Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltnetzteile für Audioschaltungen


von ghail (Gast)


Lesenswert?

Hallo!

bei Audioverstärkern wird oft behauptet, dass den 
Transformatornetzteilen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss, 
dass Restwelligkeit bis zum allerletzten herausgefiltert werden muss, da 
sonst selbst die grandioseste Verstärkerschaltung versaut wird.

Wie sieht das eigentlich bei Schaltnetzteilen aus? Gibt es hier gängige 
Empfehlungen im Verstärker-Selbstbau? Mich würden hier generell 
Schaltungen interessieren, die Audio verarbeiten – nicht nur Verstärker.

von Martin S. (sirnails)


Lesenswert?

ghail schrieb:
> Hallo!
>
> bei Audioverstärkern wird oft behauptet, dass den
> Transformatornetzteilen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss,
> dass Restwelligkeit bis zum allerletzten herausgefiltert werden muss, da
> sonst selbst die grandioseste Verstärkerschaltung versaut wird.

Das halte ich für übertrieben. Normalerweise sind Netzteile soweit 
stabilisiert, dass sie bei wenig Belastung keine Welligkeit besitzen. 
Wenn ein Netzteil bei 50V Amplitude 5mV Welligkeit aufweist, hört man 
das als Mensch eh nicht.

> Wie sieht das eigentlich bei Schaltnetzteilen aus? Gibt es hier gängige
> Empfehlungen im Verstärker-Selbstbau? Mich würden hier generell
> Schaltungen interessieren, die Audio verarbeiten – nicht nur Verstärker.

Da wird es schon gefährlicher. Nicht aber wegen der Welligkeit, sondern 
wegen der hochfrequenten Anteile in der Ausgangsspannung. Wenn 
Schaltnetzteile verwendet werden, muss die Spannung gefiltert werden.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

ghail schrieb:
> bei Audioverstärkern wird oft behauptet

Roß? Reiter?

> dass den
> Transformatornetzteilen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss,
> dass Restwelligkeit bis zum allerletzten herausgefiltert werden muss, da
> sonst selbst die grandioseste Verstärkerschaltung versaut wird.

Natürlich nicht. Nur Idioten würden so etwas behaupten. Ein guter 
Verstärker unterdrückt jeglichen Ripple von der Versorgungsspannung, 
zumindest bei den 100Hz eines herkömmlichen Netzteils. Der einzige 
Grund, der gegen exzessiven Ripple spricht, ist daß dann die mittlere 
Versorgungsspannung höher wird und damit auch die Verlustleistung.

> Wie sieht das eigentlich bei Schaltnetzteilen aus? Gibt es hier gängige
> Empfehlungen im Verstärker-Selbstbau?

Ganz allgemein kommen Verstärkerschaltungen mit Störungen auf der 
Versorgungsspannung um so schlechter zurecht, je höher die Frequenzen 
werden. Besonders kritisch ist der Bereich um 20-30kHz, weil da entweder 
die Netzteilfrequenz selber oder Subharmonische oder Mischprodukte mit 
dem Nutzsignal im Hörbereich liegen. 100kHz und mehr sind dann 
paradoxerweise wieder einfach zu handhaben, weil man bei diesen 
Frequenzen wieder gut passiv filtern kann.

> Mich würden hier generell
> Schaltungen interessieren, die Audio verarbeiten – nicht nur Verstärker.

Schaltnetzteile haben Vorteile vor allem bei großen Leistungen. Es ist 
nicht besonders sinnvoll, Vorverstärker & Co mit Schaltnetzteilen 
auszurüsten. Wenn aber doch, dann mit hoher Schaltfrequenz und 
gefiltert.


XL

von MiWi (Gast)


Lesenswert?

ghail schrieb:
> Wie sieht das eigentlich bei Schaltnetzteilen aus? Gibt es hier gängige
> Empfehlungen im Verstärker-Selbstbau? Mich würden hier generell
> Schaltungen interessieren, die Audio verarbeiten – nicht nur Verstärker.

Das ist so eine Sache - wie mit den Opamps für Audio. Damals, vor vielen 
vielen Jahren als es defakto nur den 741 gab war es auch gängige 
Meinung, daß Opamps ein Blödsinn sind, was ja - mit dem 741 als mehr 
oder weniger einzige Quelle - auch stimmte. Heute findest Du fast keine 
einzige Schaltung im Vorverstärkerbereich mehr, die nur mit diskreten 
Transistoren arbeitet und es wird dikutiert ob der OPxyz oder LT12345 
die bessere Variante sei...

