Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Tolerierte Abweichung Widerstände Praxis Theorie?


von Claude J. (berus)


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Hallo Leute,

ich bin gerade bei der Dimensionierung meines Schaltplans. Rein 
Rechnerisch brauche ich einen Widerstand von 3,782051 MOhm. Muss ich für 
den Nachbau meines Schaltplanes so viele Widerstände in Reihe schalte, 
dass ich genau auf die 3,782051 Ohm komme oder reicht es, wenn ich auf 
3,782000 MOhm runde?

Sind solche Abweichungen in der Praxis toleriert? Die gleich Frage soll 
sich auch auf Kondensatoren beziehen? Wie genau muss der praktische Wert 
mit dem theoretischen übereinstimmen?

Berus

von Klaus W. (mfgkw)


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Kommt auf deine Schaltung an.

Meistens kann man erstens ein paar Prozent abweichen, und zweitens musst 
du abweichen, weil es eh keine genauen Widerstände gibt.

Je nachdem, wieviel Geld du auf den Tisch legst, kannst 10%, 5%, 2% oder 
1% Toleranz haben.

von Vanilla (Gast)


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Claude Juncker schrieb:
> Hallo Leute,
>
> ich bin gerade bei der Dimensionierung meines Schaltplans. Rein
> Rechnerisch brauche ich einen Widerstand von 3,782051 MOhm. Muss ich für
> den Nachbau meines Schaltplanes so viele Widerstände in Reihe schalte,
> dass ich genau auf die 3,782051 Ohm komme oder reicht es, wenn ich auf
> 3,782000 MOhm runde?
>
> Sind solche Abweichungen in der Praxis toleriert? Die gleich Frage soll
> sich auch auf Kondensatoren beziehen? Wie genau muss der praktische Wert
> mit dem theoretischen übereinstimmen?

Die Frage wirst Du mit den spärlichen Informationen nru selbst 
beantworten können...

Wir wissen nicht was mit dem Widerstand angestellt wird (schon mal sehr 
hochohmig, aber wie gesagt wir wissen nix).

Du kannst ja mal durchrechnen ob Du mit bei +/- der Toleranz deiner 
eingesetzten Widerstände leben kannst.
Kondensatoren streuen noch mehr (über Temperatur / Alter).
Wenn deine entworfene Schaltung so hohe Anforderungen an die Bauteile 
stellt würde ich mir nochmals Gedanken darüber machen...

Gruß Vanilla

von Claude J. (berus)


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Danke!
Berus

von Claude J. (berus)


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Der Widerstand soll der Widerstand eines Transimpedanzverstärker sein.

von Peter R. (pnu)


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Rechenergebnisse rundet man prinzipiell zum nächsten Wert der gerade 
verwendeten Normreihe (meistens ist E12 als Normreihe günstig, mit einer 
Toleranz von 5% verknüpft).
Oft muss man beim Rechnen, z.B. bei Basisspannungsteilern dabei mehrere 
Normwerte durchprobieren, bis ein günstigster Rundungsvorgang gefunden 
ist.

Engere Toleranzen gehen ins Geld. machen auch bei Reparatur Probleme da 
sie ja nicht so oft gebraucht werden.

Speziell gefertigte Werte, wie sie z.B. in den Spannungsteilern von 
Messgeräten gebraucht werden (999.99kOhm, 99.9 kOhm usw.) sind als 
Spezialanfertigung weitaus teurer.

Wer meint, genaue Werte haben zu müssen, kommt mit Zusammenschaltungen 
zweier Widerstände an den genauen Wert heran, aber meist ist das 
sinnlos, wenn man dabei Toleranz,Temperaturabhängikeit, Alterung usw. 
der Widerstände im Auge behält.

von Nicolas S. (Gast)


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Der einzige?

von Claude J. (berus)


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Ja, der einzige.

