Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Brauche Hilfe bei der Bestimmung eines Motortyps


von Anfänger (Gast)


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Hallo Leuts,

ich habe meine kaputte Wasserpumpe auseinandergenommen - dabei hab ich 
folgendes festgestellt - in den Motor gehen drei Kabel rein, dabei ist 
keines von den dreien an die Erde angeschlossen. Die Pumpe wurde mit 230 
Volt betrieben.

Eine Ader vom Motor hing an N, eine weitere z.B. an L1 - und jetzt 
kommts - an L1 hing ausserdem noch ein Kondensator in Reihe zu der 
dritten Ader des Motors.

Ich habe schon mal gehört, dass es mehrere Motortypen gibt. Was für 
einen Motortypen hatte denn die Pumpe gehabt?

Ich habe mal just for fun meinen Durchgangsprüfer an die Kontakte 
drangehalten und dabei festgestellt, dass alle drei Kabel irgendwie 
miteinander verbunden sind, denn es piepte jedes mit jedem.

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen, ich möchte ja gerne noch 
etwas dazu lernen.

von MaWin (Gast)


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Ein Kondensatormotor, das ist im Prinzip ein Drehstrommotor mit einer 
nur um 90 Grad versetzten Hilfswicklung deren phasenverschobene Spannung 
durch den passenden Kondensator erzeugt wird und die Drehrichtung 
vorgibt.

von Anfänger (Gast)


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Vielen Dank für die schnelle Antwort.

Ich habe mal zwei Fragen dazu - würde der Motor auch laufen, wenn man 
den an Drehstrom anschließt, also die drei Anschlüsse des Motors dann an 
L1, L2 und L3, nur dass ich dann eine Phasenverschiebung von 120° hätte?

Wenn man die Anschlüsse des Motors vertauschen würde - also die Ader vom 
Motor, die jetzt in Reihe am Kondensator hängt dierekt an L1 hängt und 
die Ader, die vorher an L1 hing - würde sich dann der Motor anders 
herumdrehen?

von hinz (Gast)


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Anfänger schrieb:

> Ich habe mal zwei Fragen dazu - würde der Motor auch laufen, wenn man
> den an Drehstrom anschließt, also die drei Anschlüsse des Motors dann an
> L1, L2 und L3, nur dass ich dann eine Phasenverschiebung von 120° hätte?

Er würde laufen, mit verringertem Kippmoment. Die hierzulande üblichen 
400V wären aber zu viel für ihn.



> Wenn man die Anschlüsse des Motors vertauschen würde - also die Ader vom
> Motor, die jetzt in Reihe am Kondensator hängt dierekt an L1 hängt und
> die Ader, die vorher an L1 hing - würde sich dann der Motor anders
> herumdrehen?

Er würde rückwärts laufen, aber schnell kaputt sein. Die Hilfswicklung 
ist nicht für direkten Betrieb an 230V ausgelegt.

Ansonsten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kondensatormotor

von A-Freak (Gast)


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Meß einmal die Widerstände zwischen den drei Drähten.

Sind alle drei gleich ist es ein Drehstrommotor der in 
Steinmetzschaltung betrieben wird.

In dem Fall kannst du den Motor bedenkenlos rückwärts laufen lassen 
indem du zwei der Anschlüsse vertauschst. Es ist sogar egal welche.

An europäischen Drehstrom mit 400V kannst du ihn trotzdem nicht 
anschließen da er auf 230V Dreieckspannung gewickelt ist.


Sind die Widerstände nicht gleich hast du einen Motor der speziell für 
den Betrieb mit seinem Kondensator gewickelt wurde und gar nicht an 
Drehstrom angeschlossen werden kann, er würde wegen der falschen 
Phasenverschiebung ganz schnell durchbrennen.

Die Drehrichtung kannst du auch nicht "einfach so" umkehren sondern 
brauchst einen Trafo dazu.

von Klaus (Gast)


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A-Freak schrieb:
> Sind die Widerstände nicht gleich hast du einen Motor der speziell für
> den Betrieb mit seinem Kondensator gewickelt wurde und gar nicht an
> Drehstrom angeschlossen werden kann, er würde wegen der falschen
> Phasenverschiebung ganz schnell durchbrennen.
>
> Die Drehrichtung kannst du auch nicht "einfach so" umkehren sondern
> brauchst einen Trafo dazu.

In einem Drehstrommotor gibts 3 Spulen, in einem Kondensatormotor nur 2. 
Die Drehrichtung bei einem Kondensatormotor läßt sich einfach umkehren, 
indem die Phase an die andere Wicklung angeschlossen wird.

MfG Klaus

von Anfänger (Gast)


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Hey cool - danke für Eure vielen Antworten, ich habe mich sehr darüber 
gefreut :-)

von U. B. (Gast)


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> Sind die Widerstände nicht gleich hast du einen Motor der speziell für
> den Betrieb mit seinem Kondensator gewickelt wurde

Klaus (Gast) hat Recht;
im Bild oben darf jede der Wicklungen (bzw. Wicklungsstränge) direkt
an 230 V.
Die Wicklungen sind auch gleich "stark".
( Früher oft in Waschmaschinen verwendet.)

von A-Freak (Gast)


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Ich widerspreche Klaus (teilweise)

Die beiden Wicklungen eines Kondensatormotors können gleich sein aber 
sie müssen es nicht sein.

