Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kinetische Energie & Mündungsgeschwindigkeit ausrechnen


von Patrick E. (f4550tim)


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Hallo Ihr,

ich weiß das meine Frage wenig mit Elektrotechnik zu tun hat,
doch kenne ich kein Physik Forum in dem solch schlaue Leute unterwegs 
sind und welches so aktiv ist wie dieses hier.

Eventuell könnt Ihr mir ja doch helfen.

Ich möchte gerne die Kinetische Energie einer Stahlkugel berechnen, und 
die Mündungsgeschwindigkeit unter Idealbedingungen.

Im Anhang seht Ihr eine Skizze. Die Kugel hat einen Durchmesser von 
7,9mm und ein Gewicht von 2 Gramm.
In dem Druckbehälter befindet sich 10bar Druckluft.
Das Ventil wird schlagartig geöffnet.

Mein Ansatz:

Fläche der Kugel bestimmen:

A = d²*Pi/4
A = 0,0079²*Pi/4
A = 0,000079 m²


Kraft ausrechnen:

F = A*p
F = 0,000079*10*(10^5) <--- 10^5 wegen der Umrechnung von bar in Pascal
F = 49,01 N ~ 4,9Kg


Beschleunigung:

a = F/m
a = 49,01/0,002 <-- Kraft in N/ Masse in Kg
a = 24508,35 m/s²


Mündungsgeschwindigkeit:

v = (2*a*l)^0,5
v = (2*24508,35*0,15)^0,5
v = 85,74 m/s => 308 Km/h



Also besitzt die 7,9mm Stahlkugel eine Kinetische Energie von ~4,9Kg und 
verlässt den Lauf mit etwas mehr als 300Km/h.
---------------------------------------------------------------------


Und nun würde ich gerne von euch wissen ob das was ich da gerechnet habe 
richtig ist, oder was es zu korrigieren gibt.

Vielen DANK fürs drüber lesen !

Tim

von MaWin (Gast)


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Man muss sicher die träge Masse der sich beschleunigenden Luft 
einrechnen
und die Reibung der Luft an dem Rohrwandungen mit Turbulenzen.
Auch gibt es keine schlagartig öffnenden Ventile.

von Franz F. (franzman)


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Grundsätzlich wird Energie jeglicher Form in Ws, Nm oder Joule 
angegeben.
Die Kinetische Energie wird mit der Formel Ekin=(m*v^2)/2 berechnet und 
wäre in deinem Fall (0,002kg*85,74m/s*85,74m/s)/2=14,7Ws wenn ich mich 
nicht irre.

mfg

von Patrick E. (f4550tim)


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Hallo Franz,

du hast völlig Recht. Müsste die Formel nicht Ekin=0,5*V²*m heißen ?
Da bekomme ich dann genau die Hälfte raus wie mit deiner Formel.

LG Tim

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Patrick E. schrieb:
> Hallo Franz,
>
> du hast völlig Recht. Müsste die Formel nicht Ekin=0,5*V²*m heißen ?
> Da bekomme ich dann genau die Hälfte raus wie mit deiner Formel.

uff!
Das wäre schon ziemlich spektakulär, weil offensichtlich beide
Formulierungen identisch sind.

In der Rechnung mit den konkreten Werten von Franz ist allerdings ein 
Rechenfehler.

vlg

 Timm

von jehoo yuppyeii (Gast)


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dieRechnung hat verschiedene falsche Ansaetze. Zum einen ist zwar der 
Druck und die Kaft zusammenhaengend, aber du kennst den Druck nicht. 
dann gibt es einen Gegendruck, und die Luftsaeule innen, wie aussen muss 
bewegt werden. Sobald wir halbwegs in die Naehe der 
Schallgeschwindigkeit kommen, gilt nicht nur die die 
Fluiddynamikgleichtung, und die Bewegungsgleichungen, sondern es wird 
Druck gegen Temperatur getauscht, das waere eine Navier Stokes 
Gleichung. Navier-Stokes bedeutet Nichtlinear unf auf alle Faelle 
nummerisch zu loesen. Heisst wird aufwendig.

von Kanonenfutter (Gast)


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MaWin schrieb:
> Man muss sicher die träge Masse der sich beschleunigenden Luft
> einrechnen
> und die Reibung der Luft an dem Rohrwandungen mit Turbulenzen.
> Auch gibt es keine schlagartig öffnenden Ventile.

