Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Rauschen am Tastkopf - Techn. Grundparameter zur Tastkopfauswahl


von Alexander G. (grossmann200)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo,


zunächst mal ganz kurz zu meiner Ausgangslage und meinem Ziel:
In der Anlage sieht man ein Bild von meiner Oszi-Anzeige:

Ausgangslage:
- Oszi: Rigol DS 1102E
- Tasköpfe: beide aus dem Original-Lieferumfang
- Teiler bei den Tastköpfen: beide auf 10x eingestellt
- Beide Taskköpfe liegen frei auf dem Schreibtisch
- Bei dem Tastkopf für die gelbe Kurve ist der 
"Aufsteckhaken/Klemmhaken" abgezogen. Stecke ich diesen auf die Spitze, 
dann sieht die Kurve exakt so aus, wie die blaue Kurve darunter.

Mein Ziel:
- Minimierung des 50Hz rauschens aufgrund des Aufsteckhaken.

Mein Anforderungen:
- Das Oszi brauche ich "nur" zum messen von Frequenzen im Bereich von 
30Hz bis 20kHz
- Die Spannungen, die zu messen sind, liegen im Bereich von 10mV bis 4V


So, und hier jetzt nochmals mein obiges Problem etwas mehr im Detail 
geschildert:

Wie man sieht, ist die Frequenz ziemlich stabil bei 50Hz (=Stromnetz?). 
Ist der Klemmhaken auf der Tastspitze nimmt Vpp um einen Faktor von ca. 
13 zu.

Um dieses Rauschen zu optimieren, habe ich mehrer Maßnahmen in Betracht 
gezogen:

- Zunächst habe ich mir eine Weißblechbox mit Kupferfolie verkleidet, 
und darin die Tastköpfe gelegte. Das KANN auch echt viel bringen. 
Manchmal kam mein Vpp auf 20mV runter. Jedoch ist die Box in zwei 
Häflten geteilt und je nachdem wie gut man die beiden Hälften 
zusammendrückt, zeigte sich eine Verbesserung oder auch nicht (kleine 
Spalte wirken hier schneller extrem kontraproduktiv).

- Auch habe ich mir überlegt, einfach eine bessere Klemmspitze zu 
kaufen, konnte aber beim C-Shop nur ganze Tastköpfe finden.

- Durchaus würde ich auch den Kauf eine ganzen Tastkopfs in Betracht 
ziehen. Aber die Hersteller machen ja nirgends Angaben zum 
Rauscheinfluss bzw. Ihrer Abschirmung. Nach welchem Wert im Datenblatt 
kann man da gehen???

(- Gerne möchte ich hier noch auf den Thread 
Beitrag "Hilfe bei Auswahl eines Tastkopfes" verweisen, falls 
jemand meinen Thread hier ließt und wie ich das Problem eventuell durch 
einen Eigenbau begegnen möchte).

von Michael A. (Gast)


Lesenswert?

Alexander G. schrieb:
> Stecke ich diesen auf die Spitze,
> dann sieht die Kurve exakt so aus, wie die blaue Kurve darunter.

Wenn du eine Antenne auf das Messkabel aufsteckst, darfst du dich nicht 
wundern, wenn die jedes Signal aus der Umgebung auffängt.

von Spess53 (Gast)


Lesenswert?

Hi

Wo ist dein Problem? Wen interessiert es, was ein offener Tastkopf 
einfängt?

MfG Spess

von radiostar (Gast)


Lesenswert?

Alexander G. schrieb:
> - Auch habe ich mir überlegt, einfach eine bessere Klemmspitze zu
> kaufen, konnte aber beim C-Shop nur ganze Tastköpfe finden.

Eine aus Plastik? ;-)

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

Michael A. schrieb:
> Wenn du eine Antenne auf das Messkabel aufsteckst, darfst du dich nicht
> wundern, wenn die jedes Signal aus der Umgebung auffängt.

nö. Bin nicht verwundert. Mir ist schon klar, dass ich die magnetischen 
Strahlen der Umwelt einfangen (deswegen ja auch die 
Weibleck-Kupfer-Box).

Die Frage ist: was machen erfahrene Leute, wenn man Messungen an 
Schaltungen durchführen will und dazu das Signal an einem Kabel oder 
Stift mittels eines Tastkopfs abnehmen will. Hinzu kommt, dass ich den 
kompletten Tastkopf in der Weißblechbox liegen lassen will, was 
allerdings bedeutet, dass ich den Tastkopf nicht mehr in der Hand halten 
kann, um nur mit der Spitze an die Prüfstelle zu gehen.

Und ich habe mir ja bereits  Gedanken gemacht:
- neuer Klemmhaken --> aber wo gibt es diese einzeln und im Besonderen, 
gibt es spezielle mit besondere Abschirmung;
- neuer Tastkopf --> aber nach welcher Angabe im Datenblatt schauen?

