Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Frage zu thermischen Widerstand


von ich (Gast)


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Hallo zusammen. Ich habe mich in den letzten Tagen ein bisschen mit 
thermischen Widerständen auseinander gesetzt, da ein Bauteil ggf relativ 
Warm wird, in dem Zug hab ich mich auch ein bisschen über Kühlung 
informiert.

Meine Frage bezieht sich darauf, warum bei einer gewissen Leistung ein 
Bauteil nicht immer heißer wird.
Als Beispiel ein Bauteil, dass 0.5W Leistung umsetzt, ein Rth(j-a) von 
80K/W hat und ein Rth(j-c) von 4K/W.

Soweit ich das verstanden habe, wird das also wie folgt gerechnet:
Umgebungstemperatur sei 20°C, also ist eine Junction-Temperatur von 20°C 
+ 40K = 60°C, was bei einer "Standard-maximal-Temperatur" von 125°C noch 
im Rahmen ist. Aber: Durch den relativ kleinen Junction-Case Widersand 
wird das gesamte Gehäuse doch auch relativ Warm (Ansich 60°C - 2K = 
58°C). Und dadurch wird die Umbegungstemperatur erhöht, was man auch 
spürt, wenn man die Hand in die Nähe (nicht an) des Bauteils hält. 
Folglich wird die Umgebungstemperatur erhöht und dadurch die 
Junctiontemperatur. Sprich, die 40K differenz - durch die 0.5W Leistung 
- bleibt gleich, doch die Umgebungstemperatur steigt.

Die Frage ist.. Wo ist mein Denkfehler ;)

: Verschoben durch Admin
von Falk B. (falk)


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@ ich (Gast)

>Junctiontemperatur. Sprich, die 40K differenz - durch die 0.5W Leistung
>- bleibt gleich, doch die Umgebungstemperatur steigt.

Nein. Die Umgebungstempratur bleibt gleich.

>Die Frage ist.. Wo ist mein Denkfehler ;)

Das der Wärmewiderstamd Junction Case nur verwednet wird, wenn man einen 
zusätzlichen Kühlkörper nutzt. Siehe Artikel <-.

von Udo S. (urschmitt)


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Man kann auch sagen:

Rth(j-a) = 80K/W
Rth(j-c) = 4K/W

=>

Rth(c-a) = 76 K/W

da Rth(j-a) = Rth(j-c) + Rth(c-a)

Angegeben werden aber die beiden interessanten Fälle zum Einen für den 
Betrieb ohne Kühlkörper und zum Anderen für den Betrieb mit Kühlkörper.

von Udo S. (urschmitt)


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ich schrieb:
> Und dadurch wird die Umbegungstemperatur erhöht, was man auch
> spürt, wenn man die Hand in die Nähe (nicht an) des Bauteils hält.
> Folglich wird die Umgebungstemperatur erhöht und dadurch die
> Junctiontemperatur.

Das ist in dem Rth berücksichtigt, zumindest für den Fall daß eine 
normale Konvektion stattfinden kann. Die Umgebungstemperatur wird 
(wahrscheinlich) irgendwo in einem gewissen Abstand gemessen.

von ich (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Das der Wärmewiderstamd Junction Case nur verwednet wird, wenn man einen
> zusätzlichen Kühlkörper nutzt. Siehe Artikel <-.

Udo Schmitt schrieb:
> Angegeben werden aber die beiden interessanten Fälle zum Einen für den
> Betrieb ohne Kühlkörper und zum Anderen für den Betrieb mit Kühlkörper.

Naja, für meine Überlegung ist es egal, ob mit oder ohne Kühlkörper, 
solange passiv.