Die Reibung zwischen Kugel und wand nicht zu vergessen. überhaupt ist 
die Rechnung natürlich völlig falsch, da du ein dynamisches Problem 
statisch berechnest.  real liegst du bei nicht mal 60% deines 
berechneten wertes. Sagt meine Erfahrung. Und dass das, was du baust, 
illegal ist, muss ich ja nicht erwähnen, oder? Übrigens richtig illegal. 
Auch in deiner abgeschlossenen Wohnung...

von Klaus W. (mfgkw)


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Von den ganzen vorgetragenen Bedenken abgesehen (die eigentlich richtig 
sind, aber halt in dem vereinfachten Fall hier wohl bewusst ignoriert 
werden), kann man die Mündungsenergie auch einfacher rechnen:
Druck und Fläche ergeben eine Kraft, diese mit der Lauflänge 
multipliziert ist doch die verrichtete Arbeit, also die Energie am Ende 
des Laufs.

Über E=m/2*v² hat man die Geschwindigkeit.

von amateur (Gast)


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Hast Du mal an die Berechnung gedacht?

Du schießt durch eine Doppellichtschranke und lässt dann den Grübler 
(µP) ran.
Fixierst Du die Abschussvorrichtung, so kannst Du auch in mehreren 
Zentimetern Entfernung, von der Mündung aus, messen.

Damals, als ich noch zur Schule gegangen bin, ging es dabei 
ausschließlich um Geschwindigkeit und Masse.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Patrick E. schrieb:
> Eventuell könnt Ihr mir ja doch helfen.
>
> Ich möchte gerne die Kinetische Energie einer Stahlkugel berechnen, und
> die Mündungsgeschwindigkeit unter Idealbedingungen.

Deine Rechnung ist nicht korrekt.
Es handelt sich um ein dynamisches Problem. Dazu ist zunächst die 
entsprechende Bewegungsdifferentialgleichung aufzustellen. Im 
einfachsten Fall stehen die Trägheitskraft, die Druckkraft und die 
Reibkraft im dynamischen Gleichgewicht. Treffen wir nun einige 
vereinfachenden Annahmen:
Die Druckkraft sei konstant und die Reibkraft wird vernachlässigt. 
Weiterhin wird die Gasmenge vor dem Geschoss vernachlässigt. Dann stehen 
nur noch die Trägheitskraft und die Druckkraft im dynamischen 
Gleichgewicht. Diese Dgl. kann nun durch einfache Doppelintegration bei 
vernachlässigten Anfangsbedingungen gelöst werden (siehe Anhang).
In einem weiteren Schritt kann die Rechnung nun beliebig verkompliziert 
werden (Reibung, isentrope Kompression, Laufschwingungen usw.)

von amateur (Gast)


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Die reine Berechnung ist, vom super simpel Weg mal abgesehen eine 
äußerst komplexe Angelegenheit.
Da geht es um eine Luftsäule – sehr elastisch – die beschleunigt wird. 
Die hat in diesem Bereich auch keine vernachlässigbare Masse mehr.
Da hat ein Ventil auch keine Schaltereigenschaften mehr.
Da geht es um Strömung und Turbulenz, in einem sich vergrößernden System 
(Kugel hinten bis Kugel vorne), aus unterschiedlichen Materialien 
(Schlauch, Ventilkörper und Lauf).
Da geht es um kaum definierbare Reibungsverluste im Lauf (Durch 
Resonanzen und Taumeln der Kugel).
Und last but not least, um Undichtigkeiten rund um das Geschoß.

Ich schätze mal: Da kommt auch ein Quad-Core, ein paar Tage lang, 
mächtig ins schwitzen.

von Klaus W. (mfgkw)


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amateur schrieb:
> Die hat in diesem Bereich auch keine vernachlässigbare Masse mehr.

Es geht hier nicht um eine Pulvertreibladung, sondern um schlappe 10 
bar.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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amateur schrieb:
> Ich schätze mal: Da kommt auch ein Quad-Core, ein paar Tage lang,
> mächtig ins schwitzen.

