Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Quarz Datenblätter


von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

habe bereits gesucht aber nicht wirklich eine Antwort gefunden... hoffe 
ich bin jetzt hier richtig und die Frage ist nich zu dämlich... ;-)

(Wie) kann ich die Induktivität L1 und die dynamische Kapazität C1 des 
Ersatzschaltbilds eines Quarzes aus den Werten der Datenblätter 
berechnen?

Bin gerade nochmal etliche Datenblätter durch, und habe keins gefunden 
in dem Q angegeben war, also funktioniert weder die Formel 
Q*R=sqrt(L1/C1) noch f0=1/(2pi*sqrt(L1*C1)).
Meistens warn dort nur C0 Rs und C / CL angegeben.

Geht um die Berechnung/Simulation eines Quarzoszis...

Für jeden Ansatz schon im Voraus vielen Dank!

Edit: in einem Script eines Professors stand "bei Grundtonquarzen hat C1 
einen Wert von ungefähr 10fF". Kann man diesen Wert als allgemein gültig 
ansehen und dann eben über die Formel für f0 den Wert für L1 berechnen?

von EMU (Gast)


Lesenswert?

Q ist auch noch Q = wL/R , dann sollte eine Berechnung bei Dir auch 
gehen
EMU

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Bernd Neubigs Quarzkochbuch ist das Standardwerk und frei zugänglich:
http://axtal.de/info/buch.html

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>(Wie) kann ich die Induktivität L1 und die dynamische Kapazität C1 des
>Ersatzschaltbilds eines Quarzes aus den Werten der Datenblätter
>berechnen?

Die Güte von Quarzen ist gewöhnlich größer als 50000. Also ergibt sich 
für L1 rund 100mH für einen 4MHz-Quarz. Bei höheren Quarzfrequenzen 
verringert sich L1 entsprechend. C1 berechnest du dann mit der 
Thomsonformel.

von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

Also erstmal vielen Dank für die Antworten. Irgendwie steh ich wohl 
komplett auf dem Schlauch... Das Quarzkochbuch hab ich jetzt (bis auf 
einige Unterkapitel) auch schon ein paar mal durch. Grundsätzlich 
verstehe ich ja die Logik hinter dem ganzen, aber komme halt praktisch 
einfach nicht weiter.

Kai Klaas schrieb:
> Die Güte von Quarzen ist gewöhnlich größer als 50000. Also ergibt sich
> für L1 rund 100mH für einen 4MHz-Quarz.

Ist das mit der von EMU genannten Formel:
Q = wL/R
berechnet worden? Falls ja, würde das wohl heißen du bist von einem R1 
von 50Ω ausgegangen? Hast du das aus nem Datenblatt oder ist das n 
Faustwert oder wo kommen die her?
Und ist die Berechnung der Werte so unkritisch dass man einfach von 
Q=50k ausgehen kann wenn nichts im Datenblatt steht?
Thomson Formel / Berechnung von C1 is dann auch klar, jetzt wo ich weiß 
wie ich auf L1 komme, danke.

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>Ist das mit der von EMU genannten Formel:
>Q = wL/R
>berechnet worden?

Ja.

>Falls ja, würde das wohl heißen du bist von einem R1 von 50Ω ausgegangen?
>Hast du das aus nem Datenblatt oder ist das n Faustwert oder wo kommen
>die her?

Das sind übliche Werte in diesem Frequenzbereich. Ein guter Quarz hat 
weniger, ein schlechter etwas mehr.

>Und ist die Berechnung der Werte so unkritisch dass man einfach von
>Q=50k ausgehen kann wenn nichts im Datenblatt steht?

Was du für L1 und C1 erhälst, sind immer nur Näherungswerte. Das ist 
schließlich eine Ersatzschaltung, die nur in erster Näherung gilt. 
Feinheiten findst du da nicht. Man kann mit diesen Werten 
Pierce-Oszillatoren verstehen, beispielsweise, warum die Burdencaps so 
wichtig sind und wieso ein Serienwiderstand die Quarzleistung auf einen 
akzeptablen Level bringen kann. Ansonsten sind L1 und C1 ohne 
Aussagewert.

