ein paar Prozent Abweichung sind sicher auch bei der Regattastrecke
> denkbar.

Es gibt dort 500m-Marken. Der Radweg verläuft parallel zur Strecke. Und 
es gibt quergespannte Seile, mit denen man auf Flucht kommen kann. Einen 
Meter hin oder her würde ich da akzeptieren, vielleicht auch noch 2. 
Aber 100 m wäre da jenseits von Gut und Böse.

von J. A. (gajk)


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Grübel: Das GPS-Gerät zeigt an, dass die Gesamtsteigung 155 m betrug und 
das Gesamtgefälle 118 m.

Start und Ziel waren identisch, da sollten sich doch Steigungen und 
Gefälle aus-x-en, oder?

Vielleicht arbeitet das Gerät über den Luftdruck, und der könnte sich 
natürlich geändert haben. Mal nachsehen.

Die Frage ist auch, was das GPS als Strecke anzeigt bei einer Steigung: 
die Länge der Kathete senkrecht zum Radius der Erde? Oder die 
Hypothenuse, die dann  wg. der Steigung ingesamt länger ist.

Dem Fahrradtacho ist es wurscht, ob es bergab oder bergauf geht.

von J.-u. G. (juwe)


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J. Ad. schrieb:
> Einen
> Meter hin oder her würde ich da akzeptieren, vielleicht auch noch 2.

Ich bin jetzt kein Experte für die Vermessung von Regattastrecken, aber 
ich würde die Längengenauigkeit nicht viel besser als 1-2% einschätzen. 
Die selbe Ungeneuigkeit ist auch beim  Abrollumfang (trotz dünner 
Reifen) drin.

Aber Unabhängig davon hat Uhu Dir ja zu Beginn schon eine plausible 
Antwort geliefert (GPS verbindet die Wegpunkte mit Geraden, in jeder 
Kurve ensteht so ein Fehler).

von Uhu U. (uhu)


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J. Ad. schrieb:
> Die Frage ist auch, was das GPS als Strecke anzeigt bei einer Steigung:
> die Länge der Kathete senkrecht zum Radius der Erde?

Ich würde mir darüber gleich gar nicht den Kopf zerbrechen - wenn man 
nicht ganz extrem im Gebirge unterwegs ist, sind die Fehler durch Jitter 
so groß, daß es auf ein paar Höhenmeter nicht ankommt.

Glaub deinem Tacho...

von J. A. (gajk)


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J.-u. G. schrieb:
> J. Ad. schrieb:
>> Einen
>> Meter hin oder her würde ich da akzeptieren, vielleicht auch noch 2.
>
> Ich bin jetzt kein Experte für die Vermessung von Regattastrecken, aber
> ich würde die Längengenauigkeit nicht viel besser als 1-2% einschätzen.
> Die selbe Ungeneuigkeit ist auch beim  Abrollumfang (trotz dünner
> Reifen) drin.
>
Ja, das wären dann 10 bis 20 m. Klar, die genaue Länge kenne ich nicht, 
konnte mich nur an die Markierungen dort halten. Die Ungenauigkeit wg. 
Abrollumfang verschwindet natürlich, wenn ich mit genau diesem Radl die 
Eichung durchführe, im Ergebnis steckt mein eingedrückter Reifen ja 
schon mit drin. Nur wenn ich hernach praller oder schlapper unterwegs 
bin - dann tauchen Fehler auf. Mit den Reifen wäre aber ein halber cm 
Unterschied von viel und fast der Unterschied zwischen voll und platt.

> Aber Unabhängig davon hat Uhu Dir ja zu Beginn schon eine plausible
> Antwort geliefert (GPS verbindet die Wegpunkte mit Geraden, in jeder
> Kurve ensteht so ein Fehler).

Ja, ich denke auch, dass das GPS hier lauter gerade Stücke zusammensetzt 
und der Tacho gründlicher mitzählt. Ein wenig hin- und hergelenke wird 
das GPS wohl auch gar nicht mitkriegen, der Tacho jedoch schon.

Immerhin decken sich die Begründungen mit der Richtung der Abweichung: 
GPS hat geringere Anzeige, Tacho höhere Anzeige.

Schwieriger wäre es, andersherum zu argumentieren.

von J.-u. G. (juwe)


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> Das GPS-Gerät zeigt an, dass die Gesamtsteigung 155 m betrug und
> das Gesamtgefälle 118 m.

