Forum: FPGA, VHDL & Co. zertifizierter Code-Generator für FPGA Entwurf?


von M. V. (bmtil)


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Hallo,
ich beschaeftige mich seit neuestem mit Modellentwurf von Systemen mit 
FPGA-Implementierungen und zur Zeit vertiefe ich mich in die 
Fragestellung, was alles gemacht werden muss, damit ein System mit einem 
FPGA zertifiziert werden kann.
Wenn man ein Modell mit verschiedenen FPGA Funktionen hat, kann man 
diese Funktionen zum BSP. aus Simulink raus mit Xlinx oder aehnlichen 
Code-Generator entwickeln. Oder eben selber mit VHDL oder Verilog per 
Hand schreiben.
Die Frage ist, sind solche Code Generatoren wie eben Xlinx selbst 
irgendwie nach zum Bsp. IEC 61508 Edition 2 zertifiziert, bzw. gibt es 
welche die so zertifiziert sind, damit auch der Endcode zertifiziert 
werden kann?
Bei der Suche habe ich diesen hier gefunden:
http://www.dspace.com/de/gmb/home/products/sw/pcgs/targetli.cfm
Allerdings bin ich mir nicht sicher ob dieser tatsaechlich fuer FPGA 
Implementierungen verwendet wird.

Des Weiteren, wenn man zum Bsp. keinen Code Generator benutzt, geh ich 
recht in der Annahme, dass jeder Teil des Codes genaustens dokumentiert 
werden soll, in der Dokumentation dann steht, welcher Teil des Codes 
manipulierbar ist und welcher nicht? Diese Dokumentation muss dann fuer 
die Zertiefizierung des Messgeraetes bei der PTB-Behoerde mit der Kopie 
des Codes vorliegen?

Ich hoffe ihr koennt mir weiter helfen,
Vielen Dank und mit freundlichen Grueßen, bmtil

von Xilinx-User (Gast)


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Mir wäre es neu, wenn der Xilinx-Systemgenerator zertifiziert wäre und 
ich würde mich auch sehr wundern, wenn irgendjemand diesem Viech eine 
Funktionsbescheinigung austellen würde.

Vorlegbar sind bestenfalls die Verfikationsergebnisse aus dem Simulator, 
egal, ob der Code per Hand oder automatisch erzeugt wurde. Ich würde 
sogar sagen, dass man mit derart automatisch generierten Codes mehr 
Aufwand haben wird / müsste, da der Zusammenhang von Code-Zeile und 
Funktion nicht in der üblichen Weise gegeben ist. Der Strichen im 
Simulink darf man jedenfalls nicht trauen.

Eine Frage: Was verstehst Du hieruntern?
> welcher Teil des Codes manipulierbar ist

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Wozu soll das Zertifikat gut sein? Werden tatsächlich Geräte produziert, 
die irgendwie Menschenleben gefährden könnten, oder will nur irgendein 
Qualitäts-Auditor oder Kunde ein Papier sehen?
http://de.wikipedia.org/wiki/IEC_61508

von M. V. (bmtil)


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Xilinx-User schrieb:
> Eine Frage: Was verstehst Du hieruntern?
>> welcher Teil des Codes manipulierbar ist

Naja, zum Beispiel ich habe ein eichfaehiges Messgeraet entworfen mit 
verschiedenen implementierten Funktionen. Funktion A ist die 
Grundfunktion (zum Bsp. ein AD-Wandler), Funktion B ist irgendein 
Feature (zum Bsp. die Moegichkeit sich die Messdaten per Knopfdruck in 
verschiedenen Einheiten anzeigen zu lassen) Den Code davon habe ich bei 
der PTB-Behoerde mit der zugehoerigen Doku abgegeben.
Nun zwei Jahre spaeter habe ich fuer die Funktion B ein Update 
geschrieben, dass zum Bsp. neue Einheiten dazugekommen sind, oder ich 
kann sie mir parallel anzeigen lassen oder sowas eben. Um das Update auf 
das Geraet (welches bei irgendeinem Unternehmen steht) draufzuspielen zu 
koennen, muss ich den urspruenglichen Code der Funktion B manipulieren.
Wie genau muss ich also die Codes fuer die Funktion B dokumentieren, 
dass nur dieses Stueck eben veraenderbar ist, und Code der Funktion A 
halt geschuetzt ist?

von Xilinx-User (Gast)


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Gute Frage, die ich so nicht beantworten kann. Das Problem beim FPGA 
ist, dass man zwar auf der Systemebene gerne 2 Code-Stücke 
unterschiedlicher Sicherheit und Manipulierbarkeit halten kann, sich das 
auf der Datenebene aber nicht halten lässt, weil die Synthese alles mit 
allem verwäscht.

