Forum: HF, Funk und Felder Wie misst man 200 fs ?


von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

ich habe mir im Internet gerade einige Artikel zum ADCMP580 angesehen
und u.a. diese Beschreibung gefunden:

The fastest pulses (rise time shorter than 200 fs) can be produced by 
means of optical switches. The method uses a
microstrip line with a small gap, placed on a semiconductor substrate 
(Si, GaAs, InP). When the area around the gap is
illuminated with a laser light, concentration of the carriers rapidly 
increases. This results in increase of conductivity of the
area, which means that both ends of the line become shorted. If one end 
of the line is connected to some voltage source, a
fast pulse will be produced on the other end. Rise time of the pulse 
depends on number of factors, which in particular are:
gap geometry, concentration, mobility and relaxation time of the 
carriers in the semiconductor, light absorption coefficient,
etc.

Meine Frage ist:
Wie kann man praktisch eine Zeit von 200 fs messen ?
Also sagen wir mal mit +-10%, das wären dann ja 20 fs ?

Andreas

von Schlaubi (Gast)


Lesenswert?

Taschenlampe, Startpistole, Stoppuhr.
Eine Strecke von 0,2 mm abmessen, Lichtstrahl losschicken.
Wenn der Strahl die 0,2 mm geschafft hat... voilá, hat man 200 fs.
Zu grob ?
Kein Problem- Attosekunden- Stoppuhr mehmen, die muß dann immerhin 200 
Runden á 1000 fs durch haben, da kann man genau genug stoppen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Für solche Messungen verwendet man Auto- und Kreuzkorrelationsverfahren. 
Es ist nicht möglich, hierfür eine Einzelmessung zu verwenden, sondern 
man benötigt viele Einzelereignisse.

Man schickt z.B. die Signale, deren Zeitdifferenz zu messen ist, auf ein 
nichtlineares ELement, welches ein Ausgangsignal erzeugt, das auch mit 
"langsamen" Detektoren nachzuweisen ist. Zudem benötigt man eine 
wohldefinierte Laufzeitleitung mit veränderlicher Durchlaufzeit. Diese 
ist bei optischen Experimenten sehr einfach zu realisieren, nämlich 
durch Spiegel in einem Interferometeraufbau. Insofern hat Schlaubi mit 
seiner Darstellung sogar recht.

Die eigentliche Messung erfolgt durch Aufzeichnung eines 
Ausgangssignals, das man aus dem o.a. nichtlinearen Element erhält, in 
Abhängigkeit von der eingestellten Durchlaufzeit. Auf Grund der 
Nichtlinearität macht es nämlich einen großen Unterschied, ob die 
Einzelsignale kurz hintereinander oder wirklich gleichzeitig am 
nichtlinearen Element eintreffen.

Wichtig ist bei solchen Experimenten auch die initiale Justierung des 
Aufbaus, d.h. man muss eine Möglichkeit haben, die Zeit- bzw. 
Längendifferenz zu bestimmen, wenn der eigentlich zu beobachtende Effekt 
nicht auftritt. Diese Justierung ist oft sogar wesentlich aufwändiger 
als die eigentliche Messung.

Häufig verwendete man zur Darstellung sehr kurzer Imulse auch eine sog. 
Streak-Kamera. Diese ähnelt einem Oszilloskop mit sehr, sehr schneller 
Ablenkung. Das Messignal wird jedoch nicht elektrisch in die Bildröhre 
eingekoppelt, sondern optisch, wo es aus der Kathode Photoelektronen 
herausschlägt. Diese Elektronen werden dann elektrostatisch beschleunigt 
und abgelenkt.

Im Gegensatz zum normalen Oszilloskop lenkt dabei das Messsignal nicht 
den Strahl aus, sondern führt zu einer Intensitätsmodulation. Das ist 
so, als würde man beim Oszilloskop die Y-Eingänge offenlassen und das 
Messsignal auf den Z-Eingang (sofern vorhanden) geben.

Eine andere Möglichkeit, sehr kurze optische Impulse auszuwerten, 
besteht in der Betrachtung ihres Spektrums, ähnlich wie in der 
Funknachrichtentechnik. Eine wichtige Erkenntnis aus der Quantenmechanik 
ist nämlich, dass z.B. ein Beugungsgitter auch mit Einzelphotonen und 
sehr kurzen optischen Bursts funktioniert, was rein klassich nicht 
erklärbar wäre.

Egal, welches Verfahren man anwendet: man muss sehr genaue Annahmen über 
den Entstehungsprozess des Ereignisses und die zu erwartenden Signale 
treffen können. Die "typische" Elektronikervorgehensweise, nämlich 'mal 
mit dem Oszilloskop 'draufzuhalten und zu schauen, ob irgendetwas zu 
erkennen ist, funktioniert leider nicht.

von Sampler (Gast)


Lesenswert?

Man sampelt einfach schnell genug:
http://adsabs.harvard.edu/abs/2005APS..MARN22004H

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Das ist nicht schnell genug. 1 TS/s, wie dort beschrieben, entspricht 
nur 1ps. Um ein 200fs-Signal darzustellen, benötigt man >10TS/s.

von F. F. (foldi)


Lesenswert?

