Forum: Platinen Bleigehalt in Lötzinn


von Hans F. (dani1632)


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Hallo!

Da meine Lötspitze schon relativ schwarz ist und nur noch schlecht Zinn 
aufnimmt, habe ich recherchiert, dass es vermutlich am bleifreien Zinn 
liegen könnte. Zum Reinigen verwende ich keinen Schwamm, nur 
Metallwolle. Ich habe einige Rollen Lötzinn rumliegen, ich kann jedoch 
nicht erkennen, ob es sich um bleifreies oder bleihaltiges handelt.

Mir ist klar, dass es sich um bleifrei handelt, wenn "lead free" 
draufsteht. Aber kann ich davon ausgehen, dass es sich um bleihaltiges 
handelt, wenn "lead free" NICHT auf der Rolle steht?

Wie ist es mit der Aufschrift RoHS? ich nehme an, dass es sich bei 
dieser Aufschrift auch um bleifreies handelt?

Was darf also nicht draufstehn, dass es sich um bleihaltiges handelt?

Kann man den Unterschied auch optisch (VOR dem Löten, auf der Rolle) 
erkennen?

Vielen Dank für eure Hilfe :)lG

: Verschoben durch Moderator
von Stefan M. (derwisch)


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Bleifreies Lot sieht ( im direkten Vergleich ) eher aus wie Silberdraht.
Es glänzt stärker, ist irgendwie heller.
Ob man das aber auch ohne direkten Vergleich sieht, weiss ich nicht.

Auf jeden Fall kann man den Unterschied mit dem Lötkolben testen.
Bleifreies hat einen deutlich höheren Schmelzpunkt.
Wenn Du bleifrei arbeitest, gehe ich davon aus, dass du eine vernünftige 
Lötstation hast, bei der man die Temperatur exakt einstellen kann!?
Bei uns wird bleifreies Lot ( per Hand ) immer auf 240 bis 250°C 
gelötet.
Darunter macht es keinen Spass.
Daran erkennt man es spätestens...

von N8Schicht (Gast)


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Hallo Daniel,

>>Zum Reinigen verwende ich keinen Schwamm, nur
>>Metallwolle

Aber keine Stahlwolle, oder? Damit würdest Du dir die Lötspitze 
abfeilen.

>>Wie ist es mit der Aufschrift RoHS? ich nehme an, dass es sich bei
>>dieser Aufschrift auch um bleifreies handelt?

Richtig!

Normalerweise sollte die Zusammensetzung auf der Rolle stehen.
0815 Lötzinn: S-Sn60Pb38Cu2
Bedeutet 60% Zinn, 38% Blei (Pb) und 2% Kupfer.

Wenn also Pb draufsteht, ist Blei drin


Gruß
N8

von Jim M. (turboj)


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Ich verwende hier noch älteres bleihaltiges Lötzinn, da tritt dieser 
Effekt (abgefressene Lötspitze) ebenfalls auf. Dafür dürften eher die 
Rückstände des Flußmittels verantwortlich sein.

Bei gutem Lötzinn steht die chemische Zusammensetzung drauf. Wenn man in 
Chemie aufgepasst hat, weiss man das Pb für Blei steht. Üblicher Lötzinn 
mit der Kennzeichnung Sn60Pb38Cu2 hat also 60% Zinn, 38% Blei und 2% 
Kupfer enthalten.


ROHS entspricht einer EU-Richtlinie und umfasst mehr als nur Blei.

von Soul E. (Gast)


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Daniel F. schrieb:

> Da meine Lötspitze schon relativ schwarz ist und nur noch schlecht Zinn
> aufnimmt, habe ich recherchiert, dass es vermutlich am bleifreien Zinn
> liegen könnte. Zum Reinigen verwende ich keinen Schwamm, nur
> Metallwolle.

Wichtig ist, die Spitze vor dem Ablegen ordentlich zu verzinnen und erst 
vor Gebrauch abzustreifen. Dann verzundert das Lot und nicht die 
Oberfläche der Spitze.

von Hans F. (dani1632)


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Wow, danke für die vielen nützlichen Tips!

Ja, habe eine Lötstation zum Einstellen der Temperatur. ich hatte bisher 
immer bei 280° gelötet... Ist das schon zu hoch? Mit welcher Temperatur 
kann ich dann bei bleihaltigem arbeiten? Wie deutlich ist denn der 
Unterschied zwischen den beiden Schmelzpunkten?