Bevor der Ingenieur den Quad-Core anwirft, schaltet er zunächst sein 
Gehirn ein und macht eine Überschlagsrechnung. Die Luftmasse vor dem 
Geschoss beträgt vor dem Schuss ca. 4.4 % der Geschossmasse. Mit dem 
Schuss nimmt sie sofort ab. Um die maximale Geschossenergie zu bestimmen 
darf sie mit gutem Gewissen vernachlässigt werden.

Um eine weitere Lanze für den Ingenieur zu brechen. Er misst die 
Mündungsgeschwindigkeit des Geschosses und bestimmt als dem 
theoretischen und dem praktischen Wert die Laufreibung.

von amateur (Gast)


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@Joe

>Da geht es um eine Luftsäule – sehr elastisch – die beschleunigt wird.

Ich hatte mich allerdings mehr mit der treibenden Luftsäule 
auseinandergesetzt und nicht mit der Verdrängten. Die kommt zu meiner 
Betrachtung noch hinzu.

Übrigens habe ich ja in meinem Post davor einen gangbaren Weg 
beschrieben, wie man gerade all dies vermeiden kann und zu recht genauen 
Ergebnissen kommen kann. Nämlich messen mittels einer 
Doppellichtschranke. Übrigens ein Weg, der den µP-orientierten 
Betrachtungen auf diesen Seiten entgegenkommen sollte.

von Wilhelm F. (Gast)


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amateur schrieb:

> Nämlich messen mittels einer
> Doppellichtschranke. Übrigens ein Weg, der den µP-orientierten
> Betrachtungen auf diesen Seiten entgegenkommen sollte.

Das kann man heute so machen. Im Mittelalter konnte man aber auch schon 
ohne Elektronik messen, mit einem Sandsack (unelastischer Stoß) oder 
Stahlkugel (elastischer Stoß) an einem Pendel.

Es gab in meinem Grundstudium E-Technik dazu auch diverse 
Physikaufgaben, aus der Pendelauslenkung die Aufprallgeschwindigkeit zu 
ermitteln.

von amateur (Gast)


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@Wilhelm

>Das kann man heute so machen. Im Mittelalter konnte man aber auch schon
>ohne Elektronik messen, mit einem Sandsack (unelastischer Stoß) oder
>Stahlkugel (elastischer Stoß) an einem Pendel.

Auch wir haben, anno Tobak, diese Versuche gemacht und festgestellt, 
dass die Ergebnisse völlig unbrauchbar sind.
Beim Sandsack verschwindet eine riesige Menge der Energie, durch die 
durch Reibung im Füllmaterial, kompensierte Energie - hauptsächlich 
Wärme.
Beim elastischen Stoß in der Unmöglichkeit die Restenergie der 
zurückprallenden Kugel zu erfassen. Zumindest bei unseren Versuchen, ist 
die abgeschossene Kugel nicht stehengeblieben. Bei verschiedenen 
Materialien war’s meist auch mit der Elastizität aus.

von Peter (Gast)


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Autor: Joe G. (feinmechaniker)

> Die Luftmasse vor dem Geschoss beträgt vor dem Schuss ca. 4.4 % der
> Geschossmasse.

Wie hast du das ausgerechnet?

von Klaus W. (mfgkw)


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amateur schrieb:
> Beim Sandsack verschwindet eine riesige Menge der Energie, durch die
> durch Reibung im Füllmaterial, kompensierte Energie - hauptsächlich
> Wärme.

Das ist aber egal, wenn man nicht über Energieerhaltung, sondern über 
den Impulssatz die Geschwindigkeit der aufgefangenen Kugel misst.
Dazu ist nur Voraussetzung, daß sie steckenbleibt und ihre Masse 
vernachlässigbar ist gegen den Sandsack.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Peter schrieb:
> Wie hast du das ausgerechnet?

Mit dem Innenvolumen des Laufes und der Dichte von trokener Luft bei 20 
Grad Celsius.

von Peter (Gast)


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Autor: Joe G. (feinmechaniker)

> Die Luftmasse vor dem Geschoss beträgt vor dem Schuss ca. 4.4 % der
> Geschossmasse.