Boah eh! Wat is denn fs und dat andere Zeugs?

Hört sich nach einer ziiiiiiiiiiiemlich kurzen Zeit an.

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

die Pulse kann man sicher periodisch erzeugen,
dafür wäre natürlich Äquivalent-Zeit-Sampling ideal.
Dann spielt die reale Abtastrate praktisch keine Rolle,
einzig und allein der Comparator ist der kritische Teil.

Beim meinen Oszi ist die Echtzeit Abtastrate z.Bsp. mit 1Gs angegeben,
die Äquivalentzeit Abtastrage mit 50Gs.
D.h. wenn wir die o.a. 1Ts hochrechnen wären wir schon bei 50Ts.

Ansonsten bleiben wohl wie oben beschrieben nur optische Methoden.

Danke für die Beschreibung!

Andreas

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Andreas schrieb:
> die Pulse kann man sicher periodisch erzeugen,
> dafür wäre natürlich Äquivalent-Zeit-Sampling ideal.
> Dann spielt die reale Abtastrate praktisch keine Rolle,
> einzig und allein der Comparator ist der kritische Teil.

Falsch. Äquivalenzabtastung funktioniert nur dann, wenn die zeitliche 
Unschärfe bei der Wiederholung des Signals oder bei der Triggererkennung 
kleiner ist als das Abtastinterval. Diese liegt aber sicherlich im 
Bereich von Pikosekunden und nicht darunter.

> Beim meinen Oszi ist die Echtzeit Abtastrate z.Bsp. mit 1Gs angegeben,
> die Äquivalentzeit Abtastrage mit 50Gs.
> D.h. wenn wir die o.a. 1Ts hochrechnen wären wir schon bei 50Ts.

Diese Analogiebetrachtung ist nicht zulässig. Die mögliche Auflösung bei 
Äquivalenzabtastung muss nicht um den Faktor 50 höher liegen als bei 
Einzelabtastung. Ganz wesentlich sind

1. Triggererkennung, siehe oben
2. Analogbandbreite der Abtaststufe
3. Zeitfenster der Abtastung

Diese Parameter werden weit oberhalb des Femtosekundenbereiches liegen.

Abweichend von meinen ursprünglichen Ausführungen muss man jedoch davon 
ausgehen, dass das Interferometer vermutlich nicht optisch ausgeführt 
ist, sondern als längenverstellbarer Streifenleiter.

Solch ein Messaufbau hat mit einem Oszilloskop in etwa so viel zu tun 
wie ein Rasterelektronenmikroskop mit einem Lichtmikroskop.

von D. I. (Gast)


Lesenswert?

F. Fo schrieb:
> Boah eh! Wat is denn fs und dat andere Zeugs?
>
> Hört sich nach einer ziiiiiiiiiiiemlich kurzen Zeit an.

Das ist auch genau die Zeitspanne die eine Frau benötigt um zwischen gut 
gelaunt und total genervt umzuschalten :)

von Grendel (Gast)


Lesenswert?

Ach deswegen FEMto ;-)

von F. F. (foldi)


Lesenswert?

D. I. schrieb:

> Das ist auch genau die Zeitspanne die eine Frau benötigt um zwischen gut
> gelaunt und total genervt umzuschalten :)

Ich glaube, besser kann man das nicht einem Mann erklären. Da weiß dann 
jeder Mann sofort, unabhängig vom Bildungsstand, dass das sauschnell 
sein muss.

Aber jetzt ganz ohne Quatsch, hab ich noch nie gehört.

von Sascha W. (arno_nyhm)


Lesenswert?

Wenn man tatsächlich ein einzelnes Ereignis mit derartiger Zeitauflösung 
messen möchte, gibt es auch eine Möglichkeit: Streak Kameras.
Wobei eine Auflösung 250fs zur Zeit wohl nur die experimentellen 
Exemplare schaffen. Ganz billig sind die Dinger im übrigen auch nicht.
Des weiteren ist das Ding ebene eine Kamera - dh. Du brauchst ein 
Licht-Signal, typischerweise werden die Streak-Cams eben zur Analyse von 
kurzen Laserpulsen verwendet.
Es sind natürlich Möglichkeiten denkbar die Photokathode zu umgehen um 
direkt elektrische Signale messen zu können - hat sicher schon mal 
jemand dran gearbeitet.

Hier noch ein komerzielles Exemplar einer Streak-Kamera:
http://www.hamamatsu.com/jp/en/product/alpha/F/C6138/index.html

von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Sinnvoll wäre es, die Leute zu fragen, die solche kurzen Lichtimpulse 
selber herstellen. Also Laserhersteller oder Laserzentren (z. B. in 
Hannover, Aachen, Göttingen etc.).

Hier in München machen sie beim MPQ Attosekundenpulse - die werden auch 
wissen wie man 200 fs messen kann.

von Silvio K. (exh)


Lesenswert?

Das Oszilloskop geht schon in die richtige Richtung:

http://www.elektronikinformationen.de/index.php?id=80&pg_id=54&art=pb&artid=33211&ch=1

Ist aber wohl noch zu langsam. Gähn...

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.