Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Überspannung bei Sperrwandler


von Andi (Gast)


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Hallo, ich hatte heute schon ein recht seltsames Phänomen bei meinem 
Sperrwandler-Netzteil. Das Netzteil habe ich heute nach dem Aufbauen das 
erste mal getestet. Bei Betrieb im Leerlauf lief alles richtig und die 
korrekte Ausgangsspannung von 24 V wurde erreicht. Dann habe ich nach 
Start im Leerlauf eine elektronische Last angeschlossen und dabei den 
Strom langsam erhöht, währenddessen auch vom R-Modus in den I-Modus 
umgeschalten. Dieses Umschalten bzw. die Stromerhöhung scheinen dem 
Netzteil nicht gut getan zu haben. Auf jeden Fall gab es einen lauten 
Knall, inklusive Funken und nichts ging mehr.

Jetzt ein paar Stunden später muss ich feststellen, dass sich einige 
Bauteile (darunter der 800 V-MOSFET und ein 400V NPN-Transistor) 
verabschiedet haben. Außerdem sind noch einige Leiterbahnen abgeraucht. 
Wenn man näher betrachtet, welche Bauteile/Leiterbahnen abgeraucht sind, 
stellt man fest, dass eine Überhöhung der Spannung im Zwischenkreis, 
welche normalerweise ca. 325 V sein sollte, Ursache für die 
Bauteildefekte war. Die Frage ist jetzt nur warum. Meine Vermutung ist 
ja, dass die Drain-Source-Spannung am MOSFET durch die Belastung auf 
einen unzulässigen Wert angestiegen ist, deswegen der MOSFET dauerhaft 
leitend wurde, so die Zwischenkreisspannung stark angestiegen ist und 
als Folge die anderen Bauteile abgeraucht ist.

Aber warum sollte die Zwischenkreisspannung ansteigen? Hat so etwas 
jemand bei einem Sperrwandler-Netzteil schon einmal erlebt bzw. eine 
Erklärung für mein Bauteilsterben? In der Simulation lief die Schaltung 
auch unter Belastung problemlos.

Gruß

von Klaus R. (klara)


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Gibt es auch eine Schaltung?

>> vom R-Modus in den I-Modus umgeschalten
Das sagt mir nicht viel.

Gruss Klaus.

von Gerd E. (robberknight)


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Andi schrieb:
> bei meinem
> Sperrwandler-Netzteil.

Hast Du nen Snubber drin? Beim Sperrwandler geht im Moment des Sperrens 
die Spannung auf der Primärseite hoch. Kann gut sein daß die einfach 
über das Limit von Deinem FET gegangen ist und der daher dann 
durchgeschlagen ist. Also unabhängig von der Zwischenkreisspannung.

Der Snubber fängt - wenn er richtig dimensioniert ist - das ab.

>>> vom R-Modus in den I-Modus umgeschalten
> Das sagt mir nicht viel.

Ich schätze er meint den Einstellmodus seiner elektronische Last. Die 
meisten kann man ja im Konstant-R- und im Konstant-I-Modus betreiben. 
Nur hat das glaube ich weniger mit dem Problem zu tun - er halt wohl 
halt einfach die Leistung die vom Wandler abgefordert wird erhöht.

von Andi (Gast)


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Klaus Ra. schrieb:
>>> vom R-Modus in den I-Modus umgeschalten
> Das sagt mir nicht viel.

Beim R-Modus verhält sich die elektronische Last wie ein ohmscher 
Widerstand, beim I-Modus wie eine Stromsenke.

Gerd E. schrieb:
> Hast Du nen Snubber drin? Beim Sperrwandler geht im Moment des Sperrens
> die Spannung auf der Primärseite hoch. Kann gut sein daß die einfach
> über das Limit von Deinem FET gegangen ist und der daher dann
> durchgeschlagen ist. Also unabhängig von der Zwischenkreisspannung.

Ein Snubber ist drin, allerdings wurde der nur sehr grob mit einer 
geschätzten Streuung von 1% in der Simulation ausgelegt. Die reale 
Streuung weicht von diesem Wert allerdings ab. Deshalb ist es gut 
möglich, dass der Snubbernoch nicht optimal arbeitet.

Gerd E. schrieb:
>>>> vom R-Modus in den I-Modus umgeschalten
>> Das sagt mir nicht viel.
>
> Ich schätze er meint den Einstellmodus seiner elektronische Last. Die
> meisten kann man ja im Konstant-R- und im Konstant-I-Modus betreiben.
> Nur hat das glaube ich weniger mit dem Problem zu tun - er halt wohl
> halt einfach die Leistung die vom Wandler abgefordert wird erhöht.