Man muss also regressiv immer wieder alles testen - es sei denn , man 
brächte es in zwei verschiedenen Bausteinen unter oder betriebe partical 
reconfig, die aber auch wieder als solche getestet werden müsste.

Ich finde das Thema aber spannend, da es bislang gängige Praxis war, 
FPGAs zu nutzen in Fällen, in denen man gewillt war, Softwaretesting zu 
umgehen, um eine erleichterte Zulassung zu erreichen, da FPGA=Hardware.

von M. V. (bmtil)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> Wozu soll das Zertifikat gut sein? Werden tatsächlich Geräte produziert,
> die irgendwie Menschenleben gefährden könnten, oder will nur irgendein
> Qualitäts-Auditor oder Kunde ein Papier sehen?


Naja, eine Zertifizierung braucht man immer wenn man irgendein 
eichfaehiges Messgeraet verkaufen will, nicht unbedingt welche, die die 
Menschenleben gefaehrden.
In erster Linie geht es um das reine Interesse, weil die ganze 
Geschichte mit den FPGAs oder auch zum Bsp. ASICs noch gar nicht so sehr 
im deutschen oder irgendeinem Gesetz verankert ist.

> http://de.wikipedia.org/wiki/IEC_61508
Die Norm kenne ich, speziell die zweite Edition davon ist interresant 
wenn es um die Software geht.
Sehr interresant in diesem Zusammenhang ist ja auch das hier:
http://www.welmec.org/fileadmin/user_files/publications/WG_07/WELMEC_Guide_7_2_Ausgabe5_DE.pdf
Wobei das natuerlich der allg. Softwareleitfaden ist.

Aber nirgendwo steht zum Bsp. wie die Schnittstelle zwischen 
Modellentwurf und tatsaechlichem Code auszusehen hat, bzw. wie der Code 
vom Modell generiert werden soll, ob per Hand oder automatisch.
Und natuerlich wie das geschuetzt werden soll, ob ueberhaupt, oder 
unbedingt (zum Bsp. copyright) oder ist es jedem selbst ueberlassen, 
etc.

von M. V. (bmtil)


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Xilinx-User schrieb:
> umgehen, um eine erleichterte Zulassung zu erreichen, da FPGA=Hardware.

Naja, das sehen wir hier (Fachgebiet Rechnerarchitektur) aber etwas 
anders. Ein FPGA ist sowohl Hard- als auch Software. Die Hardware ist ja 
nur der Chip selber, der irgendwo verbaut wird, das was in dem Ding drin 
steckt, was halt eben aus der Gattermatrix ensteht ist jeher Software 
und eben deswegen auch manipulierbar. Das ist ja das Schoene an den 
FPGAs, dass man davor alles durchsimulieren kann und dadurch jede Menge 
Kosten gespart werden koennen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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M. V. schrieb:
> Naja, das sehen wir hier (Fachgebiet Rechnerarchitektur) aber etwas
> anders.

Es geht dabei aber nicht um die technische Erklärung, sondern um die 
Zertifizierung. In vielen Normen werden FPGAs einschließlich Inhalt 
als Hardware angesehen und nicht als Software. Und damit muss nur 
nachgewiesen werden, dass das Bauteil elektrisch korrekt beschaltet ist. 
Die im FPGA enthaltene Beschreibung fällt dabei einfach durch das 
Zertifizierungsraster. Dies galt bis vor kurzem sogar für DO-178 und 
DO-254, in denen die Prozesse und Zertifizierungen für die zivile 
Luftfahrt geregelt sind, und wurde erst neuerdings korrigiert.

Gibt es also Softwarebestandteile, die an einer Zertifizierung 
scheitern, packt man sie einfach in ein FPGA, z.B. in eines darauf 
befindlichen - ebenfalls nicht zertifizierungsbedürftigen! - Softcore.

