Forum: Platinen SMD Bauteile vor dem Löten ankleben


von A. S. (rava)


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hi,

ich würde mal gerne richtung Kleben experimentieren; ob ich das geklebte 
Hühnerfutter anschließend mit dem Ofen oder der Hand löte müsste ja egal 
sein.
Der Hintergrund:
Gerade Kleinteile (z.B. Transistoren) sind beim Handlöten schwer zu 
platzieren oder stellen sich beim Abkühlen des Zinns auf einer Seite 
auf, daher die Idee mit dem Kleber. Genauso könnte er helfen, dass Teile 
auf der Unterseite im Ofen nicht herunterfallen, was mir leider ab und 
zu immer wieder passiert.


Ich suche also einen nichtleitenden Ein-Komponenten-Klebstoff, der gut 
in winzigen Mengen per Hand dosierbar ist.
Die Aushärtzeit wäre mir egal; ich kann die geklebte Platine auch gerne 
ein paar Stunden liegen lassen. Aber er sollte bei Zimmertemperatur 
aushärten. Und dann auch bei höheren Temperaturen (<280°C) - zumindest 
noch einigermaßen - halten.

Sollte ich wirklich auf Spezialmittel zurückgreifen? Und wie dosiert man 
das?
http://www.tme.eu/de/details/pr2035z_10/chemische-mittel-fur-lotarbeiten/
Oder kennt ihr ein einfachere "Hausmittel", das für meine Basteleien 
besser geeignet ist?

Außerdem: Wie und für wie lange lagere ich so etwas? Ich kann das ja 
schlecht auf einmal verbrauchen.

von Gerd E. (robberknight)


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A. S. schrieb:
> Gerade Kleinteile (z.B. Transistoren) sind beim Handlöten schwer zu
> platzieren oder stellen sich beim Abkühlen des Zinns auf einer Seite
> auf, daher die Idee mit dem Kleber.

Von was für Größen sprichst Du? Z.B. bei Transistoren in SOT-23 kann ich 
das jetzt nicht ganz nachvollziehen.

Was ich mir eher vorstellen könnte, wäre daß Du eine schlechte Pinzette 
verwendest. Oder vielleicht kein gutes Lötzinn, Lötstation, unpassende 
Lötspitzen oder was ähnliches.

Vor dem Handlöten nochmal extra Kleben hab ich bisher noch nie gehört. 
Ich würde daher an Deiner Stelle eher erst mal nach dem Problem bei 
Deinem Lötprozess suchen bevor ich einen ungewöhnlichen Weg gehe. Macht 
das ganze ja noch langwieriger. Außerdem kannst Du hinterher nix mehr 
tauschen.

> Genauso könnte er helfen, dass Teile
> auf der Unterseite im Ofen nicht herunterfallen, was mir leider ab und
> zu immer wieder passiert.

Auch in der professionellen Produktion wird eigentlich das Kleben wenn 
möglich vermieden. Nur wenn es wegen dem Gewicht der Bauteile auf beiden 
Seiten nicht anders geht wird es gemacht.

Ich weiß jetzt nicht was für Teile Dir runtergefallen sind, aber 
vielleicht waren ja deren Lötstellen nicht gut genug daß die 
Oberflächenspannung des Zinns nicht reichte?

von Matthias K. (rino1)


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Handlöten, macht man mit Flussmittel, Lötzinn, Pinzette und Mikroskop 
sowie eine Hitzequelle .

mehr braucht man nicht.

Gruß, Matthias

von Timmo H. (masterfx)


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Mikroskop? Was willst du damit? Also 0,5mm Pitch, 0402 etc. kann ich 
noch wunderbar ohne Mirkoskop löten :D

von Jasch (Gast)


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Timmo H. schrieb:
> Mikroskop? Was willst du damit? Also 0,5mm Pitch, 0402 etc. kann ich
> noch wunderbar ohne Mirkoskop löten :D

Naja, ist ja nicht jeder ein junger Springinsfeld mit (noch ;-) 
perfekten Augen.

Ein Mikroskop ist vielleicht wirklich Overkill (und die besseren auch 
teuer), aber ein bisschen optische Vergößerung hilft schon.

