Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elko Deckel des Alu-Bechers leitend?


von Sven (Gast)


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Hallo liebes Forum,

ist der Deckel eines radialen Elkos (der Teil, der nicht mit der 
Isolationsfolie umwickelt ist) denn leitend?
Grund, ich habe eine Leiterplatte "huckepack" und der Elkodeckel steht 
dabei genau auf einem Draht eines Widerstands.

Ist dies kritisch?

Danke.

von Andreas H. (kupferblau)


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Ja und Ja.

Musst du halt eine Kunststoffplatte dazwischen montieren.

von Markus (Gast)


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Nein, ist nicht leitend, jedoch bei der axialen Bauform.
http://de.wikipedia.org/wiki/Aluminium-Elektrolytkondensator

Ich würde den Elko aber trotzdem nicht mechanisch belasten, und etwas 
Abstand schaffen.

von Reinhard Kern (Gast)


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Sven schrieb:
> ist der Deckel eines radialen Elkos (der Teil, der nicht mit der
> Isolationsfolie umwickelt ist) denn leitend?

Ja, wie das bei Metallen halt so ist. Früher gab es mal Elkos im 
Kunststoffbecher, da liegen bei mir noch viele rum, aber die scheinen 
ausgestorben zu sein.

Also isolieren oder kürzeren Elko nehmen, Bauteile die sich berühren 
sind immer ein Konstruktionsfehler.

Gruss Reinhard

von ich (Gast)


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Markus schrieb:
> Nein, ist nicht leitend, jedoch bei der axialen Bauform.
> http://de.wikipedia.org/wiki/Aluminium-Elektrolytkondensator
>
> Ich würde den Elko aber trotzdem nicht mechanisch belasten, und etwas
> Abstand schaffen.

Klar ist Alu leitend, warum auch nicht? Seitlich ist der Becher mit 
einer Plasikfolie isoliert, die auch den Aufdruck trägt. Der Deckel aber 
liegt in der Regel blank. Und da das Gehäuse aus Alu ist, leitet es 
natürlich auch.

Was du vermutlich meinst, ist die Frage, ob der Becher mit dem Minuspol 
verbunden ist. Das ist er bei stehenden Bauformen nicht, aber bei 
axialen schon.

von Markus (Gast)


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ich schrieb:
> Klar ist Alu leitend, warum auch nicht? Seitlich ist der Becher mit
> einer Plasikfolie isoliert, die auch den Aufdruck trägt. Der Deckel aber
> liegt in der Regel blank. Und da das Gehäuse aus Alu ist, leitet es
> natürlich auch.
>
> Was du vermutlich meinst, ist die Frage, ob der Becher mit dem Minuspol
> verbunden ist. Das ist er bei stehenden Bauformen nicht, aber bei
> axialen schon.

Ja hast natürlich recht. Klar ist Alu leitend, meinte eben nicht 
verbunden mit den Anschlüssen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Bei meinen Elkos hier im Haus, die axial sind, ist meistens der Becher 
auch fest mit dem Minuspol verpreßt oder verschweißt.

Auch habe ich stehende Elkos (radial), die keine separaten Lötfahnen für 
den Minuspol haben, aber ein Schraubgewinde gleich am Becher, um ihn mit 
Masse zu verschrauben, z.B. mit dem eisernen Gerätegehäuse. Solche Typen 
habe ich auch mit Lötfahne am Becherrand.

Die einzige Ausnahme sind bei mir axale bipolare Elkos, wo beide Drähte 
aus einer Isolation heraus geführt sind, wie normalerweise der Pluspol. 
Dort wird aber der isolierte Becher die mittlere Verbindung sein, das 
müßte ich aber mal testen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Reinhard Kern schrieb:
> Also isolieren oder kürzeren Elko nehmen, Bauteile die sich berühren
> sind immer ein Konstruktionsfehler.

Letzteres stimmt so nicht. Gerade bei thermisch gekoppelten Bauteilen 
ist die Berührung zwecks Wärmeaustausch sogar hochgradig erwünscht, z.B. 
bei Leistungstransistor und Kühlkörper, Transistorpaaren in 
Differenzverstärkern, Kompensationsdioden bei Audioendstufen. In 
Kabelbäumen wird die Berührung der einzelnen Leitungen durchaus auch in 
Kauf genommen.

Man hat bei Steckverbindern sogar eine erhebliche Verbesserung der 
Signalübertragung nachgewiesen, sobald sich die stromführenden, blanken 
Kontakte von Buchse und Stecker berühren.

von ich (Gast)


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Bei den Becher-Elkos und ähnlichen Bauformen hast du schon recht, da ist 
der Becher auch mit Minus verbunden. Aber die meisten stehenden Elkos 
(nicht nur die ungepolten) haben auf der Unterseite einen Gummi, und 
dort kommen zwei isolierte Anschlüsse raus, Plus und Minus. Und der 
Minuspol ist dann auf der Seite des Bechers beschriftet.

von Dieter W. (dds5)


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Leider ist der Becher nicht zuverlässig von den Anschlüssen isoliert.