Das dies aus technischer Sicht natürlich katastrophal ist, wird auch 
nicht bestritten. Dieser Weg wurde/wird aber durchaus gegangen, um 
Zertifizierungskosten zu minimieren.

Mittlerweile haben allerdings die meisten Herausgeber von 
Zertifizierungsvorschriften diese Lücke erkannt und geschlossen. Ggf. 
kann aber bei Arbeiten im Rahmen der Produktpflege noch ein 
Bestandsschutz existieren. Das muss man aber für jede einzelne Norm und 
ihre Anwendungsbereiche einzeln betrachten.

Ein früherer Kunde von mir hatte Probleme, für ein Sicherheitsmodul eine 
hinreichend splitterfeste Vergussmasse zu finden. Dort gab es Unmengen 
an Versuchen und gescheiterten Sicherheitsevaluierungen. Irgendwann 
wurde ein Berater hinzugezogen, der die Testvorschriften eher juristisch 
als technisch auslegte. Er fand heraus, dass man nur eine sehr weiche 
Vergussmasse verwenden musste, die einfach nicht splittert.

Das Gerät bestand damit umgehend die Zulassungsprüfungen, obwohl sich 
die weiche Vergussmasse sehr einfach herauspulen ließ. Ein 
"Herauspulschutz" wäre nämlich erst bei einen höheren Sicherheitsstufe 
erforderlich geworden.

von Werner Wehmut (Gast)


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M. V. schrieb:
> Naja, das sehen wir hier (Fachgebiet Rechnerarchitektur) aber etwas
> anders. Ein FPGA ist sowohl Hard- als auch Software. Die Hardware ist ja
> nur der Chip selber, der irgendwo verbaut wird, das was in dem Ding drin
> steckt, was halt eben aus der Gattermatrix ensteht ist jeher Software
> und eben deswegen auch manipulierbar.

Antifuse-FPGA?
FLASH-basierte FPGA mit verriegelter Programmierschnittstelle?
Da ist nix manipulierbar, dasmuss wohl dann aus Leerstuhl-Sicht Hardware 
sein!
Oder auch wieder nur Software?

von Xilinx-User (Gast)


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M. V. schrieb:
> Naja, das sehen wir hier (Fachgebiet Rechnerarchitektur) aber etwas
> anders. Ein FPGA ist sowohl Hard- als auch Software.

Ich bin da absolut Deiner Meinung. Schon immer waren FPGAs ein 
Softwarethema, allein schon wegen des Programmiervorgehens und auch 
wegen interner Abläufe in FSMs und der Abhänfigkeit von äusseren 
Signalen. Spätestens mit Softcores ist das Thema evident.

Aber trotzdem wurden FPGAs gerne als HW angesehen, um es sich leicht zu 
machen.

von Xilinx-User (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> ckt man sie einfach in ein FPGA, z.B. in eines darauf
> befindlichen - ebenfalls nicht zertifizierungsbedürftigen! - Softcore.
Definitiv ein Schlumpfloch und sachlich nicht begründbar.

von M. V. (bmtil)


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Werner Wehmut schrieb:

> FLASH-basierte FPGA mit verriegelter Programmierschnittstelle?

Das waere aufjedenfall eine Idee.

Vielen Dank fuer die aufschlussreichen Antworten, es hat mir wirklich 
weiter geholfen.
Ich bin tatsaechlich auch schockiert, dass man zur Zeit anschneinend 
jede Zertifizierung mit Layout Design Regeln aus jedem kompetenten 
Elektronikbuch erschlagen kann (einfach gesagt).

Dass die Xlinx Geschichte nicht zertifziert ist wundert eigentlich 
nicht, wenn man darueber nachdenkt, es ist ja nicht so dass sie sich von 
einer Pruefstelle in die Karten schauen lassen wollen.

Vermutlih ist der ehrlichste Weg also tatsaechlich alles selber von Hand 
zu proggen und vernuenftig zu dokumentieren.

Grueße.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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M. V. schrieb:
> Vermutlih ist der ehrlichste Weg also tatsaechlich alles selber von Hand
> zu proggen und vernuenftig zu dokumentieren.

