Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik [Bitte um Kritik] Einfacher Solar-Laderegler (mit Schaltplan)


von Solaris(t) (Gast)


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Hallo Forengemeinde,

ich werde mit Ende des Sommers wohl ein gebrauchtes 
Niederspannungs-Solarmodul (afaik ungefähr 6V, 40W peak) geschenkt 
bekommen. Dieses wäre eigentlich ideal, um meine Gartenhütte mit einem 
kleinen, ansonsten nicht mehr gebrauchten Fernseher (36cm Diagonale, 
Röhre) auszurüsten.

Klar, mit den 40 Watt Spitzenleistung des Moduls wird das nix. Daher 
habe ich vor, der Gartenhütte noch eine Blei-Vlies-Batterie zu 
spendieren und mittels günstigem Kfz-Wechselrichter den Fernseher aus 
dem Akku zu betreiben.

Da das ganze günstigst sein soll (das Solarmodul bekomme ich gratis und 
den Wechselrichter habe ich schon, und so eine Batterie lässt sich 
sicher auch relativ billig auftreiben - muß ja nicht fabrikneu sein), 
dachte ich daran, mir das "Zwischenstück" von Solarmodul auf 
Blei-Batterie selbst zusammenzubasteln.

Da ich noch einen Ringkern-Transformator 230V auf 2x12V / 30 VA hier 
rumliegen habe, für den ich derzeit ebenfalls keinen sinnvollen 
Verwendungszweck in absehbarer Zeit sehe, würde ich diesen verwenden.

Einen ersten, schnell zusammengeschusterten Schaltungsentwurf habe ich 
angehängt. Das Funktionsprinzip ist wie folgt:

Ein OP-Amp vergleicht eine mittels Poti einstellbare Referenzspannung 
mit der Spannung des Akkus. Der Ausgang dieser Vergleicherschaltung geht 
auf einen spannungsgesteuerten Oszillator. Der Oszillator schaltet zwei 
Transistoren, welche die Wicklungen (hier Primärwicklungen, im vom 
Hersteller des Transformators vorgesehenem Anwendungsfall die 
Sekundärwicklungen) meines Ringkerns abwechselnd mit der Spannung aus 
meinem Solarmodul beaufschlagen. Auf meiner Sekundärseite richte ich 
gleich und lade den Akku.

Falls die Referenzspannung größer als meine Akkuspannung ist, dann gibt 
der OP mehr Spannung aus, der VCO erhäht seine Frequenz und dadurch 
sollte mehr Energie ubertragen werden. Wenn der Akku jedoch voll ist, 
dann ist die Akkuspannunung grösser als die Referenzspannung, der VCO 
wird langsamer bis langsamst.

Nun meine Fragen:
Kann man das so machen oder ist meine schnell hingerotzte Schaltung 
kompletter Murks? Den Glättungskondensator am Ausgang kann ich 
eigentlich weglassen, oder irre ich in diesem Fall? Lohnt es sich, 
zwischen dem Ausgang des OPs und der Spannung des Solarmoduls noch einen 
Komparator einzplanen, damit mein "Schaltregler für Arme" nicht lädt, 
falls die Spannung vom Solarmodul zu gering ist (weil es dunkel ist, da 
grade ein Wolkenband Chemtrails vorüberzieht)?

kann man noch etwas wesentlich besser machen, ohne die Gesamtausgaben 
wesentlich zu erhöhen?

Ich weiß, daß hier viele kompetente Leute unterwegs sind, ich würde mich 
freuen, wenn diese Kommentare abgeben würden. Und es soll sich keiner 
scheuen, auch harsche Kritik anzubringen, ich lerne gerne.

Vielen Dank an das Forum.

von hoderlump (Gast)


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Ich habs mir mal durchgesehen.

Das Ding sollte funktionieren. Allerdings nicht gut....
Was mir auffällt:
-Du brauchst einen Treiber für die Schalter. Du könntest sie allerdings 
auf die GND-Seite legen, also als Low-Side-MOSFETs nutzen, das könnte 
dann vielleicht ohne Treiber funktionieren (mal ins Datenblatt des VCO 
sehen, wie hoch der Ausgangsstrom ist, wenn er zu niedrig ist, schalten 
die MOSFETs langsam und sie erwärmen sich).
-Das übersetzungsverhältnis 12/230 ist zu hoch: Wenn nun an der 
Primärseite die 6V Leerlaufspannung des PV-Moduls anliegen hast du an 
der Sekundärseite über 100V. Die Spannung auf der Sekundärseite kackt 
sofort ab, so dass du auf der Primärseite nur noch ca. 0,7V haben wirst. 
Dann fließt zwar nach wie vor Strom, aber die Solarzelle ist weit weg 
vom Maximum Power Point. Das heißt, du bewegst dich dann im folgenden 
Diagramm auf der linken Seite. Es fließt zwar der volle Solarstrom, 
allerdings fällt kaum Spannung am Trafo ab, das heißt, es wird kaum 
Energie übertragen. Besser wäre ein Übersetzungsverhältnis von 1/3 oder 
so.
http://www.volker-quaschning.de/articles/fundamentals3/figure3.gif

