Forum: HF, Funk und Felder EMV-Dichtung bei Kunststoffgehäusen?


von Christian (Gast)


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Hallo,

statt Metallgehäusen werden ja auch metallisierte Kunststoffgehäuse als 
EMV-Fehäuse angeboten. Ist es bei diesen Gehäusen auch üblich bzw. 
notwenig, Ober- und Unterteil über eine spezielle EMV-Dichtung zu 
verbinden? Oder macht das bei Kunststoff keinen Sinn bzw. ist 
überflüssig?

Gruß Christian

von Purzel H. (hacky)


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Notwendig ? Eine Frage der Frequenz und eine Frage der Schirmwirkung.

Bei Kunststoffgehaeusen ist die Schwirmwirkung eine Frage des Metalls, 
der Metallisierungsdicke und der Kontaktierung. Es ist zumindest 
vorstellbar, dass es Faelle gibt, bei denen eine Dichtung Sinn macht. 
Gegen Mikrowellenfrequenzen hin.

Die Metallschicht sollte natuerlich dicker als die Eindringtiefe sein, 
sonst ist nichts.

Worum geht es denn ?

von HF-Werkler (Gast)


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Christian schrieb:
> Oder macht das bei Kunststoff keinen Sinn bzw. ist überflüssig?

Wenn die Hälften des Kunststoff-Gehäuses schon metallisiert sind, dann 
ist es ja das Metall, das verbunden wird, nicht der Kunststoff. D.h. die 
Dichtung stellt eine leitfähige Verbindung her, die auch gewisse 
Bewegungen der Gehäusehälften untereinander ausgleicht.

Und ja, es kann viel Sinn ergeben, die Hälften leitend zu verbinden, 
z.B. für EMV-Abstrahlung und EMV-Festigkeit.

Was willst du im Gehäuse betreiben, wozu soll die Schirmung dienen?

Gruss

von Christian (Gast)


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Danke erstmal für die Antworten! Das war eine generelle Frage ohne 
spezielle Anwendung, da ich EMV-Dichtungen bisher nur bei Metallgehäusen 
kannte.

Grundsätzlich geht es mir natürlich um Störabstrahlung/Störfestigkeit, 
sprich um die Erfüllung von EMV-Anforderungen bis 18 GHz.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Christian,

> statt Metallgehäusen werden ja auch metallisierte Kunststoffgehäuse als
> EMV-Fehäuse angeboten.
Ja? Wer? Bitte ein Link.

Denn ich bin gewohnt, dass HF ins Volle gefräst wird und Deckel 
angeschraubt werden mit Schrauben im Abstand von einer Daumenbreite.
Damit einfach keine Schlitzstrahler entstehen.

Mit leitfähigen Lacken ist eine geringere Schirmwirkung möglich. 
"Metallisierung" klingt nach augedampftem Aluminium - wieviele 
Mikrometer mögen das sein? Die könnte ich mir vorstellen als Schutz vor 
Einstrahlung, wenn meine Schaltung nur im NF-Bereich empfindlich ist. 
Aber ganz und gar nicht zur Schirmung der Abstrahlung eines 
Schaltnetzteils.

Aus dem Dateblatt müsste sich das Schirmmass abschätzen lassen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Purzel H. (hacky)


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Heutzutage kann man Kupferspray haben. Da ist nichts mehr mit 
Mikrometern. sondern wesentlich mehr. Bis 18GHz macht das sicher Sinn, 
die Eindringtiefe ist da bescheiden.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, hacky, (Siebzehn und Fuenfzehn schrieb im Beitrag #3191519):

> Heutzutage kann man Kupferspray haben.

Verkauft wird alles.

"Leitfähiger Lack" bestand wohl schon zur Zeit meines Großvaters aus 
leitfähigen Partikeln, eingebettet in eine Substanz, die sich 
verflüchtigt. Egal, ob mit dem billigen Pinsel aufgestrichen oder aus 
der teuren Spraydose.

Kupermehl ist nix neues, sich verflüchtende Trägersubstanzen auch nicht. 
Aber in Fragen der Schirmdämpfung sind die Kunden so leicht abgezockt, 
wie diese unmündig sind.

Keiner der beiden Fälle kann die Physik überrumpeln. Die Schirmdämpfung 
ergibt sich aus der Leitfähigkeit der aufgetragenen Masse und der 
Lückenlosigkeit des Auftrags.

> Da ist nichts mehr mit Mikrometern.
Selbst Millimeter an isolierten Partikeln, haben so gut wie keine 
Schirmdämpfung, weil die kleinen Partikel mitschwingen.

Der Kontaktwiderstand muss klein sein. Nicht erst kurz nach Aufsprühen 
der Kupfer-Partikel, sondern auch nach deren Korrosion.

Ich hatte in Konstruktion und EMV-Labor immer Kollegen, denen 
Schirmdämpfung ihr Beruf war. Da habe ich denen das Denken gern 
überlassen und wiederhole hier nur, was die gesagt haben: Gahäuse der 
Baugruppe aus dem Aluminium-Vollmaterial fräsen, so viel 
Deckelschrauben, dass der Controller rot anläuft und dann noch mal so 
viel.

Ich bekenne, in der HF-Messtechnik sind die Ansprüche sehr viel höher 
als im Konsumgüterbereich. Wer Freiheit von Nebenempfangsstellen nicht 
nur im Prospekt drinstehen hat, sondern auch durch Messung nachweisen 
will, der muss was dafür tun.

Wenn ich mehr Interesse hätte, Zeit, Zugang zur EMV-Kammer und einen 
zusätzlichen Messempfänger auf den Oberwellen des Generators, dann würde 
ich mal messen, welche Oberwellen wohl das Kupferoxydul erzeugt, das 
durch Korrosion entsteht.

Einer der erstesn Google-Hits: 
http://www.forum64.de/wbb3/board2-c64-alles-rund-um-den-brotkasten/board4-hardware/21128-emv-und-die-silberpappe-messungen/


Schon am Beispiel Waschpulver hat die Werbung ihre Fähigkeit bewiesen, 
olle Kamellen immer wieder mal als bahnbrechende Neuigkeit zu verkaufen. 
Da hält man sich besser an die Physik und denkt selbst.

Ciao
Wolfgang Horn

von ah. (Gast)


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Danke. Ich hab das Kupfer nie nachgemessen. Verwende auch immer aus dem 
Vollen gefraeste Gehaeuse.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Wir benutzen als Verbindungselement zwischen oberer und unterer Schale 
eine leitfähige Pampe, die nach Aushärten gummiartig wird. Leider 
bröselt davon immer mal was in die Schaltung und kann dort zeitweise 
Kurzschlüsse verursachen. Jedenfalls eine ziemlich unschöne 
nachträgliche Bastelei, die erst nach dem ersten EMV-Test außer Haus 
eingeführt wurde. Es rächt sich immer, über sowas erst nachträglich 
nachzudenken.

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