Bei den meisten Zertifizierungen wird viel zu viel Papier und viel zu 
wenig Code getestet. Der Zeitbedarf für das Bekritzeln toter Bäume bzw. 
ihrer elektronischer Äquivalente fehlt dann natürlich für tatsächliche 
Implementierung und Tests.

Erschreckend finde ich auch, wie viele Kunden auf irgendwelchen 
Zertifizierungen bestehen. Auf die Nachfrage, welche denn gewünscht ist, 
habe ich schon mehrmals gehört: "Völlig egal, Hauptsache irgendwie 
zertifiziert! Unsere Kunden wollen nämlich auch nur zertifizierte 
Produkte kaufen."

von EFA (Gast)


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Ich kenne den IEC61508 nicht im Detail, aber vergleichbare Standards aus 
dem Avionik-Bereich. Deswegen ein paar Anregungen/Fragen

- Wie wird der VHDL-Code in der IEC behandelt? Wie normale Software? 
Sind spezielle Verfahren bei der Verifikation anzuwenden?

- Generell gilt bzgl. automatisierter Codegenerierung: Eine 
Toolqualifizierung ist nur dann nötig, wenn durch den Einsatz des Tools 
Verifikationsschritte automatisiert/substituiert werden. Wenn man den 
Code eines Codegenerators wie manuell geschriebenen Code behandelt, ist 
keine Qualifizierung nötig.

- Eine Zertifizierung eines Codegenerators bedeutet in der Regel, dass 
man ihn nach den gleichen Standards entwickeln muss wie die Software, 
die er erzeugt. Jetzt frage dich, ob dies für die Toolkette 
Matlab-Simulink-Codegenerator-Xilinx-Generator mit vertretbarem Aufwand 
möglich ist. Die Antwort ist vermutlich nein. Ein Programm mit GUI ist 
imho (lt. RTCA-DO178B/DO-330) nicht qualifizierbar, nur als Beispiel.

- Eine Qualifizierung/Zertifizierung ist nur durch den Hersteller des 
Tools möglich.

- Nichtsdestotrotz muss der Anwender der Software i.d.R. weitere 
Aktivitäten im konkreten Anwendungsgebiet durchführen.

- Generell entstehen extrem hohe Kosten. Beispiel aus der Avionik: SCADE 
(Modellierungstool vergleichbar mit Simulink, inklusive Codegenerator, 
qualifizierbar als Development Tool nach DO-178B Level A) mitsamt dem 
Qualification Support Kit kostet >200K€

von Uwe (Gast)


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> wegen interner Abläufe in FSMs und der Abhänfigkeit von äusseren
> Signalen. Spätestens mit Softcores ist das Thema evident.
Naja ich hab schon immer FSMs aus Countern (FFs), und Schaltnetzen bzw. 
Logicgattern gebastelt. Ne CPU ist halt ne komplexe, programmierbare 
FSM, bleibt aber immer noch Hardware. Dann die ganze zusätliche 
Peripherie, wie DMA, MMU, FPU, Interuptvektocontroller, IO-Controller 
usw. alles Hardware.
Erst die programmierung dieser ist die Software.

von Michael W. (Gast)


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Uwe schrieb:
> Ne CPU ist halt ne komplexe, programmierbare
> FSM, bleibt aber immer noch Hardware
Eine CPU ist nur als echter Controller eine Hardware. Als Soft-CPU ist 
es eine Software, welche die Logikzellen programmiert und zu einem 
virtuellen Ablauf führt. Virtuelle Abläufe sind immer eine Software. Die 
Frage wäre nun, ob es zertifizierte Softcores gibt, sodass man sich bei 
den Test auf die firmware der CPU konzentrieren und die CPU selbst als 
ok ansehen kann.

Ansonsten muss man beides in einem mittesten sage ich mal.

> FSMs aus Countern
Sobald das kein festgelegter Ablauf ist, der von selber rennt, sondern 
Einwirkungen von Aussen zu abweichendem Verlauf führen, ist das absolut 
eine zu überprüfende Eigenschaft. Ob man sie SW oder sonst wie nennt, 
ist Jacke wie Hose - es bleibt eine zu bewertende Funktion.

