Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Aluminium Hartlöten


von Peter (Gast)


Lesenswert?

Auf Youtube finde ich des öfteren Videos zum Hartlöten von Aluminium. 
Das finde ich sehr interessant, jedoch möchte ich nicht 8 Euro für ein 
kurzes Stück Speziallot ausgeben.

Kennt jemand das Geheimnis hinter der Legierung des Lotes?

von Stephan (Gast)


Lesenswert?

Das Lot besteht ebenfalls aus Aluminium, allerdings aus einer Legierung 
mit einem geringfügig (30-40K) niedrigerem Schmelzpunkt. Das Lot ist 
spezial und extra. Du wirst da nichts mal eben ersetzen können. Auch 
nicht jedes Al ist lötbar (gemeint ist das Werkstückmaterial). Beim 
Erhitzen muss das Temperaturfenster gleichmäßig getroffen werden, dabei 
hilft dir zwar das Flussmittel, aber das ganze ist mit Sicherheit nicht 
so einfach, wie es im TV aussieht.
Gruß
S.

von Clemens S. (zoggl)


Lesenswert?

hin und wieder findest du auch legierungen die deutlich (100°C) unter 
der schmelztemperatur einige werbefritzen haben hierfür den begriff 
"giesslieren" geprägt. funktioniert meiner erfahrung nach sehr gut, hält 
aber nur rund halb so viel, wie stranggepresstes alu.

von Peter (Gast)


Lesenswert?

Habt ihr einen Tipp welches Metall ich dem Aluminium hinzufügen muss um 
den Schmelzpunkt um ca. 100° zu senken?

Für Experimente habe ich einen Schmelztiegel und einen Ofen hier.

von Dennis (Gast)


Lesenswert?

Hab mal gehört, dass Einsteinium da sehr gute Ergebnisse liefern soll...

von eutektiker (Gast)


Lesenswert?

Durch 60 % Silberzusatz sinkt die Schmelztemperatur von Aluminium um 100 
Kelvin. Im Augenblick ist Silber für läppische 60 US Cent pro Gramm zu 
haben, schlag zu!

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

In der Fernmeldetechnik hatten wir mal ein Speziallot, um Bleimuffen auf 
Aluwellkabel zu löten. Es hatte einen sehr hohen Antimongehalt, und 
anscheinend auch noch andere teuere Sachen. Es war so selten, und im 
Betrieb bei Bedarf oft noch nicht mal direkt verfügbar, und wenn, nur in 
geringsten Mengen. Da ich nur Handwerker war, erfuhr man über das 
Material nichts genaueres. Sowas wurde vorher in Versuchslabors z.B. 
beim FTZ getestet, und frei gegeben.

Die Ware vom Lager sah ungewöhnlich unförmig aus, als hätte sie ein 
Dorfschmied in Indien im Kuhstall ohne Fertigungsautomation selbst 
gegossen. Definitiv also kaum ein weit verbreiteter Massenartikel. Zur 
guten Weiterverwendung reichte das aber.

Das Speziallot wurde mitsamt der Verarbeitungsmethode später wieder 
eingestellt, weil es auf Dauer immer häufiger zu Ausfällen kam. Die 
Lötstelle löste sich in Nässe z.B. in Erdkabelgruben auf, und es drang 
Wasser ins Kabel. Sowas wird dann teuer, sodaß man lieber gleich eine 
bessere teurere Muffe wählt. Konkret löste sich das gesamte Lot in ein 
feines Pulver auf, Konsistenz wie Mehl oder feiner Quarzsand.

Es kann sein, daß man bei uns auch nur den Feldversuch machte. Darüber 
erfährt man auch nichts.

Von Schlossern, die es mit Alu-Konstruktionen zu tun hatten, weiß ich, 
daß die nur per Schutzgas schweißten. Das sah sogar richtig gut und 
sauber aus, als wenn ein Roboter schweißte, auch nix verzundert 
beispielsweise. Wegen der guten Wärmeleitung von Alu mußten sie auch mit 
richtig hohen Leistungen schweißen, und auch Bleianzüge und richtige 
Helme wegen der Strahlung tragen. Das Lot bei denen war dann aber reiner 
Aludraht.

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Letztes Jahr auf der Modellbaumesse in Leipzsch war ein Stand, an dem 
Material zum Alulöten verkauft wurde. Die Muster sahen echt gut aus. Das 
"Lötwasser" war recht teuer, angeblich giftig und darf nicht per Versand 
vertrieben werden.

Leider habe ich nicht drauf geachtet, was es für ein Lot war. Werde ich 
mir allerdings diesen Herbst mal genauer anschauen, wenn es sich machen 
läßt. Gäbe einige schöne Möglichkeiten, das einzusetzen.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


Lesenswert?