Wir sind uns ja einig, dass es einen Unterschied für die 
Junction-Temperatur macht, ob es Grade 5°C im Winter, oder 40°C-45°C im 
Sommer bei Sonneneinstrahlung sind (Solange das Bauteil in der Umgebung 
ist). Und die Wärme, die erzeugt wird, muss ja abgestrahlt werden, was 
ja auch so ist, man kann es schließlich mehr oder weniger intensiv 
spüren ;)
Demnach ist es für mein Verständnis egal, wie die Umgebungstemperatur 
ist und wie groß der thermische Widerstand, solange >0K/W ist. Auch ein 
Kühlkörper kann warm werden und die Umgebung erwärmen.
Bei aktiver Belüftung bin ich dann aber denke ich raus, da ja quasi die 
erwärmte Luft weggepustet wird und durch kältere, "neue" Luft 
"ausgetauscht" wird.


Udo Schmitt schrieb:
> Das ist in dem Rth berücksichtigt, zumindest für den Fall daß eine
> normale Konvektion stattfinden kann. Die Umgebungstemperatur wird
> (wahrscheinlich) irgendwo in einem gewissen Abstand gemessen.

Hm, das könnte sein. Doch das erklärt nach meiner (offensichtlich 
irgendwie falschen) Theorie nicht, warum das Bauteil nicht immer Heißer 
wird.

von Falk B. (falk)


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@ ich (Gast)

>Wir sind uns ja einig, dass es einen Unterschied für die
>Junction-Temperatur macht, ob es Grade 5°C im Winter, oder 40°C-45°C im
>Sommer bei Sonneneinstrahlung sind (Solange das Bauteil in der Umgebung
>ist). Und die Wärme, die erzeugt wird, muss ja abgestrahlt werden,

abgegeben! Abstrahlung ist nur eine Form des Wärmetramsports. Das meiste 
geschieht eher über Konvektion, sricht, die angrenzende Luft wird duch 
Kotakt erwärmt und dann abtransportiert. Geschieht das natürlich, so 
spricht man von natürlicher bzw. freier Konvektion. Sind Lüfter im 
Spiel, nennt man es Zwangskonvektion.

>Demnach ist es für mein Verständnis egal, wie die Umgebungstemperatur
>ist und wie groß der thermische Widerstand, solange >0K/W ist.

Egal ist es nicht, es beeinflußt die Temperaturdifferenz.

> Auch ein
>Kühlkörper kann warm werden und die Umgebung erwärmen.

Das tut er auch ;-)

>Bei aktiver Belüftung bin ich dann aber denke ich raus, da ja quasi die
>erwärmte Luft weggepustet wird und durch kältere, "neue" Luft
>"ausgetauscht" wird.

Das Grundprinzip ist identisch, die (vereinfachte) Rechnung auch.

>> Das ist in dem Rth berücksichtigt, zumindest für den Fall daß eine
>> normale Konvektion stattfinden kann. Die Umgebungstemperatur wird
>> (wahrscheinlich) irgendwo in einem gewissen Abstand gemessen.

Sie wird dort gemessen, wo si noch nicht durch das Bauteil erwärmt 
wurde, also am Lufteinlass, wo auch immer der liegt.

>Hm, das könnte sein. Doch das erklärt nach meiner (offensichtlich
>irgendwie falschen) Theorie nicht, warum das Bauteil nicht immer Heißer
>wird.

Warum sollte es? Es gibt je keinen Wärmespeicher bzw. Stau. Die Menge an 
Wärme, die produziert wird, wird kontinuierlich in die Umgebung 
abgeführt und sid dann "weg". Zumindest soweit weg, als dass die 
Umgebungsluft immer konstante Temperatur hat. Man kann nicht mit einem 
USB-Kaffeewärmer ein Fußballstadion heizen.

von Udo S. (urschmitt)


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ich schrieb:
> Hm, das könnte sein. Doch das erklärt nach meiner (offensichtlich
> irgendwie falschen) Theorie nicht, warum das Bauteil nicht immer Heißer
> wird.