Viel mehr gibt die GPS-Höhenreproduzierbarkeit nicht her.

J. Ad. schrieb:
> Vielleicht arbeitet das Gerät über den Luftdruck, und der könnte sich
> natürlich geändert haben.

Unwahrscheinlich.

von Icke ®. (49636b65)


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So sonderlich genau ist die GPS-Messung offensichtlich nicht. Ich nehme 
beim Joggen oft mein Garmin etrex mit. Auf 10 km beträgt die Abweichung 
nicht selten mehr als 500m gegenüber der mit Google Earth "vermessenen" 
Strecke. Und zwar mal Plus und andermal Minus.

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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J. Ad. schrieb:
> Welche Genauigkeit hat aber die km-Angabe auf dem GPS-Gerät?

Fahr doch einfach mal die Regattastrecke mit dem GPS-Gerät ab und 
vergleiche.

von Großes F. (112)


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> Diesen km-Zähler habe ich damals geeicht, in dem ich eine
> genau 2,000 lange Strecke abgefahren bin

Genau hier hast du den Fehler gemacht!
Ein Tachometer kann üblicherweise den Radius des Rades in einer 
4-stelligen Millimeterangabe aufnehmen. Folglich auf 0,1cm genau.
Wie auch immer du deine Referenzstrecke in den Tacho gehämmert hast, du 
kannst davon ausgehen, dass du dort eine falsche Referenzgröße 
übernommen hast.
Bei 2km Streckenlänge ergibt dein Tacho bei ca. 1,25m/Umdrehung einen 
maximalen Fehler von weniger als 5 Meter auf 2km. Hinzu kommt die 
Ungenauigkeit des 1. Trigger-Vorgangs. Der Tacho fängt ja meistens erst 
bei der zweiten Umdrehung des Rades an, eine Geschwindigkeit zu 
berechnen, hört jedoch im Mittel eine halbe Rad-Umdrehung zu früh auf, 
weil der Magnet meist schon weiter gerdeht ist.
Nun sind diese Fehlerquellen einmalig aufgetreten, als du deine 
(vermutlich ungenaue) Referenzstrecke abgefahren bist und hast dir 
daraus verquere Korrekturfaktoren berechnet, mit denen du deinen 
Tachometer vollkommen falsch programmiert hast.


Darüber hinaus ist aber auch die Angabe des GPS-Gerätes aus den oben 
genannten Gründen vermutlich noch fälscher, als das was dein Tacho 
angezeigt hat.

Ich empfehle den Tacho einzig nach Reifendurchmesser zu kalibrieren.

von Robert L. (lrlr)


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>Längengenauigkeit nicht viel besser als 1-2% einschätzen.


ein 2km lange, gerade (ebene) strecke, mit sichtkonntakt, kann man eher 
auf 1 bis 2cm genau ausmessen..


> du
>kannst davon ausgehen, dass du dort eine falsche Referenzgröße
>übernommen hast.

warum??

man braucht die strecke nur 2 mal abfahren..
ich halte die idee für sehr gut... (wesentlich besser, als einen ungenau 
gemessenen durchmesser einzugeben..)

von Großes F. (112)


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Die Referenzgröße ist in jedem Fall falsch in den Tachometer übernommen 
und zwar aus folgenden Gründen:

1. Entweder ist die 2km Strecke tatsächlich falsch (was sehr 
wahrscheinlich ist), dann erübrigt sich die weitere Diskussion. Die 
Berechnungsgrundlage wäre dann in jedem Fall verkehrt.

2. Die Referenzstrecke ist richtig. Dann jedoch kann mit dem Tachometer 
nicht viel gewonnen werden, denn wenn die Referenz mit eben jenem 
Tachometer abgefahren wird, der selber nur über eine Genauigkeit 
verfügt, die eben 2Pi*0,1cm/Umdrehung beträgt und dazu Triggerfehler 
beim Start und beim Ende der Fahrt aufaddiert werden, dann können bei 
einer so kurzen Strecke von nur 2km kaum brauchbare Korrekturfaktoren 
gewonnen werden.

Ich erinnere: bei 2km ergeben sich ca. 1.600 Umdrehungen.
Jede Umdrehung wird bereits mit einer Genauigkeit von 2Pi*0,1cm im 
Tachometer gezählt.
Folglich ist der maximale Fehler 2Pi*1.600*0,1cm = 10 Meter.