Wieso bist du überhaupt so an L1 und C1 interessiert?

von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

Danke für die schnelle und ausführliche Antwort!
Ich bin an L1 und C1 so interessiert weil ich grade versuche einen 
Colpitts Oszi zu (dimensionieren/) berechnen und zu simulieren. Leider 
komme ich da trotz Quarzkochbuch nicht so richtig weiter, bzw hab 
wahrscheinlich nicht mal den richtigen Ansatz...

von EMU (Gast)


Lesenswert?

Wenn man die Daten eines individuellen Quarzes genau wissen will, muss 
man die Quarzdaten halt messen (Für Ladderfilter macht man das z.B. so).

Eine der Quellen die die Methoden sehr gut behandelt ist diese hier:
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CDYQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.cliftonlaboratories.com%2FDocuments%2FCrystal%2520Motional%2520Parameters.pdf&ei=S0EnUpeIOIflswa-pICgBg&usg=AFQjCNGfoS7FFB0Axo4B7W1kQqJlOmyN_w&bvm=bv.51495398,d.Yms

Eine andere gute Quelle wo auch zu sehen ist, wie einfach so ein Aufbau 
zur Bestimmung der Q-Daten ist, ist der von Wes Hayward: Comparing 
Quartz Crystal Measurement Methods.

Welche Daten werden denn von dem Datenblatt angegeben, mit dem Du Dich 
beschäftigt hast ?

EMU

von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

Danke fürs dranbleiben!
Hab leider weder den Quarz noch die entsprechenden Messeinrichtungen, 
dachte sowas würde generell im Datenblatt stehen (vielleicht unter nem 
anderen Namen).
Hab mir mehrere Datenblätter angeschaut (hauptsächlich 10MHz AT Quarze) 
und generell hab ich neben Temperaturtoleranzen etc. nur R, C0 und CL 
gesehen.
Wenn ich weiß daß ich nun einfach mal von Q=50k ausgehen kann ist das ja 
schonmal ein Fortschritt!  :-)

von EMU (Gast)


Lesenswert?

Hagaaar Horrible schrieb:
> und generell hab ich neben Temperaturtoleranzen etc. nur R, C0 und CL
> gesehen.
> Wenn ich weiß daß ich nun einfach mal von Q=50k ausgehen kann ist das ja
> schonmal ein Fortschritt!  :-)

nee so wird das noch nichts:
- also von einem Quarz hast Du immer seine Serienresonanz f0
- mit der Angabe von Cl und R bekommst Du also das Q= R/(2*pi*Cl)
  ist ja das gleiche wie vorhin mit dem wL
- aus einer Deiner Formeln oben bekommt man dann das Lm (motional 
inductance)
- C0 ist gegeben
- .....somit fehlt nix mehr :-)

EMU

von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

Vielen Dank nochmal!
Die Formel kannte ich noch nicht. Also kann ich praktisch über CL und R 
das Q berechnen, woraus ich dann mit w (also 2*pi*f0) L1 und damit dann 
C1 berechnen kann.
Glaube das hab ich jetzt drin, nochmal danke!
Nun wird der Abend wohl mit Ersatzschaltbilder malen und 
Schleifenverstärkung berechnen verbracht... hoffe ich krieg die 
Schaltung irgendwie vernünftig dimensioniert.

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


Lesenswert?

Hallo zusammen.

@ Hagaaar

Um ein bisschen Hardware wirst du wohl nicht herum  kommen.
Die Werte rein aus dem Datenblatt zu entnehmen, wird nicht
klappen.

Suche mal im Netz nach G3UUR Crystal Tester. Auf vielen Seiten
wird beschrieben, wie man mit einem Hilfsoszillator und
einem Frequenzzähler zu brauchbaren Werten bzgl.
Motional Inductance und Capacitance kommt.
Dann nimm dir eine handvoll Quarze und messe. Dann bekommst du
auch ein Gefühl für die Sache.
Mit den so ermittelten Werten kannst du dann ja deine
Simulation starten.

73
Wilhelm

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>Ich bin an L1 und C1 so interessiert weil ich grade versuche einen
>Colpitts Oszi zu (dimensionieren/) berechnen und zu simulieren.

