Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik MAX232 - frage zum IC und generelle Frage zu Kondensator.


von J.R. (Gast)


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Hallo,

ich beschäftige mich gerade mit dem MAX232 IC und habe da mal eine 
Frage:
es befinden sich ja V+ und V- pins auf dem IC, welche eine Spannung von 
~ +-7,5V ausgeben (laut Datenblatt). Sind diese Pins in irgendeiner Form 
verwendbar? Ich hatte überlegt einen Low-Power Op-Amp darüber laufen zu 
lassen, würde das funkionieren? Wenn ich das richtig verstehe sind das 
ja die Ausgänge der Ladungspumpe von dem MAX232, weiß jemand wie 
belastbar diese Ausgänge wohl sind?

Und eine zweite, total blöde Frage, obwohl es ja angeblich keine blöden 
Fragen gibt :-) Ich sehe immer wieder auf schaltbildern sowohl 
kondensatoren mit plus und minus angabe, als auch welche ohne plus/minus 
polung? Die mit polung sind wohl Elkos, jedenfalls üblicherweise, wenn 
ich das richtig verstehe. Was sind denn nun die "anderen" kondensatoren 
ohne polung?

Viele Grüße,
J.R.

von Kai K. (klaas)


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>Sind diese Pins in irgendeiner Form verwendbar? Ich hatte überlegt einen 
>Low-Power Op-Amp darüber laufen zu lassen, würde das funkionieren?

Ja. Aber da ist ein großer Ripple drauf, den du wegfiltern solltest.

>Wenn ich das richtig verstehe sind das ja die Ausgänge der Ladungspumpe
>von dem MAX232, weiß jemand wie belastbar diese Ausgänge wohl sind?

Steht im Datenblatt.

>Was sind denn nun die "anderen" kondensatoren ohne polung?

In der Regel keramische.

von Soul E. (Gast)


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J.R. schrieb:

> es befinden sich ja V+ und V- pins auf dem IC, welche eine Spannung von
> ~ +-7,5V ausgeben (laut Datenblatt). Sind diese Pins in irgendeiner Form
> verwendbar? Ich hatte überlegt einen Low-Power Op-Amp darüber laufen zu
> lassen, würde das funkionieren?

Ja, das geht. Bei 5V Betriebsspannung kommen da ca +/-9V raus. Jeweils 
5mA kann man problemlos abzweigen, wenn Du nur einen der Rs232-Ausgänge 
benutzt, dann auch 10mA. Die Kondensatoren sollten dann aber etwas 
größer gemacht werden als im Datenblatt angegeben.

Die Ausgangsspannung der Ladungspumpe ist aber nicht wirklich sauber, 
und V+ und V- brummen nicht syncron. D.h. für den OpAmp wirst Du noch 
einen Filter vorsehen müssen.


> (...) Was sind denn nun die "anderen" kondensatoren
> ohne polung?

Das sind Kondensatoren ohne Polung ;-) Also vom Innenaufbau her 
symmetrisch, z.B. mit Folie oder Keramik als Dielektrikum. Elkos nutzen 
dafür eine dünne Oxidschicht, und die ist nur auf einer Seite.




BTW: den MAX232 gibt es auch ohne serielle Schnittstelle. Dann heisst er 
ICL7660. Im Zeitalter von USB mag das langsam wieder interessant sein

von J.R. (Gast)


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Erstmal vielen Dank für eure schnellen und konkreten Antworten!
Verhalten die Kondensatoren sich auch irgendwie unterschiedlich oder im 
endeffekt identisch nur man kann den einen verpolen und den andern 
nicht?

Grüße,
J.R.

von Soul E. (Gast)


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Schau Dir mal die Wertebereiche an, in denen die verschiedenen Typen 
lieferbar sind. Dann dürfte sich die Frage von selbst beantworten...

von Kai K. (klaas)


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>Verhalten die Kondensatoren sich auch irgendwie unterschiedlich oder im
>endeffekt identisch nur man kann den einen verpolen und den andern
>nicht?

Früher gab es die größeren Kapazitätswerte nur als Elko oder Tantal. 
Heute gibt es sie auch in Keramik. Der wesentliche Unterschied liegt im 
ESR, der bei Elkos am größten und bei keramischen Caps am kleinsten ist. 
Tantals liegen dazwischen. Ausreichend ESR zu haben, ist manchmal 
wichtig, zur Bedämpfung von Resonanzen, kann aber auch stören, weil 
Schaltströme an ihnen unerwünschte Spannungsabfälle verursachen können. 
In der konkreten Anwendung muß man daher immer abwägen, was besser ist.

von J.R. (Gast)


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Verstehe, also gibt es die symmetrisch aufgebauten nur mit kleinen 
Kapazitäten? Und wenn man dann nen Größeren braucht, dann kommen sowieso 
nur Elkos (oder vergleichbare) in Frage?

Ich habe das ganze jetzt mal aufgebaut mit dem MAX232 leider sind die 
Spannungsrippel echt heftig und ziehen sich durch die komplette 
Schaltung durch. Wie bekomme ich die jetzt am schlausten rausgefiltert? 
Ich habs mit nem einfachen 1µF  Kondensator der gegen Masse läuft 
probiert, leider wird nur ein Teil der Spitzen rausgefiltert, das Signal 
ist immer noch total Verrauscht bzw Rippelbehaftet.

von Der (Gast)


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Hi!

