Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Widerstandsdraht als Ersatz für Präzisionswiderstände ?


von Hans-werner M. (hanswerner)


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Kann ich Widerstandsdraht als Ersatz für Präzisitionswiderstände 
verwenden ?
Ich habe Präzisionswiderstände mit 0.1% Toleranz und 1Watt bei Conrad 
und mit 0.1% und 0,6Watt (Reichelt und Conrad) entdeckt. Ich benötige 
jedoch bestimme kleine Widerstandswerte wie 3Ohm, 6,2Ohm die bei den 
gängigen Versendern wie Reichelt, Conrad nicht angeboten werden. Kann 
ich hierfür ersatzweise Widerstandsdraht verwenden und welchen 
(Ohm/Meter) sollte man verwenden ? Mit welchen Längen sollte man 
arbeiten ? Je länger desto genauer kann ich den Widerstandswert bemessen 
bzw. abschneiden. Je länger desto anhandlich auch.

von Purzel H. (hacky)


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Mir scheint die Anforderung von Praezision und Leistung gegensaetzlich 
zu sein. Weshalb so praezise mit soviel Leistung ?

von Harald W. (wilhelms)


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Hans-werner M. schrieb:

> Kann ich Widerstandsdraht als Ersatz für Präzisitionswiderstände
> verwenden ?

Im Prinzip ja.

> Ich benötige
> jedoch bestimme kleine Widerstandswerte wie 3Ohm, 6,2Ohm die bei den
> gängigen Versendern wie Reichelt, Conrad nicht angeboten werden.

Das sind eigentlich gängige Werte. Da musst Du mal bei anderen
Versendern nachsehen

> Welchen Widerstandsdraht (Ohm/Meter) sollte man verwenden ?

Das hängt von der Belastung ab.

> Je länger desto genauer kann ich den Widerstandswert bemessen
> bzw. abschneiden.

Das reicht nicht. Du musst schon mit einem Messgerät passender
Genauigkeit nachmessen.

> Je länger desto anhandlich auch.

Es bleibt die Frage, wie Du den Widerstandsdraht "verstauen" willst.
Jedes Biegen verändert den Wert.
Gruss
Harald

von Udo S. (urschmitt)


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Ob der käufliche Konstantandraht auch nur annähernd die Langzeitkonstanz 
und den Temperaturkoeffizient eines 0,1% Messwiderstands erreicht, darf 
auch stark angezweifelt werden.
Ich würde mir die Werte eher bei anderen Versendern besorgen.

von amateur (Gast)


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Wenn Du die Werte nicht aus höchstens 2 Einzelwiderständen 
zusammenstellen kannst, spricht eigentlich nichts gegen Draht.
Du musst Dir aber über folgendes im Klaren sein:
1. Die Genauigkeit hinzukriegen ist gar nicht so ohne.
2. Die thermischen Toleranzen sind größer (bereits gesagt).
3. In den meisten Fällen sind Deine Widerstände sehr viel größer.
4. In dem meisten Fällen haben sie eine höhere Induktivität.
5. Bitte nicht stoßen, die Platinen stapeln usw.!

von Udo S. (urschmitt)


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amateur schrieb:
> Wenn Du die Werte nicht aus höchstens 2 Einzelwiderständen
> zusammenstellen kannst,

Alternativ sollte man sich die Schaltung und deren Dimensionierung 
anschauen, ob man die nicht auf erhältliche Werte ändern kann.

von Kai K. (klaas)


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>Ich habe Präzisionswiderstände mit 0.1% Toleranz und 1Watt bei Conrad*
>und mit 0.1% und 0,6Watt (Reichelt* und Conrad) entdeckt. Ich benötige
>jedoch bestimme kleine Widerstandswerte wie 3Ohm, 6,2Ohm die bei den
>gängigen Versendern wie Reichelt*, Conrad* nicht angeboten werden.

Dann schalte doch einfach ein paar größere, erhältliche Werte parallel.

>Kann ich hierfür ersatzweise Widerstandsdraht verwenden und welchen
>(Ohm/Meter) sollte man verwenden ? Mit welchen Längen sollte man
>arbeiten ?