Für einen Oszillator mußt du sowieso eine erhebliche Schwankungsbreite 
der Quarzparameter berücksichtigen. Also reicht ein Näherungswert 
durchaus.

Spiele dann aber auch kräftige Parameteränderungen, beispielsweise durch 
Herstellungstoleranzen oder Temperaturschwankungen durch. Gerade auch 
die Verstärkerparamter (z.B. Transkonduktanz bei Invertern) können 
erheblich schwanken, so sehr, daß manche Schaltungen bei niedrigen 
Temperaturen nicht anschwingen wollen. Du mußt also eine ausreichende 
Anschwingreserve sicherstellen.

Auch den "quarz drive level" gilt es zu berücksichtigen. Übersteuerte 
Quarze produzieren ganz ganz fiese, teilweise nur sporadisch auftretende 
Fehler und können natürlich auch ganz ausfallen. Profis nehmen deshalb 
lieber einen fixfertigen Oszillator, als sich einen selbst zu stricken. 
Auch die ganze Messerei an Quarzschaltungen ist praktisch immer Murks, 
wenn man nicht gerade spezielle Probes für genau diesen Zweck erworben 
hat.

von EMU (Gast)


Lesenswert?

Hagaaar Horrible schrieb:
> Die Formel kannte ich noch nicht. Also kann ich praktisch über CL und R
> das Q berechnen, woraus ich dann mit w (also 2*pi*f0) L1 und damit dann
> C1 berechnen kann.

Nee immer noch nicht richtig gedacht:
-- c1 ist gegeben im Datenblatt dort heißt es offensichtlich nur Cl (ich 
schrieb CL)
-- über f0=1/(2*pi*sqrt(Lm*c1)  kannst Du Dir durch Umstellen der Formel 
Lm ausrechnen

... und den Rest hatten wir ja schon

Es ist bei solchen Übungen immer wichtig sich die Grundlagen näher 
anzusehen (hier Schwingkreis, z.B. im Tietze/Schenk oder einem anderen 
guten Lehrbuch)
damit füllen sich Wissenslücken schneller und nachhaltiger als bei jeder 
anderen Methode :-)
EMU

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>Die Formel kannte ich noch nicht. Also kann ich praktisch über CL und R
>das Q berechnen, woraus ich dann mit w (also 2*pi*f0) L1 und damit dann
>C1 berechnen kann.

Nein, nein, nein. CL ist die empfohlene Bürdekapazität, auch 
Lastkapazität genannt, und C0 ist die Streukapazität zwischen den 
Anschlüssen.

L1 bzw. C1 bekommst du nur heraus, wenn die Güte Q und der 
Ersatzserienwiderstand R1 im Datenblatt ausdrücklich angegeben werden, 
was fast nie der Fall ist. Noch unwahrscheinlicher ist die direkte 
Angabe von L1 oder C1.

Beachte, daß das Produkt aus L1 und C1 natürlich immer mit der 
Quarzfrequenz festgelegt ist, aber sich die Güte direkt in L1 bzw. C1 
widerspiegelt. Da die Güte stark schwanken kann, können dies dann auch 
die absoluten Werte von L1 und C1, wohingegen das Produkt immer konstant 
bleibt.

von EMU (Gast)


Lesenswert?

Kai Klaas schrieb:
> Nein, nein, nein. CL ist die empfohlene Bürdekapazität, auch
> Lastkapazität genannt, und C0 ist die Streukapazität zwischen den
> Anschlüssen.

OK, dann irrte ich , sri :-(

dann hilft wirklich nur messen, aber das ist super-simpel, oben waren ja 
schon einige Quellen angegeben
G3UUR Crystal Tester.   ist auch gut !!

Es ist immer gut wenn man etwas von der Pike aus machen muss :-))

EMU

von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

Hallo mal wieder!

Erstmal vielen Dank für das bleibende Interesse und die vielen 
Antworten!

Hab mir schon gestern beim posten gedacht ich sollte nicht nur 
Formelzeichen sondern die korrekte Beschreibung angeben...

Nur um das jetzt nochmal klarzustellen...

