Forum: Offtopic Kugellager am Fahrrad-Hinterrad: Wie schmieren? Wie ersetzen?


von J. A. (gajk)


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Habe ein 28er-Rad mit Schraubkranz für die Gangschaltung. Da neue 
Schraubkränze fast nur noch online zu kriegen sind, hab ich den alten 
vorsichtshalber mal abgemacht.

Die Nabe scheint ne ordentliche zu sein, denn es gibt auf beiden Seiten 
Kugellager, Aufschrift Japan PATS Koyo 6000RU.

Frage: Kann man solche Kugellager "schmieren"? Wenn ja, wie würde ich 
sie aufbekommen?

Frage: Wie baut man solche Kugellager aus, ohne sich den Rest der Nabe 
zu verdöllern?

Anbei mal zwei Bilder von je einer Seite.

von Walter T. (nicolas)


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Normalerweise sind solche Lager lebensdauergeschmiert. Mit selbst 
schmieren kriegst Du das nur kaputt. Wieviele tausend km haben die Lager 
denn drauf?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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J. Ad. schrieb:
> Kann man solche Kugellager "schmieren"? Wenn ja, wie würde ich sie
> aufbekommen?

Das sind gekapselte Kugellager, die dauerhaft geschmiert sind. Wenn die 
Kapselung der Lager schadhaft ist und Dreck hineingeraten kann, 
verschleißen die Lager und müssen früher oder später durch neue ersetzt 
werden.

Warum willst Du die Kugellager "schmieren"? Ist Dir der Rollwiderstand 
des Rades zu hoch?

von Michael .. (thing)


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Mit einer Spritze und einer feinen Kanüle kann man Fett unter die 
Käfigabdeckung spritzen, aber normal ist das nicht nötig, es sei
denn das Lager ist trocken gelaufen und macht Geräusche.
Dann bringt fetten auch nichts mehr.
Wenn man das Lager ausbauen will, sollte man versuchen die
Welle heraus zu bekommen. Sofern die Welle innen nicht irgendwo
blockiert ist sollte die sich mit einem Schonhammer(Kunststoff-
kopfhammer) vorsichtig raus treiben lassen. Hat man das geschafft
braucht man nur eine Stange von der anderen Seite bis kurz vors
Lager einführen, dann ein Mutter, wenn möglich, drauf frimeln
und dann das Lager damit von innen nach außen raus treiben.
Mit einem Schlagzieher würde es auch gehen, aber den muss man
erst mal haben. Ganz Radikale zertrümmern den Käfig, bis die Kugeln
raus fallen, aber da muss man handwerklich schon etwas Erfahrung
haben.

J. Ad. schrieb:
> Koyo 6000RU

6000 ist ein Standardlager mit di=10mm da=26mm und einer Stärke von 8mm
und dürften alle üblichen Hersteller (FAG, SKF, etc.) vorrätig haben.
Die Kapselung sollte 2RSR sein. RU ist wohl eine herstellerspezifische
Bezeichnung die hier wohl nicht üblich ist.

Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Warum willst Du die Kugellager "schmieren"? Ist Dir der Rollwiderstand
> des Rades zu hoch?

Wer gut schmiert, der gut fährt (aber nicht immer).

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Ja, diese Rillenkugellager werden nicht nachgeschmiert.

J. Ad. schrieb:
> Frage: Wie baut man solche Kugellager aus, ohne sich den Rest der Nabe
> zu verdöllern?

Die Lager sind in die Nabe eingepresst. Hier gibt es Tipps für den Aus- 
und Einbau:

http://www.mtb-news.de/forum/archive/index.php?t-439386.html

Der Ausbau ist der schwierigere Teil, und die Chance ist groß, dass die 
Lager danach nicht mehr so gut wie vorher sind ;-)

Also die Lager erst ausbauen, wenn sie definitiv verschlissen sind.

von Timm T. (Gast)


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Nicolas S. schrieb:
> Normalerweise sind solche Lager lebensdauergeschmiert.

Nicht, wenn sie die Kiddies an der Tankstelle regelmäßig mit dem Kärcher 
bearbeiten... ;-)

von Joachim .. (joachim_01)


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Lebensdauergeschmiert.
Das heißt auf deutsch: Der Hersteller schreibt mir vor wie lange die 
Lebensdauer zu sein hat. Mein Großvater hatte ein Rad von NSU das 
Schmiernippel an allen Lagern besaß. Lebensdauer: Liegende Acht.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Joachim ... schrieb:
> Lebensdauer: Liegende Acht.

Nö. Auch da ist die Lebensdauer sehr endlich, denn trotz Reinigung und 
Schmierung nutzen sich Kugeln und Lagerschalen ab. Die "liegende Acht" 
gibt es nur, wenn Du diese Verschleißteile auch austauschst.

von J. A. (gajk)


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Von der Anmutung her sind die Lager des Hinterrades noch voll in 
Ordnung, kein Ruckeln, kein Knirschen. Vielleicht ein etwas lauterer 
Lauf.

