Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungsvervielfachung, Ladungspumpe, Kaskade


von Theo B. (theozh)


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Hallo zusammen,
zur Spannungsvervielfachung gibt es verschiedene Schaltungen.
Die Ladungspumpe http://de.wikipedia.org/wiki/Ladungspumpe scheint mir 
sehr interessant, weil es nur Dioden und Kondensatoren braucht, sowie 
eine pulsierende Eingangsspannung.
Etwas konkreter in Zahlen:
vorhandene Eingangsspannung: ca. 3.0 V, z.B. Rechteckpuls
gewünschte Ausgangsspannung ca. 6.0 V oder 9.0 V
gewünschter Ausgangsstrom: <100 uA, ggf. auch <20 uA.

Kann mir jemand bei der Dimensionierung helfen? Gibt es Links zu 
ausführlichen Rechenbeispielen? Welche Frequenz wird benötigt?
Wie verhalten sich z.B. unperfekte Dioden (Leckströme, parasitäre 
Widerstände oder Kapazitäten)?
Ein konkreter Aufbau ist nicht so einfach möglich, deshalb möchte ich 
erst mal theoretisch wissen, ob das überhaupt funktionieren kann.
Danke für Hinweise,
Theo.

von Wolfgang (Gast)


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Theo B. schrieb:
> Ein konkreter Aufbau ist nicht so einfach möglich, deshalb möchte ich
> erst mal theoretisch wissen, ob das überhaupt funktionieren kann.

Es kann. Jeder Max232 erzeugt seine Spannung für die RS232-Seite mit 
geschalteten Kapazitäten. Das einfachste wird sein, wenn du die 
Schaltung in LTSpice ansiehst.
In "Ladungspumpe in Kaskadenschaltung" bestimmt die Größe der "inneren" 
Kapazitäten (C1..3), wie groß die pro Zyklus transportierte Ladung ist. 
Die Ausgangskapazität C4 definiert zusammen mit der Stromabnahme die 
Stabilität der Ausgangsspannung.

von mahwe (Gast)


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von Theo B. (theozh)


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dass es mit nahezu idealen Bauelementen funktioniert, habe ich keine 
Zweifel, doch was ist bei "nicht-idealen"?
Vielen Dank für den Tipp mit LTSpice! Ich kann zwar die Schaltung 
zeichnen, aber wie ich nun Eingangs- bzw. Ausgangssignal hinein bzw. 
herausbekomme ist mir noch nicht klar. Für mich nicht ganz 
selbsterklärend, kenne SPICE nur vom Namen her. Dann werde ich mich mal 
auf die Suche nach einem Tutorial machen... oder vielleicht ist das ja 
mal ein Programm, bei dem die Hilfe hilfreich ist?

von MaWin (Gast)


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> ob das überhaupt funktionieren kann

Das Problem an deinen Dioden ist nicht "Leckströme, parasitäre
Widerstände oder Kapazitäten", sondern ganz simpel die Flussspannung von 
0.7V, die aus 3V schon mal 2.3V an C1 macht, 4.6V an C2, 3.9V an C3, 
6.2V an C4, 5.5V an C5, 4.8V an C6, 7.1V an C7, 6.4V an C8, 8.7V an C9, 
8V an C10, 10.3V an C11.

Die Verluste sind also hoch, die Ausbeute gering, der Bauteilaufwand 
immens. Der MAX232 / ICL7660 macht es daher auch nicht mit Dioden, 
sondern mit geschalteten MOSFETs.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Theo B. schrieb:
> Vielen Dank für den Tipp mit LTSpice! Ich kann zwar die Schaltung
> zeichnen, aber wie ich nun Eingangs- bzw. Ausgangssignal hinein bzw.
> herausbekomme ist mir noch nicht klar.

Hier ist ein Beispiel, mit dem du herumexperimentieren kannst. Die 
Dioden sind sind Schottky-Typen und absichtlich überdimensioniert (sie 
sind für 1 A gut), damit ihre FLusspannung entsprechend niedrig wird 
(max. etwa 100 mV). So erreicht man von den theoretisch möglichen 9 V 
immerhin etwa 8,7 V.

Mit der Hälfte der Schaltung erhältst du beim gleichen Ausgangsstrom 
etwa 5,8 V.

von Falk B. (falk)


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@Theo B. (theozh)

>dass es mit nahezu idealen Bauelementen funktioniert, habe ich keine
>Zweifel, doch was ist bei "nicht-idealen"?

