Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kupfer induktiv erwärmen


von Mike (Gast)


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Hallo,
kann man Kupfer induktiv erwärmen?
Wenn ja was gibt es dabei zu beachten?

von Brater (Gast)


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Müsste gehen... Man sollte vorsorglich fragen: was willst du machen?

Du kannst ja mal hier schauen: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Induktionskochfeld

Kupfer zählt als nicht-ferromagnetischer Leiter.

von Stöhn (Gast)


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Jeder elektrische Leiter lässt sich induktiv erwärmen.
7 Wörter meines Lebens verschwendet (plus 5 weitere).

Zu beachten: Es wird heiß (und nochmal 5, plus Doppelpunkt und noch zwei 
Klammern).

von 12345 (Gast)


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Theoretisch möglich, technisch aber um Größenordnungen schwieriger als 
z.B. bei Eisen/Stahl.

von Sepp (Gast)


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Kupfer wehrt sich weniger gegen Strom....

von Martin S. (sirnails)


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Kupfer wird gerne bei Wirbelstrombremsen bei Achterbahnen eingesetzt 
(siehe z.B. Blue Fire in Rust). Das wird sogar so heiß dabei, dass die 
Luft darüber flimmert.

von Dieter P. (low_pow)


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Sicher, mit etwas Leistung ..

http://www.plustherm.ch/Startd.htm
Im Menue Berechnungen,
dann Kupfer als Material wählen und so weiter ..

von oszi40 (Gast)


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Mike schrieb:
> ann man Kupfer induktiv erwärmen?
> Wenn ja was gibt es dabei zu beachten?

Radio Eriwan sagt ja, aber nur mit AUSREICHEND Leistung.

Nimm z.B. Trafo, 2 Wicklungen und schließe die 2. kurz. Wenn der Rauch 
verzogen ist, wirst Du feststellen, daß auch die Sekundärspule heiß ist.

von Old P. (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Mike schrieb:
>> ann man Kupfer induktiv erwärmen?
>> Wenn ja was gibt es dabei zu beachten?
>
> Radio Eriwan sagt ja, aber nur mit AUSREICHEND Leistung.
>
> Nimm z.B. Trafo, 2 Wicklungen und schließe die 2. kurz. Wenn der Rauch
> verzogen ist, wirst Du feststellen, daß auch die Sekundärspule heiß ist.

Na da erwärmst Du aber nicht durch Induktion....
Lass die beiden Enden offen, was passiert?

Old-Papa

von oszi40 (Gast)


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Old Papa schrieb:
> was passiert?

Bilder sagen mehr als Worte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Induktionsofen

von Klaus (Gast)


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Old Papa schrieb:
> Lass die beiden Enden offen, was passiert?

Induktion erzeugt einen Strom. Kein geschlossener Leiterkreis, kein 
Strom.

> Na da erwärmst Du aber nicht durch Induktion....

Induktion erwärmt nichts. Der induzierte Strom erwärmt den Leiter über 
seinen Widerstand.

MfG Klaus

von Old P. (Gast)


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Hast Recht, ich stand wohl noch unter Strom....

Old-Papa

von School O. (schoolsout)


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Kupfer lässt sich natürlich induktiv Erwärmen. Einen guten Überblick in 
die Theorie der induktiven Erwärmung findet man auf 
http://www.eltatech.de in der Rebrik Grundlagen.
Da nach dem Joule'schem Gesetz die Verlustleistung proportional zum 
elektrischen Widerstand ist, hat Kupfer als einer der besten 
elektrischen Leiter entsprechend einen der schlechtesten Wirkungsgrade.
Grundsätzlich sollte man bei der induktiven Erwärmung von Kupfer 
beachten, dass die Frequenz so gewählt wird, dass das Verhältnis aus 
Eindringtiefe und Materialdicke mindestens 1:6 beträgt siehe:
http://www.otto-junker.de/data/2/media/downloads/2011-02-elektrowaerme-international-Energiesparpotential-beim-induktiven-schmelzen-part1-3_4e11bd1fe402e.pdf

: Bearbeitet durch User
von ?!? (Gast)


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Klaus schrieb:
> Induktion erwärmt nichts. Der induzierte Strom erwärmt den Leiter über
> seinen Widerstand.