Es handelt sich um ein Hinterad der Firma Viscount und ist ca. 35 Jahre 
alt. Laufleistung schätzungweise 10tkm.

Etwas andere Verhältnisse herrschen am Vorderrad, welches ich gestern 
nun auch mal auseinandergenommen habe.

Da gibt es keine Kugellager sondern ein Lager für Kugeln! Abgedeckt 
durch einen Blechring, den man leicht abhebeln kann. Die innere 
Lagerschale sieht i.O. aus, die habe ich nur gereinigt.

Das äußere Gegenstück ist als Bild beigefügt. Deutlich sieht man, dass 
die Kugeln (selbst ohne Beulen o.ä.) hart daran gearbeitet haben. Das 
Teil könnte man grundsätzlich sicherlich auswechseln, doch wer liefert 
solche halben Kugellager?

So wie es aussieht, werde ich mich wohl nach einem neuen Vorderrad 
umsehen müssen. Aktuell habe ich das Lager mit Kugellagerfett aufgefüllt 
und zugemacht und das Rad wieder montiert, aber auch Dauer ist so eine 
ausgenudelte Führung sicherlich nicht das Wahre.

von Uhu U. (uhu)


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Ich habe schon schlimmere gesehen...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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J. Ad. schrieb:
> Da gibt es keine Kugellager sondern ein Lager für Kugeln!

Früher, also damals, als Fahrradhändler noch Ersatzteile hatten, wäre 
das kein Problem gewesen, da war so etwas ein jahrzehntelang 
produziertes Standardteil.

In den letzten zwanzig Jahren aber ist die Fahrradindustrie massiv 
umgekrempelt worden, und die jahrzehntealte Tradition des italienischen 
und französischen Fahrradbaus ersetzt worden durch amerikanische 
Technik. Zu erkennen unter anderem an der vollkommen anderen 
Konstruktion von Steuersatz, Gabel, Vorbau und Lenker.

Seitdem sehen Fahrradrahmen aus wie Unfälle in der Ofenrohrfabrik, 
seitdem stellen auch die japanischen Fahrradteilehersteller immer 
gnadenloser zu sich selbst inkompatibles Zeug her ...

Ich habe hier noch Fahrradteile von Shimano aus den späten 80er Jahren, 
die verwendeten noch die gleiche Lagerkonstruktion wie die auf Deinem 
Bild zu sehende, das war z.b. an der Mittelklasse-Serie "new 105" so.

Der einzige Vorzug, den ich in der neueren Fahrradtechnik sehe, ist, daß 
Bremsen endlich was taugen, auch die an einfachen Fahrrädern.

Sorry für den für Dich nicht direkt hilfreichen Rant.


Achso: Wenns bei Dir vor Ort noch einen alten Fahrradhändler oder 
-Schrauber gibt, sehe ich noch gewisse Hoffnung, dort Ersatzteile zu 
bekommen.

von Harald W. (wilhelms)


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J. Ad. schrieb:

> das Teil könnte man grundsätzlich sicherlich auswechseln, doch wer
> liefert solche halben Kugellager?

Das ist kein "halbes Kugellager" sondern der sog. Konus. Ein Stan-
dardteil, welches man früher problemlos bei jedem Fahrradhändler
bekommen ht. Typischerweise würde man die Kugeln auch mit aus-
wechseln. Solche offenen Lager gab es früher an vielen Stellen am
Fahrrad, z.B. an Lenkung und Tretlager.
Gruss
Harald

von J. A. (gajk)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:

> Achso: Wenns bei Dir vor Ort noch einen alten Fahrradhändler oder
> -Schrauber gibt, sehe ich noch gewisse Hoffnung, dort Ersatzteile zu
> bekommen.

Es gab mal zwei, einer ist aus München weggezogen, der andere war in der 
Nähe des Olympia-Radstadions und etwas hochnäßig. Aber immerhin kannten 
sich diese Leute aus. Bei bikeMaxx habe ich letztens ne Kette gekauft 
und es gab zwei zur Auswahl. Auf die Frage an den Verkäufer, was denn 
die Unterschiede bei den Ketten seien, meinte er, die teure Kette sei 
die bessere - sonst keine weiteren Erklärungen.

Radgeschäfte waren früher Bastelstuben, wo der Chef persönlich Rahmen 
und Anbauteile für den Kunden montiert hat.

Heute stehen die Verkaufsflächen im Neonlicht voller 0815-Kompletträder 
und kein Mensch kennt sich mehr aus.

Ersatzteile werden nur noch im Blisterpack verkauft.

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