Forum: Platinen Miniofen von Globus für Reflow umbaubar?


von Michael L. (michaelx)


Lesenswert?

Hallo,

ich habe gestern gesehen, das Globus so einen Miniofen (Mia TO 8891) im 
Angebot hatte. Der Raum für die "Nutzlast" ist zwar nur 2 Toastscheiben 
groß, sollte aber für Platinen bis zum Euro-Format 160x100 ausreichen.

Die Heizleistung liegt bei 650 Watt.

Frage an die Experten: Kann man damit Reflow machen?


Grüße.

von posdfs (Gast)


Lesenswert?

DAS Problem eines jeden Reflowofens ist die Hitzeverteilung. Nachdem man 
das aber auch mit wirklich "professionellen" IR-Öfen nicht in den Griff 
bekommt hat man sich das Dampfphasenlöten ausgedacht -> wikipedia.

Zum Hobby: Prinzipiell gitl: Je größer der Garraum, desto besser die 
Wärmeverteilung, desto weniger stark ausgeprägte Stellen besonderer 
Wärme / Kälte.
Aber je größer der Garraum, desto schlechter das Heizvermögen (in 
°C/Sekunde). Als annehmbar hat sich ein Verhältnis von Leistung/Garraum 
[Watt/Liter] von min 80 bis 100 W/l herausgestellt.

Die meisten Toastöfen sind nur in der Mitte wirklich geeignet. Je nach 
Abstand IR-Heizung zu Platine kann man zwischen 30% (kleiner Abstand) 
und 70% (großer Abstand) der Fläche nutzen. Je weiter die Platine von 
der Heizung weg ist, desto besser. Je weiter weg, desto größer muss das 
Volumen des Heizraums sein und desto mehr Leistung benötigt der Ofen (um 
die 80W/l zu gewährleisten).

Tendenziell würde ich diesem Ofen eine Platine von ca. 1/2 bis 2/3 einer 
Toastscheibe zutrauen. Da die Heizstäbe quer verbaut sind wird die 
Platinenfläche eher länglich sein als in die Tiefe gehen. Ausprobieren 
durch ein Raster aus unabhängigen Kupferpads auf voller Garraumfläche. 
Jeweils Lötpaste aufgeben, Kamera davor und dann ein Lötprogramm fahren. 
Dann sieht man was zuerst schmilzt und was garnicht (innerhalb des 
Bauteil-verträglichen Programms).

von Gerald (Gast)


Lesenswert?

Auch wenn es nicht 100% zum Thema gehört: ich habe meine Reflow-Versuche 
privat aufgegeben und nehme stattdessen einen billigen 
Heissluft-Preheater, wäre die Platine auf 160-200 Grad vor und gehe dann 
mit 270 Grad aus einer Hot-Air-Station für ein paar Sekunden an die 
Pads.
Das geht so schnell, wenn es sein muss, da hat man die Platine noch 
nichtmal im Ofen. Mit Thermometer kann man auch ein halbwegs 
vernünftiges Profil gewährleisten.
Fürs Hobby wäre das evtl. die bessere Lösung... Oder eben Dampfphase, 
aber da ist die Profilerstellung sehr sehr diffiziel

von Jens B. (fernostler)


Lesenswert?

posdfs schrieb:
> DAS Problem eines jeden Reflowofens ist die Hitzeverteilung. Nachdem man
> das aber auch mit wirklich "professionellen" IR-Öfen nicht in den Griff
> bekommt hat man sich das Dampfphasenlöten ausgedacht -> wikipedia.

Dampfphase ist aber auch bei den Profis sehr selten. Ich hab das noch 
nie in 'Action' gesehen, nur auf Messen.

In einer der letzten C't Hardware Hacks war eine Anleitung für eine DIY 
Dampfphase. Ich glaube das war im Prinzip nur eine Friteuse. Das Prinzip 
ist sehr simpel, das Problem ist wohl dass das Vapor Medium sehr teuer 
ist.

Google mal nach 'DIY Vapor Phase'

von Christoph Z. (rayelec)


Lesenswert?

Wir in der Firma löten ausschliesslich mit Dampfphase. Alles hat seine 
Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist sicher die kleine Standfläche des 
"Ofens". das sind kaum mehr als 2m^2. Wir löten darauf Serien von 
einigen Dutzend bis 1-2k.
Habe mich nie gefragt, wie teuer das Medium ist. Nach meinem Urlaub 
werde ich mal nachfragen.
Schwierigkeiten haben wir mit grossen SMD-Elkos. Die werden ebenfalls 
effizient "durchgewärmt", was machne Typen nicht vertragen...

von Peter S. (Gast)


Lesenswert?

1 Kg GALDEN Reflow-Fluid HS240 für die Dampfphase kostet bei ASSCON 
120,50 EUR + MwSt.

von Michael L. (michaelx)


Lesenswert?

posdfs schrieb:
> DAS Problem eines jeden Reflowofens ist die Hitzeverteilung. ...
>
> Zum Hobby: Prinzipiell gitl: Je größer der Garraum, desto besser ...
> Aber je größer der Garraum, desto schlechter das Heizvermögen ...
>
> Die meisten Toastöfen sind nur in der Mitte wirklich geeignet. ...
>
> Tendenziell würde ich diesem Ofen eine Platine von ca. 1/2 bis 2/3 einer
> Toastscheibe zutrauen. Da die Heizstäbe quer verbaut sind wird die
> Platinenfläche eher länglich sein als in die Tiefe gehen. ...

Hi posdfs,

vielen Dank für die ausführliche Antwort und Analyse des Gerätes. Das 
war deutlich mehr Info, als man erwarten durfte.

Ich habe das Gerät in Erwägung gezogen, weil es so schön platzsparend 
ist, und ich wohl selten mehr als eine halbe Euro-Platine machen werde. 
Aber das dürfte schon knapp werden, so wie du das einschätzt.

Bisher hatte ich die Lösung aus Preheater + Heißluft (so wie Gerald) 
favorisiert, vielleicht bleibe ich auch erst mal dabei.

Grüße.
Michael

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.