Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Tipps zum Entlöten


von Löti (Gast)


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Hallo,

durch einen Defekt bin ich gezwungen eine zugekaufte Baugruppe von einer 
Platine zu entlöten.

Die Baugruppe ist ca. 7 cm x 4 cm groß und auf jeder Seite mit 6 Pins 
von einreihigen Steckerleisten verlötet.

Zur Verfügung stehen mir, Lötkolben, Heißluftlötstation, Entlötlitze und 
diese einfachen Entlötpumpen mit Federbetrieb.

Das meiste Lötzinn konnte ich durch die Entlötlitze bereits entfernen, 
jedoch bleibt immer soviel, dass die Pins im Loch weiterhin verlötet 
bleiben.
Weiterhin habe ich über mehrere Minuten bei 330 °C per Heißluft versucht 
eine Steckerleiste zu erhitzen und dann durch mech. Spannung von der 
anderen Seite die Pins zu lösen - ohne Erfolg. Größere Hitze habe ich 
mir nicht zugetraut, um nicht die Platine zu verbrennen.


Wie würdet ihr da rangehen, wie bekommen man 6 Stifte im 0.1 inch - 
Raster gleichzeitig erwärmt, so dass ich sie entlöten kann?

Welche Temperaturen kann ich meiner Platine von einer Seite zumuten?

eine flächige Erwärmung fällt aus meiner Sicht aus, das SMD-Bauteile 
sowohl auf Ober- und Unterseite angebracht sind, und auch auf der 
auszulötendenen Baugruppe Elkos verbaut sind.

Mein nächster Versuch für morgen wird wohl sein, den größten Lötkolben 
den ich finde mitzunehmen und eventuell seitlich so an die Pins legen, 
dass ich alle erwische.

LG

von Freddy (Gast)


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Falls es die Platine zulässt (wenige Bauteile direkt am Stecker usw.) 
kannst du statt wenig Lötzinn mal sehr viel versuchen. Ist nicht die 
feine Englische Art, kann aber gut funktionieren. Entweder etwas Lötzinn 
hinmachen und mim Föhn erwärmen (durch die größere Menge Lötzinn wird 
das auch schneller flüssig und kann länger flüssig gehalten werden) oder 
wirklich viel draufmachen. Bei 6 poligen Wannensteckern für 
Flachbandkabel kann man beispielsweise wirklich viel Lötzinn dran 
machen, so dass alle Pins praktisch miteinander verbunden sind. 
Lötkolben in die Mitte halten und das komplette Lötzinn sollte flüssig 
werde (falls die angeschlossenen GND-Planes usw. nicht zu groß/zu gut 
angebunden sind und dir die Wärme wegziehen).

von Falk B. (falk)


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@Löti (Gast)

>Wie würdet ihr da rangehen, wie bekommen man 6 Stifte im 0.1 inch -
>Raster gleichzeitig erwärmt, so dass ich sie entlöten kann?

Mit einen möglichst großen Lötkolben (80-150W), großer Spitze und VIEL 
Lötzinn. Und zwar soviel dass die ganze Reihe in einer Wurst aus 
flüssigem Zinn schwimmt. Idealerweise schafft man das auf beiden 
Pinleisten gleichzeitig, entweder mit zwei Lötkolben oder duch schnelles 
Hin-und Herwechseln der Spitze, damit bei Reihen vom flüssigen Lötzinn 
gelöst werden. Dann kann man das Modul leicht abziehen. Das Ganze dauert 
bestenfalls 1 Minute, eher weniger.

>Welche Temperaturen kann ich meiner Platine von einer Seite zumuten?

350C hält sie schon aus, wenn auch nicht ewig.

von Chr. M. (snowfly)


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oder du baust dir für deinen Lötkolben eine Löt"spitze"
die alle 6 Pins gleichzeitig erwärmen kann.
Also ein Kupfer 4kant mit Nut drin und einen
Stift um ihn in den Lötkolben zu spannen.

http://www.weidinger.eu/shop/loet-_und_entloettechnik/jbc/loet-_und_entloetspitzen/jbc_smd-entloetspitzen_c245_fuer_t245-a

>statt wenig Lötzinn mal sehr viel versuchen.
das hilft auch wenn es dein Lötkolben hergibt.

von J. H. (joho62)


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Also ich kneife in so einem Fall einfach die Stifte durch.
Einen nach dem anderen.
Danach kann man sie bequem einzeln auslöten.
Joachim

von Frank M. (frank_m35)


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Mit etwas zusätzlichem Flussmittel und dann Entlötlitze lässt sich meist 
das restliche Lötzinn von den Pins entfernen, sodass die Steckkontakte 
dann frei stehen. Es kommt eben auch drauf an wie groß die Löcher im PCB 
sind, also wenn gar kein Spiel vorhanden, wird es so nichts.