Naja...ich habe mir das so vorgestellt, dass ich je einen 2,7MOhm, einen 
1MOhm und einen 82kOhm bestelle. Die Summe daraus ist 3,782kOhm. Das 
kommt ja dem berechneten Wert von 3,782051MOhm sehr nah. Das ist viel 
weniger als 0,01 Prozent Abweichung.

von Claude J. (berus)


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@ Peter: Würdest du mir raten einfach einen einzigen Widerstand mit 
4MOhm statt den anderen drei zu kaufen?

von nicht "Gast" (Gast)


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Jetzt mache dazu noch eine Fehlerrechnung für den Fall, dass alle 
Widerstände mit einer Toleranz von 20% behaftet sind...

von Peter D. (peda)


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Claude Juncker schrieb:
> Das ist viel
> weniger als 0,01 Prozent Abweichung.

Schön. Und welche Toleranz haben diese Widerstände von Haus aus?

von nicht "Gast" (Gast)


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4MOhm ist sehr unüblich. Nimm doch einfach 3,9MOhm.

Weiteres siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/E-Reihe
E6-E24 sind in Bastlerkreisen üblich.

von Falk B. (falk)


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@ Claude Juncker (berus)


>Naja...ich habe mir das so vorgestellt, dass ich je einen 2,7MOhm, einen
>1MOhm und einen 82kOhm bestelle. Die Summe daraus ist 3,782kOhm. Das
>kommt ja dem berechneten Wert von 3,782051MOhm sehr nah. Das ist viel
>weniger als 0,01 Prozent Abweichung.

Schon wieder weltfremde Akademiker unterweg?

Mann O Mann.

Wenn man eine normale Präzision will/braucht, nimmt man Widerstände mit 
1% Toleranz, die gibt es überall für ein paar Cent. Wenn man enge 
Abstufungen braucht, nimmt man die aus der E96 Oder E192 Reihe. Im 
Normalfall tut es E24. Wenn es genauer sein muss, kann man auf 0,1% 
Widerstände zurückgreifen, die sind immer noch bezahlbar. Wenn es 
genauer sein soll, muss man mittels Potentiometer kalibieren. Dazu 
braucht man aber auch ein entsprechend genaues Kalibriermass.
Und dann bleibt immer noch die Temperturabhängigkeit des Ganzen.

von Nicolas S. (Gast)


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Claude Juncker schrieb:
> Ja, der einzige.

Erwischt :-). Eigentlich wollte ich darauf hinaus, daß die erlaubte 
Toleranz eines Widerstands ohne Schaltplan und Einsatzzweck nicht 
einfach so bestimmbar ist.

Auch die Leistung spielt eine Rolle.

Aber ich schließe mich den Vorrednern an: Mach mal eine Fehlerrechnung 
für den gebastelten 3,782051MOhm im Vergleich zu einem käuflichen 
Einzelwiderstand.

von Udo S. (urschmitt)


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Peter R. schrieb:
> Rechenergebnisse rundet man prinzipiell zum nächsten Wert der gerade
> verwendeten Normreihe (meistens ist E12 als Normreihe günstig, mit einer
> Toleranz von 5% verknüpft).

Das ist so nicht korrekt.
E12 ist für 10%, E24 für 5%, E96 für 1%

Wenn man messen will wird man heute mindestens 1% Metallfilmwiderstände 
nehmen, schon allein wegen dem deutlich besseren TK und 
Langzeitstabilität.

Beim Transimpedanzverstärker würde ich einen gut erhältlichen 
langzeitstabilen Metallfilm nehmen der dem gerechneten Wert nahe kommt 
und in der weiterverarbeitenden Stufe oder in der Software eine 
entsprechende Anpassung/Kalibrierung vornehmen.

Edit: Falk war schneller :-)

von Arc N. (arc)


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Claude Juncker schrieb:
> @ Peter: Würdest du mir raten einfach einen einzigen Widerstand mit
> 4MOhm statt den anderen drei zu kaufen?

