Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Ingenieur im Versuch: was ist zu tun?


von Max (Gast)


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Hallo,

ich bin Absolvent und habe ein Stellenangebot im Versuch. Folgende 
Aufgaben werde ich erfüllen sollen. Durchführen der 
Qualifizierungsprüfungen für Bedienmodule gemäß Erprobungspflichtenheft 
und von elektrischen Prüfungen, Umweltprüfungen, Lebensdauerprüfungen, 
klimatischen Tests und visuellen Prüfungen mit Hilfe spezieller 
Messtechnik und Prüfständen inkl. zugehöriger Software.
In meiner Diplomarbeit habe ich einen automatisierten Funktionsprüfstand 
für eine Hardwareplatine gebaut mit Bedienoberfläche, Kommunikation mit 
dem Funktionsprüfstand (und mc) und Hardware hierfür entwickelt.

Meine Frage ist nun, werde ich hier lediglich Versuche durchführen, 
weshalb dann einen Ingenieur einstellen und habe ich Erfahrung im 
Versuch, da ich einen Funktionsprüfstand gebaut habe?

Ich freue mich über Informationen von Leuten die einen tieferen Einblick 
in den Beruf haben als ich und mir meine Vorstellungen zu diesem Job 
erweitern können, denn ich weiß nicht wirklich, inwiefern ich hierzu 
qualifiziert bin und welche Aufgaben mir bevorstehen.

von Marx W. (Gast)


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Max schrieb:
> Meine Frage ist nun, werde ich hier lediglich Versuche durchführen,
> weshalb dann einen Ingenieur einstellen und habe ich Erfahrung im
> Versuch, da ich einen Funktionsprüfstand gebaut habe?

Die Frage stellste am besten Im VG.
Oder Ruf halt bei der Firma an und frag!

Max schrieb:
> denn ich weiß nicht wirklich, inwiefern ich hierzu
> qualifiziert bin und welche Aufgaben mir bevorstehen.

Wo ist da das Problem, die die dich da einstellen, glauben du kannst es!
Das ist wichtig! Und nur DAS!

von Purzel H. (hacky)


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abeiner gewissen komplexitaet muss man die Aufgaben teilen. die einen 
machen entwicklung, die anderen testen, die dritten fabrizieren serien. 
Dann gibt es noch qualitaetssicherung, dokumentation, verkauf, ..

von Maik (Gast)


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Hi,
von meinen produktbegleitenden Ausflügen in verschiedene EMV Labore und 
doch einigem Studium der Normen - kann ich Dir sagen, dass man in dem 
Bereich doch einiges an technischem Sachverstand benötigt.
Du hast haufenweise Normen zu kennen und zu verstehen, und nach diesen 
dann zu Messen bzw. Messen zu lassen. Es ist jedoch in meinen Augen eher 
unwahrscheinlich, dass Du dann großartig klassisch entwickeln kannst.

Es kann natürlich auch das Gegenteil sein, dass Du Prüfstände für 
spezielle Anwendungen mit zu entwerfen hast - aber vielleicht etwas 
weniger Stress als in der klassischen Produktentwicklung. Da ist wohl 
Fragen angesagt.

von Mieser Fatzke (Gast)


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Versuch macht Kluch.

von Dipl.- G. (hipot)


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Hallo Max.


Max schrieb:

> Stellenangebot im Versuch. Folgende
> Aufgaben werde ich erfüllen sollen.
> Durchführen der Qualifizierungsprüfungen für Bedienmodule gemäß
> Erprobungspflichtenheft und von elektrischen Prüfungen,
> Umweltprüfungen, Lebensdauerprüfungen, klimatischen Tests und
> visuellen Prüfungen mit Hilfe spezieller Messtechnik und
> Prüfständen inkl. zugehöriger Software.

Ich bin Prüfingenieur. Schick mir eine PM und ich erzähle Dir was über 
den Beruf. Ein kleiner Teil meiner Arbeit umfaßt sämtliche der von Dir 
genannten Tätigkeiten, ein anderer kleiner Teil z.B. Hoch- und 
Höchstspannungstechnik. Siehe hier: 
Beitrag "Re: Tätigkeiten eines Ingenieurs abseits von Entwicklung"

(elekrische Prüfungen an Isolatoren mit unbekannten Nennwerten, hier 
Tauglichkeitsfestellung für 200 kV Wechselspannung, Überschläge bei 240 
kV und mehr, diese Isolatoren benutzen wir seit den von mir 
durchgeführten Prüfungen im Prüffeld für Mittel- und 
Hochspannungsprüfkreise, von den weiteren Prüfungen wie z.B. 
Blitzstoßspannung, Wechselspannung mit nassem Isolator oder 
Schaltstoßspannung haben ich leider keine Bilder gemacht)



Ein weiterer kleiner Teil ist die Welt der hohen und ultrahohen Ströme 
und Kräfte (Kurzschlußfestigkeit). Die Lichtbogenerscheinungen sind 
darin ein besonderes Feld. Die Schaltgerätetechnik ist ein weiterer 
kleiner Teil. Die Antriebstechnik und Antriebsregelung. Die ruhenden und 
rotierenden elektrischen Maschinen. Die Leistungselektronik. TET 
verfolgt mich ständig und ist die Herausforderung überhaupt, denn 
Prüfkreise sind ausgedehnte Objekte, d.h. physikalische Gebilde. Felder, 
Wellen, Kräfte, induktive Schleifen, Streukapazitäten, 
LC-Wechselwirkungen, Systemantworten und Übertragungsfunktionen. Und 
inmitten des Infernos aus hohen Spannungen, Strömen, Kräften, die 
Meßtechnik. Usw. usw. usw. usw. Ich will hier nicht ins Detail gehen. 
Ich mach bspw. auch numerische Simulationen, wenn es notwendig ist. 
Schreib mir und wir reden außerhalb des Forums weiter.

Mein Arbeitsalltag unterscheided sich jedenfalls erheblich von dem 
ehemaliger Kommilitonen und Freunde. Am Anfang war alles neu und 
spannend. Jetzt, nach Jahren, machen 90% noch immer dasselbe und 
dasselbe und dasselbe und das gleiche und dassselbe und das gleiche und 
dasselbe, spezialisieren sich ein wenig, vergessen im Gegenzug 90% vom 
Uniwissen. Verantwortung wird, typisch deutsch, in kleinen Häppchen 
dargereicht. Diejenigen, die in ERA-Unternehmen sitzen, machen bloß noch 
Dienst nach Vorschrift.

Eine Einschränkung muß ich allerdings machen: Ich arbeite im Ausland, wo 
Ansolventen mehr zugetraut wird, wo Absolventen möglichst vielseitig 
gefördert werden, wo wesentlich besser bezahlt wird und wo man von 
Anfang an signifikant mehr Verantwortung aufgebrummt bekommt. Daß ich 
soviel Abwechslung und Spaß am Beruf habe, könnte deswegen erheblich 
standortbeeinflußt sein und es ist denkbar, daß ich auf einer 
vergleichbaren Stelle in der BRD am Rad drehen würde. Prüfingenieur ist 
generall trotzdem die beste Tätigkeit. Man sieht Sachen (Fehler), die 
gestandene Experten in der Praxis in 30 Jahren nie zu Gesicht bekamen 
(Explosionen, Kraftwirkungen des Stromes usw.).

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