Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Lebenslauf antichronologisch, in der Bewerbung OK, aber im Gespräch?


von Hans (Gast)


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Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden und sehe auch die Vorteile, 
den Lebenslauf in der Bewerbung antichronologisch zu verfassen.

Was ich aber völlig sinnfrei finde, ist im Bewerbungsgespräch seinen 
Werdegang auch antichronologisch zu erzählen. Bei mir haben die 
aufeinander folgenden Positionen und Stationen immer auch logische 
Gründe aus der vorigen Position. Wenn ich dann rückwärts erzähle, kommen 
immer Aussagen wie: "Im Jahr xyz habe ich dies&das gemacht, weil ich 
vorher jenes gemacht habe und mich dann aus diesem und jenem Grund 
verändert habe." So geht das dann die ganze Zeit und ich merke immer 
wieder, wie bescheuert das ist rückwärts zu erzählen.

In der chronologischen Variante geht das dann immer völlig geordnet und 
ohne Chaos so: Position x, dann ist z passiert und deshalb kam dann 
Positon y, usw. . Ich als Bewerber komme nicht durcheinander und die 
Zuhörer können auch folgen.

Übrigens wurde ich nur in Bewerbungsgesprächen mit 2.-Klasse-Firmen zur 
antichronologischen Variante aufgefordert. 1.-Klasse-Firmen wie z.B. 
Siemens und ähnliche wollten es immer chronologisch. 2.-Klasse-Firmen 
sind für mich Leiharbeiterfirmen und Personalvermittler.

Wie sind eure Erfahrungen und Meinungen?

von klingt gut (Gast)


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LoL i.d.R. interessiert am meisten was du als letztes gemacht hast. Ich 
war  z.B. in in der Grundschule in der Neandertaler AG, interessiert 
keinen Menschen obwohl es echt klasse war.

Meine Erfahrung ist das Firmen, wenn sie denn wirklich suchen, garkeine 
großen Details wissen wollen. Ich habe den Eindruck das immer zählt was 
zuletzt gemacht wurde und warum man sich veärndern will,ob man sich dies 
und das vorstellen kann etc..

von Hans (Gast)


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Es ist ja richtig, dass das letzte am wichtigsten ist. Aber das bedeutet 
ja nicht gleich auch, dass man antichronologisch vortragen sollte. Beim 
chronologischen Vorgehen kommt das letzte zum Schluss und dann 
entwickeln sich auch die meisten Rückfragen.

von Rick M. (rick-nrw)


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Du wirst zu einem Gespräch eingeladen.
Ob ein Lebenslauf vorher chronologisch oder antichronologisch 
geschrieben wurde ist erstmal zweitrangig.

Ich erzähle in einem Gespräch meinen Lebenslauf bisher chronologisch.
Lehre, Bundeswehr, Fachabi, Studium, Job 1,2,3,4,... Was wo welche 
Aufgaben.
Man sollte das was vor 20 Jahren mal war, möglichst kurz zu halten.

Wenn einem das nicht passt, meldet der sich.

Leihbuden hätten gerne den Lebenslauf gerne in vorgegebenen Schubladen.
Das gilt auch für Siemens, da die den Bewerbungsprozess auslagern.
Standardfragen für die Datenbank.

Du musst denen rüberbringen "Sie suchen, Ich kann! Ich mache das, ich 
bin Ihr Mann (Frau)!"

von Bewerber (Gast)


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Schriftlich antichronologisch, mündlich chronologisch! Auch wenn 1000e 
super Bewerbertipp-Seiten im Netz was anderes sagen!

Habe es mal in einem Gespräch mit antichronologisch probiert, weil ich 
mich von den Tipps im Netz verunsichern lassen habe. Großer Fehler!

Die Vorstellung ist die Basis für das folgende Gespräch und da geht es 
hauptsächlich um die letzte / jetzige Tätigkeit. D.h. die sollte auch 
als letztes dargestellt werden.