Die Formel für die Güte ist also

Q = R / (2pi*C_1)  (mit C_1: dynamische Kapazität / Kondensator in Reihe 
im Ersatzschaltbild)

Bin nämlich ein bisschen verwirrt mittlerweile xD
Den Tietze hab ich leider nich mehr da, aber werde schauen, dass ich 
hier baldmöglichst ne Uni Bibliothek finde wo ich ihn herkriegen kann...

Habe (u.a. im Quarzkochbuch) auch schon gelesen daß man Quarz Oszis wohl 
besser kauft anstatt selbst bastelt, zumindest wenn sie genauer sein 
sollen... Bin mir mittlerweile auch nicht mehr sicher, aber eigentlich 
sollte ich halt einen diskret aufbauen und nicht fertig kaufen, muss 
aber wohl noch mal verhandeln...

Da ich wie bereits erwähnt weder Quarze noch Messzeug hier hab, werde 
ich wohl einfach erstmal mit Standardwerten simulieren müssen. Hab immer 
wieder Werte im Bereich von 5fF ... 40fF für C1 (C_eins) gesehen.

Das mit von der Pike aus machen sehe ich genauso! Werde auch nochmal 
nachforschen ob nicht doch noch ein Quarz hier irgendwo rumliegt, aber 
bezweifle es stark...

Nochmals vielen Dank für alle Antworten!

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Es gibt auch noch den Artikel "Kristall-Splitter" in den UKW-Berichten 
4/1992 S. 215-228, da gab es auch viele Tips zur Ermittlung der 
Quarzparameter.

Ich habe schon einige Bücher über SPICE nach Quarzen und -oszillatoren 
durchgesucht, aber das Thema wird nicht oder nur knapp behandelt. Es 
gibt nicht einmal ein eigenes Modell, man muss sich mit 
Parallelschwingkreisen o.ä. behelfen.

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>Die Formel für die Güte ist also
>
>Q = R / (2pi*C_1)  (mit C_1: dynamische Kapazität / Kondensator in Reihe
>im Ersatzschaltbild)

Nein! Mensch, das ist doch wirklich nicht so schwer, sich die richtige 
Formel zu merken: Q = w x L1 / R1. Oder, wenn unbedingt C1 vorkommen 
soll: Q = 1 / (w x R1 x C1)

Schau auch hier, bei Reihenschaltung:

http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCtefaktor

>Bin mir mittlerweile auch nicht mehr sicher, aber eigentlich
>sollte ich halt einen diskret aufbauen und nicht fertig kaufen, muss
>aber wohl noch mal verhandeln...

Wie lautet denn deine Aufgabe ganz konkret?

>Da ich wie bereits erwähnt weder Quarze noch Messzeug hier hab, werde
>ich wohl einfach erstmal mit Standardwerten simulieren müssen. Hab immer
>wieder Werte im Bereich von 5fF ... 40fF für C1 (C_eins) gesehen.

Die Messerei hilft dir nicht wirklich weiter, weil die Güte eines 
Quarzes mit der Zeit abnehmen kann. Beispielsweise ist der Quarz intern 
mit einem elastischen Tropfen am Gehäuse festgemacht, der mit der Zeit 
altert und seine Elastizität verliert, vor allem, wenn er beim Lötprozeß 
zu warm geworden ist. Also mußt du sowieso in deiner Simulation relativ 
geringe Güten annehmen, damit der Oszillator auch noch in ein paar 
Jahren funktioniert. Spiele aber nicht nur unterschiedliche L1 durch, 
sondern auch R1.

Nochmals, ich würde einen fertigen Oszillator nehmen. In der Entwicklung 
dieses fertigen Oszillator steckt das gesamte Ingenieurfachwissen auf 
dem Gebiet der Oszillatortechnik. Das bekommst du als Anfänger nicht 
einmal ansatzweise so perfekt hin.

von EMU (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Damit Du einmal ein Gefühl bekommst, wie die Quarz-Parameter so 
aussehen, hier ist ein Auszug aus 100 vermessenen 4MHz Quarzen, die für 
ct-Beträge/Stck bei Reichelt gekauft werden können.
Hier hast Du also rund 30 Quarze und ihre Parameter und ihren 
Schwankungen. Wie zum Beispiel bei meinem Los die Güte mit der 
Serienresonanzfrequenz zusammenhing zeigt die Excelauswertung Q_über_F

Und sehr gute Quarzoszillatoren kann man natürlich selbst bauen.
Vielleicht hilft Dir dieses paper das zu verstehen.