Ob das auch hilft Augen-Stress zu vermeiden und so den "Tag des 
Nasenfahrrads" hinauszuzögern muss man wohl einen Augenarzt fragen.

von Matthias K. (rino1)


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Timmo H. schrieb:
> Mikroskop? Was willst du damit? Also 0,5mm Pitch, 0402 etc. kann ich
> noch wunderbar ohne Mirkoskop löten :D

Dann sei dankbar, das du das Kannst.

Würde ich auch gerne Können.

Gruß,
Matthias

von Gerd E. (robberknight)


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Matthias K. schrieb:
>> Mikroskop? Was willst du damit? Also 0,5mm Pitch, 0402 etc. kann ich
>> noch wunderbar ohne Mirkoskop löten :D
>
> Dann sei dankbar, das du das Kannst.
>
> Würde ich auch gerne Können.

mein tipp dafür: wirklich richtig helle Beleuchtung auf dem 
Arbeitstisch.

Mit ner dunklen Funzel oder nur der Deckenleuchte könnte ich das auch 
nicht. Ich hab mir daher 2 T5-HO-Röhren genommen, mit nem Aluprofil und 
ner Schubladenführung ausziehbar aus den Regalbrettern in ca. 50cm über 
den Arbeitstisch montiert.

Das gibt auf dem Tisch satte 8000 Lux. Da das Vorschaltgerät dimmbar 
ist, kann ich das beliebig einstellen.

Mit der richtig eingestellten Beleuchtung löte ich 0,5er Pitch auch ohne 
Lupe oder Mikroskop. Zum Nachkontrollieren nach dem Reinigen nehm ich 
dann aber so ein einfaches USB-Mikroskop.

von Reinhard Kern (Gast)


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A. S. schrieb:
> Gerade Kleinteile (z.B. Transistoren) sind beim Handlöten schwer zu
> platzieren

Das ist individuell verschieden und natürlich viel von der Übung 
abhängig, aber wenn du kleben willst, verlagerst du ja nur das Problem: 
dann sind die Kleinteile halt beim Kleben schwer zu platzieren. Und wenn 
du dabei den Kleber auf die Pads verschmierst ist eh alles zu spät.

Gruss Reinhard

von 6A66 (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> Matthias K. schrieb:
>>> Mikroskop? Was willst du damit? Also 0,5mm Pitch, 0402 etc. kann ich
>>> noch wunderbar ohne Mirkoskop löten :D
>>
>> Dann sei dankbar, das du das Kannst.
>>
>> Würde ich auch gerne Können.
>
> mein tipp dafür: wirklich richtig helle Beleuchtung auf dem
> Arbeitstisch.

Wir (BJ frühes 196x) verwenden im Labor eine beleuchtete 
Arbeitsplatzlupe (Ringbeleuchtung). Kostet etwa 50..80EUR je nach 
Ausführung. Mit der etwas besser vergrößernder geht auch 0402 noch sehr 
gut. Zur genauen Kontrolle (Haarbrücken an 0402) dann die Uhrmacherlupe 
für etwa 10..15EUR.

rgds

von Stefan (Gast)


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Gelöstes Kolophonium satt auf's PCB Bauteile plazieren 20 min warten ... 
da rutscht nix mehr.
Und ja ... Kolophonium ist böse zu Mensch, Bauteil und PCB, aber es 
funktioniert.

Stefan

von Frank M. (frank_m35)


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Ich habe Kleber noch nie verwendet und eigentlich auch noch nie 
gebraucht.

Kleine SMD Bauteile, wie Widerstand, Transistor, Diode, hälst du mit 
einer geeigneten SMD Pinzette während dem Löten mit einer Hand fest, in 
der anderen hast du den Lötkolben. Zinn kannst du dann natürlich nicht 
mehr zuführen, d.h.
- du kannst ein Pad auf der Leiterplatte schon mit einem kleinen Klecks 
Zinn belegen, dann Flussmittel drauf, Bauteil hinhalten, mit dem 
Lötkolben den Rest erledigen. Danach die andere Seite des Bauteils 
löten, ohne Pinzette.
- du kannst auf ein Pad Lötpaste schmieren, Bauteil mit der Pinzette 
hinhalten mit dem Lötkolben verlöten.
- du kannst Flussmittel auf das Pad bringen, Bauteil mit der Pinzette 
hinhalten und mit dem Lötkolben auf dessen Spitze ein Klecks Lötzinn ist 
verlöten.