Dazu kommen Triggerfehler, die bei Start + Stopp ebenfalls ca. 10 Meter 
ausmachen, aber nicht durch eine Kalibrierung herausgerechnet werden 
können, weil sie immer davon abhängen, in welcher Position das Rad 
startet und gestoppt wird.

Der dynamische Fehler bleibt also bei 10 Metern, der stochastische 
Fehler macht ebenfalls ca. 10 Meter aus. Also auf die Strecke von 2km 
bezogen zusammen ca. 1%.

Der Radumfang kann (wie hier angenommen) in Millimetern in den 
Tacho-Speicher übertragen werden.
Auf einen Raddurchmesser (28er Rad) von 711mm ergibt ein Ablesefehler 
von 1% eine Abweichung von 7,1mm.
Folglich würde eine Kalibrierung des Tachos anhand einer Referenzstrecke 
erst dann Sinn machen, wenn eine Ablesung des Durchmessers mit weniger 
als 7mm genauigkeit erfolgen würde.
Ich denke, dass es für ein halbwegs gesundes Auge kein Problem ist, 
diese Genauigkeit beim Messen einzuhalten.
Erst sobald die Referenzstrecke geteilt durch die Anzahl an 
Radumdrehungen mal dem dynamischen Fehler genauer ist bezogen auf die 
Gesamtstrecke, als der relative Anfahrfehler bezogen auf die 
Gesamtstrecke kann überhaupt ein genauigkeitsgewinn beim Kalibrieren 
erzielt werden. Folglich müsste die Strecke länger sein als nur 2km und 
dabei exakt vermessen sein...

...und eine 2km lange wirklich gerade und vollkommen exakt vermessene 
Strecke gibt es so auch nicht überall. Wahrscheinlich am exaktesten ist 
noch die 400m Bahn im Stadion.
Alles andere hat Bauarbeitergenauigkeit von +-5%

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Großes Fragezeichen schrieb:
> Auf einen Raddurchmesser (28er Rad) von 711mm ergibt ein Ablesefehler
> von 1% eine Abweichung von 7,1mm.

Es geht viel einfacher und genauer, als mühsam den Raddurchmesser zu 
messen:

- Du stellst Dein Fahrrad auf dem Boden ab mit dem Ventil nach unten
- Du markierst die Stelle unterhalb des Ventils auf dem Boden
- Du schiebst Dein Rad um eine (zwei, drei..) Umdrehung weiter
- Du markierst erneut die Stelle auf dem Boden
- Du misst die Entfernung der Markierungen

Dann hast Du den Radumfang. Den teilst Du noch durch Pi, wenn der 
Fahrradcomputer tatsächlich den Durchmesser und nicht den Umfang haben 
will, und bist fertig. Wenn Du noch den Einfluß Deines Gewichts 
berücksichtigen willst, setzt Du Dich halt aufs Fahrrad drauf, während 
Du schiebst.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Frank M. schrieb:
> - Du stellst Dein Fahrrad auf dem Boden ab mit dem Ventil nach unten
> - Du markierst die Stelle unterhalb des Ventils auf dem Boden
> - Du schiebst Dein Rad um eine (zwei, drei..) Umdrehung weiter
> - Du markierst erneut die Stelle auf dem Boden
> - Du misst die Entfernung der Markierungen

Am sinnvollsten ist es die Strecke zu schieben, während man draufsitzt, 
weil so das Nachgeben des Reifen mit einkalibriert wird.

von Uhu U. (uhu)


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Großes Fragezeichen schrieb:
> Die Referenzgröße ist in jedem Fall falsch in den Tachometer übernommen

Das ist doch kein Wunder - schon das Urmeter ist falsch ;-)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Großes Fragezeichen schrieb:
> Die Referenzgröße ist in jedem Fall falsch in den Tachometer übernommen
> und zwar aus folgenden Gründen:
>
> 1. Entweder ist die 2km Strecke tatsächlich falsch (was sehr
> wahrscheinlich ist), dann erübrigt sich die weitere Diskussion.

Es handelt sich hier wohlbemerkt um eine Olympia-Ruderregattastrecke. Da
wird man sich bei der Vermessung schon etwas Mühe gegeben haben. Mit
heutigen geodätischen Methoden ist eine Messgenauigkeit von 1 cm kein
Problem. Diesen Fehler von 5 ppm kann man ganz sicher vernachlässigen.