Es funktioniert. Bei läppischen 100uA erst recht. Nimm Schotkky-Dioden 
ala BAT54, und 10nF Kondensatoren. Mit 3 Stufen erreichst du knapp 9V, 
ggf. brauchst du 4 Stufen.

von Wolfgang (Gast)


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MaWin schrieb:
> sondern ganz simpel die Flussspannung von 0.7V
Es gibt Schottky-Dioden, bei denen Uf deutlich darunter liegt

> Die Verluste sind also hoch
Bei einem Verbraucher von unter 0,2 .. 1 mW kann man damit vielleicht 
gerade noch leben.

von Michael A. (Gast)


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Theo B. schrieb:
> Ein konkreter Aufbau ist nicht so einfach möglich
Und warum nicht. Das kann schon der Pin eines µC treiben.

von Theo B. (theozh)


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offenbar ein recht aktives Forum ;-) So viele Rückmeldungen. Danke!
Ein konkreter Aufbau ist nicht so einfach möglich, weil ich nicht 
fixfertige Bauteile aus der Schublade verwenden kann, sondern die Dioden 
und Kondensatoren selbst aus dünnen Schichten aufbauen will/muss.
Deshalb auch keine 0.7 V Si- oder 0.3 V Ge-Dioden, MOSFETs oder 
fixfertigen Bausteine usw...

von Davis (Gast)


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Theo B. schrieb:

> ... sondern die Dioden und Kondensatoren selbst aus dünnen Schichten
> aufbauen will/muss.

Frag: Wenn eine deiner Dioden und Kondensatoren nicht funktionieren - 
ist das denn Schichtkäse?

von Theo B. (theozh)


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..nicht gerade Schichtkäse, aber Dioden macht man entweder aus einem 
Halbleiter/Metallübergang (Schottkydiode) oder einem pn-Übergang. Und 
ein Kondensator ist im wesentlichen ein Dielektrikum zwischen zwei 
Metallelektroden.

von Davis (Gast)


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Theo B. schrieb:

> ..nicht gerade Schichtkäse, aber Dioden macht man entweder aus einem
> Halbleiter/Metallübergang (Schottkydiode) oder einem pn-Übergang. Und
> ein Kondensator ist im wesentlichen ein Dielektrikum zwischen zwei
> Metallelektroden.

Potzblitz - das überrascht mich jetzt aber denn doch. Auf der anderen 
Seite: Köhler schichten ihre Meiler auch. Es geht also, so Mann denn 
will.

von Axel R. (Gast)


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dann musst Du aber im Schichtprozeß die Sperrspannung berücksichtigen, 
denen die einzelnen Elemente, die Du erstellen willst/sollst (darfst) 
ausgesetzt sind.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Axel R. schrieb:
> dann musst Du aber im Schichtprozeß die Sperrspannung berücksichtigen,
> denen die einzelnen Elemente, die Du erstellen willst/sollst (darfst)
> ausgesetzt sind.

Es reicht, wenn die Dioden und Kondensatoren etwas mehr als den 
Spitze-Spitze-Wert der Eingangsrechteckspannung aushalten, im 
vorliegenden Fall also 3 V. Das ist mit ein Grund, warum in 
Röhrenfernsehern dem Hochspannungtrafo eine Kaskade (bspw. mit Faktor 4) 
nachgeschaltet wird. Würde man stattdessen einen Trafo mit vierfachem 
Übersetzungsverhältnis und eine einfache Diode mit Glättungskondensator 
für die Gleichrichtung nehmen, müssten diese Diode und der Kondensator 
um den Faktor 4 spannungsfester sein.

von Theo B. (theozh)


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Yalu, vielen Dank für die .asc Datei. Das wäre genau das Richtige, um 
mit den Dimensionierungen herumzuspielen.
Ich bin aber leider offenbar nicht in der Lage, mir mit LTSpice 
ebenfalls solche Kurven anzeigen zu lassen. Bei "Run" passiert nichts. 
Also doch "Handbuch" lesen?!
Wenn ich allerdings bei Deinem Beispiel sehe, dass ich für 100 uA, schon 
1 uF Kondensatoren benötige, dann wird die ganze Sache vermutlich aus 
Platzgründen sehr schwierig zu realisieren.

von Helmut S. (helmuts)


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-> Bei "Run" passiert nichts.

Da wird doch bestimmt zumindest ein leeres Plotfenster angezeigt.
Du musst dann in deinem Schaltplan mit dem Kursor auf den Ausgang gehen 
und dann die linke Maustaste drücken.

von Axel R. (Gast)


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Man kann die Frequenz beträchtlich erhöhen und die Kondesnatoren kleiner 
machen...
Ich habs mal etwas umgezeichnet. Geht "irgentwie" besser ;))
Hier müssen die Caps jetzt die "End"Spannung aushalten. Weiss nicht, was 
einfacher zu fertigen geht: a) grosse Kapazität bei kleiner Spannung 
oder b) kleine Kapazität bei hoher Spannungsfestigkeit.

von Theo B. (theozh)


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@Helmut: Danke, funktioniert. Gewusst wo ;-)
@Axel: gemäß C=e_0*e_r*A/d benötigt eine große Kapazität eine große 
Fläche oder großes Epsilon_r oder kleines d; bei hoher 
Spannungsfestigkeit (d groß) wird die Kapazität schnell kleiner. 
Vermutlich ist b) einfacher herzustellen, aber eine gewisse Mindestgröße 
der Kapazität wird erforderlich sein (das soll mir die Simulation 
sagen).
Da ich keinen Platz habe, werde ich vermutlich auch nur eine Stufe, d.h. 
2 Dioden und 2 Kondensatoren einsetzen können.
Jetzt muss ich "nur" noch die eigenen Diodenkennlinien in die Simulation 
bringen. Dann sollte ich abschätzen können, wie groß die Erfolgschancen 
in der Praxis sein könnten.

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