Forum: Platinen Durchkontaktierten Pin auslöten


von Korbinian (Gast)


Lesenswert?

Guten Abend,
ich repariere zurzeit mein Notebook, an dem die Netzteilbuchse defekt 
ist (Wackelkontakt). Ich habe eine originale Netzteilbuchse erstanden 
und möchte diese in das Mainboard einlöten.

Soweit alles geschafft, Mainboard ausgebaut, aber beim Versuch, die 
Netzteilbuchse (5 Pins auf Masse und ein Pin auf +) auszulöten bewegte 
sich die Buchse kein Stück. Also alle Pins abgeknipst und dann nochmal 
mit Lötkolben gebraten, rührt sich aber nichts, dasmLötzinn schmilzt, 
aber die Pins sitzen fest.

Unten ist verlötet, oben scheint eine Art Lötpad zu sitzen, das aber 
nicht bei Erwärmung schmilzt.

Ich benutze einen Ersa Feinlötkolben mit 30 Watt und 
Schraubendreherspitze. Später zum Enlöten nehme ich dann natürlich die 
Bleistiftspitze.

Fotos kann ich ohne Rechner nicht hochladen. Leider...

Kann mir jemand sagen, wie ich die Pins aus der Durchkontaktierung (oder 
was auch immer das für ein Mist ist) wieder rausbekomme? Viel Pin zum 
Greifen mit der Zange gibt es leider auch nicht...

LG

von Linüx (Gast)


Lesenswert?

Grundsätzlich ist ja alles bleifrei gelötet - darum nehme man 
nichtbleifreies Lötzinn und verzinne die Lötstelle großzügig. Das senkt 
den Schmelzpunkt des Lotes weit runter. Dann brauchst du halt einen 
dicken Lötkolben und eine gute Wärmeübertragung (darum viel Zinn) um das 
Loszuwerden. Wenn du 16 oder 20 Layer hast und das dann auch noch die 
Masse ist die mit dicken Kupferbahnen angebunden ist, dann ist das kein 
Wunder, dass du mit einem 30W Furzlötkolben nicht weit kommst. Nur halt 
nicht zu lange sonst delaminiert sich der Spaß. Das muss in einem Zug 
gehen bei 350°C. Wenns nix wird beim ersten Anlauf wieder abkühlen 
lassen und von vorne.

von Michi (Gast)


Lesenswert?

Buchse zerstören (mit Seitenschneider etc.) und Reste einzeln auslöten.

von Michi (Gast)


Lesenswert?

Korbinian schrieb:
> Ich benutze einen Ersa Feinlötkolben mit 30 Watt
Ausserdem hat der für dein Vorhaben einfach zu wenig Leistung. Besser 
wären 50W, mit 80 Watt wirds garnatiert was.

von Frank M. (frank_m35)


Lesenswert?

Sehr wahrscheinlich ist eine innere Lage komplett als Masse, mit der 
einige Pins verbunden sind. Diese Lage führt die Wärme gut ab und daher 
funktioniert es nicht.

Du kannst mit einem Fön den Bereich der Platine großzügig vorsichtig 
vorwärmen, auf eine Temperatur bei der du dir leicht die Finger 
verbrennst. (das ist dann meist immer noch unter 100 Grad). Und dann mit 
dem Lötkolben, Spitze gut durchgeheizt, und einem größeren Klecks 
Lötzinn an der Spitze versuchen die Pins auszulöten.

von Timmo H. (masterfx)


Lesenswert?

Michi schrieb:
> Buchse zerstören (mit Seitenschneider etc.) und Reste einzeln auslöten.
Genau das musste ich bei meiner letzten Austauschaktion einer Netzteil 
Buchse beim laptop auch machen. Trotz 80W geregeltem, auf 400°C 
eingestellten Lötkolben und dicker Lötspitze. Genau so ein Kampf war 
dann nochmal das absaugen des restlichen Lötzinns. Aber nach ewigen 
Rumgebrutzel und ständiges "Verdünnen" mit verbleitem Lötzinn hat es 
dann doch irgendwann geklappt. Ahn den Dingern hängen meist weit mehr 
als nur 1 oder 2 Layer

von Korbinian (Gast)


Lesenswert?