Um solche Ripplespannungen zu filtern reicht ein einfacher Kondensator 
nicht aus. Hier ist eine RC-Kombination oder besser noch LC-Kombination 
gefragt. Ein weiteres Stichwort lautet PI-Filter.

von Kai K. (klaas)


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>Verstehe, also gibt es die symmetrisch aufgebauten nur mit kleinen
>Kapazitäten? Und wenn man dann nen Größeren braucht, dann kommen sowieso
>nur Elkos (oder vergleichbare) in Frage?

Halte dich einfach an die Datenblattangaben.

>Ich habe das ganze jetzt mal aufgebaut mit dem MAX232 leider sind die
>Spannungsrippel echt heftig und ziehen sich durch die komplette
>Schaltung durch. Wie bekomme ich die jetzt am schlausten rausgefiltert?

Zusätzlich zu den geforderten Caps am MAX232 kannst du ein RC-Glied mit 
beispielsweise 100R und 47µF probieren. Dem 47µF Cap schaltest du noch 
einen 100n/keramisch parallel. Wenn das nicht reicht, kannst du dem 
Widerstand eine Drossel von rund 10...22µH in Serie schalten. Die 
genauen Werte hängen natürlich von der Frequenz des Ripples ab. Wie hoch 
ist denn diese?

von J.R. (Gast)


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Die Frequenz der Rippel beträgt etwa 230kHz, wenn ich richtig gemessen 
habe. Also nen RC Tiefpass mit 100 Ohm und 47µF hat noch nicht das 
erwünschte Ergebnis gebracht, ich werde wohl mal noch ne Induktivität 
vorschalten und sehen, ob es ausreicht.

Danke erstmal für alle Antworten!

von J.R. (Gast)


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Die Rippel sehen fast aus wie kleine Impulse, ich denke die entstehen 
durch das Schalten der Ladungspumpe intern im IC?

von Dietrich L. (dietrichl)


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J.R. schrieb:
> Die Frequenz der Rippel beträgt etwa 230kHz, wenn ich richtig gemessen
> habe. Also nen RC Tiefpass mit 100 Ohm und 47µF hat noch nicht das
> erwünschte Ergebnis gebracht, ich werde wohl mal noch ne Induktivität
> vorschalten und sehen, ob es ausreicht.

100 Ohm und 47µF  sind eine Zeitkonstante von 4,7ms, das müsste bei 
230kHz aber schon einiges bringen. Falls der 47µF ein Elko ist: der ist 
HF-mäßig nicht so toll. Mach mal 100n Keramik-C parallel.

Ansonsten: Messfehler? Hast Du den Oszi-Testkopf mit kurzem 
Masseanschluss direkt an den Kondensator angeschlossen?

Gruß Dietrich

von Kai K. (klaas)


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>100 Ohm und 47µF  sind eine Zeitkonstante von 4,7ms, das müsste bei
>230kHz aber schon einiges bringen.

Das meine ich doch auch.

>Falls der 47µF ein Elko ist: der ist HF-mäßig nicht so toll.

Selbst wenn, sollte sich doch ein gravierender Unterschied erkennen 
lassen.

>Mach mal 100n Keramik-C parallel.

Das sowieso.

>Ansonsten: Messfehler? Hast Du den Oszi-Testkopf mit kurzem
>Masseanschluss direkt an den Kondensator angeschlossen?

Ja, genau. Auch an eine intelligente Masseführung denken, sonst nützt 
das beste Filter nichts...

von J.R. (Gast)


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Im Moment stecke ich leider alles auf nem großen Experimentierboard 
zusammen, Masseführung ist da sowieso Zweitrangig, oder?
Also der 47µF ist nen Elko und ich versuchs morgen mal mit 100nF Keramik 
Parallel. Es hat natürlich schon sehr viel an störung rausgenommen aber 
noch längst nich so viel, dass der OP-Amp dahinter ein brauchbares 
Signal liefert.... Die ganze Schaltung ist momentan durch den MAX232 
gestört. Das ist ja auch klar, aber in dem Ausmaß? Ich hab Rippel die 
Impulsartig bis zu 400mV spitze-spitze auf der gesamten Schaltung 
liegen...

von Dietrich L. (dietrichl)


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J.R. schrieb:
> Im Moment stecke ich leider alles auf nem großen Experimentierboard
> zusammen, Masseführung ist da sowieso Zweitrangig, oder?

Das würde ich anders formulieren: Masseführung ist absolut nicht 
zweitrangig, nur ist es schwierig, dies auf dem Experimentierboard 
vernünftig zu realisieren.

Wenn Du mit dem Oszi am Kondensator misst (wie ich schon sagte: 
Tastkopf-Spitze und kurze Masse direkt am Kondensator) und das Signal 
dann sauber ist, dann hast Du gute Chancen, dass es mit ordentlichem 
Layout auch funktioniert.

Unkontrollierte Masseführung auf Experimentierboard produziert kein 
sauberes Signal und Masseanschluss des Oszi irgendwo liefert keine 
verlässliches Messergebnis.

Gruß Dietrich

von Kai K. (klaas)


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>Im Moment stecke ich leider alles auf nem großen Experimentierboard
>zusammen, Masseführung ist da sowieso Zweitrangig, oder?

Wenn du das so siehsts, darfst du dich aber auch nicht über die 
Resultate wundern.

Nein, die Masseführung ist natürlich nicht zweitrangig, sondern ganz im 
Gegenteil von fundamentaler Wichtigkeit. Eigentlich traurig, daß man das 
überhaupt erwähnen muß. Und ja, man kann auch bei einem 
Experimentierboard eine vorteilhafte Masseführung wählen, beispielsweise 
durch sternförmige Masseführung.

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