So oder so ist es glaube ich aber nur von theoretischem Wert, auf 
zertifizierte und vorgeprüfte Teilfunktionen zu setzen. Am Ende muss der 
Funktionsnachweis der Geräte erbracht werden.

Für VHDL meine ich gibt es aber doch das Code Coverage, das in ModelSIm 
angeboten wird. Ich weiss nicht, was das konkrte kann, vielleicht liesse 
sich damit aber auch etwas abdecken.

von Uwe (Gast)


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>Als Soft-CPU ist es eine Software, welche die Logikzellen programmiert und >zu 
einem virtuellen Ablauf führt.
Wie bitte ??? Hab ich jetzt schon viermal gelesen, mir will sich der 
Sinn nicht erschließen.

Also wenn ich ne CPU in einer Technologie synthetisiere die ich auch 
früher schon benutzt habe. 74xxx, GAls, MUXen usw. ist das Hardware.
Wenn ich das ganze dann in welcher technologie auch immer in ein ASIC 
gieße (von mir aus mit Verilog, RTL, VHDL) ist das auch Hardware.
Wenn ich das ganze in ein FPGA gieße ist es keine ?
Dort ist auch eine Verdrahtungsmatrix (aus Metall) drin wie in ASICs.
Und nur weil Transistoren dort mit LUTs ausgetauscht worden sind bleibt 
das trotzdem Hardware und keine Software.
Nen Softcore ist Hardware und keine Software Emulation.

von Michael W. (Gast)


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Uwe schrieb:
> Also wenn ich ne CPU in einer Technologie synthetisiere die ich auch
> früher schon benutzt habe. 74xxx, GAls, MUXen usw. ist das Hardware.
wenn Du ein CPU aus echten 74ern aufbaust, so verbirgt sich der Ablauf 
in der logischen Verschaltung Deiner Hardware. Einmal fix und getestet 
ist die hart und unveränderlich.

Es bleibt hier der funktionslogische Test der Schaltung, als 
UserInteraktion etc. Wenn die Hardware einmal getestet wurde und in der 
Produktion ein Endtest erfolgt, dann muss einmal die Funktioslogik 
geprüft werden. Diese war und ist Soft, sei sie auch noch so simpel.

Beim FPGA ist es insofern schon dasselbe, nur ist der Prüfungsaufwand 
stark gestiegen, weil die Abläufe komplexer sind und damit sind diese 
nicht mehr einfach durchs Angucken zu validieren. Der Unterschied ist 
also die Komplexität. Der immer schon vorhandene Softanteil tritt nun 
zutage.

Es gibt aber noch einen Punkt:

> Dort ist auch eine Verdrahtungsmatrix (aus Metall) drin wie in ASICs.
Nein, es ist eine programmierbare = umschaltbare Interconnection-Matrix 
die nur so lange funktioniert, so lange dort die richtigen Ladungen 
drinstehen. Das ist also in der Entwicklung als fehlerhaft und im 
Betrieb als vulnerabel anzusehen, daher gibt es bei kritischen 
Anwendungen auch die Vorschrift, die FPGA-programmierung per CRC in 
Echtzeit zu checken.

von Georg A. (georga)


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Aber wenn's schon soweit ist, dann ist auch jedem Register in einer 
harten CPU nicht mehr zu trauen und man braucht Majority-Voting-FFs und 
ECC für Registerbänke und den ganzen Speicher.

von Michael W. (Gast)


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Ja, wird bedarfsweise auch exakt so gebaut und verlangt. Das Ganze ist 
letzlich eine reine Betrachtung der FMEA: Braucht man es oder geht es 
noch ohne?

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit dass ein Datenfehler vorliegt, weil 
das RAM nicht richtig liefert? Wie gross ist p, dass irgendwo die 
Übertragung klemmt?

Bei simplen PLDs von früher, war die Wahrscheinlichkeit, dass die 
Mini-FSMs, die da liefen, ausfallen, sehr gering. Nichtsdestotrotz, war 
sie da. Sie waren aber leicht überschaubar und validierbar.