> 2. Die Referenzstrecke ist richtig. Dann jedoch kann mit dem Tachometer
> nicht viel gewonnen werden, denn wenn die Referenz mit eben jenem
> Tachometer abgefahren wird, der selber nur über eine Genauigkeit
> verfügt, die eben 2Pi*0,1cm/Umdrehung beträgt

Bei den mir bekannten Fahrradtachos wird der Raddurchmesser oder der
Radumfang, jeweils in mm, eingegeben. Bei einem Raddurchmesser von 711
mm¹ entspricht der Fehler von ±0,5 mm einem maximalen relativen Fehler
von 0,7‰ bzw. 0,2‰. Diesen Fehler hat man aber immer, egal mit welcher
Methode der Tacho kalibriert wird.

> und dazu Triggerfehler beim Start und beim Ende der Fahrt aufaddiert
> werden, dann können bei einer so kurzen Strecke von nur 2km kaum
> brauchbare Korrekturfaktoren gewonnen werden.

Der Triggerfehler des Tachos beträgt maximal einen vollen Radumfang,
also 2,2 m oder 1,1‰.

> Ich erinnere: bei 2km ergeben sich ca. 1.600 Umdrehungen.

Ich komme nur auf 895 Umdrehungen. Das spielt aber keine Rolle, wenn man
die Messfehler von vornherein alle relativ betrachtet.

Zu den o.g. Fehlern kommt noch folgende Fehler hinzu:

- Der Positionsfehler des Fahrrads an Start und Ziel: Wie J. Ad.
  schrieb, gibt es auf der Regattastrecke die Querseile, über denen man
  die korrekte Position ziemlich genau anvisieren kann. Lass den Fehler
  großzügigerweise 1 m sein, dann wären das 0,5‰.

- Die Testfahrt verlief sicher nicht exakt parallel zur Regattastrecke,
  weil der Weg nicht exakt gerade und zudem leicht wellig ist und der
  Testfahrer leichte Schlangenlinien fährt. Wenn der Radweg ordentlich
  gebaut wurde und der Testfahrer nicht betrunken war, ergibt sich bei
  großzügiger Schätzung vielleicht eine Abweichung in Querrichtung von
  ±1 m auf 20 m Wegstrecke. Nach Pythagoras entspricht dies einem Fehler
  von 1,2‰.

Im ungünstigsten Fall nehmen alle der genannten Fehler ihren maximalen
Wert an und haben alle das gleiche Vorzeichen. Dann ergibt sich ein
Gesamtfehler von 0,2‰ + 1,1‰ + 0,5‰ + 1,2‰ = 3,0‰ (bei Kalibrierung des
Tachos über den Radumfang). Das ist absolut gar nichts im Vergleich zu
dem von J. Ad. festgestellten Unterschied zwischen Tacho und GPS (68‰).
Deswegen sehe ich als Ursache für diesen Unterschied eindeutig das GPS.

> ...und eine 2km lange wirklich gerade und vollkommen exakt vermessene
> Strecke gibt es so auch nicht überall. Wahrscheinlich am exaktesten ist
> noch die 400m Bahn im Stadion.

Warum sollte die ovale Bahn in einem Stadion genauer sein als die
kerzengerade Olympia-Ruderstrecke?

Großes Fragezeichen schrieb:
> Ich empfehle den Tacho einzig nach Reifendurchmesser zu kalibrieren.

Das ist aber allenfalls bei harten Rennradreifen halbwegs genau, also
für den TE evtl. ausreichend. Bei Tourenrad- oder gar grobstolligen
MTB-Reifen macht man es so, wie Frank und Simon geschrieben haben:

Simon K. schrieb:
> Frank M. schrieb:
>> - Du stellst Dein Fahrrad auf dem Boden ab mit dem Ventil nach unten
>> - Du markierst die Stelle unterhalb des Ventils auf dem Boden
>> - Du schiebst Dein Rad um eine (zwei, drei..) Umdrehung weiter
>> - Du markierst erneut die Stelle auf dem Boden
>> - Du misst die Entfernung der Markierungen
>
> Am sinnvollsten ist es die Strecke zu schieben, während man draufsitzt,
> weil so das Nachgeben des Reifen mit einkalibriert wird.