Im Grunde heißt die Regel im Gespräch vom Unwichtigen zum Wichtigen. 
Schriftlich genau andersrum, weil eh nicht der ganze Lebenslauf gelesen 
wird.

von Marx W. (Gast)


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Hans schrieb:
> Wie sind eure Erfahrungen und Meinungen?

Ist gehüpft wie gesprungen!
Die einen wollen es so, die anderen so!
Antichronologisch,chronologisch ich würde mir da ned soviele Gedanken 
machen!

von Hans (Gast)


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Adam Riese schrieb im Beitrag #3302940:
> Ich kann daran jedenfalls nicht all zu viel
> positives finden wenn man gegenüber fremden Leuten so die Hosen
> runter lässt und man so erniedrigt wird, vor allem wenn man sich
> auch noch über Sachverhalte aus der Vergangenheit rechtfertigen
> soll bzw. muss.

Ich finde das ganz normal und sogar gut, damit die Gesprächspartner mich 
kennen lernen. Ich fände es nicht gut, wenn die mich falsch einschätzen, 
ich dann eingestellt werde und es dann nicht passt.

Bei meinem Lebenslauf mit all seinen Stationen kommt z.B. ganz klar 
raus, dass Familie für mich an oberster Stelle steht und nicht der Job. 
Auch geht aus meinen früheren Positionen und Entscheidungen klar hervor, 
dass ich nicht alles mitmache, wenn ich nicht hinter den Dingen stehe, 
und auch unangenehme Konsequenzen dafür in Kauf nehme. Das sollten 
Gesprächspartner wissen, bevor sie mich einstellen. Vermitteln kann ich 
das am besten, wenn ich meinen bisherigen Werdegang schilder, inclusive 
der Ursachen für getroffene Entscheidungen und Ereignisse. Zum Glück 
kann ich immer aus einer komfortablen Position heraus agieren, denn ich 
muss nicht unbedingt arbeiten, weil meine Frau beruflich sehr 
erfolgreich ist und wir auf mein Gehalt nicht angewiesen sind. Auch 
haben wir keinen Kredit für ein Haus abzubezahlen und können dadurch von 
Arbeitgebern erpresst werden.

Ich habe es schon öfter erlebt, dass Angestellte sich verschulden und 
ein Haus kaufen und sich dadurch in eine ganz schlechte 
Verhandlungsposition begeben und sich dann vieles von Arbeitgebern 
gefallen lassen müssen. Dafür müssen sie dann später aber auch keine 
Miete mehr zahlen.

von toto (Gast)


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etwas Flexibilitaet bitte..

von wendelsberg (Gast)


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Hans schrieb:
> Zum Glück
> kann ich immer aus einer komfortablen Position heraus agieren, denn ich
> muss nicht unbedingt arbeiten, weil meine Frau beruflich sehr
> erfolgreich ist und wir auf mein Gehalt nicht angewiesen sind. Auch
> haben wir keinen Kredit für ein Haus abzubezahlen und können dadurch von
> Arbeitgebern erpresst werden.

Was soll dann die bloede Fragerei?
Probier es aus, was passiert, wenn Du Deiner Linie folgst.

wendelsberg

von Marx W. (Gast)


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wendelsberg schrieb:
> Was soll dann die bloede Fragerei?
> Probier es aus, was passiert, wenn Du Deiner Linie folgst.

Genau, also ich würd es total in Ordnung finden wie Indiana Jones Beim 
Vorstellungsgespräch aufzutreten.

In der linken Hand die Peitsche, rechter Hand einen Revolver.
Zwei Peitschenschnalzer und drei Schüsse in die Decke.
Dann kriecht das Pack vom AG vor dir im Staub. Dann haste die in der 
Hand.
Den Arbeitsvertrag haste dann hoffentlich dabei, den unterschreiben die 
dann dir ohne Widerspruch sofort!