Wie gesagt, die Buchse ist bereits zerstört. Es stecken nur noch die 
Reste der Pins in den Löchern.

Eine Wellerstation habe ich auch hier, ist aber mal runtergefallen und 
seitdem Schrott.
seufz

Das mit dem Fön werde ich mal versuchen, vielleicht wird das was.

Ansonsten frage ich einen befreundeten Elektriker, ob er mir das 
Scheißding für einen 20er rausholt.

von Korbinian (Gast)


Lesenswert?

Ach ja, das Lötzinn ist bleihaltig, ist so eins von fixpoint aus Amazon 
- liegts daran? Soll ich mir beim großen C was von Stannol zulegen? 
Bsiher habe ich mit dem fixpoint alles löten können was mir 
untergekommen ist...

von Michi (Gast)


Lesenswert?

Korbinian schrieb:
> Soll ich mir beim großen C was von Stannol zulegen?
Besser wäre reines Flussmittel. Auf der Arbeit habe ich seit Jahren ein 
Fläschchen mit eben diesem Flussmittel. Es war ein Schnupfenmittel mit 
Gummibalg am Deckel und einer Glasröhre zum Dosieren. Alles Zinn, was 
sich hartnäckig weigerte, flüssig zu werden, wurde mit dem Flussmittel 
großzügig benetzt. Das hat immer geholfen, verstopft aber langfristig 
Entlötpistolen. Es gibt Flussmittelkonzentrate, die man nach Belieben 
mit Spiritus verdünnen kann. Damit kapituliert auch bleifreies Lötzinn.

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


Lesenswert?

Korbinian schrieb:
> Ansonsten frage ich einen befreundeten Elektriker, ob er mir das
> Scheißding für einen 20er rausholt.

Dein Elektriker wird das vermutlich auch nicht zerstörungsfrei schaffen. 
Wenn du Pech hast, bohrt oder sägt er das Teil einfach raus.

von Korbinian (Gast)


Lesenswert?

Die Buchse kann von mir aus als Katzenspielzeug herhalten, das Mainboard 
eher weniger.

Dann mach ich das doch selber.

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


Lesenswert?

@Korbinian:

Bevor hier noch was schief läuft, kannst du mir das MB incl. neuer 
Buchse auch zuschicken. Wird dann für nen symbolischen Zehner zuzüglich 
Rückportoerstattung getauscht.

Ich hoffe nur, dass du auch wirklich die passende Buchse hast.

von Korbinian (Gast)


Lesenswert?

Die Buchse ist exakt dieselbe, habe ich bereits geprüft.

Magnus, dein Angebot hört sich gut an. Würde ich gerne annehmen.

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


Lesenswert?

Dann schick mir ne PN mit deiner Mailadresse. Kontaktdaten werden dann 
per Email ausgetauscht.

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Korbinian schrieb:
> Magnus, dein Angebot hört sich gut an. Würde ich gerne annehmen.

Wenn ers schafft, ok. Sonst mach an ein Stück Kabel eine Buchse dran und 
löte das Kabel auf die passenden Pads. Ist nicht schön, wenn ein Stück 
Kabel raushängt, aber besser als garkein Notebook.

Es ist durchaus möglich, dass die Pins mit mehreren Masselagen verbunden 
sind. Ich hatte Messadapterplatinen mit 6 Masselagen, da wäre es 
definitiv unmöglich Bauteile wie etwa ein Relais mit einer 
Masseverbindung wieder auszulöten. Eingelötet werden sie über eine Welle 
oder im Ofen, da wird die ganze Platine entsprechend heiss, aber das 
geht bei einer Reparatur ja nicht, dann hättest du ein leeres 
Motherboard.

Da der Kunde verständlicherweise reparierbare Platinen verlangte, musste 
ich eine spezielle Layoutvariante verwenden (mit "Stubs" für die Masse), 
aber sowas berücksichtigt man bei Mainboards i.A. nicht.

