Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Auto Kamera nachbauen


von Hans M. (hans45)


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Hallo,
Vor kurzem habe ich auf dem Markt sogenannte Dashcams gesehen. Das sind 
kleine Kameras die man an der Windschuzscheibe im Auto montiert, welche 
die gesamte Fahrt auf Video aufnehmen. Das ist meiner Meinung nach eine 
super Sache, allerdings würde mich mehr interessieren wie so etwas 
funktioniert, und ob man sowas hobbymäßig nachbauen kann ?
Das wäre ein Gerät was auch wirklich nützlich ist und die Technik 
dahinter ist sicherlich sehr interessant.
Wie stuft ihr mein Vorhaben ein ? Ist so etwas realistisch ?


Mit freundlichen Grüßen,
Hans

von STK500-Besitzer (Gast)


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Hans M. schrieb:
> und ob man sowas hobbymäßig nachbauen kann ?
Wenn du einen Beschleunigungssensor an deine Kamera hängen kannst, ist 
fast schon trivial.

> Das wäre ein Gerät was auch wirklich nützlich ist und die Technik
> dahinter ist sicherlich sehr interessant.
> Wie stuft ihr mein Vorhaben ein ? Ist so etwas realistisch ?
Nicht unbedingt ein Anfängerprojekt, aber machbar.
Die Autokameras zeichnen die letzten Sekunden vor dem "Aufprall" schon 
auf.
Die Kameras sind also mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestatten ;)

von Reinhard Kern (Gast)


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STK500-Besitzer schrieb:
> Die Autokameras zeichnen die letzten Sekunden vor dem "Aufprall" schon
> auf.

Nach heutiger Technik zeichnet man einfach mehr auf, z.B. eine halbe 
oder ganze Stunde, dann kann man sich die Sensorik sparen und im 
Bedarfsfall die Aufzeichnung manuell auswerten (das geht schon als 
Schlüsselanhänger). Anscheinend haben das alle Russen im Fahrzeug, da 
gibt es das also sicher fertig und preisgünstig, denn nicht alle Russen 
sind reich oder Elektroniker. Bloss die russische Betriebsanleitung ist 
etwas mühsam zu lesen.

Gruss Reinhard

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Reinhard Kern schrieb:
> Anscheinend haben das alle Russen im Fahrzeug, da gibt es das also
> sicher fertig und preisgünstig, denn nicht alle Russen sind reich oder
> Elektroniker.

Mit ins Deutsche übersetzten Bedienungsanleitungen verkauft so etwas der 
Versender Pearl.

von gerd b. (Gast)


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Hallo Hans,
hab so etwas vor 10 Jahren mal gemacht. Schaltplan hätte ich hier:
http://www.sebulli.com/smartcam/
Sourcen vielleicht auch noch irgendwo.

Im Prinzip habe ich ein Videosignal über einen AD digitalisiert, in ein 
RAM Riegel gespeichert und dann wieder "analogisiert".

gerd

von STK500-Besitzer (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:
> Nach heutiger Technik zeichnet man einfach mehr auf, z.B. eine halbe
> oder ganze Stunde, dann kann man sich die Sensorik sparen und im
> Bedarfsfall die Aufzeichnung manuell auswerten (das geht schon als
> Schlüsselanhänger).

Nach heutiger Technik zeichnet die Kamera immer nur eine Schleife von 
ein paar Sekunden (ins RAM) auf. Sobald der Erschütterungssensor 
auslöst, werden diese und die folgenden Daten aufgezeichnet. Man kann 
die Aufzeichnung natürlich auch manuell starten.

von Hans M. (hans45)


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Hallo,
Danke für die vielen Antworten. Die Kamera soll keinen 
Erschütterungssensor haben, sondern die ganze Zeit aufnehmen und am Ende 
der Speicherkapazität die jeweils ältesten Aufnahmen löschen (= Loop 
Funktion). Die Filme sollen jeweil 10 Minuten lang sein. Man fährt zum 
Beispiel 45 Minuten mit dem Auto und es sollen 4 Filme a 10 Minuten und 
ein Film a 5 Minuten aufgenommen werden.

