Forum: Offtopic Batteriesäure hygroskopisch?


von Timm T. (Gast)


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Wenn man eine Bleibatterie (Autobatterie) mit zum Laden geöffneten 
Verschlusskappen längere Zeit stehen läßt, kann es sein, dass die 
Batteriesäure Wasser aus der Umgebung bindet und sich der 
Flüssigkeitsstand in den Zellen erhöht?

Schwefelsäure an sich ist wohl hygroskopisch, aber spielt das bei der in 
einer Autobatterie vorkommenden Konzentration noch eine Rolle?

von Harry U. (harryup)


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hi,
selbst wenn die Säure bei knapp 30% Konzentration hygroskopisch wäre, in 
der Praxis sieht das so aus:
Meine Motorradbatterie steht über'n Winter in meiner Werkstatt, die 
Batteriesäure verdampft durch die Stöpsel. Nicht nur Wasser, es muss 
schon was säureartiges sein, ein Zewa zur Abdeckung oben drauf gelegt, 
verfärbte sich nach einigen Wochen in Richtung rosa (was auch immer das 
zu bedeuten hat) und zerfällt dann.
Grüssens, harry

von Klaus I. (klauspi)


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Harry Up schrieb:
> Batteriesäure verdampft durch die Stöpsel. Nicht nur Wasser, es muss
> schon was säureartiges sein, ein Zewa zur Abdeckung oben drauf gelegt,
> verfärbte sich nach einigen Wochen in Richtung rosa (was auch immer das
> zu bedeuten hat) und zerfällt dann.

Das klingt schon plausibel. Schwefelsäure ist ja eher nicht flüchtig, 
aber ab und an werden dann doch ein paar Schwefeltrioxidmoleküle in die 
Luft gehen. Diese gehen dann auf die normale Oberflächen-Feuchtigkeit 
des Küchentuchs und dann bildet sich mit den immer vorhandenen 
Oberflächenwasser konzentrierte Schwefelsäure. Und die zersetzt ja ganz 
gerne Papier und andere Cellulose.

Warum das zwischendurch Rosa erscheint muß ich spekulieren, vielleicht 
Farbstoffe/Aufheller im Küchenpapier, die diesen Effekt bewirken. 
Längerfristig sollte es ja dann mehr oder weniger in Kohlestaub enden.

Zur Ursprungsfrage würde ich aber sagen, dass die Handbücher für offenen 
Batterien ja besagen, man soll den Flüssigkeitsstand überwachen und bei 
Bedarf destilliertes Wasser nachgiesen.

Sollte ich noch morgen während der Arbeit an die Frage denken, schlage 
ich kurz in meinem Chemiebuch (Holleman-Wiberg) nach, wo auch manchmal 
solche durchaus interessante Details erötert werden.

Bei verdünnter Schwefelsäure sollte aber das Wasser schneller 
verdunsten, d.h. verdünnte Schwefelsäure ist nicht hygroskopisch. Ich 
kenne aber nicht die Konzentrationsgrenze. Bei der Autobatterie sollte 
es keine Rolle spielen, da man ja immer nur gelernt hat Destilliertes 
Wasser zuzugeben und nicht etwas von der Batterie abzusaugen.

von Vn N. (wefwef_s)


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Klaus I. schrieb:
> Zur Ursprungsfrage würde ich aber sagen, dass die Handbücher für offenen
> Batterien ja besagen, man soll den Flüssigkeitsstand überwachen und bei
> Bedarf destilliertes Wasser nachgiesen.

Aber nicht wegen der Verdunstung sondern wegen der Zersetzung zu 
Knallgas.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Timm Thaler schrieb:
> Schwefelsäure an sich ist wohl hygroskopisch

Nur in konzentrierter Form.

von Norbert M. (Gast)


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Harry Up schrieb:
> selbst wenn die Säure bei knapp 30% Konzentration hygroskopisch wäre...

Weswegen ist verdünnte Schwefelsäure überhaupt hygroskopisch?
Der azeoptrope Punkt liegt wimre irgendwo bei 98,3% H2S04, trotzdem sind 
aber auch niedriger kozentrierte Lösingen hygroskopisch.

Bos dato hätte ich vermutet, daß unterhalb des Azeotropie-Punkts keine 
Hygroskopie auftritt, dem scheint jedoch nicht so zu sein.

Falls jemand dazu eine Erklärung hätte wäre ich dankbar.

von Stefan M. (derwisch)


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Ich dachte bisher immer, dass Batteriesäure ( die mna ja in kleinen 
Kanistern kaufen kann ) deshalb 37%ig ist, weil sie bei genau dieser 
Konzentration keine Feuchtigkeit aus der Luft mehr aufnehmen kann.

D.h. eine offen herumstehende hält ihren Füllstand immer gleich.

Liege ich da falsch? Wenn ja, warum?

P.S.: dann wäre der Azeotropiepunkt bei 37%...(?)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Stefan M. schrieb:
> Liege ich da falsch?

Ich denke schon.  Die Konzentration entspricht dem chemischen
Gleichgewicht für die geladene (oder entladene?) Batterie.

von Harry U. (harryup)


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geladen, das Schwefel lagert sich beim Entladen an das Blei an. Deswegen 
kann man ja auch so schön mit einem Säureheber den Ladezustand 
beurteilen.

von Klaus I. (klauspi)


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Habe nachgeschlagen, aber leider nichts gefunden. Aber mir ist noch 
eingefallen, dass der Wasserverlust bei der "arbeitenden" Batterie auch 
aus einer elektrolytische Zersetzung resultiert. Da kann sich ja 
Wasserstoff bilden und man sollte deswegen beim Fremdstarten die Masse 
nicht an der Batterie abgreifen sondern sonstwo.

Interssant ist das ja schon. Vielleicht kann ich ja mal eine Schale mit 
konzentrierter Schwefelsäure längere Zeit stehen lassen, und ab und an 
wiegen und den Sulfat-Gehalt bestimmen lassen?

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