Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Funktionsweise Tiefpassfilter


von Claude J. (berus)


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ich möchte eine komplette Messkette zur UV-Messung beim Schweißen 
erstellen.
Derzeit beschäftige ich mich noch ein grundlegenden Sachverhalte - 
gerade mit der Funktionsweise des analogen Tiefpassfilter (RC-Glied).

So wie ich es verstanden habe, wird das Eingangssignal je nach seiner 
Frequenz hinsichtlich seiner Phase und Amplitude durch das 
Tiefpassfilter verändert (Phasen-Frequenzgang und 
AmpLituden-Frequenzgang). Die Grenzfrequenz des Filter ist abhängig von 
Widerstandsmaß und von der Kapazität des Kondensators. Das führt also 
dazu, dass Signale mit einer Frequenz > Grenzfrequenz verändert werden 
und das Signale mit Frequenzen < Grenzfrequenz fast unverändert den 
Filter passieren.

Nun zu meiner Frage:

Inwiefern wird durch den Filter die Frequenz des Eingangssignal 
verändert? Eine Veränderung des Eingangssignals hinsichtlich der 
Amplitude und der Phase durch den Filter ändert doch die Frequenz des 
Eingangssignals nicht zwangsläufig oder doch?

Wenn dabei durch das Tiefpassfilter jedoch nicht die Frequenz des 
Eingangssignal verändert wird, dann verstehe ich nicht, wie das 
Tiefpassfilter den Aliasingeffekt unterdrücken kann.

Ich dachte, dass der Tiefpassfilter zu hohe Frequenzen dämpft, sodass 
die Frequenz des Ausgangssignals gemäß des Abtasttheorems halb so groß 
ist wie die Abtastrat des A/D - Wandlers.

Nochmal meine Frage in Kurz:

Wie schafft das Tiefpassfilter eine Änderung bzw. Dämpfung der Frequenz 
des Eingangssignal?

Danke im Voraus.

Gruß Berus

von Otto (Gast)


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Die Frequenz ändert sich nicht.

Der Tiefpass dämpft hochfrequente Anteile => Abtasttheorem

Der Kondensator im Tiefpass schliesst höhere Frequenzen kurz.

von Martin S. (sirnails)


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Ein analoges Tiefpassfilter arbeitet über eine frequenzabhängige 
Dämpfung. Dabei ist es egal, ob es eine rote Glasscheibe ist, die kein 
grünes Licht, aber dafür noch ein wenig gelbes Licht durchlässt, oder 
eine analoge Filterschaltung aus RC bzw. LC.

Digitalfilter arbeiten anders. Dabei muss die Übertragungsfunktion als 
FIR-Filter / IIR-Filter ausgelegt werden. Die sich ergebene Funktion 
lässt sich dann durch Verzögerungsglieder, Multiplikation, Division, ... 
umsetzen (z.B. über die Direktsturktur-II).

Mit Nyquist-Shannon hat das in erster Linie weniger zu tun.

von Claude J. (berus)


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Vielen Dank.

@Otto:

"Der Kondensator im Tiefpass schliesst höhere Frequenzen kurz."
                              und
"Der Tiefpass dämpft hochfrequente Anteile => Abtasttheorem"

<=>

RC-Glied:

Signal mit hoher Frequenz--> infinitesimaler Blindwiderstand --> 
infinitesimale Ausgangsspannung (nahe Null) --> hoher Frequenzanteil des 
Signals erlöscht bzw. wird rausgefiltert.

Ist das richtig?

Nach meiner beschränkten Vorstellungskraft bedeutet "hohe 
Frequenzanteile werden gedämpft", dass sich die Frequenz des 
Eingangssignal verringert.
Das steht ganz klar im Widerspruch zu "Die Frequenz ändert sich nicht.".

Der von mir oben angegebene Kausalkette zu Folge werden hohe 
Frequenzteile durch den Filter am Passieren gehindert aber nicht 
gedämpft.  Was meint man also, wenn man sagt, dass "hochfrequente 
Anteile" gedämpft werden?

Soll man sich unter "Dämpfen der hohen Frequenzanteile" in diesem 
Zusammenhang das Verringern der Amplitude oder das Nicht-Passieren von 
hohen Frequenzanteilen vorstellen?

Fazit:
Also müsste sich doch das Dämpfen einfach auf die Amplitude beziehen.

Ist das richtig?

Ihr seht, das Wort "dämpfen" macht mir zu schaffen.

Danke im Voraus

von Otto (Gast)


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Unter Dämpfung versteht man die Verringerung der Amplitude.

von Christian (Gast)


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Beispiel: Dein Eingangssignal hat Frequenzanteile von 10 Hz bis 10 kHz, 
dein Tiefpass hat eine Grenzfrequenz von 5 kHz.