Wie schaut es den aus mit den Platinen, Linsen, SD-Slots, Knöpfen und 
weiteren Bauteilen. Die Kamera soll natürlich möglichst kompakt sein. 
Wie stellt man den so eine Platine mit einer Schaltung konkret her ?

Vielen Dank für den Link mit der Schaltung !


Viele Grüße,
Hans

von STK500-Besitzer (Gast)


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Hans M. schrieb:
> Die Kamera soll natürlich möglichst kompakt sein.
lol und das als Selbstbau?
> Wie stellt man den so eine Platine mit einer Schaltung konkret her ?

Mehrlagige Platinen mit ICs, die man nicht mehr als Bastler von Hand 
löten kann.

von Martin S. (strubi)


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Hi Hans,

ich habe mal sowas gebaut, allerdings nicht fürs Auto.
Das Problem ist, ausreichend Rechenleistung für die Kompression der 
Bilder ranzuschaffen, denn Du willst ja von den Ereignissen noch was 
sehen.
So richtig hohe Auflösung bei vernünftiger Bildrate war nur mit 
speziellen JPEG-Sensoren hinzukriegen und da wird es teils mit der 
Speicherrate (USB-Stick) eng. Für alles andere bezahlbare brauchst Du 
Spezial-Codec-Chips, an die Du als Normalsterblicher nicht rankommst. 
Die Chinesen haben in dem Geschäft die Nase vorn, fast alle stellen 
jedoch ihre Codecs nicht für Einzelanwendungen zur Verfügung.
Meine "next Generation" hat statt eines billigen Codecs ein FPGA-Modul 
für die Kompression drauf. Der Spass ist eher teuer, vom 
Entwicklungsaufwand ganz zu schweigen.

Ohne Vorkenntnisse würde ich auch mit den Standard-Legokomponenten mit 
einem Prozess von ein paar Jährchen bis zum brauchbaren Produkt rechnen, 
aber lernen kann man auch an einem abgebrochenen oder einer ganz anderen 
Zielanwendung.

Wenn dich das Thema ernsthaft interessiert, kann ich Dir ein paar Infos 
zu meiner eingesetzten Plattform schicken. Da Ferienzeit, meldest Du 
dich am besten per Mail.

Grüsse,

- Strubi

von STK500-Besitzer (Gast)


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Man könnte das RaspberryPi mit der neuen Kamera nehmen.
Der Rest wäre dann Software...

von Jeeehoo Juppieyeei (Gast)


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So eine Dashcam kostet 150 euro. Hat eine MiniSD Karte nach Wahl. Ich 
hab zB 32GByte. Die zeichnet dann je nach Groesse zB 8 Stunden zyklisch 
auf. Dh nach 8 Stunden faengt's wieder vorne an. Die Files sind 
einstellbar lang. zB 500MByte, oder kuerzer. Dh , Zuendung einschalten, 
laeuft. Zuendung ausschalten, schaltet ab. Die Files sind an einem 
Stueck. Ah. Ja. Sound ist auch drauf.

Selbstbau ? Fuer Spezialisten, moeglicherweise. Rentabel, sicher nicht. 
Es wird schwierig auf Stueckzahlen zu kommen, weil's ja schon sehr gute 
Produkte gibt. Fuer Anfaenger, ganz sicher nicht.

Mach was anderes.

von Harald W. (wilhelms)


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Hans M. schrieb:

> Vor kurzem habe ich auf dem Markt sogenannte Dashcams gesehen.
> Mich würde interessieren wie so etwas  funktioniert, und ob man
> sowas hobbymäßig nachbauen kann ?

Sicher kann man so etwas bauen. Es würde allerdings ein mehrfaches
eines Fertiggerätes kosten.
Gruss
Harald

von Soul E. (Gast)


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STK500-Besitzer schrieb:

> Die Autokameras zeichnen die letzten Sekunden vor dem "Aufprall" schon
> auf.

Die zeichnen einfach eine Stunde auf und überschreiben dann den Anfang 
wieder. Wie eine Endloskassette. Du musst nach dem Unfall Stop drücken 
(oder wenn was lustiges passiert ist was nach Youtube soll).

