Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Zwischenkreiskapazität für 1.5kW Wechselrichter berechnen


von Alexander (Gast)


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Hallo Leute,

ich benötige mal wieder eure Hilfe. Und zwar habe ich einen 1.5kW 
Wechselrichter zu Labortestzwecken gebaut. Dieser funktioniert an sich 
auch prinzipiell. Die einphasige Topologie, die mit gewöhnlicher 
Sinus-PWM betrieben wird, findet ihr im Anhang.

Eckdaten des Nennbetriebes sind:
U_DC = 600V
f_sw = 20kHz
P_out = 1.5kW

Modulationsgrad meiner Sinus-PWM liegt momentan bei 0.85

Erste Messungen habe ich bei einer Eingangsspannung von 120V DC, einer 
3mH Ausgangsinduktivität sowie einem 50 Ohm Lastwiderstand durchgeführt.

Die Messung findet ihr auch im Anhang (Gelb ist die Ausgangsspannung vom 
Wechselrichter vor der Induktivität, Blau ist der Ausgangsstrom).

Was mir auffällt, sind die Einbrüche in der Wechselrichterspannung. 
Sieht für mich danach aus, als ob ich den Zwischenkreiskondensator nicht 
vernünftig dimensioniert und somit keine ausreichende Trennung zwischen 
DC und AC habe.

Als Elektrolytkondensatoren verwende ich zwei in Reihe geschaltete 
LLS2G471MELC. Datenblatt findet ihr hier:
http://www.farnell.com/datasheets/59478.pdf


Ich dachte, dass ich
- Spannungsfestigkeit
- Rippel
- Kapazität
ausreichend berücksichtigt habe.

Spannungsfestigkeit:
Die Kondensatoren haben eine Spannungsfestigkeit von 400V. Zwei in Reihe 
geschaltet ergibt 800V. Ich habe eine maximale DC Spannung von 600V. 
Passt also.

Rippel:
Das Datenblatt gibt einen maximal zulässigen Stromrippel von 2510mA an. 
Simulationen sind in Bild scope1.png zeigt. Bei 600V resultiert ein 
Stromrippel von knapp 100mA. Gleiche Simulationen mit 120V und 50 Ohm 
als Last zeigen einen Stromrippel von ca. 120mA. Die Messung des 
Laststromes ist in F0003TEK.png gezeigt. Dort liege ich mit viel 
Toleranz bei max. 250mA.
Auch hier sehe ich keine Probleme, dass irgendwelche Grenzen 
überschritten wurden.

Kapazität:
Nun, hier bin ich ein wenig überfragt. Zwei 470uF Kondensatoren in Reihe 
ergeben eine Gesamtkapazität von 235uF. Ich dachte, dass das reichen 
würde. In dem Artikel zur Kondensatorauswahl
http://www.mikrocontroller.net/articles/Zwischenkreiskapazit%C3%A4t#Kondensatorauswahl
wird in erster Näherung gesagt, dass man die Kapazität über die Formel
 berechnen kann.
Als Peakstrom habe ich 8A angenommen (Simulationen liegen bei ca. 6A). 
dt habe ich zu 50us gewählt (20kHz Schaltfrequenz ergibt 50us 
Schaltperiode. 100% Duty Cycle wurde angenommen, um einen Buffer zu 
haben). Maximaler erlaubter Spannungseinbruch ist zu 5V festgelegt.
Daraus resultiert folgende Rechnung:

Mit meinen 235uF liege ich also knapp 3mal über den berechneten Wert.


Meine Frage an euch:
Habe ich im Design irgendetwas komplett verkehrt gemacht oder total 
missachtet?


Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen, da ich momentan nicht 
wirklich weiter weiß. Einfach mehrere Elkos dazuschalten wäre eine 
Möglichkeit, allerdings hätte ich auch gerne einen Lerneffekt dabei :)

Gruß

von .... (Gast)


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Der Kondensator muss nicht nur die 20kHz sondern auch die ?50?Hz 
stützen....

von Volker K. (powerfreak)


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Alexander schrieb:
> Meine Frage an euch:
> Habe ich im Design irgendetwas komplett verkehrt gemacht oder total
> missachtet?

Hallo Alexander,

Ich glaube nicht, daß Du bei der Zwischenkreisauslegung was verkehrt 
gemacht hast. Auch die Rippelstromfestigkeit erscheint ausreichend.
Ich stelle mir jedoch die Frage, wie Du Deine Elkos wieder auffüllst.

Der Elko wird auf jeden Fall mal dafür ausgelegt, genug Energie für 
EINEN Puls bereitzustellen, hier die 50µs... dadurch gibt es kein zu 
hohes dI/dt auf den Zuleitungen von der Energiequelle zum Elko, und die 
Induktivität zwischen Energiequelle und Endstufe ist zumindest 
unwirksam.
Wie sieht denn die Spannung am Elko im Betrieb bei einem Puls aus? 
Sollte passen!

Aus der Spannungsänderung und der wirklichen Kapazität der Elkos sowie 
dem Laststrom könnte man vermutlich abschätzen, wieviel Strom Deine 
Quelle liefert...
Ich vermute: Nicht genug.
Wieviel Strom kann Deine 120V Quelle liefern? Es genügt nicht, daß die 
Quelle den RMS Wert liefern kann, da die Stromform von DC weit entfernt 
ist. Häng mal zum testen (die Quelle kann bei Strompulsen in die 
Strombegrenzung gehen, ohne daß Du das merkst) einen GROSSEN Elko dran, 
dann wird das vermieden, aber natürlich auch die Sicherheitsfunktion 
diese Strombegrenzung ausgehebelt. Wie sieht das Oszibild des Stromes 
vorher und nachher aus?

Gruß

Volker

von Alexander (Gast)


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Hey,
ich komme gerade aus dem Labor. Ich vergaß zu erwähnen, dass es sich um 
eine 3-Level Topologie handelt, bei der die Last mit dem Mittelpunkt des 
Zwischenkreises verbunden ist. Messaufbau schematisch im Anhang.

Jetzt habe ich auch herausgefunden, warum die gemessene Spannung so 
schwebt:

Der Mittelpunkt floated!

Ich glaube, ich werde wohl ein paar weitere Kondensatoren spendieren :)

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