Kommt drauf an was rauskommen soll...
Wenn bspw. die Schaltung dahinter 0V - 10V braucht und sich nicht 
verändern lässt, muss die Schaltung zwangsläufig die passende Spannung 
erzeugen. Sitzt dagegen z.B. ein ADC dahinter, wird halt etwas 
gerechnet, ob und wie gut dessen Eingangsspannungsbereich (mit 
Standardwerten) abgedeckt werden kann. Die Umrechnung kann dann die 
Software erledigen, ebenso bei der Kalibrierung.

von abcd (Gast)


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Dann musst du aber auch Widerstände mit besser als 0.01% Genauigkeit 
bestellen, wenn du da die Preise nachschaust erledigt sich das von 
selbst.
Nen 5% Widerstand auf 0.01% genau berechnen (und einbauen) kannst grad 
bleiben lassen...


Vorgehensweise: Überlege dir (ggf Fehlerrechnung) mit welcher Toleranz 
(Fehler im Ausganssignal des Verstärkers!) du leben kannst.
Dann suchst du dir dazu passend einen Widerstand aus der entsprechenden 
Reihe raus, nimmst den nächst passenden und rechnest das nochmal durch 
ob der Gesamtfehler akzeptabel ist.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Claude Juncker schrieb:
> Der Widerstand soll der Widerstand eines Transimpedanzverstärker sein.

In dem Fall brauchst Du eine Fehlerrechnung.
1. Du musst wissen, wie groß der Fehler der Schaltung sein darf. Das 
legst Du bzw. Deine Anwendung fest.
2. Dann musst Du alle Fehlerquellen berücksichtigen und mit den 
Grenzwerten der Fehler eine Worst-Case-Berechnung machen: Was ist die 
ungünstigste Kombination der Abweichungen vom Idealwert der Bauteile? 
Mit diesen Werten wird die Schaltung durchgerechnet.
3. Ist der Fehler klein genug gegenüber den Anforderungen (1.)? Wenn ja: 
Fertig. Wenn nein: Du brauchst genauere/bessere Bauteile.

Einfaches Beispiel für den Worst-Case:
Spannungsteiler mit 2 Widerständen mit 1% Toleranz: der Fehler am 
größten, wenn der eine Widerstand 101% hat und der andere 99% (oder 
umgekehrt). Das gilt jetzt nur für 25°C. Je nach Temperaturbereich muss 
jetzt zusätzlich zur Fertigungstoleranz (die angenommenen 1%) noch die 
Temperaturabhängigkeit berücksichtigen.

Gruß Dietrich

von MaWin (Gast)


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> Das ist viel weniger als 0,01 Prozent Abweichung.

Wenn du Widerstände mit 0.01% Toleranz kaufst.

Wenn man's braucht, wirklich braucht, muss man's zahlen.

von Claude J. (berus)


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Ok, also hier die Fehlerrechnung. Alle Widerstände haben eine 
Metallschicht.
Die Toleranzen sind für 2,7 MOhm, 1,0 MOhm je 1 Prozent und für den 
82kOhm 5%

Zusammen ist das noch immer 3,782 MOhm.

Toleranzbereich:

1.Variante - mit den in Reihe geschaltenen Widerständen:

3,7409 < R1 < 3,8231 MOhm

2. Variante - Der einfache Widerstand mit 3,9 MOhm hat ein Toleranz von 
1 Prozent:

3,861< R2 < 3,939 MOhm



Der berechnete Wert ist:

3,782051 MOhm. Sollte ich also die drei einzelnen Widerstände bevorzugen 
und außerdem noch kalibrieren!?

von Nicolas S. (Gast)


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Wofür brauchst Du Deinen Transimpedanzverstärker? Wieviele Kanäle? Wie 
muß der Gleichlauf der Kanäle sein? Wie groß darf die Absolutabweichung 
der Kanäle sein?

