Forum: Offtopic ESD-Matte falsch verwendet?


von NR (Gast)


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Hallo,

Bei mir liegen vorbildmäßig ESD-Matten auf dem Tisch, aber ich bin 
gerade am Zweifeln, ob ich sie überhaupt richtig verwende:

Die Matten sind so, wie man sie kennt, eine Seite hellgrau, die andere 
schwarz. Die Knöpfe fürs Erdungskabel sind auf der grauen Seite 
zugänglich. Die graue Seite liegt oben, so wie ich das eben kenne und 
wie es von den Knöpfen her auch Sinn macht.

Nun habe ich interessehalber mal ein Multimeter 'rangehalten, um den 
Widerstand zu messen: Die graue Seite hat "unendlichen" Widerstand, die 
schwarze Seite die erwarteten paar Megaohm.

Benutze ich die ESD-Matten etwa die ganze Zeit falsch?

: Verschoben durch User
von Dave C. (dave_chappelle)


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Nene, die Knöpfe sollen schon oben liegen ;)

von NR (Gast)


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Aber was bringt dann die Matte, wenn sie gar nicht leitet?

Oder ist der Widerstand der Matte so dermaßen hoch, daß das Multimeter 
das nicht erfaßt, obwohl es angeblich bis in den 100MOhm-Bereich messen 
kann? Auf Wikipedia steht was von maximal 1GOhm..

von Ich (Gast)


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Die Matten und Armbänder sind ja auch für die kontrollierte Ableitung 
von Spannungen im kV Bereich gedacht.
Für die Spannungen die man normalerweise so benutzt, bis zur 
Netz-Spannung,
sollte das besser quasi keinen Stromfluss zulassen...

von chris (Gast)


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Bei Matten gibt es zwei Typen, 0.5 GOhm-1GOhm oder 1GOhm-10Gohm
Mit einem 0.1Gohm Multimeter wirst du nichts messen können.

von sam (Gast)


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und wichtig ist ja auch, dass sich die graue beschichtung nicht statisch 
aufladen kann.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Du wirst auch mit Hausmitteln an einer "leitfähigen" ESD-Platiktüte 
nichts sinnvolles messen können...

von Hannes H. (mui)


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Da möchte ich mich gerade mal mit einer thematisch passenden Frage 
dranhängen:

Kann man dann eigentlich Plarinen (z.B. AVR-Dragon) in ihrer Verpackung 
betreiben? Der Dragon kommt ja in einem Karton auf so einem 
aufgeschäumten starren "Schwamm". Habe ich bis jetzt immer wegen der 
Leitfähigkeit des Materials aus der Packung genommen. Aber wenn der 
Widerstand so hoch ist, müsste das doch auch gehen, ohne eine Kurzschluß 
zu verursachen`?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ja, das geht. Selbst dieser Schaumstoff hat Widerstände im 50-100kOhm 
Bereich. Eine Digitalschaltung stört das nicht.

von Dominik S. (dasd)


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Aus dem Artikel zum Dragon:


"Weiter ist der Dragon dafür bekannt, empfindlich auf statische 
Aufladungen zu reagieren. Ein Spannungsregler und ein Ausgangstreiber 
gehen dabei besonders gerne kaputt. Ein gerne von Anfängern gemachter 
Fehler ist es, den Dragon im Betrieb auf dem mitgelieferten 
"Schaumstoff" aus der Verpackung liegen zu lassen. Das ist jedoch kein 
Schaumstoff, sondern leitendes Moosgummi. Atmel verwendet hier ein 
ungewöhnlich niederohmiges Material, dass die Platine im Betrieb nicht 
darauf gelegt werden sollte. Schäden sind zwar nicht zu erwarten, 
Fehlfunktionen sind allerdings sehr wahrscheinlich. (Die bei einem im 
Juli 2010 bei Reichelt bestellten AVR Dragon beiligenden 
Anti-Statik-Matten weisen ca. 3-10 kOhm pro cm bei ca. 1 mm^2 
Kontaktfläche der Messspitzen auf, die gelieferte Platine hat bereits 
die Befestigungsbohrungen und die Revisionsnummer A08-0396.D)"

von Hannes H. (mui)


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Danke euch Beiden für eure wiedersprüchlichen Antworten. Die Antwort ist 
also eigentlich: "Es kommt drauf an."
Die Kombination empfindlicher Dragon <-> niederohmiger Schaumstoff 
scheint hier problematisch zu sein, generell sollte es aber gehen.

VG,
Hannes

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Hannes H. schrieb:
> Kann man dann eigentlich Plarinen (z.B. AVR-Dragon) in ihrer Verpackung
> betreiben?
Dominik S. schrieb:
> Schäden sind zwar nicht zu erwarten

Hannes H. schrieb:
> Die Kombination empfindlicher Dragon <-> niederohmiger Schaumstoff
> scheint hier problematisch zu sein
Problematisch ist es nur, wenn du z.B. einen Analogwert über einen 
50kOhm-Spannungsteiler an den Eingangspin führst, und dann ein 
zusätzlicher undefinierter "ESD-Widerstand" dieses Messergebnis 
verfälscht.

BTW:
> wiedersprüchlichen
Wir haben nicht "wieder gesprochen", sondern uns bestenfalls 
"widersprochen". Das ist wie "Widerstand" und "Wiederstand"...

von chris (Gast)


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USB braucht einen 1.5K Widerstand, wenn der nicht passt, kommt keine
Kommunikation zustande. Weiters hat das Board  einige Spannungsregler 
sowie
step-up. Auch da können zusätzliche Widerstände zur Masse im Prinzip zu
Überspannung führen, welche die Chips nicht vertragen.

von NR (Gast)


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... und passenderweise habe ich in der Zwischenzeit bei einer Werbung 
von Reichelt in 'ner Zeitschrift ESD-Matten angeboten gesehen: Oben 
10-100MOhm, unten 1MOhm. Dann scheint es ja normal zu sein, daß oben der 
Widerstand höher ist.

Danke auch allen Antworten!

von Hannes H. (mui)


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Verdammt, Flüchtigkeitsfehler ;-)

Lothar Miller schrieb:
> TW:
>> wiedersprüchlichen
> Wir haben nicht "wieder gesprochen", sondern uns bestenfalls
> "widersprochen". Das ist wie "Widerstand" und "Wiederstand"...

von peter b. (raeusper)


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Bei der Messung des Oberflächenwiderstandes sind Elektroden und 
Messspannung von Bedeutung, letztere ist üblicherweise 100, 500 oder 
1000V. Das Instrument misst bis in den GOhm Bereich (das beliebte 
Metriso 1000D z. B. 30GOhm)
Ringelektrode (Durchmesser innen=30mm, Durchmesser aussen=60mm, Gewicht 
ca. 2.5kg oder 5kg) oder Linienelektroden (100mm lang, 10mm Abstand) 
werden gerne benutzt. Gemessen wird 15...60s wg. Polarisation.
Manchmal ist eine vorherige Reinigung / Klimalagerung notwendig, damit 
man auch wirklich die Materialeigenschaften bestimmt, der Einfuss von 
Verschmutzung (Hautfett!) und Luftfeuchte reduziert werden.

Beschrieben ist es in EN 60079-0 für Kunststoffoberflächen von Gehäusen 
(EX), EN 61340-ff, EN 1081 und IEC 60093 für Elektrostatik (ESD-Matten, 
ESD-Fußböden, ESD-Stühle usw.).
Wer mehr aus Büchern(!) lesen will sollte mal in "Statische 
Elektrizität" von Lüttgens und "Elektrostatik" Band 71 des VDE (Verlag) 
schauen.

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