Noch etwas genauer wird die Sache, wenn man dabei das Fahrrad nicht
selber schiebt, sondern die Beine auf die Pedale stellt und sich
schieben lässt. Nur dann ist das Vorderrad gleich belastet wie bei
realer Fahrt auf der Straße. Wenn man ein genügend langes, halbwegs
genaues Bandmaß hat, kann man das Fahrrad auch mehrere Radumdrehungen
weit schieben, um den Einfluss des Ablesefehlers zu reduzieren.

—————————————
¹) Tatsächlich hat ein "28-Zoll"-Rad einen anderen Durchmesser, aber
   nehmen wir die 711 mm einfach mal als Beispiel.

von Dave B. (gaston)


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Mal dezent auf die 2 km Wasserstrecke zurückkommend:
wird da 2 km Uferstrecke oder Fahrrinne/spur genommen?
Und ist das nicht schon an sich durch die Strömung verzerrt => der 
Aufwand 2 km auf ideellem stehenden Gewässer zurückzulegen und dasselbe 
auf einer sich mit- oder entgegen-bewegenen Wasserfläche ist doch 
sicherlich unterschiedlich.

von Uhu U. (uhu)


Angehängte Dateien:

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Jungs, laßt die Kirche im Dorf und werft einen Blick auf mein 
Beispieltrack:
- im noch mäßig begrünten Wald ist der Abstand zwischen den Tracks (ein
  ca. 2,50m breiter Waldweg) 17m
- selbst im offenen Gelände verläuft der Track zeitweise deutlich neben
  der Straße

Wollt ihr tatsächlich GPS als das Maß aller Dinge nehmen?

Selbst wenn man sturzbesoffen fährt, ist der Tachometer genauer...

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Dave B. schrieb:
> Mal dezent auf die 2 km Wasserstrecke zurückkommend:
> wird da 2 km Uferstrecke oder Fahrrinne/spur genommen?

Ich gehe doch mal davon aus, dass es sich hier um ein stehendes Gewässer
handelt.

Falls diese Gewässer hier gemeint ist, träfe das jedenfalls zu:

  http://de.wikipedia.org/wiki/Regattastrecke_Oberschlei%C3%9Fheim

Uhu Uhuhu schrieb:
> Wollt ihr tatsächlich GPS als das Maß aller Dinge nehmen?

Wer hat hier geschrieben, dass er das will?

von Uhu U. (uhu)


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Yalu X. schrieb:
> Wer hat hier geschrieben, dass er das will?

Ich bin so frei das aus den Beiträgen zu schließen, die an der 
Tachometereichung herumgekrittelt haben.

Natürlich kann man da auch große Fehler machen, aber die sind im 
Wesentlichen nur ein Faktor und folglich korrigierbar.

Wer sich regelmäßig GPS-Tracks ansieht, wird nie auf die Idee kommen, 
bei einem Wegsteckenvergleich zwischen Tachometer und GPS die 
Fehlerquelle bei ersterem zu suchen.

Die GPS-Fehler sind statistisch und nicht korrigierbar. Das mindeste 
ist, sich auch die GPS-Punkte anzusehen.

von Uhu U. (uhu)


Angehängte Dateien:

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Hier noch ein ganz fieses Beispiel: Die GPS-Maus lag 8 Stunden am Ort, 
es herrschte jedoch wegen der Bebauung keine maximale Sicht nach oben.

von Icke ®. (49636b65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Wer sich regelmäßig GPS-Tracks ansieht, wird nie auf die Idee kommen,
> bei einem Wegsteckenvergleich zwischen Tachometer und GPS die
> Fehlerquelle bei ersterem zu suchen.

Wie ich weiter oben schon schrieb, die Abweichungen bei der GPS-Messung 
sind erheblich. Ich laufe immer dieselbe Route und dennoch zeigt mir das 
etrex jedesmal andere Zahlen an, mit Differenzen bis zu einem halben 
Kilometer bei rund 10km Strecke.

von Harald W. (wilhelms)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Großes Fragezeichen schrieb:
>> Die Referenzgröße ist in jedem Fall falsch in den Tachometer übernommen
>
> Das ist doch kein Wunder - schon das Urmeter ist falsch ;-)

Deshalb bezieht man sich inzwischen ja auch auf
die Lichgeschwindigkeit. Wenn man sich also auf
dem Fahrrad genau eine dreihunderttausendstel
Sekunde lang mit Lichtgeschwindigkeit vorwärts
bewegt, ist man genau ein Kilometer gefahren.
:-))
Gruss
Harald

von J.-u. G. (juwe)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Wenn man sich also auf
> dem Fahrrad genau eine dreihunderttausendstel
> Sekunde lang mit Lichtgeschwindigkeit vorwärts
> bewegt, ist man genau ein Kilometer gefahren.