Ich würde eher eine andere Wandlertopologie vorschlagen. Was du da hast 
nennt sich "Gegentaktdurchflußwandler".
Probiers mal mit einem einfach Boost-Converter oder einem Sperrwandler. 
Als Drosseln kannst du vielleicht auch dort deine Spule nutzen.

von hoderlump (Gast)


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Sperrwandler ist natürlich Blödsinn, dort brauchst du wieder einen 
Trafo.

Falls du mehrere Solarzellen auftreiben kannst, sie in Reihe schaltest, 
so dass du die 14V Ladespannung für die Batterie erzeugen kannst, dann 
kann ich dir eine Schaltung geben, die den Akku laden sollte! Dann 
kannst du einfach Batterie und Solarzellen zusammenschalten, die 
Batterie wird dann automatisch geladen. Wichtig ist nur eine Logik und 
ein Schalter, der die Batterie abtrennt, sobald sie voll ist.

von Solaris(t) (Gast)


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Hallo hoderlump,

vielen Dank für's Drübergucken! Ich bin ja schon 'mal beruhigt, daß 
meine Schaltung zumindest grundsätzlich funktionieren sollte. Vielen 
Dank auch für Deine Bemerkungen und Verbesserungsvorschläge.

Hier möchte ich nochmal genauer nachfragen:

> Das übersetzungsverhältnis 12/230 ist zu hoch

Lohnt es sich, den Kern neu zu wickeln? Bringt man das überhaupt selbst 
halbwegs so gut hin wie die Profis, oder verschlimmbessert man da mehr, 
weil man gegenüber einer fabrikmäßig hergestellten Wicklung nur eine 
mangelhafte Kopplung zusammenbringt.

> Die Spannung auf der Sekundärseite kackt sofort ab, so dass du auf der
> Primärseite nur noch ca. 0,7V haben wirst.

Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz. Kann denn die Primärseite 
überhaupt auf  weniger als die Spannung vom Solarmodul abfallen?
Würden zusätzliche Kondensatoren über den Primärwindungen Abhilfe 
schaffen?

> Du brauchst einen Treiber für die Schalter. Du könntest sie allerdings
> auf die GND-Seite legen, also als Low-Side-MOSFETs nutzen

Stimmt, das wäre sowiso besser, danke für den Rat.

Übrigens habe ich heute beim Herumstöbern den Fairchild FAN7387 
gefunden, das ist ein Halbbrückentreiber, der schon einen Oszillator 
integriert hat.

Natürlich hat sich jetzt die Frage aufgetan, welche Schaltfrequenz ich 
wählen soll. So aus dem Bauch heraus hätte ich für meinen Anwendungsfall 
die Frequenz zwischen 1/3 Hz bei vollem Akku rauf bis zu vielleicht 1 
kHz bei leerem Akku variieren lassen. Also ziemlich langsam im Vergleich 
zu "echten" Schaltnetzteilen, damit die Schalt- und 
Ummagnetisierungsverluste gering bleiben.

Gibt's da eine Faustregel, wie man die brauchbarste Frequenz 
überschlagsmässig rausbekommt?

Vielen Dank und Sorry, daß ich jetzt noch mehr Fragen habe.

von Johannes U. (hoderlump)


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Puuuhhh....
Ich schreib grad in meiner Masterarbeit ein Kapitel zu Trafos in 
Schaltnetzteilen. Eigentlich ist die Geschichte nicht schwierig, es gibt 
nur eine Hand voll Formeln, die beachtet werden müssen.

Wenn dein Trafo bisher für 50Hz ausgelegt war, dann sollte man ihn auf 
keinen Fall mit einer kleineren Frequenz betreiben, da er sonst in die 
Sättigung geht. Im kHz-Bereich kann es sein, dass die Streuinduktivität 
zu hoch wird und kein Strom mehr fließt..... Besser wäre, das 
Tastverhältnis, also die PWM zu regeln und die Frequenz fest auf z.B. 
50Hz einzustellen... Das habe ich gestern nicht bedacht, aber ich 
glaube, mit einem VCO klappt das nicht.

