Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Auswahl Linearachsen und Motoren


von Metheus (Gast)


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Hallo zusammen,

ich möchte ein Projekt mit 3 Linearachsen umsetzen und da ich keine 
Erfahrung in der Auslegung von Achsen und Motoren habe, möchte ich das 
allwissende Forum um Rat fragen.

Der prinzipielle Aufbau des Systems entspricht dem eines Portalroboters 
wie in dem angehängten Bild zu sehen ist. Der einzige Unterschied ist, 
dass die Z-Achse "nach oben" und nicht "nach unten" ausfahren soll 
(siehe Bild). Die zu handhabende Masse am Ende der Z-Achse beträgt etwa 
1Kg und auf der gesamten Länge der Z-Achse "hängen" zusätzliche 2Kg 
Masse. In X-/Y- und Z-Richtung betragen die nötigen Verfahrwege etwa 
50-70cm. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die X-Y-Ebene vertikal 
(z.B. an einer Wand) angebracht werden soll. Das System soll prinzipiell 
auch draußen zum Einsatz kommen und deswegen sind Schmutz und 
Regenbeständigkeit auch zu berücksichtigende Punkte. Die nötige 
Positionspräzision der X-Y-Achsen liegt bei +-0,5mm.

Die Anforderungen, die die Anwendung die ich vor Augen habe an das 
Portalsystem stellt, sind deutlich niedriger als die typischer 
Einsatzszenarien solcher Systeme. Ein typischer Durchlauf sieht etwa wie 
folgt aus:

1. Anzufahrende X-Y-Koordinaten werden gemessen
2. Die beiden X-Y-Achsen fahren die Koordinaten in etwa 5-10 Sekunden an 
und legen dabei bis zu 50-70cm zurück
3. Dann fährt die Z-Achse gemächlich aus und darf auch etwa 5-10 
Sekunden für 50-70cm benötigen um die Endposition zu erreichen
4. Die Achsen sollen über Minuten/Stunden die Endposition halten
5. Rückfahrt in die Ausgangsposition mit denselben Geschwindigkeiten wie 
auf der Hinfahrt

Daraus ergeben sich für mich verschiedene Fragen.
Bzgl. der Achsen: Ich habe bei meinen Recherchen sehr viele 
unterschiedliche Bauweisen von Linearachsen gefunden die aber häufig 
beworben wurden für "maximale Geschwindigkeiten und Beschleunigungen". 
Sowas brauche ich aber nicht, da die Geschwindigkeiten und 
Beschleunigungen ziemlich gering sind. Wichtig ist, dass sie sich 
vertikal an der Wand installieren lassen ohne sich beim Ausfahren der 
3Kg+Achsengewicht schweren Z-Achse zu verziehen. Ich hoffe auf Grundlage 
meiner Angaben kann man schon eine Empfehlung für einen Linearachsentyp 
angeben (bzw. zwei Linearachstypen, da die Z-Achse ja vermutlich einen 
anderen Aufbau haben wird als die anderen beiden). Auch bin ich sehr an 
einem Shop/Hersteller interessiert der möglichst günstige Achsen 
anbietet die die Anforderungen erfüllen.

Bzgl. der Motoren: Hier besteht laut meinen Recherchen erstmal 
grundlegend die Entscheidung zwischen Schritt- und Servomotoren. 
Außerdem frage ich mich, ob es Bremsen für solche Motoren gibt. Da die 
X-Y-Achsen die Z-Achse unter Umständen für Stunden in der Endposition 
halten müssen, wäre es nicht sehr energiesparend wenn die Motoren die 
gesamte Zeit unter Strom stehen müssten. Eine Feststellbremse stelle ich 
mir ganz nützlich vor, weiß allerdings nicht ob es sowas gibt. Für 
Schrittmotoren wird ja auch ein Haltemoment angegeben, allerdings weiß 
ich nicht ob das zuverlässig solche Lasten halten kann. Eine weitere 
Frage bezieht sich auf den Schlitten bestehend aus 2 Linearführungen 
(siehe Bild) auf dem die Y- und die Z-Achse laufen: Müssen beide Achsen 
jeweils mit einem Motor bestückt werden, oder kann man evtl. insgesamt 
nur einen verwenden.

Sooo...ich glaube das reicht jetzt erstmal an Fragen. Ich würde mich 
sehr freuen wenn mir wer weiterhelfen könnte.

Viele Grüße und besten Dank!

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo!

Natürlich gibt es Motoren mit integrierten Haltebremsen. Bei (teuren) 
EC-Servos für Betrieb an mehreren hundert Volt ist das eine gängige 
Option. Bei Niederspannungsservos (BLDC) und Schrittmotoren gibt es das 
auch, aber eher selten.