In bodennaher Luft eigentlich kaum mehr als 999 Meter.

von Dave B. (gaston)


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Ich zweifel mal an dem c-Kilometer.

Bei 0,9c ist das auch schon schwierig:
http://what-if.xkcd.com/1/

von J. A. (gajk)


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Großes Fragezeichen schrieb:
>> Diesen km-Zähler habe ich damals geeicht, in dem ich eine
>> genau 2,000 lange Strecke abgefahren bin
>
> Genau hier hast du den Fehler gemacht!
> Ein Tachometer kann üblicherweise den Radius des Rades in einer
> 4-stelligen Millimeterangabe aufnehmen. Folglich auf 0,1cm genau.
> Wie auch immer du deine Referenzstrecke in den Tacho gehämmert hast, du
> kannst davon ausgehen, dass du dort eine falsche Referenzgröße
> übernommen hast.

Aha!

> Bei 2km Streckenlänge ergibt dein Tacho bei ca. 1,25m/Umdrehung einen
> maximalen Fehler von weniger als 5 Meter auf 2km.

Die Abweichung, mit der es zum GPS passen würde müsste aber bei 100 m 
liegen. Siehe oben!

> Hinzu kommt die
> Ungenauigkeit des 1. Trigger-Vorgangs. Der Tacho fängt ja meistens erst
> bei der zweiten Umdrehung des Rades an, eine Geschwindigkeit zu
> berechnen, hört jedoch im Mittel eine halbe Rad-Umdrehung zu früh auf,
> weil der Magnet meist schon weiter gerdeht ist.
> Nun sind diese Fehlerquellen einmalig aufgetreten, als du deine
> (vermutlich ungenaue) Referenzstrecke abgefahren bist und hast dir
> daraus verquere Korrekturfaktoren berechnet, mit denen du deinen
> Tachometer vollkommen falsch programmiert hast.

Nun, die Olympia-Regattastrecke stammt aus dem Jahr 1972. Es kann 
natürlich sein, dass die Erde geschrumpft ist oder aufgeschwollen. Oder 
dass man schon damals "gedopt" hat, indem man die Strecke verkürzt 
hat...

> Darüber hinaus ist aber auch die Angabe des GPS-Gerätes aus den oben
> genannten Gründen vermutlich noch fälscher, als das was dein Tacho
> angezeigt hat.

"falsch" kann man eigentlich schlecht steigern. Sicherlich meinst du 
"ungenauer"

> Ich empfehle den Tacho einzig nach Reifendurchmesser zu kalibrieren.

Gute Idee! Und da ich beim Streckenmessen selbst mit auf dem Drahtesel 
sitze und dadurch der effektive Abrollradius etwas kleiner ist (ahem!) 
als im Originalzustand - habe ich den Reifendurchmesser genommen und 
dann auf die Strecke kalibriert.

Die Argumente zur Ungenauigkeit vom GPS fand ich auf jeden Fall 
überzeugender als die Wiederholung der Abschätzung, wie genau die 
Tacho-Messung sein dürfte.

von J. A. (gajk)


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Icke ®. schrieb:
> Uhu Uhuhu schrieb:
>> Wer sich regelmäßig GPS-Tracks ansieht, wird nie auf die Idee kommen,
>> bei einem Wegsteckenvergleich zwischen Tachometer und GPS die
>> Fehlerquelle bei ersterem zu suchen.
>
> Wie ich weiter oben schon schrieb, die Abweichungen bei der GPS-Messung
> sind erheblich. Ich laufe immer dieselbe Route und dennoch zeigt mir das
> etrex jedesmal andere Zahlen an, mit Differenzen bis zu einem halben
> Kilometer bei rund 10km Strecke.

Na, das stimmt ja dann mit meinen Beobachtungen überein. Demnächst (wenn 
die Erkältung wieder weg ist) werde ich die Regattastrecke mal mit dem 
GPS abradeln und hier dann berichten.

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