Wenn du das mit der Heißluft macht, dann solltest du das ganze gut warm 
machen, 100 Grad etwa. Und dann mit 400 Grad ständig über die Lötpunkte 
der Leiste hin und her fahren, bis alles gleichzeitig frei ist.

Auch kannst du mit mehreren Lötkolben und einer zweiten Person als Hilfe 
alle Pins gleichzeitig erwärmen, davor aber die Pins vermutlich nochmal 
mit etwas Lötzinn bedecken.

von Peter R. (pnu)


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Bei Steckerleisten stecken die Stifte meist schon ohne Lot fest in den 
Bohrungen.

Da bleibt halt nur mit Blei-Lötzinn eine "Wurst" über die Kontaktreihen 
zu legen und flüssitg zu halten. Das flüssige bleihaltige Lot hat 
niedrigere Schmelztemperatur und verdrängt das bleifreie Lot. Außerdem 
ist der Wärmetransport im flüssigen Lot besonders gut. Ein Vorwärmen der 
Platine auf so 100 Grad ist hilfreich.

Zusätzlich muss man an der Unterseite mit spitzem Werkzeug 
(Uhrmacherschraubenzieher mit 1mm-Schaft und angeschärft) in den Spalt 
zwischen Platine und Steckerleiste hineindrängen und versuchen, die 
Leiste abzuhebeln. Dabei ist an der Oberseite die Lötspitze an 
denjenigen Pins, die gerade herausgehebelt werden sollen.

Wenn die pins so ein paar Zehntel rausrutschen, bringt das dann ein 
fühlbares Klicken.  Durch die entstehende Schräge klemmen die Pins aber 
gleich wieder fest.
Also an dann an der andren Seite der Reihe den Schraubendreher 
reinhebeln und mit Kolben erhitzen.

So kann man die Leiste mit hin- und herwackeln herausbekommen wie bei 
einer klemmenden Schublade.

von J. L. (lindenbaum)


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Peter R. schrieb:
> Da bleibt halt nur mit Blei-Lötzinn eine "Wurst" über die Kontaktreihen
> zu legen und flüssitg zu halten.

Sowas mach ich auch gern mit bismuthaltigem Lot.

von Dieter W. (dds5)


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Ich lege meistens noch einen mindestens 2mm dicken Kupferdraht in die 
Lötzinn-"Wurst".

Bei 2 Reihen im 2,54mm Abstand kann man durch hin und her rollen beide 
Reihen erreichen oder man klopft den Draht so breit dass er mit beiden 
gleichzeitig Kontakt hat.

Wie schon weiter oben geschrieben ist Blei-Zinn Lot sehr vorteilhaft 
wegen des niedrigeren Schmelzpunktes.

von skyper (Gast)


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J. L. schrieb:
> Sowas mach ich auch gern mit bismuthaltigem Lot.

Gibt es unter den Namen "Chip Quik", z.B. bei Digikey --> 
http://www.digikey.de/suppliers/de/chipquik.page?lang=de

Ob das Zeugs für THT taugt kann ich nicht sagen... bei SMD-ICs hat es 
gut funktioniert!

Gute Erfahrungen habe ich mit der Entlötstationen von Oki gemacht --> 
Entlötsystem MFR-1300  --> http://www.farnell.com/datasheets/1692777.pdf

von RS (Gast)


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Falls möglich nimm mal bleihaltiges Lot, fülle die Lötaugen auf und 
versuche es dann nochmal mit der Entlötlitze. Wichtig ist, dass das 
ganze Lot mit einem Mal rausgesogen wird. Es darf also nicht erkalten 
und hart werden, dann musst Du neu anfangen. Bleihaltiges Lot hat eine 
höhere Oberflächenspannung und das hilft wenn Du das Zinn raussaugen 
willst

Gruss

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