Induktion erwärmt das Metallteil durch die Wirbelströme. Oder 
funktionieren im Induktionsofen nur ringförmige Teile, die einen 
elektrischen Kurzschluß machen?

von MN (Gast)


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Eben, es geht um die Wirbelströme im (beliebig geformten) Werkstück.
Problem könnte die Induktionsspule sein, die ebenfalls aus Kupfer ist 
und ebenfalls unter diesen Wirbelströmen leidet und ebenfalls ins 
Schwitzen kommt.
Darum sollte man auf Induktionskochplatten am besten Gußeisentöpfe dann 
Edelstahl verwenden, bedingt Alu und Kupfer soll ganz schlecht gehen.

von Martin S. (sirnails)


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?!? schrieb:
> Klaus schrieb:
>> Induktion erwärmt nichts. Der induzierte Strom erwärmt den Leiter über
>> seinen Widerstand.
>
> Induktion erwärmt das Metallteil durch die Wirbelströme.

Klaus hat schon recht. Das Magnetfeld durchströmt das Metall. Die 
Flussänderung sorgt für eine Induktionsspannung im Metall:

Diese Spannung fließt in diesem Metall "im Kreis" und verheizt sich 
anhand des materialspezifischen Widerstandes in Wärme. Um diesen Prozess 
zu unterbinden genügt es - wie bei klassischen Transformatoren - Bleche 
statt massive Körper zu nehmen. Dann wird da auch nichts mehr warm.

> Oder
> funktionieren im Induktionsofen nur ringförmige Teile, die einen
> elektrischen Kurzschluß machen?

Kurzum: Ja. Aber man darf sich hier unter Ringförmig keinen Torus 
vorstellen.

von Klaus (Gast)


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MN schrieb:
> Problem könnte die Induktionsspule sein, die ebenfalls aus Kupfer ist
> und ebenfalls unter diesen Wirbelströmen leidet und ebenfalls ins
> Schwitzen kommt.

Das nennt man dann Selbstinduktion

MfG Klaus

von ?!? (Gast)


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Martin Schwaikert schrieb:
> Kurzum: Ja. Aber man darf sich hier unter Ringförmig keinen Torus
> vorstellen.

Sondern?
Gut, man kann davon ausgehen, daß man Wirbelströme als "kreisförmig" 
oder zumindest als geschlossene Ringe betrachten kann. Anders ist es ja 
nicht möglich, daß sich beispielsweise die Flanken von Zahnrädern 
induktiv härten lassen oder die Zähne von Sägen oder auch nur ein 
gerades Metallstück.
Daß das bei Kupfer schwieriger wird ist klar. Kleinerer spezifischer 
Widerstand, weniger Erwärmung.

von Martin S. (sirnails)


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?!? schrieb:
> Martin Schwaikert schrieb:
>> Kurzum: Ja. Aber man darf sich hier unter Ringförmig keinen Torus
>> vorstellen.
>
> Sondern?

Alles, was einen geschlossenen Stromkreis ergibt - egal welche 
geometrische Form zu Grunde liegt.

> Anders ist es ja nicht möglich, daß sich beispielsweise die Flanken von
> Zahnrädern induktiv härten lassen oder die Zähne von Sägen oder auch nur
> ein gerades Metallstück.

Es muss nur dick genug sein, sonst bilden sich nur recht schwache 
Wirbelströme aus. Möglich ist es deshalb trotzdem. Nur wird irgendwann 
das Verhältnis aus magn. Flussdichte und Induktion grottenschlecht.

> Daß das bei Kupfer schwieriger wird ist klar.

In Kupfer lassen sich sogar ganz hervorragend Wirbelströme erzeugen. 
Damit werden ganze Achterbahnzüge abgebremst (z.B. bei der Blue Fire in 
Rust).

> Kleinerer spezifischer Widerstand, weniger Erwärmung.

Das hat mit dem spez. Widerstand weniger zu tun, denn die induzierte 
Spannung wird immer in Wärme verheizt. Ausschlaggebend ist, dass Kupfer 
im Vergleich zu Eisen eine sehr schlechte Permeabiltität besitzt, und 
damit keine Magnetfeldlinien in sich bündelt. Daher geht sehr viel 
magnetischer Energie durch das Material hindurch statt im Material zu 
verbleiben und damit Wirbelströme zu erzeugen.

https://www.youtube.com/watch?v=j9TMKrd0yYg

von Martin S. (sirnails)


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Mike schrieb:
> kann man Kupfer induktiv erwärmen?

Also ich war jetzt wieder in Rust und dort werden folgende Legierungen 
für die Wirbelstrombremsbleche genommen:

CuNi10Fe1Mn dann CuSn6 und zuletzt CuZn37.