Peter schrieb:
> Hartlöten von Aluminium.

muß es denn hart gelötet sein?

Weichlöten von Alu ist ja "mit ein bischen Fummelei" möglich.

von David P. (davidgp)


Lesenswert?

Hartlöten von Aluminium ist nach meiner Erfahrung total schwierig, weil 
man ohne Rückmeldung mittels irgendwelcher Glühfarben blind die richtige 
Temperatur treffen muss.

Ein bisschen drüber, und Dir sackt unvermittelt das Grundmaterial 
flüssig weg.

Grüße David.P

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

> Ein bisschen drüber, und Dir sackt unvermittelt das Grundmaterial
> flüssig weg.

Super, dann kann man ja gleich WIG-Schweissen machen, da ist es (wenn 
man es nicht kann) genauso ;)

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

David Peters schrieb:

> Ein bisschen drüber, und Dir sackt unvermittelt das Grundmaterial
> flüssig weg.

Deswegen gibt es ja auch die handwerkliche Berufsausbildung.

Bei Bleimantel-Erdkabeln hieß das "Brandenburger", wenn beim Löten ganz 
urplötzlich und unerwartet ein Loch in den Bleimantel kam. Manchmal 
bekam man es wieder zu, wenn man es schnell bemerkte, und das Loch nicht 
zu riesig wurde. An so einer Stelle kam wirklich in Sekundenbruchteilen 
ein etwa rundes Loch in den Kabelmantel, wo man direkt darunter den 
inneren Papiermantel der Kabelseele sah. Es passierte überwiegend 
Azubis, mir auch. Ich bin ja keine Ausnahme. Dann kam der Ausbilder: 
Hach, ein BRANDENBURGER!!! Dem geübten Erdkabellöter passiert sowas 
nicht mehr. Am empfindlichsten waren auch die Kabelenden, nicht mal die 
Bleimuffe selbst. Zwischen Kabelende und Muffe wurde ja noch die so 
genannte Plombe aufgelötet, das ist so was wie ein kugelförmiger 
Übergang zwischen Kabel und Muffe. Da mußte man richtig erst mal Lot 
aufbringen, und dann mit dem Fettlappen glatt rund streichen. Wohl wegen 
Biegebelastungen. Jedenfalls befand man sich mit der Flamme immer in der 
Nähe der Kabelenden. Die Muffe selbst ist etwas massiver, als der 
Kabelmantel, eine zusammen geflatschte Muffe sah ich jedoch nie. Da 
müßte ein Azubi wohl schon ganz den falschen Beruf gewählt haben.

von Arno H. (arno_h)


Lesenswert?

Hast du hier schon mal geschaut: http://www.rexin-loettechnik.de/

Arno

von chris (Gast)


Lesenswert?

Alu Weichlöten geht mit Öl. Das Öl verhindert, dass das Alu an der 
Lötstelle korrodiert, so weit ich weiß.
Auf diese Weise lassen sich auch Kupferkabel an Alufolie löten.

von Peter (Gast)


Lesenswert?

@eutektiker
60% Silberzusatz erklärt natürlich den Preis des Lotes... Das ist mal 
ein Versuch wert.

@David

> Ein bisschen drüber, und Dir sackt unvermittelt das
> Grundmaterial flüssig weg.

Ich denke es ist doch (relativ) einfach handlebar. In den Videos sehe 
ich wie das Lot immer wieder an das zu lötende Material gehalten wird. 
Wenn das Lot nicht schmilzt wird noch weiter gewärmt.

@Arno
Ne, den Händler kannte ich noch nicht. Aber auch hier ist das Lot recht 
teuer.

@chris
Welches Öl setzt Du dafür ein?


Habt ihr noch einen Tipp für mich was ich als Flussmittel bei 
Temperaturen von ca. 550° einsetzen kann?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Wilhelm F. schrieb:
> David Peters schrieb:
>
>> Ein bisschen drüber, und Dir sackt unvermittelt das Grundmaterial
>> flüssig weg.
>
> Deswegen gibt es ja auch die handwerkliche Berufsausbildung.
>
> Bei Bleimantel-Erdkabeln hieß das "Brandenburger", wenn beim Löten ganz
> ...
> müßte ein Azubi wohl schon ganz den falschen Beruf gewählt haben.


Stimmt genau Wilhelm. Mag sein, daß bei dir einiges kaputt ist, aber du 
hast ein super Gedächtnis.
Und dann dieses eklige Fett aus den moderneren Kunststoffkabeln mitten 
im Winter.
Bin froh, daß ich diesen Mist nicht mehr machen muß.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.