Komme zu einem anderen Ergebnis:

Luftmasse 1200 g/m^3

Rohr:7,9 mm (Durchmesser), 150 mm (Länge, Kugelvolumen unterschlagen)

(7,9 mm)^2 / 4 x Pi x 150 mm = 7352,5 mm^3

1200 g / 10^9 mm^3 * 7352,5 mm^3 = 8,8 x 10^-3 g

100 % / 2 g x 8,8 10^-3 g = 0,44 %

Kann das mal jemand prüfen?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Peter schrieb:
> Kann das mal jemand prüfen?

Sorry, mein Fehler! Die obige Skizze ist schlecht zu lesen und so hatte 
ich eine Lauflänge von 1,5 m angenommen. Mit 150 mm Lauflänge ist 
natürlich 0.44% korrekt. Damit ändern sich auch alle anderen Daten.
V0 = 85.7 m/s
T0 = 7.35 J

von Kanonenfutter (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Peter schrieb:
>> Kann das mal jemand prüfen?
>
> Sorry, mein Fehler! Die obige Skizze ist schlecht zu lesen und so hatte
> ich eine Lauflänge von 1,5 m angenommen. Mit 150 mm Lauflänge ist
> natürlich 0.44% korrekt. Damit ändern sich auch alle anderen Daten.
> V0 = 85.7 m/s
> T0 = 7.35 J

Heißt dass, bei deiner super DGL kommt das gleiche raus wie bei der 
groben Näherung vom TO? Dann würde ich doch mal den quadcore auspacken. 
Denn in der Realität liegt der wert ungefähr bei 60% wie ich schon 
schrieb. Dass ist selbst unter Ingenieuren einer schlechte Abschätzung.

von Klaus W. (mfgkw)


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Die grundlosen 60% sind aber eines Ings auch nicht gerade würdig, oder 
haben die einen tieferen Sinn, der mir entgeht?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Kanonenfutter schrieb:
> Heißt dass, bei deiner super DGL kommt das gleiche raus wie bei der
> groben Näherung vom TO?

Die Super DGL ist nicht die meinige, sondern sie ergibt sich zwangsweise 
aus dem Impulssatz.
Die "grobe Näherung" des TO ist keine grobe Näherung, sondern die Lösung 
der DGL mit einer einzigen äußeren Kraft, der Druckkraft. Weiterhin 
betragen die beiden Anfangsbedingungen für die Bestimmung der 
Integrationskonstanten Null. Wenn du die Reibung (Gleitreibung 
Festkörper/Festkörper) mit dabei haben möchtest - nur zu! Setze sie in 
die DGL ein und löse sie, ist nicht schwer!

von Kanonenfutter (Gast)


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> Die Super DGL ist nicht die meinige, sondern sie ergibt sich zwangsweise
> aus dem Impulssatz.
> Die "grobe Näherung" des TO ist keine grobe Näherung, sondern die Lösung
> der DGL mit einer einzigen äußeren Kraft, der Druckkraft. Weiterhin
> betragen die beiden Anfangsbedingungen für die Bestimmung der
> Integrationskonstanten Null. Wenn du die Reibung (Gleitreibung
> Festkörper/Festkörper) mit dabei haben möchtest - nur zu! Setze sie in
> die DGL ein und löse sie, ist nicht schwer!

Sag mal... bist Du irgendwie Erstsemester oder so? Ja, ich kenne die 
DGLs, die Du benutzt hast. Und ja, wenn ich mich anstrenge kann ich sie 
auch noch lösen. Aber Sie sind FALSCH für diesen Anwendungsfall. Und 
selbst wenn sie richtig wären, könntest Du die Randbedingungen nicht 
bestimmen. Dieses nichtstationäre, fluiddynamische Problem kann man so 
nicht behandeln. Das haben doch schon hundert Leute geschrieben, liest 
Du nur Deine eigenen Texte?!? Such mal ne DGL wo Dichte, Viskosität und 
sowas vorkommt...

>Die grundlosen 60% sind aber eines Ings auch nicht gerade würdig, oder
>haben die einen tieferen Sinn, der mir entgeht?