Eine Kamera selber bauen dürfte nicht einfach sein. Es gab mal Ansätze, 
DRAM-Chips als Fotosensor zu verwenden ("Kuckuck", ca 1985). Ebenso gab 
es mal ein Projekt bei einem c't -Wettbewerb ("Mach flott den Schrott"), 
wo jemand aus einem Kodak Profi-CCD eine Digitalkamera gebaut hat. Das 
Ding war aber mehr Machbarkeitsstudie, nicht wirklich kompakt.

von Purzel H. (hacky)


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Ein CCD Sensor alleine wird schon teurer wie eine ganze CAM Sein. Dazu 
kommen 3 schnelle ADC's, einen pro Farbe. Dann einen schnellen 
Controller, der die ADC steuert, die Kompresion macht, und die SD Karte 
beschreibt.

von Hannes L. (hannes)


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Hans M. schrieb:
> Die Kamera soll keinen
> Erschütterungssensor haben, sondern die ganze Zeit aufnehmen und am Ende
> der Speicherkapazität die jeweils ältesten Aufnahmen löschen

Genau das kann z.B. die mobile HD-Kamera von Pollin:
http://www.pollin.de/shop/downloads/D850572B.PDF
Einige Aufnahmen davon, allerdings nicht aus dem Auto, sind hier zu 
sehen:
http://www.youtube.com/user/hannesluxde/videos
Ich nutze das Teil nämlich ferngesteuert mit eigenem Antrieb auf 
Gartenbahngleisen.

...

von Martin S. (sirnails)


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Finger weg von billigen Dashcams!

Es hat überhaupt keinen Wert. Ich habe mal eine 70 Euro gekauft, und so 
wie sie war wieder zurückgeschickt.

Das Problem 1 fängt bei einem furchtbaren Weißabgleich an. Baut man nach 
einem Tunnel innerhalb der nächsten 500m einen Unfall, ist garantiert 
nichts drauf.

Problem 2 sind die billigst-cmos-Sensoren mit 3mm Diagonale und einem 
Weitwinkelobjektiv auf der Linse. Diese umgebauten Webcams kann man 
total vergessen. Man erkennt zwar alles, aber kein Kennzeichen, das 
weiter als 2m von der Kamera entfernt ist. Das hat überhaupt keinen 
Wert, dafür Geld auszugeben.

Und diese Pearl-Aufnahmeboxen sind noch viel schlimmer.

Vom Selbstbau würde ich spontan mal abraten. Alleine schon die nötige 
Optik ist im Selbstbau so teuer, dass eine einzige Linse schon etwa 10% 
einer fertigen guten Dashcam kostet.

von BoeserFisch (Gast)


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Martin Schwaikert schrieb:
> Vom Selbstbau würde ich spontan mal abraten. Alleine schon die nötige
> Optik ist im Selbstbau so teuer, dass eine einzige Linse schon etwa 10%
> einer fertigen guten Dashcam kostet.

Das würde ich nicht sagen.
Ich habe mit M8 sowie auch billigen C-Mount-Linsen sehr gute Qualität 
hinbekommen. Was bei den Kameras eher Mist ist, ist das miese Debayering 
und lausige Encoder bzw. ein schlechter Datenfluss (verlorene Bilder, 
...)
Was du mit Weissabgleich meinst, ist wohl eher die AEC (automatic 
exposure control). Die kann man in der Tat bei den meisten Sensoren in 
der Pfanne rauchen.
Oben haben einige noch CCD-Technik erwähnt: Die Zeiten dürften längst 
vorbei sein. Es gibt sehr gute, blend-resistente CMOS-Sensoren (HDR), 
die volldigital arbeiten, also direkt an einen der üblichen Video-DSPs 
anschliessbar sind.
Der Ansatz mit dem Raspberry Pi ist ansich gut, nur bin ich mir nicht 
sicher, ob der eingebaute h264 Codec inzwischen nutzbar ist. Vom RaspPi 
halte ich allerdings im allgemeinen nicht viel. Billig ist es, aber für 
ein Produkt reicht's leider nicht.

von Martin S. (sirnails)


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BoeserFisch schrieb:
> Martin Schwaikert schrieb:
>> Vom Selbstbau würde ich spontan mal abraten. Alleine schon die nötige
>> Optik ist im Selbstbau so teuer, dass eine einzige Linse schon etwa 10%
>> einer fertigen guten Dashcam kostet.
>
> Das würde ich nicht sagen.
> Ich habe mit M8 sowie auch billigen C-Mount-Linsen sehr gute Qualität
> hinbekommen.