Mein Professor hat heute gemeint, dass das mit dem Umschalten schon das 
Problem sein könnte, weil dann zwei Regelkreise gleichzeitig arbeiten, 
von denen einer eine Spannungsregelung (Netzteil) und einer eine 
Stromregelung (Last) machen will. Er hat gemeint, dass sich das dann 
aufschaukeln könnte.

Ich bin jetzt gerade dabei die Schaltung noch einmal neu aufzubauen und 
dann erst mal langsam Schritt für Schritt testen. Erst im Leerlauf, dann 
mit einem Schiebepotentiometer langsam stärker belasten und die 
Drain-Source-Spannung des MOSFETs ständig im Auge behalten. So sollte 
sich zumindest mal feststellen lassen, ob der Snubber richtig arbeitet.

Gruß

von SMPS (Gast)


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Hallo,

Von welchem Hersteller sind denn die Lasten?
Die von Zentro sind mit Vorsicht zu genießen.
Diese kann man nicht einfach im Betrieb zwischen R, I oder U Mode 
umschalten. D.h. kann man schon, sollte man aber nicht tun.
Außerdem sind bei manchen Lasten die Ströme/Last beim Umschalten nicht 
identisch und Du kannst Dein Netzteil in die Strombegrenzung schicken.

Im Z Mode sind diese Lasten sehr empfindlich und schwingen sehr schnell, 
wenn man Lastsprünge macht. Insofern hat Dein Prof recht.

Wenn dann Deine Regelschleife nicht sauber abgeglichen ist und das ist 
sie nach dem ersten Einschalten nun mal nicht, dann kann es schon zu 
solch einem Problem wie Deinem kommen.

Ist Dein Netzteil kurzschlussfest?

Gruß

von SMPS (Gast)


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Noch was,

Beim ersten einschalten schon mal mit dem Oszi die Spannung am MOSFET 
Drain Source ansehen, nicht das er avalanced.

RLCD Snubber machen noch nicht schlecht.

Gruß

von oszi40 (Gast)


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Die Kunst ist: den Hochspannungstransitor/MOSFET NUR im gesunden Bereich 
zu betreiben. Irgendein Snubber ist da nur ein Teil vom Lottospiel. 
Schlachte Schrottnetzteile und lerne davon. Du wärst der Erste wo alles 
GLEICH ohne Opfer funktioniert.

von Gregor B. (Gast)


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Was für ein Übersetzungsverhältnis Ns/Np hat denn der Übertrager?
An die reflektierte Spannung hast Du gedacht?

von Andi (Gast)


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Gregor B. schrieb:
> Was für ein Übersetzungsverhältnis Ns/Np hat denn der Übertrager?
> An die reflektierte Spannung hast Du gedacht?

Übersetzungsverhältnis ist Ü=7,5. Mein MOSFET verträgt Vds=800 V. So wie 
es ausschaut kommt das Problem aber doch woanders her. Hab jetzt mal den 
Schaltplan als Bild mitangehängt.

Heut habe ich das ganze noch einmal getestet. Im Leerlauf geht alles wie 
gewünscht, nur die Ausgangsspannung ist 24.8 V im Mittel, also ein wenig 
höher als die simulierten 24.1 V. Aber die Regelung scheint im Leerlauf 
mal zu funktionieren.

Dann habe ich das Netzteil mit 80 Ohm Schiebewiderstand belastet. 
Auffällig war, dass die Spannung Uaux, also Emitter von Q2 gegen Masse 
nur 8.3V betrug, also ca. 1V unter dem Wert den sie haben sollte. Das 
Potential VREF war auf dem Sollwert von 10V. Da ist schon mal die Frage 
warum das Potential Uaux 1 V unter dem simulierten Wert liegt. Sollte ja 
eigentlich nicht passieren, da der Transistor ja für das Gegenteil 
sorgen sollte. Auf jeden Fall ist dann nach kurzer Zeit der Transistor 
explodiert (gemessener Kurzschluss Kollektor-Basis, Unterbrechung 
Basis-Emitter), weshalb Uaux auf einmal 300V betrug, wodurch dann der 
Controller LT3758, der MOSFET M1, die Zenerdioden D11 und D12 
durchgebrannt sind. Selbst der Shunt R3 weist nun eine Unterbrechung 
auf.

Da mir schon im Betrieb aufgefallen ist, dass der Transistor Q2 sehr 
warm wurde, bin ich mir ziemlich sicher dass das Ganze so vorgefallen 
ist. Die Frage ist jetzt nur warum das passiert. Warum brennt Q2 
überhaupt durch? Warum ist Uaux bei Belastung auf der Sekundärseite so 
niedrig?