Sie haben einen tiefern Sinn, den Du aber zugegebnermaßen nicht kennen 
kannst: Jemand hat die gleiche Berechnung wie der TO angestellt und 
anschliessend.... im Experiment übeprüft. Und glaub mir, dieser jemand 
hat sich echt Mühe gegeben, mit wirklich großen und schnellen Ventilen 
und verschiedenen Läufen und so. Allerdings mit 6mm Kugeln. Und die 
Lichtschranke hat gemessen, dass dieser jemand nur etwa 60% der 
errechneten Geschwindikeit erreicht.
Natürlich war ich das nicht. Denn wie ich schon erwähnte... dieser 
Aufbau ist in Deutschland ECHT ILLEGAL.

von Klaus W. (mfgkw)


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Kanonenfutter schrieb:
> Sie haben einen tiefern Sinn, den Du aber zugegebnermaßen nicht kennen
> kannst: Jemand hat die gleiche Berechnung wie der TO angestellt und
> anschliessend.... im Experiment übeprüft. Und glaub mir, dieser jemand
> hat sich echt Mühe gegeben, mit wirklich großen und schnellen Ventilen
> und verschiedenen Läufen und so. Allerdings mit 6mm Kugeln. Und die
> Lichtschranke hat gemessen, dass dieser jemand nur etwa 60% der
> errechneten Geschwindikeit erreicht.
> Natürlich war ich das nicht. Denn wie ich schon erwähnte... dieser
> Aufbau ist in Deutschland ECHT ILLEGAL.

Und der hat das bestimmt auch mit 10 bar und der obigen Lauflänge 
gemacht?
Oder glaubst du im Ernst, deine 60% wären von allen Parametern 
unabhängig?

Deine Erfahrung in allen Ehren, aber meine Erfahrung sagt, daß man einen 
Prozentsatz nicht durchs ganze Leben schleppen kann, egal was passiert.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Kanonenfutter schrieb:
> Sag mal... bist Du irgendwie Erstsemester oder so?

Nein

Kanonenfutter schrieb:
> Aber Sie sind FALSCH für diesen Anwendungsfall

Der TO fragte:
Ich möchte gerne die kinetische Energie einer Stahlkugel berechnen, und
die Mündungsgeschwindigkeit unter Idealbedingungen.

Was ist an seiner Lösung und an meinem Ansatz falsch? Wir haben 
Idealbedingungen angenommen.

Kanonenfutter schrieb:
> Und
> selbst wenn sie richtig wären, könntest Du die Randbedingungen nicht
> bestimmen.

Aber ganz sicher, als der AB v(t=0) folgt C1=0 und aus der AB x(t=0) 
folgt C2=0; C1 und C2 sind die Integrationskonstanten der DGL-Lösung.

Kanonenfutter schrieb:
> Dieses nichtstationäre, fluiddynamische Problem kann man so
> nicht behandeln.

An welcher Stelle ist das Problem fluiddynamisch und nichtstationär? 
(siehe wiederum Frage des TO nach Idealbedingungen)

Kanonenfutter schrieb:
> Such mal ne DGL wo Dichte, Viskosität und
> sowas vorkommt...

Diese Arbeitsweise kenne ich von den Studenten nicht nur im ersten 
Semester. Im Hefter oder in der Formelsammlung suchen ob vielleicht 
irgendetwas an Gleichungen passt. Geht meißt schief, glaub mir!

Zurück zum eigentlichen Thema:
An welcher Stelle wollen wir das nichtstationäre, fluiddynamische 
Problem einbauen? Bitte Vorschläge.

von Murmelchen (Gast)


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Hier mal ein paar Vergleichszahlen aus der Praxis zur besseren 
Abschätzung:

Ein heute handelsübliches und erlaubnisfreies Luftgewehr beschleunigt 
ein Projektil (Diabolo), welches eine Masse von ca. 0,5 Gramm besitzt, 
auf eine maximale Anfangsgeschwindigkeit von ca. 175 m/s. Der 
Durchmesser des Diabolos beträgt dabei ca. 4,5 mm und die maximal 
gesetzlich zulässige Geschossenergie, mit der das Projektil den Lauf 
verlassen darf, darf dabei 7,5 Joule nicht überschreiten.

Die dazu nötige Energie in Form von Pressluft wird dazu im Gewehr durch 
einen Druckminderer auf ca. 70 Bar eingestellt. Der gezogene Lauf, um 
das Diabolo zur Erzielung einer stabilen Flugbahn in Rotation zu 
versetzen, hat dabei bei den meisten heute üblichen 
Wettkampfluftgewehren eine tatsächliche Länge von ca. 40 cm. Bei 
Luftpistolen ist der Lauf noch etwas kürzer und deshalb verwendet man 
dort oft auch etwas leichtere Diabolos.