Über den Elektrolyt besteht in vielen Fällen eine hochohmige Verbindung 
mit dem Minuspol. Das kann auch noch nachträglich passieren wenn der 
vorher freistehende Wickel nach einem Stoß Kontakt zum Gehäuse bekommt.

von Georg A. (georga)


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Das Gehäuse ist zwar nicht direkt verbunden, der Wickel innen ist aber 
eigentlich nie isoliert reingesteckt (habs bei den Elko-Schlachtungen 
jedenfalls noch nicht gesehen). Da der Wickel Elektrolytgetränkt ist, 
gibt es schon eine leitfähige Verbindung zwischen den Pins und dem 
Gehäuse. Das kann dann in beide Richtungen stören...

von ich (Gast)


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Klar besteht eine (wenn auch meist hochohmige) Verbindung durch den 
Elektrolyten. Aber schon die Tatsache, daß der Becher aus Alu und damit 
leitfähig ist, verbietet eigentlich den Kontakt mit anderen 
Bauelementen. Egal ob der Becher mit Minus verbunden ist oder nicht. Ich 
glaube, da sind wir uns einig...

von Peter R. (pnu)


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Wenn der Becher isoliert  wäre (ist er nicht) bildet er eine große 
Auffangelektrode für alle möglichen Störsignale, die er an dem 
berührenden Drahtende in die Schaltung einspeist.

Es gibt zwar Elkos, die auch oben an der Kappe mit einer Plastikscheibe 
isoliert sind, aber alleine die Berührung mit einem durchs Abschneiden 
angespitzten Drahtende ist ein Pfui. Das bohrt sich entweder in den Elko 
oder die Lötstelle wird mechanisch belastet, durch den Druck des Elko.

Besonders bei den Virbrationen im Autoradio dürfte das nicht lange 
halten.

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

anbei Elkos, die das Problem garantiert nicht haben. Ich weiss aber 
nicht, ob diese oder ähnliche noch hergestellt werden. Einfacher ist es, 
eine kürzere Bauform zu suchen.

Gruss Reinhard

von Dieter W. (dds5)


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Die Roederstein EK werden imho schon lange nicht mehr gebaut da der 
Kunststoff irgendeinem Gesetz/Verordnung/Richtlinie nicht entspricht.

Zum Böllern waren die Teile sehr beliebt, das knallt ordentlich wenn man 
die verpolt an 2 bis 3 fache Nennspannung anschließt.

von Peter D. (peda)


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Reinhard Kern schrieb:
> anbei Elkos, die das Problem garantiert nicht haben.

Stimmt, die trocknen nur aus.
Solche Elkos wurden bei Reparaturen immer komplett getauscht.

von oszi40 (Gast)


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Selbst wenn der Elko isoliert wäre, würde ich mechanische Spannung auf 
die Beine vermeiden. In ungünstigen Fällen reißt das Lötauge ab oder der 
Elko wird evtl. schneller undicht.

von mahwe (Gast)


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bedenke auch den FEHLER fall der ja nie auftritt, das sich der Becher 
wölbt und sein inneres nach außen dreht, da solte auch noch genug platz 
sein.

von Reinhard Kern (Gast)


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mahwe schrieb:
> das sich der Becher
> wölbt

Besonders hübsch, wenn da eine Sollbruchstelle eingebaut ist und der 
Elko seinen Inhalt auf die darüberliegende Platine kotzt, damit die auch 
noch hin ist.

Wie nennt man eigentlich das Gegenteil von Redundanz?

Gruss Reinhard

von Wilhelm F. (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:

> Reinhard Kern schrieb:
>> anbei Elkos, die das Problem garantiert nicht haben.
>
> Stimmt, die trocknen nur aus.
> Solche Elkos wurden bei Reparaturen immer komplett getauscht.

Gab es mit diesen genau von Reinhard gezeigten Typen mal besondere 
Probleme?

von ich (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:
> Wie nennt man eigentlich das Gegenteil von Redundanz?

Hersteller-Gewinn! :-)

von Kai K. (klaas)


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Ich habe schon einige stehende Elkos aufgemacht und festgestellt, daß 
der Wickel immer frei im Gehäuse steht, zentriert durch den 
Gummistopfen. Das Gehäuse wird dabei aber nie berührt. Der Elko ist auch 
nicht mit Elektrolyt gefüllt, sondern nur der Wickel damit getränkt, 
ohne daß dieser das Gehäuse berührt. Dennoch kann man zwischen den 
Anschlüssen und dem Gehäuse immer einen Widerstand im MOhm-Bereich 
messen. Das Innere des Elkos ist natürlich überall mit Elektrolyt 
"kontaminiert" und so kommt es unweigerlich zu Leckstörmen, die 
natürlich unerwünscht sind. Das Elko-Gehäuse darf also mit nicht mit 
irgendeinem Schaltungspotential verbunden werden.