Was Du brauchst weißt Du erst wenn Du weißt was Du willst.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Claude Juncker schrieb:
> 3,782051 MOhm. Sollte ich also die drei einzelnen Widerstände bevorzugen
> und außerdem noch kalibrieren!?

Das hängt von den Anforderungen ab. Und die weißt nur Du ...

Außerdem kommen bestimmt noch Fehler durch andere Bauteile dazu, oder 
besteht die ganze Schaltung nur aus einem Widerstand?

Gruß Dietrich

von Anja (Gast)


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Nicolas S. schrieb:
> Was Du brauchst weißt Du erst wenn Du weißt was Du willst.

Ist wahrscheinlich für eine Photodiode mit +/-50% Toleranz.

Gruß Anja

von Kevin (Gast)


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@ Claude Juncker (berus)

Du brauchst genau 2 Dinge.
Ein hypergenaues Ohmmeter und ein 5 MOhm Poti.

Ein Zitat zum Nachdenken gebe ich dir mit auf den Weg.

---  Grau ist alle Theorie.  ---

von Claude J. (berus)


Angehängte Dateien:

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Sry für das etwas missratene Screenshot. Ja genau, der TIA ist für eine 
Diode gedacht.

Die Diode baue ich anders herum ein, damit ich eine positive 
Ausgangsspannung erhalte. Den Ausgang der Schaltung möchte ich an den 
AD-Wandler eines Atmega8 schalten. Einige von euch wissen ja schon aus 
anderen Beiträgen, was ich vorhabe.

Ich will den OPA mit einer 3V Batterie betreiben. Das andere Ende wollte 
ich an Masse legen. Aber das ist ja schon wieder ein anderes Thema.

Ich bin der Meinung, dass ich zwischen ADC und dieser Schaltung keinen 
Tiefpass benötige. Zudem wollte ich noch den Pullup Widerstand des ADC 
aktivieren.

Ich hoffe das reicht an zusätzlichen Informationen. Welche Faktoren 
müsste ich bei diesem Worst Case Szenario mit einfließen lassen?

von Claude J. (berus)


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Ja, ich habe wirklich noch keine praktischen Erfahrungen mir Schaltungen 
gemacht.

von Rasputin (Gast)


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Was geschieht, falls der Transimpedanz widerstand nun als 3.6 MOhm 
eingebaut wird ?

von MaWin (Gast)


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> Ich hoffe das reicht an zusätzlichen Informationen.

Nein.

Was willst du wozu wie genau überhaupt messen,
und wie sehr schwankt deine Photodiode durch Temperatur,
der OpAmp durch Offsetspannung und Eingangsströme,
wieso denkst du daß die Diode andersrum muss,
und wie kommst du darauf, daß 0 (am Eingang) auch 0
(am Ausgang) bliebt bei einem single supply
Operationsverstärker ?

von Peter R. (pnu)


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Die Umsetzung des Lichts in Strom der Fotodiode ist mit 
riesen-Fehlereinflüssen behaftet: Wellenlängenabhängigkeit vom Licht, 
Durchlässigkeit der Diodenoberfläche, Geometrie der Lichtführung, 
Auftreffwinkel des Lichts....
Und da machst Du Dir Gedanken um <1% Fehler beim Widerstand?

3,9 MOhm (wenn man ihn kriegt) hat wesentlich geringere Abweichung vom 
gerechneten Wert als die Diode.

Mein Rat: nimm erst mal einen 1MOhm-Widerstand dann wird der Fotostrom 
in ausreichend große Spannung umgesetzt. Danach kannst Du ja noch eine 
Opamp-Stufe mit einer Verstärkung von 3,78 nachschalten, um den Fehler 
auszugleichen.

Oberhalb 1MOhm wirds schwierig mit Widerständen, schon mal an Leckströme 
in der Schaltung gedacht? die haben oberhalb 1MOhm zunehmend Einfluss.
Meistens ist bei 1MOhm Ende der Reihe.

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