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CDYQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.minicircuits.com%2Fapp%2FAN95-007.pdf&ei=2HcoUvbqIsfJtAaV1YDIBQ&usg=AFQjCNEJGV7Xu5zUjp0NAo4YDZ-dh-RRrg&bvm=bv.51773540,d.Yms

Wenn Du im Bild 4a die L,C3 Kombination durch einen Quarz ersetzt hast 
Du schon einen Quarzoszillator
Lässt Du dann noch c3 drin, kannst Du die Quarzfrequenz etwas ziehen 
(siehe Quarzkochbuch)

EMU

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>Damit Du einmal ein Gefühl bekommst, wie die Quarz-Parameter so
>aussehen, hier ist ein Auszug aus 100 vermessenen 4MHz Quarzen, die für
>ct-Beträge/Stck bei Reichelt* gekauft werden können.

Sehr schön! Das ist doch endlich mal eine konkrete Aussage!!

Hast du auch Werte von älteren oder überhitzten Quarzen?

>Und sehr gute Quarzoszillatoren kann man natürlich selbst bauen.
>Vielleicht hilft Dir dieses paper das zu verstehen.

Natürlich kann man das, aber wohl nicht unbedingt auf Anhieb als 
Anfänger...

>Wenn Du im Bild 4a die L,C3 Kombination durch einen Quarz ersetzt hast
>Du schon einen Quarzoszillator

Ja schon, aber einfache Transistorschaltungen sind jetzt nicht soo 
stabil, weil die Transistorparameter kräftig das Verhalten beeinflussen.

von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

Danke nochmals, vor allem auch für die Messdaten, Links und Erklärungen!

Das Paper ist auch sehr interessant, ich habe mehr oder weniger genau 
diese Schaltungen schon berechnet/simuliert (mit sehr unterschiedlichen 
Ergebnissen, wahrscheinlich bedingt durch die restlichen Unklarheiten).
Eine Frage auf die ich dabei immer wieder gestossen bin hängt mit dem 
Parameter g_m zusammen. Soweit meine Recherche Früchte getragen hat, 
müsste dies ja der "transconductance gain" sein, richtig? Der Wert ist 
aber nicht identisch mit dem Y21 Parameter ("Vorwärtssteilheit") oder 
irre ich mich? In Datenblättern von Transistoren finde ich den leider 
auch nie, muss man den Wert für jede Schaltung neu berechnen?

Zur Frage was denn genau meine Aufgabe sei... ich soll eine PLL 
Schaltung entwickeln, und dafür ist ein sehr präziser Oszi nötig 
(hauptsächlich Kurzzeitstabilität/Phasenrauschen relevant). Das ganze 
soll im NF Bereich betrieben werden, aber da ich gelesen habe 
(Quarzkochbuch?), dass durch Frequenzteiler das Phasenrauschen auch 
reduziert werden kann, ist mein erstes Ziel einen 10MHz Oszi zu 
entwickeln.

von EMU (Gast)


Lesenswert?

Kai Klaas schrieb:
> Hast du auch Werte von älteren oder überhitzten Quarzen?

nee, leider nicht, aber sehr kritisch kann das nicht sein, weil ich baue 
bis zu 10-polige ladder Filter mit solchen Qs und die Gehäuse werden 
durch Anlöten geerdet (aber ich brate die auch nicht stundenlang! :-) )
und die würden extrem empfindlich reagieren wenn da im großen Maßstab 
etwas "weglaufen" würde

Kai Klaas schrieb:
> Natürlich kann man das, aber wohl nicht unbedingt auf Anhieb als
> Anfänger...

naja die Aufgabestellung klingt so gar nicht nach Anfänger

Kai Klaas schrieb:
> Ja schon, aber einfache Transistorschaltungen sind jetzt nicht soo
> stabil, weil die Transistorparameter kräftig das Verhalten beeinflussen.

das stimmt nur teilweise, so super kritisch sind die Schaltungen nicht, 
außer es handelt sich um Phasenrauschen und da ist die Filterung der 
Spannungsversorgung und die Wahl des Regler ICs wichtig, aber natürlich 
Transistor und Quarz auch !

