Forum: HF, Funk und Felder Dauermagnet im elektr. Zugmagnet


von dani (Gast)


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Hallo,

wenn ich es richtig verstanden habe, übt ein elektrisch erzeugtes 
Magnetfeld (mit einer Spule erzeugt) auf magnetisierbares Material eine 
Kraft aus, weil durch die Anziehung des Materials der Luftspalt des 
Magnetfeldes verkleinert wird und dadurch die Energie im Magnetfeld 
(kurzzeitig) verringert wird. Zumindest kann man es sich so vorstellen 
;)
Je höher die Permeabilität des verwendeten Materials, desto höher die 
darauf wirkende Zugkraft. Richtig?

Aber wie verhält sich eine Dauermagnet in einem solchen Feld? Wird der 
stärker angezogen als ein anderes Material mit gleicher Permeabilität 
oder kann der anderweitig das Magnetfeld beeinflussen?
Also kurz gefragt, kann ein Zugmagnet durch Einsatz eines Dauermagneten 
(Selten-Erder, Neodym,..) in Bezug auf Baugröße und/oder Leistungsbedarf 
verbessert werden?

Danke und viele Grüße, dani

von Johannes E. (cpt_nemo)


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dani schrieb:
> Also kurz gefragt, kann ein Zugmagnet durch Einsatz eines Dauermagneten
> (Selten-Erder, Neodym,..) in Bezug auf Baugröße und/oder Leistungsbedarf
> verbessert werden?

Durch den Einsatz eines Dauermagneten hat der Zugmagnet auch im 
stromlosen Zustand eine gewisse Zugkraft; wenn man die Spule geeignet 
bestromt, kann diese Kraft entweder verstärkt oder auch "ausgeschaltet" 
werden.

Damit kann man den Leitungsbedarf deutlich reduziren, wenn die Zeit, in 
der eine Zugkraft benötigt wird, im Mittel größer ist als die Zeit, in 
der keine Zugkraft vorhanden sein darf.

von dani (Gast)


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Danke die Antwort, soweit ist das klar. Man bräuchte dann allerdings 
noch zusätzliches "Metall", da die Kupferspule selbst ja nicht 
magnetisch ist.

Allerdings würde mich auch mehr interessieren, ob sich dadurch die 
Feldlinienführung des Zugmagneten im bestromten Zustand beeinflussen 
lässt.

Ich arbeite zur Zeit an einem Projekt zur Verbesserung eines sehr 
kleinen Zugmagneten (Größenordnung 5mm mit Gehäuse).

Mein Betreuer meinte in einer Mail etwas von "Verstärkung der von der 
Spule erzeugten Magnetkraft durch einen Permanentmagneten" und "spitz 
zulaufender Permanentmagnet, axial zum Spulenkern angeordnet, wodurch 
sich an dieser Stelle die Magnetfeldlinien bündeln, so dass sich die von 
der Spule erzeugten Feldlinien ebenfalls im Spulenkern bündeln".
Näher erklären warum das so sein sollte konnte er leider auch nicht und 
ich habe bis jetzt auch keinen Vorteil von Permanentmagneten zur 
Feldlinienführung im Vergleich zu sonstigem magnetisierbarem Material 
gefunden. Labert mein Betreuer also Blödsinn?

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Soweit ich das in erinnerung habe Verhält sich ein Permanentmagnet für 
den magnetischen Fluss wie Luft, d.h. wenn man in einen Elektromagneten 
einen Dauermagneten einbaut, vergrößert man damit den Luftspalt.

Bei Bedarf kann ich dir dazu eine Dissertation zum Thema Magnetlager 
raussuchen, die ein Kollegen aus meiner Gruppe an der RWTH Aachen 
geschrieben hat.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Vielleicht kannst du mal eine Skizze machen, wie der Aufbau ungefähr 
aussieht; ansonsten ist es schwer sich das vorzustellen.

Vermutlich besteht die Anordnung aus einer Luftspule und einem 
beweglichen Eisen-Teil, das in die Spule eintaucht. Wenn die Spule 
bestromt wird, dann wird das Eisenteil in die Spule hineingezogen.

Um die Kraft zu erhöhen, muss die Flussdichte im Eisen größer werden. 
Wenn die Flussdichte im Eisen unterhalb der Sättigungsflussdichte liegt, 
dann müsste es einen Effekt haben, wenn man in das Eisenteil einen 
Permanentmagnet einbettet (Eisenteil in zwei Hälften sägen und an der 
Schnittstelle einen Magnet einsetzen).

Was man auch machen könnte, wäre ein zweites, fest stehendes Eisenteil 
in die Spule einbauen, also möglichst viel Luft aus dem magnetischen 
Kreis durch Eisen ersetzen. Dadurch vergrößert sich auch die 
Flussdichte. Das geht aber nur bis zur Sättigungsflussdichte (ca. 2 T), 
mehr geht in Eisen nicht.

dani schrieb:
> Näher erklären warum das so sein sollte konnte er leider auch nicht und
> ich habe bis jetzt auch keinen Vorteil von Permanentmagneten zur
> Feldlinienführung im Vergleich zu sonstigem magnetisierbarem Material
> gefunden.

Die "Feldlinieführung" wird durch den Permanentmagnet eher nicht 
verbessert, die Permeabilität ist annähernd wie in Luft. Allerdings kann 
man evtl. eine höhere Flussdichte erzeugen, was dann auch die Kraft des 
Magneten erhöhen müsste.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Es gibt sowas in Relais.

von dani (Gast)


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Vielen Dank für die Antworten.
Johannes E., genau so habe ich den Aufbau gemeint!
Deine Erläuterungen hören sich sinnig an, werde also mal per Simulator 
überprüfen ob die 2T im Eisen schon erreicht sind...

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Ich nehme mal an, du meinst mit deinem Versuchsaufbau einen 
Reluktanzwandler. Bei diesem Aktuatorprinzip hat der Permanentmagnet 
eine andere Aufgabe. Beim Reluktanzwandler entstehen die Kräfte durch 
Feldgrenzflächen. Feldgrenzflächenprinzipien zeichnen sich alle durch 
nichtlineare Kennlinien aus. Für den Reluktanzwandler bedeutet das, dass 
es eine quadratische Abhängigkeit zwischen der erzeugten Kraft und dem 
magnetischen Fluss gibt, bzw. eine 1/s² Abhängigkeit für Kraft und Weg. 
Um die Kennlinie im Arbeitspunkt zu linearisieren kann entweder ein 
konstanter Gleichstrom eingespeist werden oder (energetisch besser) ein 
konstanter Gleichfluss. Das realisiert man dann typischerweise mit einem 
Permanentmagneten.

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