Da du offensichlich keine hohen Geschwindigkeiten benötigst kann man 
versuchen, dass auf die Selbsthemmung der Achsen zu setzen. Das bedeutet 
niedrige Spindelsteigungen, auf keinen Fall Zahnriemen. Ggf. wären sogar 
Trapezgewindespindeln eine Option, obwohl ich davon sonst eher abrate. 
Oder eine zusätzliche Untersetzungsstufe (Antrieb der Spindel über 
Zahnriemen).

Das Haltemoment eines Schrittmotors steht bei Nennstrom an. Wenn längere 
Zeit eine Position gehalten werden muss, reduziert man üblicherweise den 
Haltestrom. Bei 50% des Stroms stehen dann nur noch ~50% des 
Haltemoments zur Verfügung, es fällt aber auch nur 25% der 
Verlustleistungs an. Bei unbestromtem Motor steht nur noch das 
Rastmoment zur Verfügung (Größenordnung einige Prozent des 
Haltemoments). Ob das speziell bei der Z-Achse ausreicht, um ein 
Absinken der Achse zu verhindern hängt von der Last und dem Aufbau der 
Achse ab.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Epi (Gast)


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Vielen Dank schonmal für die Informationen! Dass das Haltemoment nur bei 
Nennstrom ansteht habe ich bisher immer überlesen.
Ich informiere mich jetzt erstmal bezüglich der empfohlenen Bauteile.

Ich würde mich über weiteren Input freuen!

Grüße

von Gerhard W. (gerhard_w)


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ganz entscheidend ist auch die Budgetfrage. Wenn das auch was Kosten 
darf, fällt auch die Auswahl entsprechender professioneller Lieferanten 
leichter. Oder soll es eine Bastellösung werden?

von MaWin (Gast)


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Dein Hauptproblem werden die benötigten 0.5mm maximales "Durchhängen" 
der bis 3kg schweren Z-Achse sein die auf 50cm ausfährt und damit Kraft 
auf dem einen winzigen Lager der Y-Achse ausübt. Statt zwei weit 
entfernten Lagern bekommst du ein Kippmoment von knapp 20Nm. Und dabei 
darf sich der Winkel nicht mal um 0.5 Grad verändern. Die Konstruktion 
ist also maximal blöd.
Wenn man das Durchhängen wegkalibriert und nur noch die Unterschiede im 
Durchhängen zählen (an den beiden Seiten wird es weniger sein als in der 
Mitte) wird das Problem zwar entschärft, aber draussen könnte Wind 
herrschen der wieder alles zunichte mach.

Bau einfach mal so ein 70 x 70 x 50 cm Gestell und Lege am Ende ein 
Gewicht von 2kg drauf. Wie dick meinst du muss die Konstruktion sein, 
damit es nicht mal 0.5mm durchbiegt ?

Deine Linearachsen sind also noch das kleinste Problem, auf Kippmomente 
sind die meisten aber nicht ausgelegt.

von Maschinenbau (Gast)


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Metheus schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich möchte ein Projekt mit 3 Linearachsen umsetzen und da ich keine
> Erfahrung in der Auslegung von Achsen und Motoren habe, möchte ich das
> allwissende Forum um Rat fragen


Großer Fehler. Hier gibt es leider nur Leute die GLAUBEN alles zu 
wissen. Wie Mawin. Seine Elektronikkentnisse in allen Ehren, von 
Mechanik hat er keine Ahnung.  Such Dir ein CNC-Fräsen-Forum. Da gibt es 
Leute vom Fach UND mit Erfahrung, die können die wirklich weiter helfen.

von MaWin (Gast)


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> Da gibt es Leute vom Fach

Du meinst so rotzige wie dich, die aus geistiger Beschränktheit zwar 
nichts zum Problem beitragen können, aber ein grosses Maul haben.
Auf die kann er wohl verzichten. Aber er wird dort auf dasselbe Problem 
hingewiesen werden.

von Epi (Gast)


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Das mit dem Kippmoment habe ich mich auch schon gefragt. Da ich die Lage 
der anzufahrenden Stelle allerdings kontinuierlich messen kann, könnte 
ich solche Fehler ausregeln.

Weiß jemand zufällig welche Achskonstruktion die Kippmomente am besten 
wegsteckt?

Zum Thema Budget: Eine Bastellösung soll es nicht zwangsläufig werden 
und Budget ist auch vorhanden. Zu teuer darf es allerdings auch nicht 
sein. Ich würde prinzipiell professionelle Achsen kaufen wollen, 
allerdings nicht die überdimensionierten Dinger die für ganz andere 
Einsatzzwecke ausgelegt sind.
3-4k€ dürfte das schon kosten wenn es gute Begründungen gibt das es 
nicht billiger geht.