Hagaaar Horrible schrieb:
> dass durch Frequenzteiler das Phasenrauschen auch
> reduziert werden kann, ist mein erstes Ziel einen 10MHz Oszi zu
> entwickeln.

das wird ein dickes Brett mit Deinem Wissen !
Hast Du denn die Möglichkeit das Phasenrauschen zu messen ?

Wenn Du phasenrauscharme Oszillatoren suchst, dann suche unter 
Driscoll-Oszillator (es gibt einen prima Artikel dazu im Funkamateur, 
den man bestimmt noch kaufen kann), der dort beschriebene läuft bei 
100MHz und bei selber Quelle suche nach AmpOsz, der ist gutmütiger, für 
Dich leichter zu verstehen (weil in Baublöcken konzipiert)
http://www.funkamateur.de/downloads.html

Zu Deiner gm-Frage Du hast Deinen Tietze nicht ausreichend studiert

EMU
dort kannst Du das Archiv durchsuchen

von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

Danke für die Antwort und den Link!
Werde mir den Tietze nochmal leihen, sobald ich kann. Weiß schon, dass 
es nicht einfach werden wird, aber hab noch n paar Monate... Vielleicht 
verkaufe ich mich hier auch grade dümmer als ich bin! ;-)

Habe hier einen HP5372 Time Interval Analyser, mit dem sollte ich wohl 
wenigstens indirekt das Phasenrauschen messen können. (hoffe ich)

Nochmal Danke für alles!

P.S.:
Is mir ja peinlich, aber habe über die Archiv Suche im FA weder Driscoll 
noch AmpOsz gefunden... trotzdem danke, werde einfach so mal nach 
Driscoll schauen.

von EMU (Gast)


Lesenswert?

Hagaaar Horrible schrieb:
> Is mir ja peinlich, aber habe über die Archiv Suche im FA weder Driscoll
> noch AmpOsz gefunden..

den AmpOsz findest Du unter "Lokaloszillator für den 2m Transverter 
IRHX2010" FA9/11 S.944 ff, Richter

den Driscoll-Osz findest Du unter FA9/09 S.944 ff
 "I/Q-DDS-Bausatz für 10Hz bis 165MHz Teil (1) und (2)",  Graubner , 
Traving

Hagaaar Horrible schrieb:
> Vielleicht
> verkaufe ich mich hier auch grade dümmer als ich bin! ;-)

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, also ran an die evtl. noch 
fehlenden Grundlagen :-)

Hagaaar Horrible schrieb:
> Habe hier einen HP5372 Time Interval Analyser, mit dem sollte ich wohl
> wenigstens indirekt das Phasenrauschen messen können. (hoffe ich)

Ich kenne die Daten Deines Analyzers nicht, aber schau dir mal die Daten 
von den Generatoren oben an, da wird von -130dBc @1kHz und mehr 
gesprochen, dass können nur wenige Spektrum Analyzer
Phasenrauschen messen , wenn es wirklich anspruchsvoll wird, ist 
wirklich ein dickes Brett, eine PLL macht das Rauschen meist sehr viel 
schlechter, vielleicht reicht das ja für Deinen Fall und die Güte des 
Rauschens der PLL hängt  wiederum  vom guten XO-Standard und der Loop-BW 
ab

Viel Erfolg bei Deinem Vorhaben, reizvoll ist das Thema sehr !!!!!

EMU

von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

Vielen Dank nochmal für die ausführliche Hilfe! Werde mir die Artikel 
schnellstmöglich anschauen.
Direkt das Phasenrauschen messen kann der HP5372A glaube ich nicht (hab 
das ding nur am Montag mal kurz getestet und mich noch nich durch die 
kompletten 700 Seiten Anleitung gekämpft), aber halt 
Phasen-/Frequenzabweichungen, und das, glaube ich zumindest, sehr genau.
Ist vielleicht naiv, aber über den Einfluß der PLL mache ich mir jetzt 
im Moment noch nicht wirklich Gedanken, will jetzt einfach erstmal den 
Oszi (wenigstens ansatzweise) fertig kriegen.