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

radiostar schrieb:
> Eine aus Plastik? ;-)

Besten Dank für die konstruktive Antwort.

von Spess53 (Gast)


Lesenswert?

Hi

>Die Frage ist: was machen erfahrene Leute, wenn man Messungen an
>Schaltungen durchführen will und dazu das Signal an einem Kabel oder
>Stift mittels eines Tastkopfs abnehmen will.

Dir scheint nicht klar zu sein, das dieses 'Problem' bei realen 
Messungen an einer Schaltung praktisch nicht existiert.

MfG Spess

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

Spess53 schrieb:
> Wo ist dein Problem? Wen interessiert es, was ein offener Tastkopf
> einfängt?

Hier kann es echt sein, dass meine mangelnde Fachkenntnisse mir unnötig 
Arbeit und Sorgen bereitet. Meine Laiengedanken waren folgende:
Ich strebe in meiner Schaltung eine möglichst exakte Messung meines 
Ausgangssignal an (wer will das nicht). Jedoch, was helfen mir alle 
meine Maßnahmen die Schaltung selbst rauscharm zu designen, wenn meine 
Messungen bereits durch Rauschen am Tastkopf überlagert werden.

Da war nun zunächst die Frage: ist das Rauschen durch elektromagnetische 
Umweltstrahlen überhaupt so groß, dass es relevant ist? Und die 180mV 
(mit Anschlussklemme) vs. 14mV (ohne Anschlussklemme) ließen mich 
VERMUTEN(!), hier ist Optimierungspotential bzw. eine Fehlerquelle.

Deine Frage läßt jedoch vermuten, dass ich hier vergesse, dass sobald 
die Tastköpfe messen, dieses Rauschen meine Messignale gar nicht mehr 
überlagert? Ich reime mir gerade sowas zurecht: sobald der Tastkopf mit 
GND verbunden ist, ist mein Rauschen "quasi kurzgeschlossen" und die 
Rauschspannung bricht ein ... oder sowas in der Art???

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

Spess53 schrieb:
> Dir scheint nicht klar zu sein, das dieses 'Problem' bei realen
> Messungen an einer Schaltung praktisch nicht existiert.

Ja. Da scheine ich mit "etwas" falsch zu liegen und ich muss nochmals 
eine Lernschleife drehen (bin halt kein E-Techniker, sondern 
Hobby-Bastler). Jetzt muss ich mir nur nochmals in Ruhe überlegen, warum 
es aus "physikalischer" Sicht in der Praxis kein Problem ist. Hoffe, 
dass ich mit einer Tasse Kaffe und etwas krübeln drauf komme.

von Spess53 (Gast)


Lesenswert?

Hi

>Hier kann es echt sein, dass meine mangelnde Fachkenntnisse mir unnötig
>Arbeit und Sorgen bereitet.

Ja. Mach einfach den Versuch und miß mal an einer Batterie. Die 
Einstreuungen wirst du nicht mehr feststellen können.

MfG Spess

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

Spess53, besten Dank! Mit deinen Antworten kann ich was anfangen und 
wurde in die richtig Richtung geschubst:

Ich habe einfach mal den Tastkopf mit GND des Oszi verbunden: Vpp ging 
runter auf 20mV (von 80mV).

Und bei einer Batterie (Li-Ionen Akkupack) Vpp=2.4V.

Nochmals DankE!!!

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

Alexander G. schrieb:
> Und bei einer Batterie (Li-Ionen Akkupack) Vpp=2.4V.

uppss, da war ich mit meiner Freude zu früh:
Vpp= sind nicht 2.4V, sondern 240mV ... was ja dann doch wieder hoch 
ist.


Kann es sein, dass es vielleicht an der Batterchemie liegt? In meine 
Fall sind es 6 parallel geschaltete Li-Ion Akkus (Vavg=3,8V).

von Spess53 (Gast)


Lesenswert?

Hi

>Ich habe einfach mal den Tastkopf mit GND des Oszi verbunden: Vpp ging
>runter auf 20mV (von 80mV).

Damit hast du allerdings eine Spule (Antenne) gebaut, die auch wieder 
etwas einfängt.

MfG Spess

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

Nach ein wenig warten ging Vpp bei den Batterien nun runter auf 80mV 
(hat sich vielleicht die chem. Reaktion im Akku stabilisiert?)

Aber es kommt gerade  noch ein weiteres Unvermögen meinerseits hinzu:
Das ich noch lernen muss, mit einem Oszi richtig umzugehen. Denn

bei den Batterien messe ich je nach eingestellter Kanalauflösung 
unterschiedliches Vpp, bspw.

Vpp = 80mV, bei Kanalauflösung von 1V/1ms
Vpp = 24mV, bei Kanalauflösung 20mV/1ms
Vpp = 7mv, bei Kanalauflsöung 20mV/2ns

--> Irgendwo habe ich ein Schwerpunktrauschen in einem bestimmten 
Frequenz-Bereich (von der Batteriechemie oder äußerer Strahlung?). Da 
muss ich nochmals Gehirnschmalz investieren.