Da die Wägen ein festes Magnetfeld besitzen kann man also nur durch das 
µr des Bleches die Induktion- und damit Bremswirkung beeinflussen. 
Zuerst wird also relativ "weich" gebremst, zum Schluss muss die 
Wechselwirkung am größten sein, da der Wagen dann dort schon sehr 
langsam ist.

Also ja - Kupfer geht definitiv. Je nach Legierung und/oder unlegiert 
besser oder schlechter.

von Joachim B. (jar)


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klar müsste das auch mit Wirbelströme gehen, jeder Zähler mit Alu 
Scheibe funktioniert so, warum es noch keine derartigen Kochplatten gibt 
erschliesst sich mir nicht. Ich musste meine schöne Kochtopfsammlung 
teuer neu kaufen für den blöden tollen Induktionsherd. Blöd weil die 
Investition teurer als geplant wurde, schön weil nichts mehr auf der 
Kochstelle einbrennt, blöd das die Teile alle Sensorfelder haben welche 
andauernd ERROR blinken wenn was drauf liegt oder doch mal das 
Nudelwasser überkocht. Selbst mal den Arm abgelegt bei abgeschaltet 
quittiert der doofe Herd mit ERROR.

Ich weiss nicht ob ich über diese deutsche Ingenieursglanzleistung 
weinen oder lachen soll.

von lüsterklemme (Gast)


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von freak (Gast)


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Stöhn schrieb:
> Jeder elektrische Leiter lässt sich induktiv erwärmen.
> 7 Wörter meines Lebens verschwendet (plus 5 weitere).

Die Worte waren wirklich verschwendet, erwärme mal einen Supraleiter 
induktiv.

von Joachim B. (jar)


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freak schrieb:
> erwärme mal einen Supraleiter
> induktiv.

den meisten wird das mangels Supraleiter nicht kratzen.

von Klaus (Gast)


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freak schrieb:
> Die Worte waren wirklich verschwendet, erwärme mal einen Supraleiter
> induktiv.

Aus einer Einführung in die Supraleitung:

> Durch ein Magnetfeld hinreichender Stärke wird die Supraleitung aufgehoben

Also nur genug Strom durch die Erregerspule und schon ist Schluß mit 
Supraleitung

MfG Klaus

von Martin S. (sirnails)


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Joachim B. schrieb:
> klar müsste das auch mit Wirbelströme gehen, jeder Zähler mit Alu
> Scheibe funktioniert so, warum es noch keine derartigen Kochplatten gibt
> erschliesst sich mir nicht.

Weil Metalle mit niedrigem µr durch die Magnetfeldlinien durchströmt 
werden, ohne diese zu bündeln und damit in Wechselwirkung mit so 
ziemlich allem metallenen in der Umgebung treten würde. Und wer will 
schon eine glühende Suppenkelle im Topf.

> Selbst mal den Arm abgelegt bei abgeschaltet quittiert der doofe Herd
> mit ERROR.

Stell Dir mal vor jemand hat Schrauben im Arm, weil er eine operierte 
Fraktur hat? Das könnte sogar tödlich enden.

> Ich weiss nicht ob ich über diese deutsche Ingenieursglanzleistung
> weinen oder lachen soll.

Welcher Hersteller? Damit ich weiß, was ich nicht kaufen darf :)

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Martin Schwaikert schrieb:
> Stell Dir mal vor jemand hat Schrauben im Arm, weil er eine operierte
> Fraktur hat? Das könnte sogar tödlich enden.

hey, du hast überlesen das am Herd ausgeschaltet ist durch die Polybox 
und das das verbundene Kochfeld hat das zu befolgen!
Da sollte IMHO sich der TouchSensor nicht melden, egal was draufliegt.

>> Ich weiss nicht ob ich über diese deutsche Ingenieursglanzleistung
>> weinen oder lachen soll.
>
> Welcher Hersteller? Damit ich weiß, was ich nicht kaufen darf :)

na ja so viele gibt es nicht mit sch wie Schrott am Ende.

von Martin S. (sirnails)


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Joachim B. schrieb:
> Martin Schwaikert schrieb:
>> Stell Dir mal vor jemand hat Schrauben im Arm, weil er eine operierte
>> Fraktur hat? Das könnte sogar tödlich enden.
>
> hey, du hast überlesen das am Herd ausgeschaltet ist durch die Polybox
> und das das verbundene Kochfeld hat das zu befolgen!
> Da sollte IMHO sich der TouchSensor nicht melden, egal was draufliegt.