So geht VG heute!

von Rick M. (rick-nrw)


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Hat jemand schon mal einen Job nicht bekommen, weil er seinen Lebenslauf 
eben nicht wie gewünscht chronologisch oder rückwärts chronologisch 
geschrieben hat?

von Bewerber (Gast)


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Wieso sollte man den Lebenslauf im Gespräch rückwärts chronologisch 
aufsagen? Hat das schon mal jemand von Dir verlangt?

Wenn dann heißt es doch eher, "Erzählen Sie etwas von sich", "Stellen 
Sie sich kurz vor" oder "Erläutern Sie die wichtigsten Stationen Ihres 
Lebenslaufs" etc. Da fängt man dann natürlich "vorne" 
(Schulabschluss/Studienabschluss) an und endet bei der letzten Tätigkeit 
mit "und jetzt würde ich mich gerne in Richtung ... weiterentwickeln und 
sehe bei dieser Stelle dafür sehr gute Perspektiven" o.ä. Die ersten 
Stationen handelt man sehr kurz ab, die letzte dafür besonders 
ausführlich und bildet Anknüpfungspunkte für die zukünftige Tätigkeit.

Andersrum wäre es doch sehr konfus und würde mit der interessanten 
letzten Position beginnen und dann immer uninteressanter werden bis hin 
zum Eintritt in die Grundschule. Und dann ist Dein Vortrag zu Ende. 
Macht überhaupt keinen Sinn. Habe auch noch nicht gehört, dass das 
empfohlen wird.

Schriflich ist es natürlich was anderes. Da möchte der Leser das 
wichtigste als erstes sehen und selber entscheiden, wie weit er in die 
Vergangenheit zurück lesen möchte. Wenn Du aufgefordert wirst, selber zu 
berichten, ist es dagegen Deine Aufgabe, die Dinge so zu priorisieren, 
dass sich Dein Gegenüber nicht langweilt.

Wenn jemand wirklich explizit verlangen würde, dass man rückwärts 
chronologisch erzählt und dann irgendwann mit "Danke, bis hier hin 
reicht mir" unterbricht, fände ich das schon extrem unhöflich. Da würde 
ich mir ernsthaft überlegen, ob ich für so jemanden arbeiten möchte, vor 
allem wenns der Fachvorgesetzte sein sollte.

von klingt gut (Gast)


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Bewerber schrieb:
> Wieso sollte man den Lebenslauf im Gespräch rückwärts chronologisch
> aufsagen? Hat das schon mal jemand von Dir verlangt?

Wieso sollte man eine Bewerbung schreiben?

Warum sollte man ein Bild beifügen ?

Warum sollte man den Gesprächpartner mit der rechten Hand und nicht 
einfach mal um was neues auszuprobieren mit der linken Hand begrüssen ?


Rückwärts chronologisch ist gerade quasi-standard. Mit Sicherheit wird 
man Deine Bewerbung trotzdem lesen..

von klingt gut (Gast)


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klingt gut schrieb:
> Bewerber schrieb:
>> Wieso sollte man den Lebenslauf im Gespräch rückwärts chronologisch
>> aufsagen? Hat das schon mal jemand von Dir verlangt?

sorry falsch verstanden, du sprichst vom Gespräch :-(

von P. M. (o-o)


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Hans schrieb:
> In der chronologischen Variante geht das dann immer völlig geordnet und
> ohne Chaos so: Position x, dann ist z passiert und deshalb kam dann
> Positon y, usw. . Ich als Bewerber komme nicht durcheinander und die
> Zuhörer können auch folgen.

Dein Ansatz ist falsch. Niemand will, dass du deinen Lebenslauf 
herunterbetest. Darüber konnte sich die Firma ja bereits im Vorfeld 
informieren und kann allenfalls im Gespräch noch gezielte Fragen 
stellen.