Anm: Um den "Antenneneffekt" zu reduzieren liegt der Tastkopf nun 
zusammen mit dem Batteriepack im Weißblechgehäuse mit Kupferauskleidung.

von Martin W.T. (Gast)


Lesenswert?

Du hast ein DSO. Gerade DSOs wollen 1-2 Stunden warmlaufen, bevor das 
Rauschen erträglich wird.
Rauschen ist bei günstigen DSOs idR viel stärker als bei guten 
Analogoszis.

von Martin W.T. (Gast)


Lesenswert?

Wenn du Groundcoupling für den Eingangskanal einschaltest, solltest du 
nur noch das Rauschen deines Oszilloskops sehen.

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

Martin W.T. schrieb:
> Wenn du Groundcoupling für den Eingangskanal einschaltest, solltest du
> nur noch das Rauschen deines Oszilloskops sehen.

Martin, besten Dank auch für den Warmlauftipp. Da ich das Oszi gerade 
erst wieder eingeschaltet habe, werde ich später berichtet ob/wieviel es 
brachte.

Bzgl. Groundcoupling:
Bei den Eingangskanälen kann ich auswählen zwischen "AC", "DC", und 
"Erde". Laut Bedienungsanleitung bedeutet "Erde", dass das 
Eingangssignal abgetrennt wird. Wenn ich dies aktivieren, sind alle 
Anzeigefelder mit "*****" versehen (Vmax, Vavg, Vpp ...). Was soll mir 
dies nun sagen? Vpp nicht messbar oder =0? Die Bedienungsanleitung 
schweigt dazu. Ich versstehe es doch richtig, dass mir dieses 
Groundcoupling NICHT zum Messen meiner Signale dient, sondern lediglich 
zum einschätzen wo gerade ganz allgemein das Rauschverhalten meines 
Oszis liegt.

von 1/f (Gast)


Lesenswert?

Es ist kein "Rauschen" sondern ein Signal.

Besser als die Weißblechdose sind Messungen unter der Bettdecke, 
allerdings nur wenn das Licht aus ist.

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

1/f schrieb:
> Es ist kein "Rauschen" sondern ein Signal.

Zitat Wikipedia:
"Unter Rauschen versteht die Physik allgemein eine Störgröße mit breitem 
unspezifischem Frequenzspektrum. Es kann daher als eine Überlagerung 
vieler harmonischer Schwingungen oder Wellen mit unterschiedlicher 
Amplitude und Frequenz beziehungsweise Wellenlänge interpretiert 
werden."

und ja, ich weiß was weißes Rauschen ist und kenne auch die 
Boltzmann-Konstante.

Damit der Thread jetzt aber nicht abdriftet, nenne ich es halt einfach 
"ungewollte Störgrößen".

von Michael A. (Gast)


Lesenswert?

Alexander G. schrieb:
> Michael A. schrieb:
>> Wenn du eine Antenne auf das Messkabel aufsteckst, darfst du dich nicht
>> wundern, wenn die jedes Signal aus der Umgebung auffängt.
>
> nö. Bin nicht verwundert. Mir ist schon klar, dass ich die magnetischen
> Strahlen der Umwelt einfangen (deswegen ja auch die
> Weibleck-Kupfer-Box).

Mit dem aufgesteckten Tastkopf hast du keine Chancen, Magnetfelder aus 
der Umwelt einzufangen. Dafür bräuchtest du eine geschlossene 
Leiterschleife, in die dann eine Spannung induziert wird.
Mit dem offenen Tastkopf fängst du dir elektrische Felder ein.

von Alexander G. (grossmann200)


Lesenswert?

Michael A. schrieb:
> Mit dem aufgesteckten Tastkopf hast du keine Chancen, Magnetfelder aus
> der Umwelt einzufangen. Dafür bräuchtest du eine geschlossene
> Leiterschleife, in die dann eine Spannung induziert wird.

Okay, wenn es also keine durch die Lorenzkraft induzierte Störgröße ist, 
wie erklärt sich eigentlich nun der Unterschied in der angezeigten 
Spannung zwischen Tastkopf mit und ohne Klemmhaken (siehe Bild bei der 
einleitenden Erläuterung ganz oben, der erste Beitrag).

von Martin W.T. (Gast)


Lesenswert?

Der Tastkopf ist abgeschirmt, meist bis etwa 5 mm vor dem Ende des 
Tastkopfes. Wenn du eine normale Tastspitze eingeschraubt hast, sind 
also nur wenige mm blank.
Wenn du den Klemmhaken aufschiebst, hast du mehrere cm blank.

Ja, Groundcoupling verbindet den Signaleingang nah am 
Vertikalverstärker/ADC niederohmig mit Masse und dient zur 
Strahleinstellung bei Analoggeräten (Schärfe, Rotation etc.) sowie der 
Beurteilung des Rauschens des Vertikalverstärkers respektive ADC.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.