>Stimmt, die trocknen nur aus.

Epoxidverguß neigt zu Mikrorissen und ist kein wirklich dichtes 
Material. Spezielle "Gummi"-Mischungen können da deutlich vorteilhafter 
sein, obgleich sie früher gerne spröde geworden sind.

>Gab es mit diesen genau von Reinhard gezeigten Typen mal besondere
>Probleme?

In einer Klein&Hummel-Aktivbox aus den Mitte-80igern mußte ich mal alle 
solche Elkos austauschen. 70-80% hatten nur noch ein Bruchteil ihrer 
Kapazität, waren also ausgetrocknet. Das waren aber auch andere Typen 
von Röderstein, wenn ich mich richtig erinnere, nicht nur die EK-Serie.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Dieter Werner schrieb:
> Leider ist der Becher nicht zuverlässig von den Anschlüssen isoliert.
> Über den Elektrolyt besteht in vielen Fällen eine hochohmige Verbindung
> mit dem Minuspol.
Die Verbindung muss soooo arg hochohmig gar nicht sein: der Wickel wird 
idR. fest an den Gehäuseboden (oder Deckel?) gedrückt. Im Verlauf des 
Beitrag "Re: Elkos kühlen?" habe ich mal ein 
paar Elkos aufgesägt...

von Gerhard O. (gerhard_)


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Hallo Reinhard,

zumindest habe ich bei diesen Typen sehr schlechte Erfahrungen gemacht. 
In einem R&S Mobile Radio Tester waren die Dinger massenhaft schadhaft 
und ich musste mindestens 25 Stück wegen niedrigem Widerstand oder 
Kurzschluss auswechseln. Wirklich unglaublich.

Hast Du zufällig mit diesen Typen ähnliche Erfahrungen gemacht?

mfg,
Gerhard



Reinhard Kern schrieb:
> Hallo,
>
> anbei Elkos, die das Problem garantiert nicht haben. Ich weiss aber
> nicht, ob diese oder ähnliche noch hergestellt werden. Einfacher ist es,
> eine kürzere Bauform zu suchen.
>
> Gruss Reinhard

von Wilhelm F. (Gast)


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Kai Klaas schrieb:

>>Stimmt, die trocknen nur aus.
>
> Epoxidverguß neigt zu Mikrorissen und ist kein wirklich dichtes
> Material. Spezielle "Gummi"-Mischungen können da deutlich vorteilhafter
> sein, obgleich sie früher gerne spröde geworden sind.

Danke. Dann werde ich da mal ein genaueres Auge drauf werfen, habe von 
genau diesen Roedersteins noch sowohl neue unbenutzte (ca. 1990) als 
auch gebrauchte in der Bastelkiste.

Austrocknen werden sie aber sicher eher durch Nachformierung im Betrieb, 
wenn sich Gase mit Druck bilden, wobei dann Gas unter Druck durch die 
Mikrorisse entweicht, bevor es durch Hilfsstoffe wieder resorbiert wird.

>>Gab es mit diesen genau von Reinhard gezeigten Typen mal besondere
>>Probleme?
>
> In einer Klein&Hummel-Aktivbox aus den Mitte-80igern mußte ich mal alle
> solche Elkos austauschen. 70-80% hatten nur noch ein Bruchteil ihrer
> Kapazität, waren also ausgetrocknet. Das waren aber auch andere Typen
> von Röderstein, wenn ich mich richtig erinnere, nicht nur die EK-Serie.

Ganz olle Japaner aus 1970-er Jahren leben auch noch, obwohl ich diese 
als erste für sterbend hielt. Manche sahen halt schon rein optisch aus, 
wie aus einem Kaugummiautomaten. Aber davon soll man sich ja nicht 
beirren lassen. Die Gummidichtungen machten mir einen ganz brauchbaren 
Eindruck. Aber gut, völlig dicht so wie eine Vakuumröhre wird sowas 
bestimmt nie.

Die Roedersteins aus Kunststoff bekam ich damals als Bastler beim 
Schuricht, konnte mir Typ und Hersteller gar nicht aussuchen.

von Reinhard Kern (Gast)


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Gerhard O. schrieb:
> Hast Du zufällig mit diesen Typen ähnliche Erfahrungen gemacht?

Die liegen schon ewig im Keller, wahrscheinlich habe ich seit mehr als 
10 Jahren keine mehr verbaut, ich nehme höchstens mal einen für einen 
Musteraufbau, sonst sind sie mir zu gross. Den Rest, ein paar hundert 
Stück, werde ich wohl demnächst mal entsorgen. Oder will sie jemand 
haben? Bitte melden.

Aber es muss eine logischen Grund geben, warum diese und ähnliche nicht 
mehr hergestellt werden. Vielleicht war auch das Vergiessen einfach zu 
teuer.

Gruss Reinhard

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