Naja gut, ich spreche halt von halbwegs sauber gefertigten Linsen im 
Format d=20mm als Minimum. Und da legt man halt schon gute 20 Euro auf 
den Tisch für eine Linse. Natürlich macht eine 40mm Linse keinen großen 
Sinn, wenn der Sensor gerade 3mm hat - das ist klar. Die Komponenten 
müssen zusammenpassen.

> Was bei den Kameras eher Mist ist, ist das miese Debayering

Also ich habe noch keine Kamera gesehen, die die Bayer-Konvertierung 
nicht hinbekommen hat. Schwierig ist das Randproblem, aber das spielt ja 
bei einer Dashcam eine eher untergeordnete Rolle.

> und lausige Encoder bzw. ein schlechter Datenfluss (verlorene Bilder,
> ...)
> Was du mit Weissabgleich meinst, ist wohl eher die AEC (automatic
> exposure control). Die kann man in der Tat bei den meisten Sensoren in
> der Pfanne rauchen.

Ja richtig. So herum. Die berechnen halt den Mittelwert aller 
Helligkeitswerte und drehen halt den Gain solange runter, bis der MW 
wieder passt. Dass das keine guten Ergebnisse liefert, sieht man ja an 
jeder Webcam.

> Oben haben einige noch CCD-Technik erwähnt: Die Zeiten dürften längst
> vorbei sein. Es gibt sehr gute, blend-resistente CMOS-Sensoren (HDR),
> die volldigital arbeiten, also direkt an einen der üblichen Video-DSPs
> anschliessbar sind.
> Der Ansatz mit dem Raspberry Pi ist ansich gut, nur bin ich mir nicht
> sicher, ob der eingebaute h264 Codec inzwischen nutzbar ist. Vom RaspPi
> halte ich allerdings im allgemeinen nicht viel. Billig ist es, aber für
> ein Produkt reicht's leider nicht.

Das Problem beim Raspi ist eher das lahme USB. Es gibt scheinbar schon 
etliche Versuche mit Webcams, aber bei Full-HD bringt der die Daten 
nicht weg.

Ansonsten würde ich persönlich gar nicht lange herumfackeln, und 
versuchen, den Datenstrom direkt vom Chip ohne Umwege einfach auf die 
Kamera zu brennen. Das hat dann schlussendlich auch noch den großen 
Vorteil, dass Ermittlungsbehörden das Video nicht einfach auslesen 
können. Das kann zum eigenen Vorteil sein. Für den Todesfall kann man 
dann ja im Testament hinterlegen, wie das Teil zu entschlüsseln ist :)

von Purzel H. (hacky)


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Das Medium muss eine PC lesbare SD Karte sein, sonst taugt's eh nicht 
als Beweismittel. Und das Speichermedium muss schnell-abziehbar sein, 
sonst kann es verschwinden ... oder die Kamera kann verschwinden.

von Hannes L. (hannes)


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Martin Schwaikert schrieb:
> Das hat dann schlussendlich auch noch den großen
> Vorteil, dass Ermittlungsbehörden das Video nicht einfach auslesen
> können. Das kann zum eigenen Vorteil sein. Für den Todesfall kann man
> dann ja im Testament hinterlegen, wie das Teil zu entschlüsseln ist :)

Immer wieder diese Doppelmoral. Pfui...

...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Martin Schwaikert schrieb:
> Das Problem beim Raspi ist eher das lahme USB. Es gibt scheinbar schon
> etliche Versuche mit Webcams, aber bei Full-HD bringt der die Daten
> nicht weg.

Da der "Raspi" eine CSI-Schnittstelle hat, und mittlerweile dafür auch 
ein Kameramodul verfügbar ist, ist damit der USB-Flaschenhals keiner 
mehr.

von Holger S. (223rem)


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ggf. das hier?

808 #16 car keys micro camera.

z.B:
http://www.ebay.de/itm/Mini-DVR-808-Car-Key-Chain-Micro-Camera-16-Real-HD-720P-H-264-Pocket-Camcorder-/180776698380

Wird von den FPV-Fliegern gern genutzt.

Gruß Holger

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