Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik MOSFET und Body Diode leiten gleichzeitig ?


von sax p. (saxpc)


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Wie kann ich mir erklären, dass es möglich ist, dass sich ein Strom auf 
die Body-Diode und den Drain Source Kanal eines MOSFTES aufteilt also 
durch beide gleiczitig Strom fliesst. Dürfte nach dem Schalten des 
MOSFETS der Stromfluss durch die Bodydiode nicht eigentlich aufhören ?

Konkreter Anwendungsfall http://www.ti.com/lit/an/slua107a/slua107a.pdf 
auf Seite 10 zu sehen.

Gruß

von Peter (Gast)


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sax pc schrieb:
> Wie kann ich mir erklären, dass es möglich ist, dass sich ein Strom auf
> die Body-Diode und den Drain Source Kanal eines MOSFTES aufteilt also
> durch beide gleiczitig Strom fliesst. Dürfte nach dem Schalten des
> MOSFETS der Stromfluss durch die Bodydiode nicht eigentlich aufhören ?

Dazu müsste der Kanalwiderstand (Rdson) ja unendlich klein klein. Sonst 
hast du immer einen Stromteiler zwischen Body-Dioden-Widerstand (bitte 
nicht wörtlich nehmen) und Rdson.

von Test (Gast)


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Kommt auf den kanalwiderstand, schaltzeiten, Technologie und Zustand an 
um das fallspezifisch zu erklären..... Auf gut deutsch..mehr Infos 
bitte...

von Peter (Gast)


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|   Ids
    |
 ---+---
| |   | |
| |   | |
| |   | |
 ---+---
 Rds| Rbdiode
    |

von sax p. (saxpc)


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Es geht um eine Vollbrücke aus 4 Mosfets und dem Zero Voltage Switching. 
Eigentlich sind mir alle Schritte klar nur der eine in dem der Strom 
sich in einem MOSFET auf die Dain Source VErnindung und auf die 
Bodydiode aufteilt ist mir noch unklar.

von sax p. (saxpc)


Angehängte Dateien:

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Sobald der Drain Source Widerstand fällt sollte der Strom sich den Weg 
ja hierher suchen und nicht über die Body Diode.

Ich habe mal ein Bild von dem mir unklaren Zustand angefügt.
Q4 wurde gerade ausgeschaltet und im rechten Zweig beginnt der 
Umschwingvorgang, sprich C4 lädt sich auf und C3 entlädt sich.

Vor dieser Phase waren Q2 und Q4 geschaltet und der Strom zirkulierte 
(Freilaufphase)

von sax p. (saxpc)


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Eine besonderheit hier : Der Strom fliesst von Source nach Drain ! liegt 
es daran ? Leitet beim Inversbetrieb also die Bodydiode auch ? Wenn ja 
würde das meine Fragen erklären !

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Peter schrieb:
> Dazu müsste der Kanalwiderstand (Rdson) ja unendlich klein klein. Sonst
> hast du immer einen Stromteiler zwischen Body-Dioden-Widerstand (bitte
> nicht wörtlich nehmen) und Rdson.
Der Spannungabfall ober der SD-Strecke müsste nur so klein sein, dass 
die Body-Diode noch nicht (nennenswert) leitet. Dann ist es nur noch ein 
Stromteiler zwischen dem Rdson und einem Widerstand im 100kOhm Bereich. 
Das ist zwar immer noch ein Stromteiler, aber der Anteil durch die Diode 
kann kalkulatorisch vernachlässigt werden...

sax pc schrieb:
> Eine besonderheit hier : Der Strom fliesst von Source nach Drain ! liegt
> es daran ? Leitet beim Inversbetrieb also die Bodydiode auch ? Wenn ja
> würde das meine Fragen erklären !
Bitte nicht Plenken!
Nur im Inversbetrieb kann die Body-Diode überhaupt leiten (Dioden 
haben nicht umsonst so einen neckischen kleinen Pfeil im Zeichen: sie 
leiten nur, wenn der Strom in Pfeilrichtung durch sie hindurchfließt).

Sieh dir einfach mal den pysikalischen Aufbau eines Mosfets an, dann 
kannst du dieses Verhalten nachvollziehen:
http://www.ixys.com/Documents/AppNotes/IXAN0061.pdf
Auf Wikipedia findet sich neben der deutschen oft auch eine englische 
Version, die zusammen dann ein rundes Bild ergeben:
http://en.wikipedia.org/wiki/Power_MOSFET
http://de.wikipedia.org/wiki/Metall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistor

von eProfi (Gast)


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Plenken = Leerzeichen vor Satzzeichen schreiben.
(Obwohl ich sehr auf richtige Kommasetzung achte, ist mir das jetzt 
nicht aufgefallen.)

Es geht hier mMn auch nicht darum, dass die beiden strenggenommen 
gleichzeitig leiten, sondern darum, dass in der jeweiligen Phase einer 
der beiden den Stromfluss übernimmt. Das ist ein fließender Übergang, 
der je nach Last und Versorgungsspannung dynamisch stattfindet.

Wobei immer das Ziel sein soll, dass die Diode gar nicht zum Leiten 
kommt. Denn auch wenn der Recoverystrom nach außen gar nicht in 
Erscheinung tritt, die Verlustleistung, welche beim "Löschen" der 
"eigenen" Diode entsteht, wird dennoch frei. Falls die komplementäre 
Diode gelöscht wird, kann man den Strom natürlich messen. Bei einer von 
mir untersuchten Schaltung waren das 50A für einige zehn ns.

Habe ich hier schon mal beschrieben:
Beitrag "Re: H-Brücke Freilaufdioden"
Beitrag "Re: H-Brücke für stepper - so beschaltbar?"

von gfa34aq4 (Gast)


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Brrr...