Was man von dir hören will, ist eine kurze und knackige Darstellung der 
wichtigsten Punkte in seinem Werdegang und sicher nicht jeder 
Stellenwechsel und die tieferen Gründe dahinter.

Beispielsweise:
- Hochschulabschluss an Uni X mit Schwerpunkt auf ...
- Einige Jahre in Themengebiet Y gearbeitet
- Beförderung zum Projektleiter bei Firma Z
- Letzte Jahre in Themengebiet A gearbeitet

von Hans (Gast)


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P. M. schrieb:
> Darüber konnte sich die Firma ja bereits im Vorfeld
> informieren und kann allenfalls im Gespräch noch gezielte Fragen
> stellen.

Es sprengt den Rahmen eines schriftlichen Lebenslauf, wenn man auch noch 
die Veränderungsgründe reinschreiben würde. Deshalb sieht man da nur: er 
hat gewechselt und dies und jenes gemacht.



> Was man von dir hören will, ist eine kurze und knackige Darstellung der
> wichtigsten Punkte in seinem Werdegang und sicher nicht jeder
> Stellenwechsel und die tieferen Gründe dahinter.

Doch, genau das. Ich habe schon öfter die Aufforderung gehört meinen 
Werdegang zu erzählen und dabei auch die Gründe für Veränderungen zu 
nennen. Ausserdem sollte ich noch besonders auf die Dinge eingehen, die 
einen Bezug haben zu der Position, um die es im Gespräch geht.

Und wenn ich nicht dazu aufgefordert wurde, habe ich das immer aus 
Eigeninitiative so gemacht und das fand man auch völlig normal und hat 
mich nicht unterbrochen mit: "Bitte gehen sie nicht auf jeden 
Wechselgrund ein, das interessiert uns nicht."

Auch habe ich es erlebt, dass ich eine Position beschreibe und dann fast 
fertig damit bin und eine kleine Pause mache. Diese Pause nutzt ein 
Gesprächspartner und sagt: und dann haben sie ja da und da hin 
gewechselt, warum denn? Diese Information stand eben nicht im 
Lebenslauf, sie war aber interessant für ihn.

von Marx W. (Gast)


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Hans schrieb:
> Diese Information stand eben nicht im
> Lebenslauf, sie war aber interessant für ihn.

Genau!

von Hans (Gast)


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Hans schrieb:
> Es sprengt den Rahmen eines schriftlichen Lebenslauf, wenn man auch noch
> die Veränderungsgründe reinschreiben würde. Deshalb sieht man da nur: er
> hat gewechselt und dies und jenes gemacht.

Ausserdem liegen die geographischen Orte von Studium und Positionen der 
Berufstätigkeit an 4 weit voneinander entfernten Orten in Deutschland. 
Hinzu kommt noch ein Auslandaufenthalt. Und da war in bisherigen 
Geprächen immer Interesse bei den Gepsrächspartnern, warum es zu diesen 
Veränderungen kam.

von Marx W. (Gast)


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Hans schrieb:
> Und da war in bisherigen
> Geprächen immer Interesse bei den Gepsrächspartnern, warum es zu diesen
> Veränderungen kam.

Jetzt wird`s interessant.

von Heiko N. (heikon)


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den lebenslauf im gespräch runter zu beten, wenn man aufgefordert word, 
etwas über seinen hergang zu erzählen, kann auch schnell monoton werden.

ich habe es so gehalten, an für mich entscheidenden punkten im 
lebenslauf zu beginnen und anhand dieser den verlauf der näheren 
vergangenheit zu erläutern.

ist natürlich schwer, wenn man grundschule, gymnasium, studium ohne groß 
spannende dinge erlebt hat.
aber punkte, warum man gerade diesen studienzweig eingeschlagen hat, 
bzw. dieses oder jenes wahlpflichtfach/studien-/diplomarbeit gewählt hat 
kann man für den zuhörer schon spannend aufziehen.

frei nach dem motto: mach dich interessant

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