So auch mit den Schaltnetzteilen. Damals, als diese Teile neu auf den 
Markt kamen war von EMV noch nicht viel die Rede, Normen hat es bei 
Schrauben und anderen mechanischen Teile gegeben aber EMV? Hauptsache es 
funktioniert. Heute? Wenn da von 9kHz bis 1 oder noch mehr GHz 
irgendwelche Ab- oder Einstrahlungen am Analyser sichtbar werden die 
mehr als zulässig sind dann heißt das solange ändern bis es paßt. Egal 
ob die übers Kabel oder übers Feld kommen.

Daher sind die meisten SNT inzwischen so viel besser als der Ruf, der 
ihnen (vor allem im Audiobereich) noch immer vorauseilt. Im Allgemeinen 
reicht es daher vollkommen aus eine normale LC-Filterung vorzusehen - 
vorausgesetzt das Layout ist ok. Aber das Layout muß es auch bei einem 
normalen 50Hz-Netzteil gut sein wenn das wachsende Gras hörbar sein 
soll....

Und zum Filtern gibts Unmengen an Infos - gerade von den SNT-Herstellern 
in den Appnotes dazu zB. (weils gestern hier irgendwo verlinkt war)
http://www.recom-power.com/fileadmin/Media/Folder-Flyer/App-notes_19022013.pdf
Seite A-6 ff und dann Layouthinweise A34 ff


iaW: Guter Hersteller (also einer, der auch die Normen einhält) und ein 
normales, den Anforderungen entsprechendes LC-Filter und Du wirst das 
SNT nicht hören.... (mit echten Ohren, mit den Audiopholischen, die 
schon unterschiedliches Kupfer in den Versorgungskabeln von der 
Steckdose zum Gerät oder blaue LEDs auf die CD leuchten lassen und das 
heraushören können... da stehst Du eh auf verlorenem Posten, egal was da 
drinnen ist)


Grüße

MiWi

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

ghail schrieb:
> Mich würden hier generell Schaltungen interessieren, die Audio
> verarbeiten – nicht nur Verstärker.
Wenn es darum geht, Audio für die Menschenmassen zu verstärken, die viel 
Geld für den Eintritt in ein Konzert bezahlt haben, dann sind da von 
vorn bis hinten (Mischer bis Endstufen) haufenweise Schaltnetzteile 
beteiligt.

Wenn dann aber ein Audiophiler eine Liveaufnahme dieses Konzerts anhört, 
dann muss die Versorgung unbedingt aus dem Bleiakku-Block unter dem 
Wohnzimmerschrank kommen, damit kein Rippelchen den Hörgenuss stören 
kann...

Konkret: für was willst du einen Verstärker bauen?

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Musik besteht aus RMS Signal mit kräftigen Spitzen aber geringem 
Durchschnittswert. Ein konventionelles Trafonetzteil ist durch Erwärmung 
in der Leistung begrenzt, erwärmt sich langsam, muss also nur auf den 
Durchschnittssstrom ausgelegt eerden während ein Schaltnetzteil durch 
den Spitzenstrom begrenzt ist, das muss also auf den 25 mal höheren 
Spitzenlast ausgelegt werden, daher ist ein konventionelles Netzteil 
passendrr.
Und bei Vorverstärkern unterdrüchen die üblichen OpAmps das 100 Hz 
Störsignal meist um 120dB während 20kHz njr noch um 40dB unterdrückt 
werden, auch dort ist also ein konventionelles Netzteil besser.
Das heisst nicht, dass Schaltnetzteile nicht gehen, grosse Kilowatt-PA 
sind meist mit SNT aufgebaut, nur verlangt es halt mehr know how.
Siehe dse FAQ

von flo (Gast)


Lesenswert?

es kommt auch aufs schaltnetzteil an. habe hier zwei, die weder für 
gitarrenvorverstärker, noch für kopfhörerverstärker irgendwelche 
störungen einstreuen.

pc-netzteil an endstufe brachte leichtes fiepen bei hohen lautstärken, 
allerdings sehr viel leiser als das nutzsignal und nur in den 
musikpausen zu (leise!) hören.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.