Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik HYT-271: falsche (zu geringe) Luftfeuchte


von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Hi zusammen,

ich spiel grad mit einem HYT-271 Temperatur- und Feuchtesensor rum. 
Ansteuerung und Auslesen per I2C funktioniert problemlos, Temperaturen 
stimmen recht genau mit meiner Referenz (testo 608) überein, allerdings 
scheint die Luftfeuchte viel zu gering. Der Sensor liefert mit Werte um 
die 40%, während das testo und alle anderen Hygrometer die ich greifbar 
habe, etwa 60% anzeigen.

ich hab auch schon den Sensor getauscht, um einen defekt auszuschließen. 
Zweiter Sensor zeigt dieselben Werte.

An der Software sollte es nicht liegen, die Werte schauen soweit richtig 
aus:
1
buffer = 00011100 10010001 01100101 11100100 h_raw=7313 t_raw=6521 h=44.64 t=25.67
die ersten zwei Bits sind statusbits (beide 0), dann kommen 14 bit für 
die Feuchtigkeit. Raw ergibt das 7313, bei einer Skalierung von 0 (0%) 
bis 16384 (100%) passt das ja auch zusammen. Danach 14 bit für die 
temperatur (die wird etwas anders umgerechnet), die passt ja auch.

Wenn ich den Sensor kräftig anhauche, steigt der Wert auch sehr rasch 
auf 99,99%, um dann wieder langsam abzusinken.

Eigentlich deutet alles darauf hin, dass mein testo und alle meine 
anderen hygrometer falsch anzeigen. Ich weigere mich nur ein Stück weit, 
das zu glauben.....

jemand eine idee?

von Glaubensbruder (Gast)


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>Eigentlich deutet alles darauf hin, dass mein testo und alle meine
>anderen hygrometer falsch anzeigen. Ich weigere mich nur ein Stück weit,
>das zu glauben.....

So gut wie alle für den Hausgebrauch bestimmten Hygrometer sind nicht 
mehr als Schätzgeräte. Habe selbst neulich einen HYT221 in Betrieb 
genommen und die Abweichung zu meinem konventionellen Hygrometer war 
erheblich. Dass Feuchtigkeitsmessung kein so triviales Thema wie 
Temperatur- oder Druckmessung ist weiss jeder, der sich mit der 
Kalibrierung von Hygrometern befasst hat ;-)

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Glaubensbruder schrieb:
>>Eigentlich deutet alles darauf hin, dass mein testo und alle meine
>>anderen hygrometer falsch anzeigen. Ich weigere mich nur ein Stück weit,
>>das zu glauben.....
>
> So gut wie alle für den Hausgebrauch bestimmten Hygrometer sind nicht
> mehr als Schätzgeräte. Habe selbst neulich einen HYT221 in Betrieb
> genommen und die Abweichung zu meinem konventionellen Hygrometer war
> erheblich. Dass Feuchtigkeitsmessung kein so triviales Thema wie
> Temperatur- oder Druckmessung ist weiss jeder, der sich mit der
> Kalibrierung von Hygrometern befasst hat ;-)

Da hast du schon recht, nur:

- gefühlsmäßig hab ich momentan eher 60% als 40% rF in meinem Haus

- ist das testo meiner Erfahrung nach doch ein stück genauer als die 
typischen "Hausfrauen-Hygrometer"

- zeigen alle meine hygrometer 60% +/- 5% an, nur der HYT221 nicht.

Hmmm... da gabs doch irgendeinen Trick mit Salzlösung oder so...

von Karl H. (kbuchegg)


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Michael Reinelt schrieb:

> Hmmm... da gabs doch irgendeinen Trick mit Salzlösung oder so...

http://de.wikipedia.org/wiki/Hygrometer#Justier-_und_Kalibrierverfahren

von Wolfgang (Gast)


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Michael Reinelt schrieb:
> jemand eine idee?
Die üblichen Kalibriermethoden für Hygrometerkalibrierung wären z.B. 
gesättigter Kochsalzlösung, Psychromter oder Taupunktspiegelhygrometer.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Danke, danke, danke. Salzkalibrierung ist im Gange.

Das größte Problem ist, bei der Hitze irgendwo 19-21°C aufzutrieben .-)

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Zwischenergebnis nach ca. einer Stunde: testo zeigt 74,7% an (sag ich 
doch, so schlecht ist das teil nicht), der HYT221 liegt bei 54%.

Ich wart auf jeden Fall bis morgen, dann werd ich wohl reklamieren. 
Gekauft beim Conrad. Wahrscheinlich haben die mir irgendeinen Schrott 
angedreht.

Irgendwo hab ich was gelesen von einer geheimen "Custom Config" im 
EEPROM des HYT221. Könnte sein dass meiner eine nichtlineare kennlinie 
hat oder sowas? Weiss da jemand was? oder anders gefragt: hat jemand 
einen funktionierenden, und könnte mir sein EEPROm auslesen zum 
Vergleichen?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Ende des versuchs: nach 10 Stunden zeigt das testo 76.9% bei 21.8°C an, 
der HYT-271 57.52% bei 22.04°C.

Temperatur stimmt also recht genau überein, testo zeigt recht genauen 
rF-Wert, HYT-271 ist total daneben.

grummel

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Nachtrag: Hab grad zufällig rausgefunden, dass im HYT-271 wohl ein 
ZSSC3122 verbaut ist. Hilft mir das weiter?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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nachtrag 2: Hab soeben eine Antwort vom Hersteller bekommen:

Eine mögliche Ursache für diese grossen Abweichungen könnten fremde 
Dämpfe
sein. Diese Dämpfe (z.B. von Lacken) können in das Polymer von dem
Feuchtesensor diffundieren und somit einen Drift des Sensors 
verursachen.
Allerdings können diese Dämpfe in den meisten Fällen mittels Heizen 
wieder
aus dem Polymer entfernt werden. Deshalb empfehle ich Ihnen, dass Sie 
die
Module für 12 Stunden bei 100°C ausheizen und danach nochmals vermessen.
Sollte dies keine Verbesserung bringen, müssten wir die Module bei uns
genauer analysieren um die Ursache zu finden.