Nein, Stahlwolle ist es nicht... ist eher bronzefärbig...

Wie ist das denn mit dem Flussmittel? Ist das in jedem Lötzinn drin? 
Gibt es auch eigenes Flussmittel, das irgendwie zusammen mit dem Lötzinn 
verwendet werden kann?

Danke auch für den Tip, dass ich die Lötspitze erst vor dem Löten 
abstreife, habe das bisher immer danach gemacht :/

Danke vielmals!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Daniel F. schrieb:
> Ja, habe eine Lötstation zum Einstellen der Temperatur. ich hatte bisher
> immer bei 280° gelötet... Ist das schon zu hoch?

Nein.  Bei uns in der Firma sind 320 °C für bleihaltiges und 350 °C
für bleifreies Zinn üblich.

> Mit welcher Temperatur
> kann ich dann bei bleihaltigem arbeiten? Wie deutlich ist denn der
> Unterschied zwischen den beiden Schmelzpunkten?

34 K (183 °C vs. 217 °C)

von Wilhelm F. (Gast)


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Was spricht gegen die Abstreifung der Lötspitze an einem in Wasser 
getränkten Schwamm?

Wenn der Originalschwamm aus der Lötstation mal den Geist aufgegeben 
hat, dann kauft man bei Aldi für unter einem Euro eine Packung mit 5 
Schwammtüchern, und schneidet sich ein Stück daraus zurecht, den Rest 
braucht man im Haushalt sowieso.

Ja, genau so mache ich es selbst.

von Hans F. (dani1632)


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Abstreifen am feuchten Schwamm wird heute eher nicht mehr gemacht, weil 
die Lötspitze dadurch einem abrupten Temperatursturz ausgesetzt ist und 
das Material der Spitze dadurch Schäden abbekommen kann (Risse usw..). 
Hab das auch erst vor Kurzem erfahren...

von Wilhelm F. (Gast)


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Daniel F. schrieb:

> Abstreifen am feuchten Schwamm wird heute eher nicht mehr gemacht, weil
> die Lötspitze dadurch einem abrupten Temperatursturz ausgesetzt ist und
> das Material der Spitze dadurch Schäden abbekommen kann (Risse usw..).
> Hab das auch erst vor Kurzem erfahren...

Es kommt natürlich auch ein wenig drauf an, wie und wie intensiv man 
abstreift... Wenn man mit der Spitze am triefenden Schwamm einschläft, 
ist es natürlich nicht so gut. ;-)

von Beteigeuze (Gast)


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An dieser Stelle vielleicht mal ne ganz andere Frage: warum bekommt man 
schwarze Hände, wenn man mit ner etwas größeren Menge bleifreiem Lot 
hantiert? (wickle manchmal für größere Lötungen vorhandenes 1mm-Lot zu 
z.B. 6facher Stärke zusammen).
Lot wäre Sn96Ag4.

von Paul B. (paul_baumann)


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Wilhelm schrub:
>Wenn man mit der Spitze am triefenden Schwamm einschläft,
>ist es natürlich nicht so gut. ;-)

Das ist dann die Neuerfindung des Tauchsieders.
;-)

Jetzt hat man im Erzgebirge ein weiteres Zinnvorkommen gefunden, was 
wohl
40000 Tonnen Zinn enthält. Da können wir noch eine Weile löten...

MfG Paul

von L. P. (lpg)


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Daniel F. schrieb:
> Abstreifen am feuchten Schwamm wird heute eher nicht mehr gemacht, weil
> die Lötspitze dadurch einem abrupten Temperatursturz ausgesetzt ist und
> das Material der Spitze dadurch Schäden abbekommen kann (Risse usw..)

Im Vergleich zur Stahlwolle (oder was ist das genau für eine "goldene" 
Metallwolle?) die jetzt alle Hersteller liefern finde ich die "feuchte 
Schwamm" Methode immer noch besser.

Lg.

von Kanudi Kasaki (Gast)


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>das Material der Spitze dadurch Schäden abbekommen kann

Eine Lötspitze ist aus Kupfer und nicht aus Fensterglas. Was sollen da 
bitte für Schäden durch Abschrecken entstehen?

