Forum: Platinen Welches Bleifreie Lot für privat?


von Bleilöter (Gast)


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Hi Folks,
ich Löte privat ja eigentlich nur mit verbleitem Lot. Nun muss ich aber 
leider etwas reparieren das mit bleifreiem Lot gelötet wurde.

Nun soll man ja bleifrei nicht mit bleihaltig mischen.
Da ich in nächster Zeit eh bei reichelt bestelle - würde ich da 
mitbestellen.

Welches würdet ihr mir denn da empfehlen?
Sn95,5 Ag 3,8 Cu 0,7 / F-SW 32
Sn96 Ag 4 / F-SW 32
Sn99 Cu 1 / F-SW 32

SN99 Cu1
SN95 Ag4

SN 95,5 AGCu0,7 F-SW34

Welche Löttemperatur würdet ihr für bleifreies Lot verwenden?

Vielen Dank
Ralf Liebau

: Verschoben durch Moderator
von Soul E. (Gast)


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Bleilöter schrieb:

> Nun soll man ja bleifrei nicht mit bleihaltig mischen.

Man soll auch nicht verschiedene bleifreie Legierungen mischen. Entweder 
reparierst Du mit genau dem Lot, mit dem das Gerät hergestellt wurde 
(gemäß Nacharbeits-Anweisung des Herstellers), oder Du machst die 
Lötstelle mit Entlötlitze sauber und lötest komplett neu (dann ist die 
Sorte egal).


> Welches würdet ihr mir denn da empfehlen?
> Sn95,5 Ag 3,8 Cu 0,7 / F-SW 32

Diese Sorte ist üblich. Der Schmelzpunkt liegt bei 217°C.

von Daniel (Gast)


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Sn95,5 Ag 3,8 Cu 0,7 Genau das (12,5g) benutze ich und komme damit mit 
einem Weller 40Watt Handlötkolben gut zurecht

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Beitrag "Vergleich Lötzinne: Felder EL Sn100Ni+ und Amasan BF32-3"

BF32-3 war dort der Spitzenkandidat.

soul eye schrieb:
> Man soll auch nicht verschiedene bleifreie Legierungen mischen.

Ist alles relativ wurscht.  Die wesentliche Gefahr dabei bestand nur
in der Anfangszeit der bleifreien Lote.  Damals existierten einige
Legierungen mit Bismut-Anteil.  Wenn man nun zu einer Legierung aus
Bismut und Zinn noch Blei mischt, dann entsteht Roses Metall:

http://de.wikipedia.org/wiki/Roses_Metall

Das ternäre Eutektikum dieses Legierungssystems liegt bei 94 °C,
sodass die Gefahr besteht, dass sich Bauteile anschließend im normalen
Betrieb auslöten könnten.

Solange mit nahezu reinem Zinn und nur minimalen Anteilen anderer
Elemente gearbeitet wird, treten keine derartigen Effekte auf.  Auch
eine Bleieinmengung in die entsprechende Legierung verändert den
Schmelzpunkt dabei minimal auf die 183 °C des Blei-Zinn-Eutektikums.

von 6A66 (Gast)


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Bleilöter schrieb:
> ich Löte privat ja eigentlich nur mit verbleitem Lot. Nun muss ich aber
> leider etwas reparieren das mit bleifreiem Lot gelötet wurde.

Hallo Bleilöter,

Reparieren privat? Was spricht da gegen weitere Verwendung von Bleilot?
Bei uns im Labor (Prototypen die NICHT in Umlauf gebracht werden) wird 
fast nur mit Bleilot repariert, geht viel einfacher, schmilzt besseer, 
ist für SMD im Handprozess weitaus leichter zu handhaben.

rgds

von Karl O. (knorke)


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Nimm das von ELV mit Germanium-Dotierung und 370 Grad. Dann geht das so 
gut wie blehaltiges. Die Diskussion was gegen verbleites spricht ist 
doch müßig und wurde hier hundertfach geführt.

von Berd Seifert (Gast)


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Karl Otto schrieb:
> Nimm das von ELV mit Germanium-Dotierung und 370 Grad

Tippfehler?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Berd Seifert schrieb:
> Karl Otto schrieb:
>> Nimm das von ELV mit Germanium-Dotierung und 370 Grad
>
> Tippfehler?

Lötkolbentemperatur, nicht Schmelztemperatur.  Ich kenne eher 350 °C,
aber ist die gleiche Größenordnung.

Ansonsten siehe verlinkten Thread: die Germaniumdotierung klingt
exotisch, aber im Praxistest war dann ein silberhaltiges Lot doch
noch besser.