Anhand der genannten Werte dürfte zumindest eine grobe Abschätzung 
möglich sein, welche Energie und Geschwindigkeit sich bei obigem Versuch 
ergeben könnte. Ganz trivial ist das aber trotzdem nicht, weil ja auch 
Reibung, Druckverluste und Strömung mit in das Ergebnis einfließen.


Noch eine kurze Anmerkung: Ich bin jetzt nicht der Typ, der ständig mit 
dem mahnenden Zeigefinger umher läuft und andere Menschen zu belehren 
versucht, aber unser Waffengesetz ist äußerst restriktiv und wird bei 
der zur Zeit herrschenden Stimmung bedingt durch diese ganzen 
unsäglichen Hetzkampagnen der letzten Jahre auch fast immer äußerst 
rigide angewandt. Also Klartext, man bewegt sich bei solchen Versuchen, 
sollte man sie denn auch in die Praxis umsetzen, sehr schnell im Bereich 
einer strafbaren Handlung.


Mit besten Grüßen

Murmelchen - aktiver Sportschütze seit frühster Jugend

von Kanonenfutter (Gast)


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>träge Masse der sich beschleunigenden Luft
>Reibung der Luft an dem Rohrwandungen mit Turbulenzen.
>ie Luftsaeule innen, wie aussen muss
>bewegt werden.
>das waere eine Navier Stokes
>Gleichung.
>Reibung zwischen Kugel und wand
>treibenden Luftsäule
>auseinandergesetzt und nicht mit der Verdrängten.

Irgendwie haben es schon genug Leute geschrieben. Ich weiß einfach 
nicht, was ich da noch mehr schreiben soll...

>Aber ganz sicher, als der AB v(t=0) folgt C1=0 und aus der AB x(t=0)
>folgt C2=0; C1 und C2 sind die Integrationskonstanten der DGL-Lösung.

Schön. Beschreibt aber nur einen Bruchteil der existierenden 
Randbedinungen. Es sind lediglich die Bedingungen aus DEINER Gleichung. 
Und die ist eben falsch.


>Deine Erfahrung in allen Ehren, aber meine Erfahrung sagt, daß man einen
>Prozentsatz nicht durchs ganze Leben schleppen kann, egal was passiert.

Da geb ich dir völlig Recht. Selbst bei meinen Versuchen war die 
Streuung enorm. Aber 60% war das beste, was ich so raus bekommen habe. 
Meine Aussage war ja auch nur: Man kann das nicht so rechnen, die 
Realität ist VIEL komplexer. Und diese Komplexität führt nicht zu einem 
Fehler von ein paar wenigen Prozent. Können wir uns darauf einigen?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Kanonenfutter schrieb:
> Irgendwie haben es schon genug Leute geschrieben. Ich weiß einfach
> nicht, was ich da noch mehr schreiben soll...

Joe G. schrieb:
> Zurück zum eigentlichen Thema:
> An welcher Stelle wollen wir das nichtstationäre, fluiddynamische
> Problem einbauen? Bitte Vorschläge.

von amateur (Gast)


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>Noch eine kurze Anmerkung: Ich bin jetzt nicht der Typ, der ständig mit
>dem mahnenden Zeigefinger umher läuft und andere Menschen zu belehren
>versucht, aber unser Waffengesetz ist äußerst restriktiv und wird bei
>der zur Zeit herrschenden Stimmung bedingt durch diese ganzen
>unsäglichen Hetzkampagnen der letzten Jahre auch fast immer äußerst
<rigide angewandt.

Weshalb auch kaum Leute an einer "Bleivergiftung" sterben.