Gruss Reinhard

von Lötrauchschnüffler (Gast)


Lesenswert?

Eventuell wäre auch eine Möglichkeit sich eine Heissluft-Lötstation 
(Ayoue und co) zu kaufen und es mit dem Klempner-Lötkolben zu versuchen. 
Die Ayoue 852A war eines der besten Käufe der letzen Jahre, da man die 
für fast alles benutzen kann (auch THT, wenn man z.B Chip auslöten will 
und alle Pads gleichzeitig erwärmen will)

Mit der Heissluftstation Luft auf 220°C und max. Durchsatz stellen und 
die Buchse & Umgebung (ca 5cm Durchmesser) gut durchheizen. Solange da 
kein ABS-Plastik ist, kann absolut nichts passieren, da noch unterhalb 
des Schmelzpunkts des Pb free Lots.

Dann mit dem Klempnerlötkolben die Buchse auslöten. Generell gibt es 
fast nichts schlimmeres als ein zu kleiner und zu heisser Lötkolben, da 
man damit die Platine oberflächlich kaputtbrennt während das Lot auf der 
anderen Seite nichtmal schmilzt.

von Korbi G. (Firma: Möhrchenzucht) (korbinian_g53)


Lesenswert?

Kabel wäre auch eine Idee.
Dann brauche ich aber einen Steckverbinder.
An dem sollte es aber nicht scheitern. Habe ohnehin schon überlegt, ein 
Kabel zu nehmen, weil das Book häufig bewegt wird und das auch mit 
angstecktem Netzteil. Daher würde die neue abuchse wohl nicht lange 
leben.

von Geschädigter (Gast)


Lesenswert?

> Dein Elektriker wird das vermutlich auch nicht zerstörungsfrei schaffen.
> Wenn du Pech hast, bohrt oder sägt er das Teil einfach raus.

Haha! Wenn es nicht so traurig wäre! So etwa ähnliches hatte ich vor ein 
paar Monaten:

Kunde ruft an: "Maschine kaputt". Hingefahren, der Betriebselektriker 
kam mir schon strahlend entgegen, er hätte den Defekt schon gefunden und 
die kaputten Bauteile entfernt:

Er hat mit einem Schraubenzieher Bauteile auf einer Platine einfach 
weggekratzt... Mit Leiterbahnen und Hühnerfutter rund um die 
vermeintlich defekten Bauteilen. Alles wech...

von Markus B. (dalotel)


Lesenswert?

Elektriker sind für solche Probleme der total falsche Ansprechpartner,
da meist sehr grobmotorik veranlagt.

von Markus B. (dalotel)


Lesenswert?

.... ach ja, wir haben für solche Fälle in der Firma eine sündhaft 
teure, professionelle Reworkstation mit Unterheizung und hoher 
Lötleistung.
Falss du niemand findest, könnte ich das für dich machen.


Gruß,
Markus

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


Lesenswert?

@Korbinian:

Du kannst auch gerne das Angebot von Markus annehmen. Ich bin nicht auf 
die 10€ angewiesen.

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Markus B. schrieb:
> Elektriker sind für solche Probleme der total falsche Ansprechpartner,
> da meist sehr grobmotorik veranlagt.

Das ist doch auch ganz offiziell so definiert - bei den Ford-Autowerken 
habe ich mal eine Steuerung mit serieller Schnittstelle installiert, mit 
geschirmtem Kabel 0,14 qmm, da hat man mir erklärt, man müsste einen 
Elektroniker anfordern, weil die Bertriebselektriker laut Vereinbarung 
mit der Gewerkschaft keine Kabel unter 0,75 qmm anschliessen 
müssen/dürfen.

Gruss Reinhard

von Korbi G. (Firma: Möhrchenzucht) (korbinian_g53)


Lesenswert?

Hallo, ich habe mich dazu entschieden, statt der Netzteilbuchse einen 
XT60-Stecker einzukleben. Dieser ist drin und wird wohl das Notebook 
überleben.

Dennoch: Großes Dankeschön an alle!

von Korbinian (Gast)


Lesenswert?

Die XT-60 Buchse hält noch immer :)

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.