6A66 schrieb:
> geht viel einfacher, schmilzt besseer, ist für SMD im Handprozess
> weitaus leichter zu handhaben.

Naja. Für sehr massiv gebaute Teile würde ich dem vielleicht noch
zustimmen, ansonsten kann man (brauchbares Werkzeug vorausgesetzt)
mittlerweile all das problemlos auch komplett bleifrei bearbeiten.
Ich nehme das bleihaltige Lot selbst zu Hause nur noch selten.

Aber das hatten wir glaub ich alles schon zur Genüge durchgekaut.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Meine Weller-Lötspitzen sind mit dem bleifreien Lot im Nullkommanix 
kaputt. Ich hatte schon grau angelaufene Spitzen, die kein Zinn 
annehmen, besonders der Typ "bleistiftspitz", aber selbst grobe 
meißelförmige oder abgeschrägte sind schnell defekt (ausgelaugt). Auch 
die neuen winzigen Weller-Spitzen mit Adapter auf den alten LR.. 
Lötkolben sind nicht besser.
Mache ich was falsch oder ist das generell so?

Das silberhaltige Lot ist bei Conrad etwa doppelt so teuer wie das 
kupferhaltige. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob sich der 
Preisunterschied wirklich lohnt.

Die Germaniummengen sind so winzig, macht das wirklich so einen großen 
Unterschied?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> Mache ich was falsch oder ist das generell so?

Sie oxidieren im Betrieb aufgrund der höheren Temperatur schneller,
das ist wahr. Die Strategie ist daher, dass man sie nach etwas
längerer Pause immer erst direkt vor dem Löten säubert (ich nehme
ein Stahlwolleknäuel dafür, das hat mir Weller mit der WS-81
mitgegeben) und dann ans frische Zinn hält. Auch eine Dose “tinner”
macht sich gelegentlich ganz gut (ist so 'ne Mischung aus klassischem
Salmiakstein mit Lotkugeln drin).

Kaputtgegangen ist mir bislang noch keine. Die, die wir in der Firma
ein paar Jahre lang benutzt haben, sehen allerdings in der Tat schon
etwas mitgenommener aus als meine privaten zu Hause.

von Georg A. (georga)


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Macht mich nieder, aber ich steh auf Lötzinn mit dem SW26-Flussmittel. 
Und obwohl ich mit SW26 schon seit fast 18 Jahren Zeug zusammenlöte 
(früher natürlich bleihaltig), habe ich noch nicht die geringsten 
Anzeichen einer potentiellen Korrosion an den alten Schaltungen gesehen, 
und da war schon viel dünnes SMD dabei. Von daher kann ich das nur 
empfehlen, auch das bleifreie Lötzinn ist damit viel umgänglicher als 
mit SW32/34.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Georg A. schrieb:
> habe ich noch nicht die geringsten Anzeichen einer potentiellen
> Korrosion an den alten Schaltungen gesehen

Dann könnte ich dir Kfz-Elektronik empfehlen. So schnell kannste gar
nicht gucken, wie dort die Leiterzüge bei Vorhandensein von
Flussmittelresten rückstandsfrei entfernt werden. ;-)  Da hab' ich
schon vor vielen Jahren meine Lektion lernen müssen.  Nein, das Teil
war nicht den direkten Witterungseinflüssen ausgesetzt, nur unter
der Sitzbank der MZ, wo kein Regen direkt rankommt. Hat trotzdem nur
Wochen gedauert, bis das Kupfer runter war.

Ein ähnliches Schicksal war einem Zigbit-Modul beschieden, welches
bei mir auf dem Balkon als Temperatur- und Feuchtigkeitsmelder
arbeitete. Das hat gerade mal ein Jahr lang durchgehalten. Jetzt
benutze ich stattdessen einen selbstgelöteten Modul mit einem
ATmega128RFA1, den ich sorgfältig gereinigt und lackiert habe (bis
auf den SHT-21 selbst natürlich).

Solange man nur im Büro- oder Wohnzimmerumfeld arbeitet, spielt das
aber eher eine untergeordnete Rolle.

von Georg A. (georga)


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> Solange man nur im Büro- oder Wohnzimmerumfeld arbeitet, spielt das
> aber eher eine untergeordnete Rolle.

Nachdem im Subject "für privat" steht, sollte das ja erst recht gehen. 
Ich habe jedenfalls den Vergleich von Edsyn-SW34 und noname-SW26 mit 
identischer Legierung. Das Edsyn fass ich nicht mehr an, das macht 
keinen Spass.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Georg A. schrieb:
> Nachdem im Subject "für privat" steht, sollte das ja erst recht gehen.