Das würde ich nur im äußersten Notfall machen. Präzisionswiderstände 
sind gegen Oxidation und Feuchtigkeit mit einer Epoxidschicht geschützt. 
Besonders präzise Ausführungen sind sogar ölgefüllt. Ein Selbstbau mit 
Widerstandsdraht hat das nicht.

Außerdem brauchst du eine Mindestdrahtlänge um den Ablängfehler in 
Schach zu halten: Wenn du 1mm Ablängungenauigkleit zuläßt, brauchst du 
für 0,1% Toleranz einen Widerstandsdraht von 1000mm länge, also 1m. Ganz 
schön unhandlich, oder?

von Hans-werner M. (hanswerner)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Das sind eigentlich gängige Werte. Da musst Du mal bei anderen
> Versendern nachsehen
>
Gängig in der E24-Reihe schon; aber mit 0,1% Toleranz ?
>> Je länger desto genauer kann ich den Widerstandswert bemessen
>> bzw. abschneiden.
>
> Das reicht nicht. Du musst schon mit einem Messgerät passender
> Genauigkeit nachmessen.
>
Für so etwas gibt es Multimeter.
Kai Klaas (klaas)
>Dann schalte doch einfach ein paar größere, erhältliche Werte parallel.
Na ja, 4 Widerstände a 12 Ohm parallel für 3 Ohm. Bei 6,2 Ohm wird es 
schwieriger.
>Außerdem brauchst du eine Mindestdrahtlänge um den Ablängfehler in
>Schach zu halten: Wenn du 1mm Ablängungenauigkleit zuläßt, brauchst du
>für 0,1% Toleranz einen Widerstandsdraht von 1000mm länge, also 1m. Ganz
>schön unhandlich, oder?
Stimmt, kann man wohl vergessen. Wofür wird Widerstandsdraht überhaupt 
verwendet ? Zum Glühen um Styropor zu schneiden ? Als Shunt wohl kaum.

von c.m. (Gast)


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Hans-werner M. schrieb:

> Gängig in der E24-Reihe schon; aber mit 0,1% Toleranz ?
>>> Je länger desto genauer kann ich den Widerstandswert bemessen
>>> bzw. abschneiden.
>>
>> Das reicht nicht. Du musst schon mit einem Messgerät passender
>> Genauigkeit nachmessen.
>>
> Für so etwas gibt es Multimeter.

hast du ein "multimeter" das 3ohm auf 0,1% genau misst?

von Udo S. (urschmitt)


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Hans-werner M. schrieb:
> Wofür wird Widerstandsdraht überhaupt verwendet

Für Präzisionsmesswiderstände brauchts halt etwas mehr.
Siehe auch mein Vorschlag oben:

Udo Schmitt schrieb:
> Alternativ sollte man sich die Schaltung und deren Dimensionierung
> anschauen, ob man die nicht auf erhältliche Werte ändern kann.

von Harald W. (wilhelms)


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c.m. schrieb:

> hast du ein "multimeter" das 3ohm auf 0,1% genau misst?

Üblicherweise soll das Instrument, mit dem man kalibriert, um
den Faktor 3...10 genauer sein als die Wunschgenauigkeit des
messobjekts. da wird es schon ganz schön eng mit Multimetern.
Gruss
Harald

von Udo S. (urschmitt)


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Auch mit 0,1% wirds eng, man hat <30mOhm an Leitungs und 
Übergangswiderstände wenn das Multimeter keine 4 Drahtmessung kann.

von Peter D. (peda)


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Da ja heutzutage jede Schaltung einen MC enthält, ist die Toleranz 
nebensächlich. Man schreibt den exakten Wert in den EEPROM und der MC 
freut sich, daß er auch mal rechnen darf und nicht nur in der Mainloop 
drehen.

Viel wichtiger ist der TK und da sind Präzisionswiderstände deutlich 
besser als nackter Draht.
Kleine Widerstände müssen außerdem in 4-Leitertechnik angeschlossen 
werden, sonst kommt noch der Lötstellenfehler hinzu.