Eigentlich hat sich heute auch nichts geändert, nur wenn man einen 
Softcore draufstopft, diesen mit SOPC pipe basierten Verknüpfungen 
füttert und das ganze kaputtgehen kann, wenn ein einziges Config-Bit 
kippt, ist das vom Ausfallrisiko bedeutend höher, als manch andere 
typische Fehlerquelle in der Schaltung, die FMEA-relevant ist. Die 
Software, die auf der CPU laufen soll, kommt noch obendrauf.

von Xaver X-Ray (Gast)


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Also eine Zertifizierung des VHDL-Codes ist m.E. völlig unzureichend, da 
FPGA-Ausfälle (kippen eines Bits) abhängig vom Slizium sind, also 
Strukturbreite etc.. Dem VHDL-code ist es nun meist völlig wurscht auf 
welchen FPGA Spartan3 Artix etc er gerät, der Ausfallrate dagegen nicht.

Auch hat der clock-jitter (DCM-settings, Taktaufbereitung) einen 
deutlichen einfluß auf Fehlverhalten (Synchronisierversagen). All diese 
Faktoren die zur Ausfallrate beitragen werden nicht vom Codegenerator 
beeinflußt, folglich kann diese auch nicht angeben in welchen PFH 
(probability of dangerous failure per hour) - Bereich der erzeugte Code 
fällt. Ergo, vergiß das mit der Zertifizierung eines 
FPGA-Code-Fragmentes, egal ob generiert oder Hand geschrieben.

Salute,

von M. V. (bmtil)


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Es scheint als ob sich die Welt tatsächlich nicht ganz einig ist als was 
die FPGAs behandelt werden müssen.
Von der PTB http://www.ptb.de/cms/dieptb.html bekam ich eine Antwort, 
dass diese aufjedenfall f"ur eine Zertifizierung von ihrer Seite aus 
einen Code des eichfähigen Systems benötigen wo ein FPGA (oder auch 
meinetwegen ein ASIC) drin verschaltet ist. Sie sehen das ganze als 
Software.

Des Weiteren, Möglichkeit zum Verändern der Funktionen bedeutet dass 
alle möglichen Schnittstellen gegenüber Veränderungen geschützt werden 
sollen. Auch der Weg zwischen Modell und (im Falle eines Code 
Generators) Code Generators.

Natuerlich ist die Zertifizierung und der ganze Papierkram erforderlich, 
schließlich will der Endverbraucher eine gewisse Sicherheit. Wenn dem 
Kunden dass Vertrauen in die Technik nicht reicht und er ein Dokument 
mit einem Stempel von Behörde XY braucht um das Gerät zu kaufen, dann 
ist es wohl so. Einem Unternehmen nützt es nichts tollste 
funktionierende Geräte zu bauen und sie nicht verkaufen zu können. Das 
diese Tatsache natürlich dem reinen Ingeneurgeist was die Hard- und 
Software Design angeht unglaublich lästig ist, ist offensichtlich.

Grüße.

von Michael W. (Gast)


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M. V. schrieb:
> Sie sehen das ganze als
> Software.
und wenn man sieht, wie in vielen Firmen gefrickelt wird, ist das auch 
gut so

von Uwe (Gast)


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> Nein, es ist eine programmierbare = umschaltbare Interconnection-Matrix
> die nur so lange funktioniert, so lange dort die richtigen Ladungen
> drinstehen.
Du hast vollkommen recht. Und ich weiß das alles auch selber. Aber es 
ist und bleibt Hardware und verhält sich auch wie Hardware auch wenn daß 
Rissiko gestiegen ist das was schiefgeht.
Es geht mir nur darum, daß wenn das ganze in einem FPGA implementiert 
ist kann man keine allgemeingültige Risikobewertung machen, wenn das 
FPGA unbekannt ist.
Es kann ja sein das dein FPGA jede RAM-Zelle einzeln mit ECC 
ausgestattet ist und im FPGA drei mal vorhanden ist (vileicht sogar auf 
unterschiedlichen) und es in Blei eingegossen ist usw.
Ich kann ein VHDL Design nicht einfach als Software abtun.

von Helmut S. (helmuts)


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Schau dir mal deren SmartFusion2 FPGAs an. Die sind immun gegen "single 
bit" Fehler. Damit kannst du die Hardware-Zuverlässigkeit um 
"Zehnerpotenzen" steigern.

http://www.microsemi.com/products/fpga-soc

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