Es wäre allerdings was anderes, wenn ich den GANZEN Lötkolben in kaltem 
Wasser abschrecken würde. In den Heizelementen sind Keramikteile drin, 
die würden dadurch möglicherweise schon geschädigt werden.

Die Spitze muss das aber bitteschön aushalten.

von Wilhelm F. (Gast)


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Beteigeuze schrieb:

> An dieser Stelle vielleicht mal ne ganz andere Frage: warum bekommt man
> schwarze Hände, wenn man mit ner etwas größeren Menge bleifreiem Lot
> hantiert? (wickle manchmal für größere Lötungen vorhandenes 1mm-Lot zu
> z.B. 6facher Stärke zusammen).
> Lot wäre Sn96Ag4.

Da ist die Legierung wohl nicht ganz so stabil. Silberoxid ist schwarz.

Bei Blei werden die Hände ebenfalls schwarz. Mit einem Stück Blei kann 
man auf weißem Papier auch schreiben. Bleistift.

Mein Vater brachte mir 1970 mal ein Stück Bleiblech von der Rolle ca. 
10x20cm mit. Ich weiß gar nicht mehr, was ich damit machte. Und er war 
froh, daß ich etwas neugierig war. In der Ausbildung klopfte ich eine 
Weile später dann selbst Bleimuffen aus der Bleirolle in Paßform.

von L. P. (lpg)


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Kanudi Kasaki schrieb:
> Eine Lötspitze ist aus Kupfer

Nur im Kern. Die Beschichtung variiert je nach Hersteller.

Lg

von Jens G. (jensig)


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>Nur im Kern. Die Beschichtung variiert je nach Hersteller.

Z.B. Ni-Schicht, die nicht so schnell ins Zinn hineinlegiert wie Kupfer, 
dadurch haltbarer.

von Adler (Gast)


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Paul Baumann (paul_baumann) schrübte kürzlich:

> Jetzt hat man im Erzgebirge ein weiteres Zinnvorkommen gefunden, was
> wohl
> 40000 Tonnen Zinn enthält. Da können wir noch eine Weile löten...

> MfG Paul

Dann wäre die Frage "Wie geht's Deutschland" schon mal (teilweise) 
beantwortet: Zinn scheint genug da! Es darf gelötet werden. Hurra!

Adler, der seine Lötspitze nach wie vor am Nassschwämmchen reibt.

;-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Wilhelm F. schrieb:
> Silberoxid ist schwarz.

So schnell oxidiert Silber nicht.  Du meinst Silbersulfid, aber auch
das braucht ewig, bis es sich bildet (mit dem in der Luft vorhandenen
SO2).

Nein, das ist in erster Linie das Zinn.  Das Zeug ist weich, und egal
ob bleihaltig oder -frei, es reibt sich ab.  ("Bleistift" …)

von Wilhelm F. (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:

> Wilhelm F. schrieb:
>> Silberoxid ist schwarz.
>
> So schnell oxidiert Silber nicht.  Du meinst Silbersulfid, aber auch
> das braucht ewig, bis es sich bildet (mit dem in der Luft vorhandenen
> SO2).
>
> Nein, das ist in erster Linie das Zinn.  Das Zeug ist weich, und egal
> ob bleihaltig oder -frei, es reibt sich ab.  ("Bleistift" …)

Wie Zinn alleine sich verhält, weiß ich aus der Praxis leider nicht. 
Auch nicht, wie sich reines Zinn anfühlt, Materialbeschaffenheit, wir 
hatten zu Hause kein Zinngeschirr und auch keine Zinnsoldaten. Mal 
sehen, ob Wikipedia was hat.

Im Baumarkt, wo ich am Samstag meine Einhebelmischer-Kartusche kaufte, 
ging ich noch etwas herum. Da sah ich mal noch kleine Rollen mit dickem 
Lot, für Gas-Wasser-Scheiße-Installateure, 2-3mm dick, SN97CU3.

von Michael_ (Gast)


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Wilhelm F. schrieb:
> Auch nicht, wie sich reines Zinn anfühlt, Materialbeschaffenheit, wir
> hatten zu Hause kein Zinngeschirr und auch keine Zinnsoldaten.

Man muß dich richtig bedauern. Nicht mal einen Bierkrug mit Zinndeckel 
kannst du dir leisten.
Und übrigens nicht mit Gas-Wasser-Scheiße. Es gibt im BM zwei Sorten 
Zinn.
Eines für Trinkwasser und eines für Heizung usw.

von Wilhelm F. (Gast)


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> Man muß dich richtig bedauern. Nicht mal einen Bierkrug
> mit Zinndeckel kannst du dir leisten.