Neu wickeln sollte kein Problem sein. Ein gutes Buch dazu ist die 
Kories-Schmidt-Walter: Taschenbuch der Elektrotechnik, S. 597.
Die Wicklungszahl ist abhängig von der Frequenz. Wenn sie zu gering ist, 
geht der Trafo in die Sättigung. Also am besten an der 
Original-Wicklungszahl orientieren. Die optimale Frequenz für deinen 
Trafo ist 50Hz. (Nehm ich mal an)
Wenn du die Frequenz halbierst musst du auch die Wicklungszahl 
halbieren.

Wenn du die Spannung erhöhst, musst die Wicklungszahl erhöhen.
Z.B. wenn du die Spg. der 12V-Seite auf z.B. 120V erhöhen willst, dann 
musst du einfach nur 10 so viele Windungen aufbringen.
Wenn du statt 50Hz 200Hz nutzen willst, dann nimmst du 3/4 Windungen 
weniger.

Vorsicht: Im kHz-Bereich kanns eben Probleme geben, wenn die 
Steuinduktivität zu hoch ist, was bei dieser Bauform ziemlich sicher 
ist. Das heißt, dann werden deine Schalter auch stark gefordert. Lieber 
bei einer niedrigen Frequenz bleiben. Und du kannst den Primärwicklungen 
noch Freilaufdioden spendieren, damit deine MOSFETs nicht durchschlagen.

Solaris(t) schrieb:
> Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz. Kann denn die Primärseite
> überhaupt auf  weniger als die Spannung vom Solarmodul abfallen?
Ja, das Solarmodul ist keine Spannungsquelle wie eine Batterie. 
Eigentlich ist ein Solarmodul eine Stromquelle. Ich hab dir oben ein 
Bild verlinkt, der Arbeitspunkt der Solarzelle stellt sich nach der Last 
ein und wandert zwischen links (U=0, I=max, "Kurzschluss") und rechts 
(U=max, I=0, "Leerlauf"). Wenn die Last eine Spannung von 0,7V hat, dann 
wird sich der Arbeitspunkt auch an dieser Stelle einpegeln. Du musst 
dafür sorgen, dass du dich in der Nähe des Maximum Power Point (MPP) 
einfindest. Solarwechselrichter machen genau das.

Schau doch nochmal genau nach, wie hoch die Leerlaufspannung deiner 
Solarzelle sein wird.

> Würden zusätzliche Kondensatoren über den Primärwindungen Abhilfe
> schaffen?
Nein, wenn diese sich entladen haben, sind sie wirkungslos.

von Solaris(t) (Gast)


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Vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen, nun ist mir eigentlich 
alles klar. Also alles so, wie ich eigentlich vermutet habe. Bis auf die 
Kondensatoren über die Primärwicklungen, obwohl eigentlich klar ist, daß 
sich die entladen. Und wenn man dann dann noch Dioden reinbauen würde, 
dann würde der Wirkungsgrad ja noch bescheidener.

Danke auch für die Aufklärung, daß die Spannung aus dem Solarmodul sehr 
wohl gegen 0 gehen kann, ich dachte immer, da gibt's so eine Art 
Mindestspannung.
Solar und Schalnetzzeugs ist bis jetzt nicht mein Spezialbereich, ich 
werde mich da 'mal in nächster Zeit einlesen.

Da es sich sowiso nur um ein Bastel- und Hobbyprojekt handelt, werde ich 
mit meiner Schaltung einfach 'mal herumprobieren, sobald ich das Modul 
bekommen habe.

Wie gesagt, vielen Dank für Deine Hilfe. Möge der Herr Dich segnen (oder 
etwas in Deinem Weltbild vergleichbar Gutes geschehen, sei es besseres 
Karma, weniger Leben bis zur Wiedergeburt, eine Besondere Heizleistung 
durch den heiligen Heizkörper, etc).

Ich danke Dir und wünsche viel Erfolg bei Deiner Arbeit!

von Johannes U. (hoderlump)


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Solaris(t) schrieb:
> Wie gesagt, vielen Dank für Deine Hilfe. Möge der Herr Dich segnen (oder
> etwas in Deinem Weltbild vergleichbar Gutes geschehen, sei es besseres
> Karma, weniger Leben bis zur Wiedergeburt, eine Besondere Heizleistung
> durch den heiligen Heizkörper, etc).
Ich liebe deinen Humor, Sonniger! Danke und viel Erfolg! :-D

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