So restriktiv, dass das Vergessen den Waffenschrank abzuschließen, ein 
Kavaliersdelikt und nicht Beihilfe zum Mord ist.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Murmelchen schrieb:
> Hier mal ein paar Vergleichszahlen aus der Praxis zur besseren
> Abschätzung:

Danke!
Ich habe mal eine "mittlere" Reibkraft in die Dgl eingebaut und mit 
deinen Daten gerechnet.
p = 70 bar
l = 400 mm
d = 4,5 mm
m = 0,5 g

Setzt man nun die Reibkraft mit genau 5 * Druckkraft an, bekommt man das 
folgende Ergebnis:
V0 = 173,2 m/s
T0 = 7,497 J
Dieses Ergebnis passt sehr gut zu deinen Daten V=175m/s und T=7,5J. Also 
im nächsten Schritt den Faktor 5 in die Aufgabe des TO eingebaut. Hier 
die Lösung:

V0 = 35 m/s
T0 = 1,225 J

Übrigens kommt der Faktor 60% mit und ohne Navier Stokes irgendwo vor 
;-)

von Kanonenfutter (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Murmelchen schrieb:
>> Hier mal ein paar Vergleichszahlen aus der Praxis zur besseren

> Setzt man nun die Reibkraft mit genau 5 * Druckkraft an, bekommt man das
> folgende Ergebnis:
> V0 = 173,2 m/s
> T0 = 7,497 J
> Dieses Ergebnis passt sehr gut zu deinen Daten V=175m/s und T=7,5J. Also
> im nächsten Schritt den Faktor 5 in die Aufgabe des TO eingebaut. Hier
> die Lösung:
>
> V0 = 35 m/s
> T0 = 1,225 J
>
> Übrigens kommt der Faktor 60% mit und ohne Navier Stokes irgendwo vor
> ;-)

Ja klar. Du hast ja auch rückwärts gerechnet um auf den völlig 
bescheuerten Faktor von 5 für die Reibkraft zu kommen.
Hat halt nix mit der Realität zu tun. Die hat was mit Bernoulli, Venturi 
und Prandtl zu tun...

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Kanonenfutter schrieb:
> Die hat was mit Bernoulli, Venturi
> und Prandtl zu tun...

Jetzt muß ich aber mal schmunzeln... Hast du nicht noch Einstein, 
Heisenberg und Maxwell vergessen ;-)

Und wieder zurück zum Thema:
Nenne mir bitte die Stelle wo Bernoulli, Venturi und Prandtl zum Einsatz 
kommen und wie sie genau zum Einsatz kommen (einen Gleichungsterm 
bitte). Und merkst du was? Ich habe bisher gerechnet, du hast bisher nur 
geschwatzt! Dafür bekommen nicht nur Erstsemestler eine 5 von mir.

von Patrick E. (f4550tim)


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Hallo,
und ersteinmal Recht Herzlichen Dank für die ausgiebigen Bemühungen.

Selbstverständlich würde ich so etwas wie oben rein Theoretisch 
angenommen niemals in die Praxis umsetzten !!!

Nachdem ich jetzt den Beitrag durchgelesen habe, bin ich zum Entschluss 
gekommen, das meine Rechnungen durchaus Berechtigungen haben und 
scheinbar auch passende Ergebnisse liefern.

Das allerdings scheinbar in der Realität (danke an Joe G.) nur noch ein 
5tel der errechneten Energie vorhanden ist und die restlichen Teile an 
Reibung, Gegendruck und Turbolenzen draufgehen ist echt mehr als ich 
erwartet habe.

Wie heißt den das Programm in welchem man solche Berechnungen 
durchführen kann ?

LG

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Patrick E. schrieb:
> Wie heißt den das Programm in welchem man solche Berechnungen
> durchführen kann ?

Das Programm heißt Kopf und Taschenrechner ;-)
Wenn du das obige PDF meinst, da habe ich die Formel schnell in Mathcad 
eingegeben.

von Kanonenfutter (Gast)


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wäre doof, wenn ich jetzt rechne, nachdem ich gesagt habe, dass man das 
nicht rechnen kann...

aber weil Du so nett bettelst:

wegen Bernoulli für ideale, reibungsfreie Gase:

p+1/2roh*v^2=p0 ist der Druck nicht konstant 10bar

wegen

zeta=lambda * L/D

ist der Druck wegen der Rohrreibung nicht konstant.