Mit so einem völlig nichtsnützigem Mist mache ich aber auch gar nichts.

Womit ich natürlich nicht behaupte, daß er manchen Zeitgenossen nicht 
hilft.

;-)

von 6A66 (Gast)


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Wilhelm F. schrieb:
> Wenn der Originalschwamm aus der Lötstation mal den Geist aufgegeben
> hat, dann kauft man bei Aldi für unter einem Euro eine Packung mit 5
> Schwammtüchern, und schneidet sich ein Stück daraus zurecht, den Rest
> braucht man im Haushalt sowieso.

Hallo Wilhelm, hallo Daniel,

bei uns im Entwicklungslabor halten die Lötspitzen etwa 1 Jahr 
(Blistiftspitze 0,4mm, SMD, häufiger Gebrauch, verschiedene Personen), 
der Schwamm etwa 1/2 Jahr. D.h. Pro Jahr 6EUR für die Lötspitze und etwa 
2EUR für die beiden Schwämme - das sind etwa 8EUR pro Jahr. Da werfe ich 
die Lötspitze einfach weg und schneide keine Hauslhaltstücher! Und: Ja 
ich verwende im Labor (Entwicklung, nur Prototypen) bleihlatiges Lötzinn 
und verzinne immer nach dem Löten.

rgds

von Paul H. (powl)


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Hab jetzt nicht alles gelesen aber um meine Lötspitze sauber zu halten 
habe ich die mit Abstand(!) besten Erfahrungen mit diesen 
Stahlspiralwolle-Schwämmen gemacht, die man auch als Topfreiniger 
benutzt. Einfach ein paar mal reintunken und die Lötspitze sieht aus wie 
neu. Ich benutze das Ding schon seit Jahren und die Lötspitze scheint 
nicht darunter zu leiden sondern verhält sich wie neu. Ich brauche auch 
nicht mehr so einen Quatsch wie so einen komischen Lötspitzenreiniger.

Die goldenen derivate davon sind aus Messing und verkleben.
Feine Stahlwolle taugt sicher auch nix.
Gummiabstreifer sind ne katastrophe.
Das zweitbeste dürfte immernoch ein feuchter Schwamm sein. Mit dem 
Umstand, dass man ihn ständig nachfeuchten muss und die schlagartige 
Abkühlung eventuell auf kurz oder lang das Lötspitzenmaterial zerstört 
und zu Mikrorissen führt.

von c.m. (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Wilhelm F. schrieb:
>> Silberoxid ist schwarz.
>
> So schnell oxidiert Silber nicht.  Du meinst Silbersulfid, aber auch
> das braucht ewig, bis es sich bildet (mit dem in der Luft vorhandenen
> SO2).

silbersulfit, erstens, zweitens h2s (eierlöffel!, dann sulfid), nicht 
so2.

von Gregor B. (Gast)


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Daniel F. schrieb:
> Da meine Lötspitze schon relativ schwarz ist und nur noch schlecht Zinn
> aufnimmt, habe ich recherchiert, dass es vermutlich am bleifreien Zinn
> liegen könnte.

Eigentlich nicht.

Daniel F. schrieb:
> Ja, habe eine Lötstation zum Einstellen der Temperatur. ich hatte bisher
> immer bei 280° gelötet...

Schon ok.

Wir hatten auch immer Probleme mit schwarzen Lötspitzen, die keinn Zinn 
mehr annahmen, sowohl bei Sn60Pb38Cu2-Lot als auch bei dem neuen 
SnAgCu-Lot.

Das Problem war nicht das Lot, sondern die Tatsache, dass niemand nach 
dem Löten die Temperatur zurückgestellt hat und die Spitzen stundenlang 
bei 300°C in der Gegend herum standen.

Seitdem wir Stationen haben, die automatisch in den Standby wechseln, 
ist das Problem Geschichte.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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c.m. schrieb:
> silbersulfit, erstens

Zumindest Wikipedia behauptet auch, dass die typischen schwarzen
Ablagerungen auf bspw. Silberbesteck Silbersulfid seien (Ag2S).

Dass der Schwefel dafür aus H2S (statt SO2) stammt, akzeptiere ich.

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