Auf jeden Fall brauchst du Flussmittel (Gel vermutlich besser) und eine 
gute Pinzette, da sich sonst das Bauteil anhebt. Kleber ist hier unnötig 
und Zeitverschwendung.

Hast du Beinchenlose ICs, so verwendest du einen Heißluftlötkolben, 
wobei wieder nichts geklebt wird. Sind die Pins alle gleichmäßig erhitzt 
und das Zinn geschmolzen richtet sich der IC von selber aus, was geklebt 
nicht mehr funktionieren würde.

Hast du ICs mit vielen Beinchen, so richtest du ihn wieder mit einer 
Pinzette aus, hälst ihn fest und lötest zwei drei Pins an den Ecken 
fest. Die restlichen Pins mit 'Drag-Soldering', bzw. kräftig Lötzinn 
drauf und danach mit Entlötlitze das überschüssige wieder entfernen. 
Auch hier, Flussmittel vereinfacht das Leben.

Schau dir einfach auf Youtube verschiedene Videos an um es besser 
nachzuvollziehen.

von Martin S. (sirnails)


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Da hat jeder so seine eigene Technik. Ich verzinne die Pads immer mit 
etwas Lötzinn, setze das Bauteil drauf, halte es mit einer Pinzette fest 
und erhitze dann das Pad solange, bis das Zinn schmilzt und unter den 
Anschluss fließt. Bei ICs fixiere ich so immer zwei gegenüberliegende 
Pins. Der Rest lässt sich dann ganz normal löten.

Geklebt werden in der professionellen Fertigung nur ICs bei 
doppelseitiger Bestückung. Die kleinen Bauteile haften normalerweise 
recht anständig in der Lötpaste.

von A. S. (rava)


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Löten mit Flussmittel wollte ich bisher vermeiden.
Aber es hat sich gezeigt, dass es deutlich besser geht! Ich habe hier 
noch Reste eines "CFH Lötwassers" gefunden. Allerdings habe ich da dann 
schon fast etwas gesundheitliche Bedenken. Hilft es, einen Ventillator 
aufzustellen? Ich habe ja keinen richtigen Abzug!

von Martin S. (sirnails)


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A. S. schrieb:
> Löten mit Flussmittel wollte ich bisher vermeiden.
> Aber es hat sich gezeigt, dass es deutlich besser geht! Ich habe hier
> noch Reste eines "CFH Lötwassers" gefunden. Allerdings habe ich da dann
> schon fast etwas gesundheitliche Bedenken. Hilft es, einen Ventillator
> aufzustellen? Ich habe ja keinen richtigen Abzug!

Zumindest schaden kann es nicht. Zum Löten würde ich nur 
Elektronikflussmittel nehmen. Keine Ahnung ob Deines für Dachrinnen 
gedacht ist.

Ansonsten: Nach dem Löten die Platine in Flussmittelentferner baden.

von Frank M. (frank_m35)


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Also ich verwende ein No-Clean Flussmittel von Stannol 
(http://www.beta-estore.com/rkde/order_product_details.html?wg=6&p=82) 
und schließe mich Martins Aussage an: verwende bitte 
Elektronikflussmittel und nicht ein Dachrinnen-Zeugs.
Es gibt zig unterschiedliche Flussmittel, auch als Gel etc.
Ich kenne mich mit den Unterschieden nicht aus, andere, erfahrenere, 
werden hier vermutlich dir einen besseren Überblick geben können. Ich 
habe eben das bei PCB-Pool gekauft, in der Hoffnung, dass sie das 
richtige Zeug für den Verwendungszweck auch verkaufen und bin auch recht 
zufrieden.

Ansonsten gilt eben immer: Raum gut lüften, wenn viel gelötet wird 
vielleicht auch einen kleinen Ventilator aufstellen der den Rauch 
wegbläst, ansonsten eben ausatmen und wegblasen beim Löten und nicht 
gerade dann einatmen wenn der Rauch aufsteigt :-D

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