Welchen TK brauchst Du denn?

von Harald W. (wilhelms)


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Udo Schmitt schrieb:

> Auch mit 0,1% wirds eng, man hat <30mOhm an Leitungs und
> Übergangswiderstände wenn das Multimeter keine 4 Drahtmessung kann.

Vierdrahtmessung ist ja bei solch kleinen Widerständen sozusagen
Pflicht. Ich habe mir schon mal überlegt, wie man das bei meinem
recht genauen Agilent Multimeter nachrüsten könnte. Man brauchte
eigentlich nur eine recht genaue (besser 0,1%) externe Stromquelle.
Ich vermute, das wichtigste Bauelement dafür wären Widerstände mit
einer Genauigkeit von besser 0,1%. :-)
Gruss
Harald

von Udo S. (urschmitt)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ich vermute, das wichtigste Bauelement dafür wären Widerstände mit
> einer Genauigkeit von besser 0,1%. :-)

:-)

Wenn du solche Widerstände hast und eine kurzzeitstabile Spannungsquelle 
kannst du dann auch ratiometrisch über die Spannungsmessung messen.
Aber warum erzähl ich das dir, das weisst du besser als ich :-)

von Harald W. (wilhelms)


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Udo Schmitt schrieb:

> Wenn du solche Widerstände hast und eine kurzzeitstabile Spannungsquelle
> kannst du dann auch ratiometrisch über die Spannungsmessung messen.

Naja, eine Vierdrahtmessung per Stromquelle ist bequemer. Man kann
den Widerstandswert direkt ablesen. :-) Andererseits; so selten, wie
man solche Präzisionsmessungen wirklich braucht; da kann man auch
mal ein bisschen rechnen. Der TO hat ja auch noch nicht gesagt, wozu
er diese präzisen Widerstände überhaupt braucht. Oft gibt es da
völlig überzogene Forderungen an die Bauelemente der Auswerteschaltung,
während der eigentliche Sensor eine dazu passende Genauigkeit garnicht
liefern kann.
Gruss
Harald

von Kai K. (klaas)


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>Na ja, 4 Widerstände a 12 Ohm parallel für 3 Ohm. Bei 6,2 Ohm wird es
>schwieriger.

Reichelt hat 11R, 15R und 270R. Eine Parallelschaltung liefert rein 
rechnerisch 6,200418R, was ausreichend genau sein dürfte.

Es müssen auch nicht alle Widerstände einer solchen Gesamtschaltung 
0,1%-ige Ausführungen sein, sondern nur die, die am meisten zur Toleranz 
beitragen.

von Falk B. (falk)


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Jaja, 1000 tolle Vorschläge, aber alles relativ sinnfrei, wenn der OP 
nicht die Anwendung deutlich macht.

Braucht man WIRKLICH 0,1% Genauigkeit?

von U. B. (Gast)


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Für gewünschte 0,1% Toleranz muss auf jedem Fall der Widerstand gemessen 
werden (hier 4-draht-mässig),
Zollstock reicht nicht.

Beim Justieren der Strommessbereiche älterer Mittelklasse-Multimeter 
wurde oft auf einer Flachwendel mit Widerstandsdraht eine aufgelötete 
"Anzapfung" verschoben - schon bei der Produktion.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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U. B. schrieb:

> Beim Justieren der Strommessbereiche älterer Mittelklasse-Multimeter
> wurde oft auf einer Flachwendel mit Widerstandsdraht eine aufgelötete
> "Anzapfung" verschoben - schon bei der Produktion.

Bzw. ein etwas zu niederohmiger (=zu dicker) Shunt wird mit der Feile 
getrimmt. Das A&O ist aber die Kontaktierung. Vierleiter braucht man auf 
jeden Fall. Weichlöten von Konstantan ist praktisch unmöglich.


XL

von mahwe (Gast)


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schau mal bei riedon http://riedon.com/

von Harald W. (wilhelms)


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Axel Schwenke schrieb:

> Weichlöten von Konstantan ist praktisch unmöglich.

M.W. nimmt man ja anstelle von Konstantan mehr und mehr Manganin.
Lässt sich das eigentlich besser verarbeiten? Was wird eigentlich
für die typischen 20A-Shunts in Billigmultimetern für ein Material
verwendet?
Gruss
Harald

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