Gruß

von Carsten R. (kaffeetante)


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Ohne Schaltplan nicht beurteilbar.
Wenn z.B. Die Stromsenke den Strom nicht vollständig aufnimmt und keine 
ausreichenden Kondensatoren den Strom aufnehmen, dann geht die Spannug 
hoch. Jetzt ist die Frage ob das Netzteil schnell genug gegenregelt. Es 
kann sogar sein daß die Spannung Sekundärseitig innerhalb eines 
PWM-Zyklus zu weit hochgeht. Dann ist nix mit gegenregeln. Die 
Ausgangsspannung überträgt sich im Windungsverhältnis auf die 
Primärseite, zusätzlich zur Eingangsspannung.

Ein krasses Beispiel zur Veranschaulichung.

Schießt bei einem Sperrwandler, bei dem hinter dem Gleichrichter 
deutlich über 300 Volt anliegen und der 5 Volt ausgelegt ist, die 
Ausgangsspannung auf 10 Volt hoch, so muß die Primärtranse deutlich über 
900 Volt verkraften, anstatt 600. Diese Zahlen sind der Anschaulichkeit 
halber arg gerundet.

An solchen Stellen merkt man:

Nicht nur die Struktur des Bauplans, sondern auch die exakten 
Bauteilewerte sind wichig um den Fehler eingrenzen zu können.

von Carsten R. (kaffeetante)


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Argh,

sorry hab den Screenshot nicht als Schaltplan erkannt.

von Gregor B. (Gast)


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Bau' mal eine andere Diode in den Snubber ein.
Wenn Du an der Stelle tatsächlich eine MRA4007 bzw. 1N4007 verbaut hast, 
so ist die viel zu langsam.
Die hat nämlich eine ziemlich große Forward-Recovery-Time, d.h. Es 
dauert lange, bis Sie leitfähig wird. Das könnte dazu führen, dass der 
Snubber praktisch wirkungslos ist.

von Andi (Gast)


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Gregor B. schrieb:
> Bau' mal eine andere Diode in den Snubber ein.
> Wenn Du an der Stelle tatsächlich eine MRA4007 bzw. 1N4007 verbaut hast,
> so ist die viel zu langsam.
> Die hat nämlich eine ziemlich große Forward-Recovery-Time, d.h. Es
> dauert lange, bis Sie leitfähig wird. Das könnte dazu führen, dass der
> Snubber praktisch wirkungslos ist.

Danke für diesen Supertipp. Hab da beim Auswählen gar nicht darauf 
geachtet, sondern mehr auf die Spannungsfestigkeit geschaut. Hab jetzt 
in der Simulation mal die Diode MURA160T3 eingesetzt und jetzt ist meine 
maximale Drain-Source-Spannung nur bei 620V. Deswegen werde ich diese 
Diode in die reale Schaltung jetzt mal einbauen.

Aber mein Problem mit dem Transistor wird das voraussichtlich auch nicht 
beheben. Deswegen bin ich jetzt mal am überlegen, ob ich das Thema 
Selbstversorgung ein wenig anders gestalte. Im Anhang habe ich jetzt mal 
ein Bild des Demoboards des LT3758 angehängt. Hier ist VIN nicht mit 
INTVcc verbunden und die Hilfswicklung versorgt auch nur das Gate 
selber. Deswegen werde ich jetzt mal probieren, mein VIN an meine 
10V-Referenzspannung zu hängen und VIN von INTVcc zu trennen. So kann 
ich dann auch auf den ungeliebten Transistor verzichten.

Gruß

von Carsten R. (kaffeetante)


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Leider sind Angaben zu forward recovery Zeiten nicht ganz so leicht zu 
finden. Jedenfalls sucht man diese Angabe in vielen Datenblättern 
vergeblich. Sie ist noch seltener als die reverse recovery time, die 
auch nicht jeder Hersteller ins Datenblatt schreibt. Daer ist nicht jdem 
diese Größe und ihr Einfluß bewußt.

Ich hatte hier im Forum mal gelesen alle Doden seien da sehr schnell und 
daher seien diese Zeiten oftmals nicht angegeben. Offenbar ist dies ein 
Trugschluß und nur für bestimmte (langsamere) Anwendungen so 
verallgemeinerbar.

Ich würde mich freuen dazu ausführlichere Quellen zu finden. Bislang 
habe ich dazu immer nur vereinzelte Informationen gefunden. Vielleicht 
gilt hier auch:

Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.

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