Zur Info. Auch an alle, die gerne einen MOSFET ohne Body-Diode kaufen 
möchten.

Die Body-Diode ist weder Mobbing vom Hersteller noch eine separate Diode 
im Transistor-Gehäuse.

Die Body-Diode ist ein parasitärer Effekt, der sich durch den Aufbau des 
MOSFETs ergibt.

Das, was im Schaltplan-Symbol als Schalter und Body-Diode getrennt 
parallel gezeichnet sind, sind in der Realität ein und der selbe Kanal.

Es gibt hier keine Stromaufteilung zwischen Body-Diode und 
R_DS,on-Widerstand.

Die Stromtragfähigkeit ist im Datenblatt identisch angegeben, natürlich 
wird sich der Transistor im "Dioden-Betrieb" mehr erwärmen, da mehr 
Spannung über ihn abfällt.

Logischerweise hat sowohl der R-DS,on, wie auch die "Body-Diode" den 
selben Rth,j-c.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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gfa34aq4 schrieb:
> Das, was im Schaltplan-Symbol als Schalter und Body-Diode getrennt
> parallel gezeichnet sind, sind in der Realität ein und der selbe Kanal.

Nein, das stimmt nicht. Der "Kanal" beim Mosfet liegt direkt zwischen 
Drain und Source und hat nur Majoritätsladungsträger, also Elektronen 
beim N-Kanal Mosfet.

Die Body-Diode entsteht dadurch, dass Source über einen metallischen 
Kontakt mit Bulk verbunden ist, die Diodenstrecke ist der Übergang 
zwischen Bulk und Drain. Das ist ein richtiger PN-Übergang mit allen 
Eigenschaften, wie z.B. Minoritätsladungsträgerleitung.

Es ist zwar alles im selben Chip, aber es sind schon unterschiedliche 
Strompfade mit unterschiedlichen Eigenschaften und es gibt durchaus eine 
Aufteilung des Stroms.

von gfa34aq4 (Gast)


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Lad' doch mal zur Veranschaulichung eine Zeichnung hoch.

von Anon Y. (anonymous)


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Bedeutet das, dass ich in jedem Fall die recovery-time der Diode habe? 
Also auch, wenn der Mosfet durchgeschaltet ist? Ich hoffe nicht.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Anon Ymous schrieb:
> Bedeutet das, dass ich in jedem Fall die recovery-time der Diode habe?
> Also auch, wenn der Mosfet durchgeschaltet ist? Ich hoffe nicht.

Wenn durch die Diode ein Strom geflossen ist, haben sich die 
Minoritätsladungsträger gebildet und die müssen wieder entfernt werden. 
Wenn der Mosfet durchgeschaltet wird und dadurch der Strom nicht mehr 
durch die Diode fließt, bauen die sich ab, allerdings eher langsam.

Deshalb hat man bei üblichen Schaltfrequenzen oftmals noch 
Recovery-Verhalten, wenn die Diode danach in Sperr-Richtung belastet 
wird. Hängt aber sehr stark vom Mosfet-Typ ab.

Deshalb sollte man versuchen, die Diode nur möglichst kurz zu bestromen, 
dadurch kann man die Recovery-Verluste etwas begrenzen.

von Anon Y. (anonymous)


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Danke. D.h. wenn die Spannung über drain-source nie über 0,6V steigt 
habe ich auch keine reverse-recovery Verluste.

Johannes E. schrieb:
> Deshalb sollte man versuchen, die Diode nur möglichst kurz zu bestromen,
> dadurch kann man die Recovery-Verluste etwas begrenzen.

Du meinst, dass der zeitliche Abstand zum Abschalten des Mosfets maximal 
sein soll, oder? Damit die Diode Zeit hat ihre recovery-time auszuleben.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Anon Ymous schrieb:
> wenn die Spannung über drain-source nie über 0,6V steigt
> habe ich auch keine reverse-recovery Verluste.

Genau genommen sollte man sagen, wenn die Drain-Source-Spannung nie 
unter -0,6 V sinkt. ;-)

Anon Ymous schrieb:
> Du meinst, dass der zeitliche Abstand zum Abschalten des Mosfets maximal
> sein soll, oder? Damit die Diode Zeit hat ihre recovery-time auszuleben.

Die recovery time ist bei dieser Betrachtung nicht so sehr relevant, die 
gilt nur dann, wenn durch die Diode ein Rückwärtsstrom fließt.

Wenn der Mosfet an ist, fließt im Idealfall gar kein Strom durch die 
Diodenstrecke und die Ladungsträger bauen sich langsam ab, das ist aber 
sehr viel langsamer als die reverse recovery time.

Deshalb sollte man eher dafür sorgen, dass sich in der Diode erst gar 
nicht so viele Ladungsträger aufbauen können.

Der Mosfet sollte möglichst immer dann, wenn die Drain-Source-Spannung 
negativ ist, eingeschaltet sein.
Oder anders ausgedrückt: Immer dann, wenn die Body-Diode von sich aus 
leitfähig werden würde, sollte der Mosfet eingeschaltet sein, so dass 
der Strom anstatt über die Diodenstrecke durch den Mosfet-Kanal fließt.

Beim Phase-Shift-Verfahren muss dazu die Einschaltflanke des Mosfets 
möglichst genau passen. Wenn er zu früh einschaltet, ist es kein 
richtiger ZVS-Betrieb; wenn er zu spät einschaltet, fließt der Strom 
relativ lang durch die Diode.
Allerdings sind die Recovery-Effekte bei ZVS-Betrieb eigentlich kein 
großes Problem. Probleme gibts eher, wenn ZVS nicht mehr gewährleistet 
ist, z.B. bei zu geringer Last oder beim Einschalten.

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