Idealerweise hat dann das Ausgangsignal nur noch Frequenzanteile von 10 
Hz bis 5 kHz. Da es aber kein ideales Tiefpassfilter gibt hast du auch 
noch Frequenzen überhalb von 5 kHz, die aber mit steigender Frequenz 
"mehr" gedämpft werden. Dämpfung bedeutet daher eine Reduzierung der 
Amplitude -> wenn die Amplitude gegen 0 geht hast du natürlich auch 
keine Frequenzanteile mehr in deinem Spektrum.
Ganz banal gesagt schneidet das Filter alles überhalb der Grenzfrequenz 
weg.

von Clem (Gast)


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Du musst dir vielleicht mal klarmachen das es nicht "die" Frequenz eines 
Signals gibt sondern das ein Zeitsignal im Frequenzberreich mehrere 
Frequenzen hat.  Dir muss also klarsein das ein Filter nicht die 
Grundtaktfrequenz (Grundschwingung) des Signals ändert sondern nur 
höhere Frequenzen wie z.B. Die Steilen Flanken eines Pulses abflacht.

von Daniel F. (df311)


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Claude Juncker schrieb:
> Wie schafft das Tiefpassfilter eine Änderung bzw. Dämpfung der Frequenz
> des Eingangssignal?

ganz kurz?
der rc-tiefpass ist (in bezug auf wechselspannungen egal in welcher 
form) nichts anderes als ein spannungsteiler...

von hilmar (Gast)


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> nichts anderes als ein spannungsteiler...

genauer gesagt, ein frequenzabhängiger. Je höher die Frequenz am 
Eingang, desto niedriger ist deren Pegel am Ausgang.
Es wird keine Frequenz geändert, sondern nur die Amplitude.

von Claude J. (berus)


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Danke, ich finde es klasse wie ihr mir helft!

Noch eine hoffentlich letzte Frage zu diesem Beitrag.

Zum Eintrag von Christian:

Wenn du einfachheithalber sagst, dass alle Frequenzen oberhalb der 
Grenzfrequenz abgeschnitten werden, dann meinst du dass alle Frequenzen 
mit einem Verhältnis von Ausgangssignal/Eingangssignal=0 wegfallen.
Stimmt es?

Denn es gibt laut dem Bode-Diagramm auch Frequenzen oberhalb der 
Grenzfrequenz die gedämpft durchgelassen werden, nämlich solche deren 
UE/UA Verhältnis zwischen 0,707 und 0 liegen. Das liegt wohl daran, dass 
der Tiefpass nicht ideal ist.

Ist das korrekt?

Danke im Voraus.
Berus

von Christian (Gast)


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Die Grenzfrequenz findet man ja, wenn die Ausgangsspannung um 3 dB 
gegenüber der Eingangsspannung gedämpft ist. 3 dB entspricht 0,707.
Da das Filter eine endliche Flankensteilheit hat, werden auch Frequenzen 
überhalb der Grenzfrequenz noch durchgelassen.
Am besten simulierst du solche Sachen mal mit Matlab oder einem anderen 
Programm.

von hilmar (Gast)


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Man hat ja nicht das Verhalten, daß beispielsweise 300Hz noch ungedämpft 
durchgelassen werden und 301Hz komplett gesperrt wird. Da ist eine 
Durchlaßkurve, die je nach Güte und Aufbau des Filters mehr oder weniger 
steil ist. Und wie du schon sagst, zwischen 0,707 und 0 geht es auch mit 
einer Kurve nach unten und nicht senkrecht.

von hilmar (Gast)


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Das hast du bestimmt schon gesehen, oder?
http://de.wikipedia.org/wiki/Tiefpass
Da sind auch Erklärungen und Kurven enthalten.

von Claude J. (berus)


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Nochmal vielen Danke. Danke euch kapiere ich elektrische Sachverhalte 
schneller als ohnehin.

Noch eine Frage zum Thema oder doch zwei.

Sind solche Frequenzen mit einem Verhältnis (UE/UA)<0,1 (oder größer)
für das schon oft gehörte Grundrauschen mitverantwortlich. Es könnte 
sein, dass ich hier Sachen verwechsle. Wenn dem so ist, dann reicht ein 
einfaches "nein" und ich informiere mich lieber bevor ich schwache 
Fragen stelle.

Was kann ich unter Flankensteilheit eines Tiefpassfilter verstehen. Ist 
das einfach die negative Steigung der Kurve im Bodendiagramm?

Danke im Voraus
Berus

von Jobst M. (jobstens-de)


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Claude Juncker schrieb:
> Sind solche Frequenzen mit einem Verhältnis (UE/UA)<0,1 (oder größer)
> für das schon oft gehörte Grundrauschen mitverantwortlich.

Nein.

Claude Juncker schrieb:
> Was kann ich unter Flankensteilheit eines Tiefpassfilter verstehen. Ist
> das einfach die negative Steigung der Kurve im Bodendiagramm?

Ja. Auch Ordnung genannt. Eine Ordnung = 6db/Oktave bzw. 20dB/Dekade.
Filter dritter Ordnung hat also 18dB/Oktave.


Gruß

Jobst

von Claude J. (berus)


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Ich wollte den Thread mit einem herzlichen Dank an alle Mitwirkenden 
abschließen.

Ihr habt mir alle meine Fragen so beantwortet, dass ich daraus schlau 
geworden bin.

Top Team!

Beste Grüße
Berus

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