Naja, meine beiden Beispiele waren auch rein privat. ;-)

> Ich habe jedenfalls den Vergleich von Edsyn-SW34 und noname-SW26 mit
> identischer Legierung.

OK, derartige Vergleiche habe ich allerdings nicht.

Esyn SW-34 habe ich hier auch noch in einer SAC-Legierung, aber das
benutze ich nur "fürs Grobe". Für die feineren Arbeiten habe ich
bislang das in obigem Vergleich genannte Felder EL Sn100Ni+, da
steht als Flussmitteltyp "1.1.3.B/ROL, halogenfrei" — was auch immer
das sein möge. ;-)

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich benutze das aggressive Lötfett von Stannol Conrad Nr. 826089, vor 
allem um die Lötspitze zu reinigen.
DIN EN 29454-1 3.1.1.C , ist das identisch mit SW26 ?
Laut Sicherheitsdatenblatt Zinkchlorid und Ammoniumchlorid. Reizend, 
umweltschädlich und nicht abbaubar. Aber das einzige was wirklich 
ordentliche Lötstellen verspricht.

http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6tfett
demnach SW21 oder SW12, seltsam

von Georg A. (georga)


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Nein, SW26 hat nichts mit Lötfett zu tun. Letzteres frisst wirklich 
innerhalb ein paar Wochen ganze Leiterbahnen weg, selbst beobachtet. 
SW26 hat nur ein "schwaches Korrosionsverhalten" (wie auch immer das 
bestimmt wird, ich hab noch nie eins bemerkt, und ab und zu kommt mir 
wieder ein früheres Werk unter die Augen...). Laut diversen Angaben muss 
man es auch nicht unbedingt entfernen. Laut Wikipedia wäre SW26 wohl 
DIN29454-1 1.1.2.

von fonsana (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> mitgegeben) und dann ans frische Zinn hält. Auch eine Dose “tinner”
> macht sich gelegentlich ganz gut (ist so 'ne Mischung aus klassischem
> Salmiakstein mit Lotkugeln drin).

Und was ist in den Lotkugeln?

fonsana

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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fonsana schrieb:
> Und was ist in den Lotkugeln?

Lot? :-)

Wie Jörg schon schrieb: das ist wohl eine Mischung aus kleinsten 
Lotkugeln und Salmiak.

Von amasan gibt es Ähnliches: "Zinnfix" (bleifrei und bleihaltig)

Ich kann das nur empfehlen - die Lötspitze sieht danach wieder aus wie 
neu.

So ein kleines Döschen hält ewig.

von Tony1 (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Beitrag "Vergleich Lötzinne: Felder EL Sn100Ni+ und Amasan BF32-3"
>
> BF32-3 war dort der Spitzenkandidat.

Kann ich nur bestätigen. Ich habe es auf diesen Test hin gekauft und 
seitem benutze ich nur noch dieses. Bin mittlerweile ganz auf bleifrei 
umgestiegen. Natürlich könnte man als Hobbybastler nach wie vor 
bleihaltiges verwenden, aber warum sollte man nicht mit der Zeit gehen? 
Das BF32-3 lässt sich, abgesehen von der etwas höheren Temperatur, fast 
genauso verarbeiten wie das alte bleihaltige. Ich sehe da keinen Grund 
mehr warum man noch bleihaltiges verwenden sollte.

von Thomas (Gast)


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soul eye schrieb:
> gemäß Nacharbeits-Anweisung des Herstellers

Guter Witz.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Auf der Suche nach lötkolbentauglichem Bleifrei-Lot bin ich auf einen 
japanischen Hersteller Almit gestossen.
Die behaupten, eine lötspitzenfreundliche Kombination aus Legierung (mit 
"geheimem Zusatz" Alpha und Beta  -ob die auch reinspucken ?) und 
Flussmittel gefunden zu haben, dass das Löten genau wie mit bleihaltigem 
Lot funktioniert.

http://www.almit.de/products/product.php?pid=2014
Bleifreier Lötdraht , Sn-3,0Ag-0,5Cu, 217° - 221°C, Flux 3,5%, 
REM1(Lötspitzenschonende Version)
http://www.almit.de/userfiles/pdf/2849_2157_Flyer%20Produkte%20zur%20Minimierung%20der%20Spitzenabnutzung.pdf 
(der Link ist zu früh abgeschnitten 404-error)

Versuche mit Lötrobotern haben für "gewöhnliches" bleifrei-Lot eine 
dreimal so schnelle Abnutzung ergeben.

Hab gestern eine Rolle bekommen, und bin bis jetzt sehr zufrieden damit, 
mal sehen wie lange meine Lötspitzen jetzt halten.

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