Hmmm... Lacke/Dämpfe bei mir kann ich ausschließen.

jemand eine Idee? Und wie heizt man "mal schnell" 12 Stunden bei 100°C, 
ohne das Backrohr zu blockieren und den hausfrieden aufs Spiel zu 
setzen?

von Dennis S. (dspo)


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Also das mit den in etwa 40% Luftfeuchte kommt mir gerade echt bekannt 
vor, die zeigte meine eigene Sensorkombination HYT271 / HH10D die 
letzten heissen Tage auch an, insofern finde ich den gemessenen Wert 
nicht ungewöhnlich. Beide Sensoren differieren zwar um wenige Prozent, 
folgen aber einer gemeinsamen Linie und ich habe nicht den Eindruck, 
hier könnte grob was danebengehen. Meiner Erfahrung mit 2, 3 anderen 
HYT's nach ist es vielmehr so,daß dieser Sensortyp absolutwertmäßig 
nicht zu den genauesten zählt. Die aktuellen Messbedingungen 
(Temperatur, Luftströmungen) wirken offensichtlich auch recht 
empfindlich auf die gemessenen Werte.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Tja, beim Kochsalz-Experiment statt 75% nur 57% fällt nicht unter die 
Kategorie "etwas ungenau". Speziell dort war der Sensor zusammen mit 
meinem testo 12 Stunden lang in einem großen kochtopf unter 
Klarsichtfolie. Konstante temperatur, keine Luftströmung.

von Dennis S. (dspo)


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Wiegesagt diese Sensoren sind absolutwertmäßig nicht genau, anders als 
es vielleicht der Preis suggeriert :) Mir war/ist wichtiger, daß mein 
Aussensensor halbwegs langzeitstabil misst. Seit 1 Jahr im Einsatz hatte 
ich bei den unwirtlichen Bedingungen des letzten Winters so meine 
Bedenken, die aber nicht bestätigt wurden. Ich würde raten, lass es mit 
dem Austausch, Du wirst die gleiche Qualität wieder bekommen- und setze 
einen anderen Sensortyp ein wenn die Absolutwertabweichung nicht zu 
tolerieren ist.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Dennis S. schrieb:
> wenn die Absolutwertabweichung nicht zu tolerieren ist.

wir reden hier nicht von 3% oder 5% (absolutem) Messfehler, sondern von 
fast 20%! Und wenn selbst der Hersteller sagt, das darf nicht sein...

von Arc N. (arc)


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Michael Reinelt schrieb:
> Danke, danke, danke. Salzkalibrierung ist im Gange.
>
> Das größte Problem ist, bei der Hitze irgendwo 19-21°C aufzutrieben .-)


Die Abweichung aufgrund der Temperatur dürfte vernachlässigbar sein
http://www.omega.com/temperature/z/pdf/z103.pdf
(relative Feuchtigkeit vs Temperatur für einige Salz-Lösungen)

von Dennis S. (dspo)


Angehängte Dateien:

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Michael Reinelt schrieb:
> Und wenn selbst der Hersteller sagt, das darf
> nicht sein...

Na dann mußt Du den Dingen auf den Grund gehen.
Meine Vermutung ist ja eher daß der Hersteller das verharmlosen möchte. 
Aber OK- ich bin jetzt auch kein Sensor-Experte, kann nur das Problem 
mit großen MW-Abweichungen im Vergleich mit anderen Hygrometern 
bestätigen.

Anbei noch meine aktuellen Werte :)
Wie man sieht, die Abweichungen zu den mechanischen sind nicht wenig...

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Dennis S. schrieb:

> Wie man sieht, die Abweichungen zu den mechanischen sind nicht wenig...

geh bitte, sieht eh super aus! Da will ich auch hin!

von Dennis S. (dspo)


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na ja jetzt ist auch schönes Wetter :). Die Unterschiede können durchaus 
auch andere Größenordnungen erreichen.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Neuigkeiten!

Der Hersteller (IST AG aus der Schweiz) hat mich gebeten, ihnen zwei der 
Sensoren zu senden (ich hab ja 5 Stück bei Conrad bestellt, und ein paar 
davon "belötet"), einen gelöteten und einen originalen neuen.

Heute habe ich das Ergebnis bekommen: Sie konnten den gravierenden 
Meßfehler nachvollziehen, Ursache waren mechanische Beschädigungen des 
Sensors. Ursache für diesen Schaden wiederum war die absolut nicht 
fachgerechte Verpackung von Conrad: Die haben einfach 5 Sensoren ohne 
weiteren Schutz in eine viel zu große Platikbox (diese 
zusammenschiebbaren Dinger) geworfen, durch Erschütterung beim Transport 
haben sich die Sensoren (speziell der sehr harte Keramik-Träger) 
aneinander "gerieben".

Laut IST AG gehören diese Sensoren unbedingt einzeln in einen 
Blister-Schutzverpackung.

ich bekomme nun neue Sensoren direkt von IST AG, und die anderen werd 
ich bei Conrad reklamieren (das wird sicher ein Spaß!)

Sehr loben möchte ich den Support von IST, die mir als "kleinem 
Privatkunden" sehr professionell, schnell und umfassend geholfen haben!

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