Das Bauteil wird solange heisser, bis sich ein Gleichgewicht aus 
zugeführter elektrischer Leistung und abgeführter thermischer Leistung 
über Strahlung und Konvektion eingestellt hat.
Der Rth(j-a) = 80K/W gibt dafür ein Maß an.
Da schaukelt sich nix auf, denn je wärmer die Luft direkt am Bauteil 
wird, desto größer die Konvektion.
Der Rth wird natürlich für gewisse festgelegte Umgebungswerte ermittelt 
und änderst sich auch wenn sich diese Werte ändern.

Wenn du das Teil in Schaumstoff einpackst sieht das natürlich anders 
aus.

Ich verstehe irgendwie dein Problem nicht ganz.

von Besserwisser (Gast)


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Grundsätzlich kann es natürlich vorkommen, dass ein Bauteil immer wärmer 
wird, z.B. wenn frei Konvektion stark eingeschränkt ist ( kleines 
Plastikgehäuse ohne Lüftungsschlitze ). Abgesehen davon, finde ich die 
Erkläung von Udo Schmitt recht nachvollziehbar.
Bei Rth (j-a) sollte jedoch auch beachtet werden, dass ein Großteil der 
Wärme über die Pins und die Platine abgeführt wird, abhängig vom Gehäuse 
natürlich. Deshalb kann ein entsprechendes PCB-Design sich positiv oder 
negativ auf diesen Wert auswirken.

von Udo S. (urschmitt)


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Besserwisser schrieb:
> Bei Rth (j-a) sollte jedoch auch beachtet werden, dass ein Großteil der
> Wärme über die Pins und die Platine abgeführt wird, abhängig vom Gehäuse
> natürlich. Deshalb kann ein entsprechendes PCB-Design sich positiv oder
> negativ auf diesen Wert auswirken.

Guter Punkt. Im Datenblatt sollte es dazu dann aber Anmerkungen oder 
zumindest eine Fussnote geben.

von Besserwisser (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Im Datenblatt sollte es dazu dann aber Anmerkungen oder
> zumindest eine Fussnote geben.

Das ist tatsächlich so. Bei besonders kritischen Bauteilen, wie z.B. bei 
MOSFETs, wird das dann so oder so ähnlich beschrieben:

"Device mounted on a glass-epoxy board, FR-4, 25.4 x 25.4 x 0.8mm"

Dabei wird zum Teil auch ein Unterschied gemacht, ob die Kupferflächen 
komplett ausgefüllt sind oder nicht. Der Unterschied ist signifikant.

von ich (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Ich verstehe irgendwie dein Problem nicht ganz.

Mein Problem ist, dass ich weiß, dass es nicht so ist, wie ich sage, ich 
aber nicht nachvollziehen kann warum ;)

Ich sehe als die Umgebungstemperatur halt die direkt anschließende 
Luft-temperatur, z.B. in 1mm Abstand zum Gehäuse. Und die wird doch 
wärmer^^

Es geht einfach nicht in meinen Kopf.

von Falk B. (falk)


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@ ich (Gast)

>Ich sehe als die Umgebungstemperatur halt die direkt anschließende
>Luft-temperatur, z.B. in 1mm Abstand zum Gehäuse. Und die wird doch
>wärmer^^

Sicher, aber sie wird auch sehr schnell ABGEFÜHRT, meisten allein, sie 
steigt wie ein Heißluftballon nach oben. "Kalte" Luft strömt nach und 
nimmt neue Wärme auf.

von Udo S. (urschmitt)


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ich schrieb:
> Ich sehe als die Umgebungstemperatur halt die direkt anschließende
> Luft-temperatur, z.B. in 1mm Abstand zum Gehäuse. Und die wird doch
> wärmer^^

Ist ja schön daß du das so siehst, aber bei der Messung der Rth(j-a) 
wird nicht die Luft in 1mm Abstand als Referenz genommen sondern die 
Umgebungstemperatur in einiger Entfernung (nein ich habe die 
Messvorschrift nicht parat aber es gibt bestimmt einen Standard) vom 
Bauteil.