Danke dir und Kai Klaas für die ausführlichen und hilfreichen Antworten 
und das rege Interesse!

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>nee, leider nicht, aber sehr kritisch kann das nicht sein, weil ich baue
>bis zu 10-polige ladder Filter mit solchen Qs und die Gehäuse werden
>durch Anlöten geerdet (aber ich brate die auch nicht stundenlang! :-) )
>und die würden extrem empfindlich reagieren wenn da im großen Maßstab
>etwas "weglaufen" würde

Ich bin von Technikern der Firma "Jauch Quartz" auf dieses Phänomen 
hingewiesen worden.

>Zur Frage was denn genau meine Aufgabe sei... ich soll eine PLL
>Schaltung entwickeln, und dafür ist ein sehr präziser Oszi nötig
>(hauptsächlich Kurzzeitstabilität/Phasenrauschen relevant).

Da ist der Quarzoszillator besonders geeignet, wegen der sehr hohen Güte 
des Schwingquarzes. Vielleicht reicht es dann ja schon, wenn du 
überhaupt einen Quarzoszillator verwendest? Es gibt auch fertige Modelle 
mit besonders niedrigem Phasenrauschen:

http://www.jauch.de/ablage/med_00000798_1300115139_JT53C-140311-18.pdf

Andere Hersteller haben natürlich ähnliche Modelle.

Wichtig ist eine gute Betriebsspannungsentkopplung für den Oszillator, 
wie EMU schon schrieb, und ein HF-tauglicher Aufbau (Masseflächen, 
Abschirmungen (!!), etc.).

von Hagaaar H. (hagaaar)


Lesenswert?

EMU schrieb:
> den AmpOsz findest Du unter "Lokaloszillator für den 2m Transverter
> IRHX2010" FA9/11 S.944 ff, Richter
>
> den Driscoll-Osz findest Du unter FA9/09 S.944 ff
>  "I/Q-DDS-Bausatz für 10Hz bis 165MHz Teil (1) und (2)",  Graubner ,
> Traving

Leider gibts davon wohl keine PDF Version, aber habe so das Gefühl, das 
es sowieso kein Fehler is, sich diese Zeitschrift mal genauer 
anzuschauen. (Spielte schon ne Weile mit dem Gedanken...)
Hab mir jetzt mal die beiden Ausgaben bestellt, und hoffe sie kommen 
bald an...

Nochmal vielen Dank für die Tips und Hilfe!

von EMU (Gast)


Lesenswert?

Hagaaar Horrible schrieb:
> Hab mir jetzt mal die beiden Ausgaben bestellt, und hoffe sie kommen
> bald an...
>
> Nochmal vielen Dank für die Tips und Hilfe!

Gern geschehen, ja die ganzen Hefte kaufen ist die richtige Methode und 
wenn Du Gefallen an der Zeitschrift findest, so sind die CDs mit jeweils 
einem Jahrgang das Richtige (kostet aber ein wenig)

Kai Klaas schrieb:
> Ich bin von Technikern der Firma "Jauch Quartz" auf dieses Phänomen
> hingewiesen worden.

Ja, das habe ich auch schon x-Mal gehört, aber bei meinen Experimenten 
ist mir noch nie etwas total Nachteiliges aufgefallen, vielleicht sind 
auch die neuen super kleinen Qs empfindlicher als die alten ??

EMU

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>Ja, das habe ich auch schon x-Mal gehört, aber bei meinen Experimenten
>ist mir noch nie etwas total Nachteiliges aufgefallen, vielleicht sind
>auch die neuen super kleinen Qs empfindlicher als die alten ??

Ich denke, daß da auf diesem Gebiet eine erhebliche Entwicklung 
stattfindet. Kann sich also durchaus um ein älteres Problem handeln, wie 
damals bei den Elkos aus den 70igern, wo nach ein paar Jahren die 
Gummistopfen herausgefallen sind...

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.