Hmmm.. dann ist das eben eine Komfort-Funktion bei der der Topf vorher 
schon weiß ähhh das Kochfeld, dass es ... ääähhm dass es ... ähhhmmm 
.... ach ... ähhhmm ...

>>> Ich weiss nicht ob ich über diese deutsche Ingenieursglanzleistung
>>> weinen oder lachen soll.
>>
>> Welcher Hersteller? Damit ich weiß, was ich nicht kaufen darf :)
>
> na ja so viele gibt es nicht mit sch wie Schrott am Ende.

Mein Beileid. Hätte da noch ein paar Euro draufgelegt aber die 1500 Euro 
für ein M sind halt einfach verdammt viel Geld für Leistungselektronik, 
bei der auch gerne mal Halbleiter draufgehen.

von Richard Keller (Gast)


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Auch wenn der Beitrag nicht mehr ganz aktuell ist, würde ich die Frage 
gerne erneut aufgreifen, um aus fachlicher Seite einige Ergänzungen 
vorzunehmen. Als Elektrotechniker habe ich seit Jahren auf dem Gebiet zu 
tun und musste häufiger feststellen, dass es zu dieser Thematik im 
Allgemeinen zu wenige Informationen gibt.

Zunächst kann jeder elektrische Leiter induktiv erwärmt werden. Hierbei 
ist jedoch zu beachten, dass der elektrische Wirkungsgrad in erster 
Linie von dem elektrischen Widerstand abhängt. Diesbezüglich habe ich 
auf http://www.induktive-erwaermung.de/induktionserwaermung/ eine recht 
anschauliche Erklärung mit Herleitung gefunden. Einerseits ist der 
elektrische Wirkungsgrad der Quotient aus induzierter Leistung im 
Werkstück und der Gesamtleistung der Induktionsanlage (Verluste Spule + 
Werkstück). Andererseits ist nach dem joulschen Gesetz der elektrische 
Widerstand proportional zur Leistung. Insgesamt lässt sich der 
Wirkungsgrad als Quotient des elektrischen Wirkungsgrades des zu 
erwärmenden Werkstücks und der Summe der elektrischen Widerstände von 
Werkstück und Spule abschätzen. Für Kupfer folgt demnach: Wirkungsgrad = 
R_Cu / (R_Cu + R_Cu) = 50 %
Kupfer lässt sich zwar induktiv erwärmen, allerdings ist der 
Wirkungsgrad vergleichsweise gering (bei Stahl bewegt man sich im 
Bereich von 85% bis 88 %). Daran erkennt man auch, wieso ein Supraleiter 
hier eine Ausnahme darstellt. Er ist zwar ein Leiter, hat jedoch keinen 
elektrischen Widerstand.

Ein wichtiger Parameter bei der induktiven Erwärmung ist die Wahl der 
richtigen Frequenz. Dabei kommt eine Größe zutragen die 
"elektromagnetische Eindringtiefe" genannt wird und durch ein 
griechisches Delta abgekürzt wird. Dieser Parameter beschreibt wie Tief 
das elektromagnetische Feld ins Material eindringen kann, bis es auf den 
Wert 1/e also 37% abfällt. Die Eindringtiefe lässt sich mit der Frequenz 
beeinflussen und sollte ein Verhältnis zum Durchmesser von mindestens 
3,5 haben. Ansonsten wird das Material zu durchlässig für das Feld.

Ein ebenfalls wichtiger Parameter ist der Koppelabstand, das heißt die 
Distanz zwischen dem Werkstück und der Spule. Es ist klar, dass der 
Abstand so gering wie möglich gehalten werden sollte , um einen guten 
Wirkungsgrad zu erreichen.

Zu guter Letzt ist auch die Geometrie der Spule ausschlaggebend. Eine 
Ringspule hat den größten Wirkungsgrad, während der Wirkungsgrad eines 
Flächeninduktors ( wie in einem Induktionskochfeld ) eher bescheiden 
ist.

Zum Thema Wirbelströme noch eine Anmerkung zum besseren Verständnis. Der 
induzierte Strom im Werkstück folgt dem Strom in der Spule bzw. dem 
Induktor in entgegengesetzter Richtung. Falls man einen Flächeninduktor 
zickzackförmig baut, dann fließt der induzierte Strom auch 
zickzackförmig.

Ich hoffe ich konnte etwas zum Verständnis Beitragen...

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