Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Thermische Induktivität


von Stefan (Gast)


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Hallo,

Ich verwende gerade Spice für eine Thermosimulation. Das geht an sich 
sehr schön, weil man für die thermischen Größen eine Analogie zu den 
Ohmschen Gesetzen herstellen kann, also Spannung entspricht Temperatur, 
Wärmestrom entspricht elektrischem Strom usw.
Beim Herumspielen ist mir jetzt die Frage gekommen: Gibt es ein 
Material, das thermisch gesehen einer Induktivität gleich kommt?

von Arc N. (arc)


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Das würde letztlich der Masse entsprechen, aber das Verhalten 
widerspräche dem zweiten Hauptsatz.

von Udo S. (urschmitt)


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Arc Net schrieb:
> Das würde letztlich der Masse entsprechen,

Das wäre eher eine Kapazität.

von MaWin (Gast)


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> das thermisch gesehen einer Induktivität gleich kommt

Die Temperatur kann sich also an den beiden Enden beliebig ändern,
aber der Wärmefluss hängt vom Mittelwert der Temperaturdifferenz
über die letzte zeit ab.

Das kann man natürlich machen mit einem Wärmetransportmedium.
welches seinerseits durch die Wärmedifferenz angetrieben wird.

Beispielsweise einer Stirling-Maschine die ein Schwungrad
antreibt und daraus wiederum eine Kompressor-Wärmepumpe,
die von einer Seite zur anderen pumpr. Der ESR ist eher hoch.

Als Material also eher nicht.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan schrieb:
> Gibt es ein
> Material, das thermisch gesehen einer Induktivität gleich kommt?

Eine thermische Induktivität existiert nicht, sie würde dem 2. HS der 
Wärmelehre widersprechen.

von Stefan (Gast)


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MaWin schrieb:
> Als Material also eher nicht.

Ich kann's mir auch nur schwer vorstellen, aber es hätte halt tierisch 
interessante Anwendungsmöglichkeiten. Ich denke da z.B. an sowas wie 
einen "Wärmeschwingkreis" für Heizungen o.ä.
Letztlich könnte man sowas also wohl nur mit Wärmekraftmaschinen 
realisieren.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan schrieb:
> Das geht an sich
> sehr schön, weil man für die thermischen Größen eine Analogie zu den
> Ohmschen Gesetzen herstellen kann, also Spannung entspricht Temperatur,
> Wärmestrom entspricht elektrischem Strom usw.

Bei dieser Analogie ist Vorsicht geboten! Über einem so definierten 
thermischer Widerstand ( ein Widerstand ist ja immer ein dissipatives 
Bauelement) würde keine Leistung abfallen, sondern eine physkalische 
Größe mit der Einheit K*W. Dieses Dilemma lässt sich jedoch 
glücklicherweise dadurch korrigieren, indem man statt dem Wärmestrom den 
Entropiestrom verwendet.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan schrieb:
> Ich denke da z.B. an sowas wie
> einen "Wärmeschwingkreis" für Heizungen o.ä.

Ein thermischer Schwingkreis kann nicht existieren, weil es in 
thermischen Systemen nur eine Energiespeicherfom gibt - die thermische 
Kapazität.

von Stefan (Gast)


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Ja, der Hinweis auf den 2. HS macht es deutlich. Hätte ich eigentlich 
gleich drauf kommen müssen. Vielen Dank!

Trotzdem war's ein schönes Gedankenspiel.

von Klaus W. (mfgkw)


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ja, und dabei muß man sich mit ziemlich unvollständiger Umsetzung 
herumplagen. Eine WKM kommt nie über ihren Carnot-Wirkungsgrad hinaus 
(würde ihn gerade erreichen, wenn alles andere verlustfrei läuft) und 
damit sind bestenfalls stark gedämpfte Schwingungen möglich.

von Arc N. (arc)


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Udo Schmitt schrieb:
> Das wäre eher eine Kapazität.

Wie verhält sich ein (unterdämpftes) Feder-Masse-System, wie eine 
RLC-Reihenschaltung...

von Udo S. (urschmitt)


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Arc Net schrieb:
> Udo Schmitt schrieb:
>> Das wäre eher eine Kapazität.
>
> Wie verhält sich ein (unterdämpftes) Feder-Masse-System, wie eine
> RLC-Reihenschaltung...

Sorry jetzt kann ich dir nicht folgen.
Es ging doch um die Analogie zu Temperatur und Wärmetransport.
Und jede Masse hat eine Wärmekapazität.

Aber vieleicht habe ich dein erstes Posting schon missverstanden?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Arc Net schrieb:
> Wie verhält sich ein (unterdämpftes) Feder-Masse-System, wie eine
> RLC-Reihenschaltung...

Ein ungedämpftes Feder-Masse-System kann, transformiert in ein 
elektrisches System, wie ein LC-Schwingkreis interpretiert werden. Eine 
Reihenschaltung bei gyratorischer Übersetzung und eine Parallelschaltung 
bei transformatorischer Übersetzung. Das R ist zu streichen, der 
mechanische Schwingkreis soll ja ungedämpft sein.

von Bob (Gast)


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Ein solcher Schwingkreis wurde schon einmal gebaut: 
http://arxiv.org/abs/1107.2801 Thermische Induktivitäten existieren als 
solche nicht, aber es gibt Theorien, dass die Wärmeleitungsgleichung 
nicht die ganze Wahrheit sein kann, da sie der Relativitätstheorie 
widerspricht.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Bob schrieb:
> aber es gibt Theorien, dass die Wärmeleitungsgleichung
> nicht die ganze Wahrheit sein kann, da sie der Relativitätstheorie
> widerspricht.

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