Schonmal vielen Dank an alle!

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Das Kippmoment sollte sich eigentlich schon mit halbwegs vernünftigen 
Aluminiumprofilen für den Prototypenbau in den Griff kriegen lassen. Da 
die Konstruktion ja immer gleich aufgehängt wird, kannst Du auch recht 
einfach die entsprechenden belasteten Profile auswählen, also einen 
möglichst großen Querschnitt in der Belastungsrichtung wählen.

Solche Profile finden sich z.B. hier: www.smt-montagetechnik.de

Als Führungen selbst würde ich Schienen und Schlitten mit 
Kugelumlaufführungen wählen. Diese lassen sich auf den Standardprofilen 
einfach verschrauben und sind mittlerweile wirklich preiswert 
erhältlich.

Als Antriebe reichen mMn Schrittmotren, da es ja nicht sehr dynamisch 
sein muss. Dafür wird es aber viel einfacher und preiswerter als mit 
Servos.

Wie Thorsten schon schrieb, kann man die Motoren bei Stillstand deutlich 
niedriger bestromen. Das machen viele Endstufen schon von sich aus 
vollautomatisch. Und/oder man nimmt hier tatsächlich Trapezgewinde.

Als Wetter-/Regenschutz würde ich mir eine passende Haube z.B. aus 
Plexiglas kleben (das geht sehr sauber) und diese dann zusammen mit dem 
Gestell aufschrauben. Eventuell noch so etwas wie Gummilippen oben und 
seitlich, um halbwegs Abdichtung zu haben. Wenn man dann das ganze 
gestell noch etwas von der Wand abhebt, sollte da nichts drankommen.

Unten kannst Du das Gehäuse ja offen lassen, um immer Zugriff zu haben.

von MaWin (Gast)


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a) Ich würde ich erst mal fragen, wohin denn die Z-Achse verschwindet, 
wenn sie eingefahren wird. In die Wand ?

b) Dann würde ich fragen, ob es unbedingt so schmale Profile sein 
müssen, könnte man nicht 30cm lange Schlitten auf 1m langen X-Achsen und 
Y-Achsen verschieben, das entschärft die Kippbelastung schon mal.

c) Dann gäbe es komplett andere Konstruktionen, die viel einfacher sind, 
um einen Punkt im Raum anzusteuern wenn die Spitze nicht waagerecht sein 
muss, beispielsweise 3 an verschiedenen Punkten an der Wand montierte 
und an der Spitze zusammengefasste in der Länge veränderbare Spindeln 
(deren eingefahrenes Ende dann IN die Wand ragt, siehe Problem a) oder 
ein "Roboterarm" der nur Drehgelenke hat.

von butsu (Gast)


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Die Anforderungen an die Genauigkeit sind also gering und es sind keine 
großen Beschleunigungen und Geschwindigkeiten nötig. Außerdem ist ein 
realistisches Budget vorhanden (und du machst die Gedanken über all 
diese Dinge). Das ist schonmal gut.
Einzig eine auf 50-70cm ausfahrende z-Achse mit 1kg Masse daran bei 
vertikaler Aufhängung würde mir Sorgen machen. Die wiegt ja auch selbst 
schon einiges. Und MaWins Anmerkungen, ob die z-Achse eingefahren in der 
Wand verschwindet, und die Frage nach alternativen Konzepten sind auch 
wichtig...

Wenn du bei dem kartesischen Konzept bleibst, würde ich auch auf 
Trapezgewindespindeln setzen. Guck mal bei Igus. Da gibt es einige 
unterschiedliche Linearachsen die zu deinen Anforderungen passen. 
Außerdem gibt es auf der Website Berechnungstools zur Auslegung. 
Montieren würde ich das auf Alu-Profilen. Als Antrieb reichen 
Schrittmotoren. Ich würde welche ohne Bremse nehmen und das eingesparte 
Geld für ein paar hundert mA Haltestrom ausgeben ;-). Falls das 
überhaupt nötig ist.

von butsu (Gast)


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nochetwas: Ein Vorteil der Igus-Führungen ist, dass es sie in 
korrosionsbeständig gibt. Die kann man dann sogar unter Wasser 
betreiben. Sie sind viel ungenauer als Kugelumlaufführungen, aber 
billiger, und die Genauigkeit benötigst du ja sowieso nicht.

von butsu (Gast)


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Sorry, sehe gerade, dass der Thread eine Leiche ist, und von einem Troll 
ausgegraben wurde...

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