Und da es genausowenig Luftkleber wie Siemens Lufthaken gibt, sind die 
Luftmoleküle auch nicht festgeklebt sondern können sich bewegen, was zu 
einer Konvektion führt die die Wärme abführt.

von Maxx (Gast)


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Zudem wird umso mehr Energie abgestrahlt, je wärmer ein Gegenstand ist.

D.h. bei konstanter Energiezufuhr, die in Wärme gewandelt wird, steigt 
die Energie, die abgestrahlt wird (Frequenzschift der 
Schwarzkörperstrahlung). Diese ist eine Funktion der Temperatur und 
steig mit dieser, während die Energiezufuhr konstant bleibt.

Es muss also einen Punkt geben an dem genausoviel Energie zugeführt 
wird, wie abgestrahlt.


Schon aus diesem Grunde ohne Konvektion (siehe z.B. Sateliten) wird es 
zu keiner ewigen Temperaturzunahme kommen.

von ich (Gast)


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Achso. Also quasi, je wärmer die Luft um die Hitzequelle ist, desto 
schneller wird sie ausgetauscht? Sodass es sich bei einem Punkt 
eingependelt hat?

Udo Schmitt schrieb:
> Siemens Lufthaken

Die gibt es nicht? Ich dachte die sind neben den 180° Winkeln, der 
Wasserstrahlabknickzange, den Kurvenbohrern oder den Ersatzbläschen für 
Wasserwaagen..

von Hohlpfosten (Gast)


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Rettet den Dativ!

von Udo S. (urschmitt)


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ich schrieb:
> Achso. Also quasi, je wärmer die Luft um die Hitzequelle ist, desto
> schneller wird sie ausgetauscht?

Je größer die Temperaturdifferenz, desto größer der Gewichts und damit 
auch Druckunterschied der Luft, desto größer die Konvektion und desto 
größer der Wärmetransport.

von J. T. (chaoskind)


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Das ganze ist selbst luftunabhängig so. Es wurd schon auf Sateliten 
hingewiesen, die sich mehr oder weniger im Vakuum bewegen, wo naturgemäß 
mit Konvektion nich viel zu holen ist.
Auch auf die Schwarzkörperstrahlung wurde schon hingewiesen.

Und dein Wärmewiderstand kannste ja auch von der anderen Seite her 
aufzügeln. Also entweder wird das Bauteil soviel wärmer, wenn ich soviel 
Leistung durchpumpe, oder aber das das Bauteil strahlt soundsoviel Wärme 
ab, wenn ich so und soviel Leistung durchpumpe.

Und wenn du nun beispielsweise 1W durch dein Teil jagst, dann wird sich 
die Temperatur solange erhöhen, bis sich eine Temperaturdifferenz 
eingestellt hat, bei der die aufgenomme elektrische Leistung gleich der 
abgestrahlten/konvektierten Wärmeleistung ist. Und wärmer wird dein 
Bauteil dann nicht, weil es 1W zugeführt und 1W abgeführt bekommt. 
Hättest du es gern wärmer, musst du einfach die zugeführte Leistung 
erhöhen.

MfG Chaos

von Wolfgang (Gast)


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ich schrieb:
> Ich sehe als die Umgebungstemperatur halt die direkt anschließende
> Luft-temperatur, z.B. in 1mm Abstand zum Gehäuse. Und die wird doch
> wärmer^^
Das Aufwärmen betrachtet man dazu gar nicht. Man guckt sich nur den 
stationären Zustand an, d.h. wenn sich temperaturmäßig alles 
eingependelt hat. Und dann sind alle Temperaturen - wie auch immer - 
konstant und man kann über die zugeführte Leistung z.B. aus den 
Differenztemperaturen die Wärmewiderstände bestimmen.

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