Wenn der Motor nur für eine Drehrichtung geplant wurde (bei einer Pumpe 
zu erwarten) dann werden beide Wicklungen unterschiedlich sein. Läßt man 
so einen Motor durch Umklemmen von L andersherum laufen hat er 
wesentlich weniger Kraft und kann sich schon im Leerlauf überhitzen.

von b35 (Gast)


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Ohne hier auf die verschiedenen Wicklungsmöglichkeiten der 
zweisträngigen (es gibt auch ein- und dreisträngige) Wechselstrom 
Asynchronmotoren weiter einzugehen, auch die Bauart mit einem 
Kondensator (es geht auch mit einem Widerstand!) in der Hilfsphase und 
einer sogenannten 2/3 – 1/3 Wicklung (Haupt- und Hilfsphase) kann die 
Drehrichtung umgekehrt werden.

Voraussetzung ist, daß Anfang und Ende von Haupt- und Hilfswicklung 
zugänglich / getrennt sind, z. B. auf das Klemmbrett geführt sind. Dann 
reicht der umgekehrte Anschluß einer der beiden Wicklung aus.

Die Motoren sind auf niedrige Kosten getrimmt, der Hersteller 
„verbindet“ also gerne die zwei Wicklungen im Motor. So spart er eine 
Klemmstelle im Anschlußkasten ein, die Möglichkeit der 
Drehrichtungsumkehr geht aber dadurch verloren.

von Michael_ (Gast)


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Anfänger schrieb:
> Eine Ader vom Motor hing an N, eine weitere z.B. an L1 - und jetzt
> kommts - an L1 hing ausserdem noch ein Kondensator in Reihe zu der
> dritten Ader des Motors.

Und was steht auf dem Kondensator drauf und wie sieht er aus?

von Nachbar (Gast)


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b35 schrieb:
> (es geht auch mit einem Widerstand!)

Oh wie das? Andere Phasenverschiebung R+L als nur L? Reicht das für 
einen Runden Lauf aus?

von b35 (Gast)


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Ja, man erhöht zusätzlich den Wirkwiderstand der Hilfswicklung gegenüber 
dem der Hauptwicklung: Ein zusätzlicher ohmscher Widerstand in Reihe zur 
Wicklung, diese als Widerstandsdraht ausgeführt oder teilweise bifilar 
gewickelt sowie Kombinationen aus den dreien sind möglich.

Der Nachteil sind die Wärmeverluste, eine nicht so große 
Phasenverschiebung wie bei der Kondensatorvariante. Der Hilfsstrang wird 
nach Hochlauf auch gerne abgeschaltet, das „Restdrehmoment“ wird dann 
halt auch kleiner. Wir hatten damals Fliehkraftschalter dafür.

Von Vorteil ist, na was wohl, der Preis.

von Nachbar (Gast)


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Ok.
Klar geht es da um den Preis.
Gibt es eigentlich schon eine elektronische Hilfsphasenerzeugung? Also 
keinen kompletten FU. Vielleicht kommt man da ja materialkostenmäßig 
unter unter einen Hilfskondensator?

von U. B. (Gast)


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>> (es geht auch mit einem Widerstand!)

> Oh wie das? Andere Phasenverschiebung R+L als nur L? Reicht das für
> einen Runden Lauf aus?

Das Drehfeld ist eher "eirig".

Bei gewöhnliche Kühlschränken geht es noch weiter:
Die laufen zwar mit Widerstandshilfsphase an.
Nach Hochlauf wird diese Hilfsphase aber abgeschaltet, betriebsmässig 
gibt es nur eine Phase.

von Dieter W. (dds5)


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b35 schrieb:
> Ja, man erhöht zusätzlich den Wirkwiderstand der Hilfswicklung gegenüber
> dem der Hauptwicklung ...

Eher umgekehrt - die Hilfswicklung ist so niederohmig, dass der hohe 
Strom das Eisen in die Sättigung treibt und deshalb nur eine viel 
geringere Phasenverschiebung als in der Hauptwicklung entsteht.

Merkt man bei Kühlschränken z.B. an der sehr hohen Stromaufnahme in 
Moment des Anlaufens. Danach wird die Hilfswicklung durch das 
Anlaufrelais oder neuerdings PTC ganz bzw. fast ganz stromlos.

von U. B. (Gast)


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Bei Kühlschrankmotoren hat die Hilfswicklung mehr Widerstand, als die 
Hauptwicklung.
Sonst wären die Verluste im Betrieb zu hoch.

Ein hoher Anlaufstrom ist bei jeder Asynchronmaschine gegeben.

von b35 (Gast)


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Dieter Werner schrieb:
> eine viel
> geringere Phasenverschiebung als in der Hauptwicklung entsteht.

Eine geringere Phasenverschiebung IN der Hilfswicklung? 
Phasenverschiebung IN der Hauptwicklung?
Der Strom von Haupt- und Hilfswicklung muß für einen Anlauf 
phasenverschoben sein, je mehr umso besser für das Drehmoment.
Hoher Anlaufstrom ist beim Start aller Asynchronmotoren dieser Bauart 
prinzipbedingt.

von Frank X. (flt)


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Dieter Werner schrieb:
> b35 schrieb:
>> Ja, man erhöht zusätzlich den Wirkwiderstand der Hilfswicklung gegenüber
>> dem der Hauptwicklung ...
>
> Eher umgekehrt - die Hilfswicklung ist so niederohmig, dass der hohe
> Strom das Eisen in die Sättigung treibt und deshalb nur eine viel
> geringere Phasenverschiebung als in der Hauptwicklung entsteht.

Nein, b35 hat das ganz richtig beschrieben.

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