Beide Gleichungen berücksichtigen aber eine konstante Strömung. Nicht 
mal die hast Du...

von Uwe R. (aisnmann)


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amateur schrieb:
>>Noch eine kurze Anmerkung: Ich bin jetzt nicht der Typ, der ständig mit
>>dem mahnenden Zeigefinger umher läuft und andere Menschen zu belehren
>>versucht, aber unser Waffengesetz ist äußerst restriktiv und wird bei
>>der zur Zeit herrschenden Stimmung bedingt durch diese ganzen
>>unsäglichen Hetzkampagnen der letzten Jahre auch fast immer äußerst
> <rigide angewandt.
>
> Weshalb auch kaum Leute an einer "Bleivergiftung" sterben.
>
> So restriktiv, dass das Vergessen den Waffenschrank abzuschließen, ein
> Kavaliersdelikt und nicht Beihilfe zum Mord ist.

Das diese Sportschützen auch immer die Waffen klauen um damit Leute 
ermorden...

von Kaliber (Gast)


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Patrick E. schrieb:
> Selbstverständlich würde ich so etwas wie oben rein Theoretisch
> angenommen niemals in die Praxis umsetzten !!!

Deswegen hat die Kugel auch einen Durchmesser von 7,9mm.

Ja, und meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad...

von Murmelchen (Gast)


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@Patrick

Unter dem Stichwort 'Innenballistik' findest Du zahlreiche weitere 
Informationen. Diese beziehen sich dabei zwar fast immer auf die 
Verwendung heißer Gase als Treibmittel, sprich Zündung und Abbrand von 
Pulver, aber das Prinzip bleibt ja auch bei Verwendung kalter Gase 
erhalten und vereinfacht die Sache sogar noch etwas. Selbst Google 
spuckt unter dem genannten Stichwort eine ganz brauchbare Seite nebst 
der auch hier schon besprochenen Formeln aus.

Ein recht brauchbares Programm zur Berechnung dieser Innenballistik (und 
auch der Außenballistik) nennt sich Quickload. Es wird oft von 
Wiederladern genutzt, ist allerdings ein kommerzielles Programm.


Apropos, es ist auch in Deutschland nicht generell verboten, solche 
Versuche durchzuführen. Man braucht dazu allerdings eine Erlaubnis, da 
so ein Versuchsaufbau schon alle wesentlichen gesetzlichen 
Definitionsmerkmale einer Schusswaffe erfüllt.



Mit besten Grüßen

Murmelchen

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Kanonenfutter schrieb:
> wäre doof, wenn ich jetzt rechne, nachdem ich gesagt habe, dass man das
> nicht rechnen kann...

Na gut, dann rechne ich mal...
Nehmen wir also die reibungsbehaftete Strömung dazu. Dazu wollen wir 
jedoch die instationäre Strömung vernachlässigen, weil die 
Geschwindigkeit nach einer Wurzelfunktion sehr schnell in den linearen 
Bereich übergeht (siehe Anlage). Jetzt machen wir eine untere und eine 
obere Abschätzung. Für die untere Abschätzung setzen wir die 
Fluidreibung Null, für die obere Abschätzung nehmen wir als 
Strömungsgeschwindigkeit die Mündungsgeschwindigkeit. Nun rechnen wir 
mit einem glatten hydraulischen Rohr. Zum Vergleich nochmals eine 
mittlere Abschätzung, also eine mittlere Geschwindigkeit welche der 
Realität wohl näher kommt. Und hier die Ergebnisse:

keine Reibung     v0=100%     T0=100%
maximale Reibung  v0=77.5%    T0=60.0%
mittlere Reibung  v0=95.7%    T0=91.7%

Fazit: Die Berücksichtigung der reibungsbehaftete Strömung ergibt bei 
der Endgeschwindigkeit einen 4.3% kleineren Wert, für die Energie einen 
8.3% kleineren Wert. In erster Näherung darf also dieser Einfluss 
sicherlich vernachlässigt werden ;-)

von Udo S. (urschmitt)


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amateur schrieb:
> So restriktiv, dass das Vergessen den Waffenschrank abzuschließen, ein
> Kavaliersdelikt und nicht Beihilfe zum Mord ist.

Dann musst du aber deinen Autoschlüssel auch in einen sicheren Schrank 
verschliessen, denn wenn dir dein Junior den einfach nimmt und mit dem 
Auto einen Fussgänger überfährt, dann wäre das in deiner Logik auch:

amateur schrieb:
> Beihilfe zum Mord ist

und erst Küchenmesser, teilweise mit 20cm langer Klinge und sehr scharf 
...

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